31.10.2024, 16:55
(31.10.2024, 16:21)advocatus diaboli schrieb: Es ist doch aber eine Illusion zu glauben, dass wir als Juristen von einer Wirtschaftskrise nicht betroffen wären. Natürlich besteht derzeit ein hoher Bedarf an Nachwuchskräften, aber das wird nur dazu führen, dass uns die negativen Folgen verzögert erreichen. Zwar profitieren wir anfangs von der Krise, da es z.B. bei Entlassungen und Insolvenzen viel zu tun gibt. Wer aber langfristig weniger Geld hat, wird auch weniger Rechtsstreitigkeiten austragen und auch bei der Beratung sparen.
Zudem ist derzeit noch völlig offen, wie sehr der juristische Arbeitsmarkt durch z.B. KI verändert wird und ob dadurch nicht in einigen Jahren viele Stellen wegfallen.
Wer wirklich glaubt, dass das alles keine Auswirkungen auf den Rechtsmarkt haben würde, dem fehlt einfach ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Abläufe.
Aber behauptet das hier einer ernsthaft? Ich meine, dass die allermeisten, die nicht super beunruhigt sind, durchaus negative Auswirkungen auf die Gesamtgruppe "Juristen" sehen. Nur versuchen die Meisten hier einigermaßen nuanciert/differenziert zu sein. Die tatsächlichen Effekte werden ja nicht jeden einzelnen innerhalb dieser Gesamtgruppe "Juristen" auf die gleiche Weise betreffen, genauso wie eine wirtschaftliche Schieflage einer Nation nicht alle darin lebenden Bürger gleich betrifft. NUR: mE hat man mit einem abgeschlossenen Jurastudium recht viele Option, was die berufliche Tätigkeit angeht. Es gibt sehr viele Juristen, die beruflich nichts (mehr) mit Jura machen und man hat grundsätzlich auch ein einigermaßen breit gefächertes Wissen, das man sehr gut außerhalb der klassischen juristischen Berufe einsetzen kann. Deswegen meinte ich, in Krisen (gilt aber grundsätzlich fürs Leben, finde ich jedenfalls) gibt es idR Gewinner, Verlierer und Chancen. Man muss halt auf sich selbst schauen und überlegen, zu welchem der drei (oder mehr) Kategorien man gehört, wenn alles beim Status Quo bleibt und kann - ganz grundsätzlich gesprochen - entsprechend aktiv werden und sich im Zweifel auch umorientieren. Die Welt hat schon ganz andere Zeiten erlebt und irgendwie ging es immer weiter, man muss halt manchmal auch proaktiv werden und im Zweifel auch eigene Veränderungen forcieren, wenn man nicht abgehängt werden will. Fragt mal die Generation Ü80 und wie die Welt bei Ihrem Renteneintritt aussah im Verhältnis zu dem, wie es zu ihrem Berufseinstieg war. Unzählige Menschen dieser Generation mussten sich auch erst an Technologie und alle damit zusammenhängenden Veränderungen gewöhnen und wer es nicht tat, naja, der musste dann halt merken, dass das ominöse Internet vielleicht doch mal einen Kurs wert gewesen wäre, statt es zu verteufeln und sich überrollen zu lassen. Keiner sagt, dass die kommenden Jahre einfach werden, muss auch jeder selbst wissen, wie er mit der Gesamtsituation umgehen will.
31.10.2024, 16:56
(31.10.2024, 15:59)nachdenklich schrieb: Das war ebenfalls auf Juristen bezogen.Das erinnert mich doch sehr an den Sound meiner Studentenjahre Anfang der 2000er…
Ich bleibe da bei meinem Standpunkt: ca 11.000 mit 1. Examen + ca 6-7000 Wirtschaftsrechtler (LLB/LLM) + ca 8.500 Volljuristen PRO JAHR. Der Arbeitsmarkt ist saturiert. Im 10-Jahres Vergleich studieren 10% mehr Studenten ein rechtswissenschaftliches Fach (Jura oder Wirtschaftsrecht).
Dann kommt die wirtschaftliche Rezession (und da ist mMn auch keine Aufhellung mittelfristig zu erwarten) und die stetig an Dynamik zunehmende Implementierung von KI hinzu (die meiner Auffassung nach ebenfalls zu einem Rückgang von Stellenangeboten führen wird).
Aber unabhängig davon: aktuell kumulieren einfach internationale und nationale Krisen wirtschaftlicher und geopolitischer Art. Da wir als rohstoffarmes Land auf Innovation und Exporte unserer Endfertigungen angewiesen sind, kommt der energiepolitischen Frage eine essentielle Bedeutung zu. Und da laufen wir völlig gegen die Wand.
Diese Schwarzmalerei war damals schon übertrieben, und da hatten wir noch 5 Mio Arbeitslose…
Mit Ausnahme von Leuten mit 2x ausreichend ohne sonstige Zusatzqualifikationen hat schon damals jeder etwas Akzeptables gefunden, mit der Zeit sogar die.
Jetzt kann man sich vielleicht nicht mehr die Jobs frei aussuchen, sondern muss sich eventuell breiter bewerben und ggf sogar wegziehen. Wenn das alles ist…
Irgendwie können wir Deutschen nur kranker Mann Europas oder selbstzufriedener Weltmeister, der die Welt über Haushaltsdisziplin belehrt, während man selbst von der Substanz zehrt. Dazwischen gibt es irgendwie nix.
Zum Schwarzmalen sehe ich im Moment jedenfalls für unsere Zunft keinen Anlass, wohl aber für die vielen (zugewanderten) Gering- bis Unqualifizierten in unserem Land.
31.10.2024, 16:57
(31.10.2024, 14:03)Praktiker schrieb:(31.10.2024, 11:58)LaesioEnormis schrieb: Würde Deutschland die Sanktionen aufheben, würde unser wirtschaftlicher Abschwung ganz schnell aufhören, und es würde wieder aufwärts gehen. Aber leider hat Deutschland entgegen den eigenen wirtschaftlichen Interessen Russland ,,sanktioniert" und sich ins eigene Bein geschossen.
Wirtschaftlich am geschicktesten wäre natürlich, zum Geltungsbereich der russischen Verfassung beizutreten. Nicht nur das Gas würde billig. Man könnte dann auch sämtliche Verteidigungsausgaben sparen, die teure unabhängige Justiz einsparen, das doofe Privatfernsehen würde endlich mal senden, was es soll, und zahlreiche weitere Vorteile wären damit verbunden. Englisch müsste man dann auch nicht mehr lernen. Ob es da für uns Juristen noch gute Arbeit gäbe, ist eine andere Frage. Und was man sich dann öffentlich zu sagen trauen darf, ist nochmal eine ganz andere Frage.
Soll heißen: ja, da draußen ist Krieg, und niemand weiß, wer nach der Ukraine dran wäre. Das ist wirtschaftlich Wahnsinn, wenn man nicht gerade Panzer oder Munition herstellt, und sollte in einer idealen Welt nicht sein. Warum man das nicht öffentlich sagen dürfen soll, ist mir ein Rätsel.
Dass wir und ein paar befreundete Nachbarländer unsere Lebensweise beibehalten können, kostet aber halt jetzt etwas, solange Russland nicht glaubhaft von den offensichtlich bestehenden Ambitionen ablässt. Wenn es das täte, wäre natürlich schön, und falls Du Kontakte dorthin hast, kannst Du es ja mal anregen.
31.10.2024, 17:05
(31.10.2024, 16:21)advocatus diaboli schrieb: Es ist doch aber eine Illusion zu glauben, dass wir als Juristen von einer Wirtschaftskrise nicht betroffen wären. Natürlich besteht derzeit ein hoher Bedarf an Nachwuchskräften, aber das wird nur dazu führen, dass uns die negativen Folgen verzögert erreichen. Zwar profitieren wir anfangs von der Krise, da es z.B. bei Entlassungen und Insolvenzen viel zu tun gibt. Wer aber langfristig weniger Geld hat, wird auch weniger Rechtsstreitigkeiten austragen und auch bei der Beratung sparen.
Zudem ist derzeit noch völlig offen, wie sehr der juristische Arbeitsmarkt durch z.B. KI verändert wird und ob dadurch nicht in einigen Jahren viele Stellen wegfallen.
Wer wirklich glaubt, dass das alles keine Auswirkungen auf den Rechtsmarkt haben würde, dem fehlt einfach ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Abläufe.
Ja, es stimmt, dass die Juristerei nicht im luftleeren Raum vor sich hin wabert, sondern von der Wirtschaft abhängig ist. Ich will nur sagen, dass es Juristen vergleichsweise gut geht. Und dieses vergleichsweise ist mir besonders wichtig. Mir ist egal, ob ich gut im Vergleich zu XYZ in Dubai verdiene. Für mich ist wichtig, dass ich hier in D auskömmlich leben kann. Wenn die Löhne von allen Deutschen nicht weiter steigen, gehts mir im Vergleich immer noch gut. Ich werde dann als Jurist immer noch eine schöne Wohnung in D mieten können und auch als normalaussehender Mann noch Chancen auf Tinder haben. Ich muss mich ja nur hier durchsetzen. Vll kann ich dann nicht mehr 5-Sterne-Urlaub in Indien machen, sondern die Inder machen hier Urlaub. Wäre das so ungerecht?
Und deine These, sparende Unternehmen sparen auch Rechtsstreigkeiten, ist falsch. Es wird nicht gezahlt, dann landest es vorm LG und dann auf meinem Tisch. Und weil der alte Vertrag geplatzt ist, werde ich noch damit beauftragt, einen neuen aufzusetzen. Würdest Du eine Miete über der Mietpreisbremse zahlen, wenn Du kein Geld mehr zum essen hast? Ne, die überhöhte Miete zahlst Du, wenn es gerade sehr gut läuft. Und wenn der Druck auf dich zunimmt, gibst Du das an deine Vertragspartner weiter. Das mit der KI ist nochmal ein Sonderthema, was ich lieber außen vor lassen würde. Aber wenn Du hier mit einer großen Revolution und Massenentlassungen rechnest, kannste ja Richter werden und dann später deine Urteile von KI schreiben lassen. Oder Arbeitsrechtler und die Entlassungen abwickeln. Oder Du wirst selbst KI-Experte. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber ich glaube dass es dafür derzeit wenig mehr als ein paar buzzwords und eine Sascha-Lobo-Frisur braucht. Für mich sind die Sorgen berechtigt, aber nicht in Bezug auf deine Jobchancen. Es kann passieren, dass die Dunkelheit uns alle versklavt, aber dann sind deine Jobaussichten das geringste Problem.
Deine These, dass die Zahl der Jurastudierende zugenommen habe, ist auch zweifelhaft. Vgl:
https://de.statista.com/statistik/daten/...utschland/
https://rechtsempirie.de/10.25527/re.202...e-analyse/
I
31.10.2024, 18:05
(31.10.2024, 15:59)nachdenklich schrieb: Das war ebenfalls auf Juristen bezogen.Das erinnert mich doch sehr an den Sound meiner Studentenjahre Anfang der 2000er…
Ich bleibe da bei meinem Standpunkt: ca 11.000 mit 1. Examen + ca 6-7000 Wirtschaftsrechtler (LLB/LLM) + ca 8.500 Volljuristen PRO JAHR. Der Arbeitsmarkt ist saturiert. Im 10-Jahres Vergleich studieren 10% mehr Studenten ein rechtswissenschaftliches Fach (Jura oder Wirtschaftsrecht).
Dann kommt die wirtschaftliche Rezession (und da ist mMn auch keine Aufhellung mittelfristig zu erwarten) und die stetig an Dynamik zunehmende Implementierung von KI hinzu (die meiner Auffassung nach ebenfalls zu einem Rückgang von Stellenangeboten führen wird).
Aber unabhängig davon: aktuell kumulieren einfach internationale und nationale Krisen wirtschaftlicher und geopolitischer Art. Da wir als rohstoffarmes Land auf Innovation und Exporte unserer Endfertigungen angewiesen sind, kommt der energiepolitischen Frage eine essentielle Bedeutung zu. Und da laufen wir völlig gegen die Wand.
Diese Schwarzmalerei war damals schon übertrieben, und da hatten wir noch 5 Mio Arbeitslose…
Mit Ausnahme von Leuten mit 2x ausreichend ohne sonstige Zusatzqualifikationen hat schon damals jeder mit der Zeit etwas Akzeptables gefunden, später sogar die.
Zum Schwarzmalen sehe ich im Moment für unsere Zunft keinen Anlass, wohl aber für die vielen (zugewanderten) Gering- bis Unqualifizierten in unserem Land.
31.10.2024, 22:19
(31.10.2024, 18:05)Spencer schrieb:(31.10.2024, 15:59)nachdenklich schrieb: Das war ebenfalls auf Juristen bezogen.Das erinnert mich doch sehr an den Sound meiner Studentenjahre Anfang der 2000er…
Ich bleibe da bei meinem Standpunkt: ca 11.000 mit 1. Examen + ca 6-7000 Wirtschaftsrechtler (LLB/LLM) + ca 8.500 Volljuristen PRO JAHR. Der Arbeitsmarkt ist saturiert. Im 10-Jahres Vergleich studieren 10% mehr Studenten ein rechtswissenschaftliches Fach (Jura oder Wirtschaftsrecht).
Dann kommt die wirtschaftliche Rezession (und da ist mMn auch keine Aufhellung mittelfristig zu erwarten) und die stetig an Dynamik zunehmende Implementierung von KI hinzu (die meiner Auffassung nach ebenfalls zu einem Rückgang von Stellenangeboten führen wird).
Aber unabhängig davon: aktuell kumulieren einfach internationale und nationale Krisen wirtschaftlicher und geopolitischer Art. Da wir als rohstoffarmes Land auf Innovation und Exporte unserer Endfertigungen angewiesen sind, kommt der energiepolitischen Frage eine essentielle Bedeutung zu. Und da laufen wir völlig gegen die Wand.
Diese Schwarzmalerei war damals schon übertrieben, und da hatten wir noch 5 Mio Arbeitslose…
Mit Ausnahme von Leuten mit 2x ausreichend ohne sonstige Zusatzqualifikationen hat schon damals jeder mit der Zeit etwas Akzeptables gefunden, später sogar die.
Zum Schwarzmalen sehe ich im Moment für unsere Zunft keinen Anlass, wohl aber für die vielen (zugewanderten) Gering- bis Unqualifizierten in unserem Land.
Lass doch jemanden seine Sorgen kundtun.
31.10.2024, 22:46
(31.10.2024, 17:05)Lucky schrieb:(31.10.2024, 16:21)advocatus diaboli schrieb: Es ist doch aber eine Illusion zu glauben, dass wir als Juristen von einer Wirtschaftskrise nicht betroffen wären. Natürlich besteht derzeit ein hoher Bedarf an Nachwuchskräften, aber das wird nur dazu führen, dass uns die negativen Folgen verzögert erreichen. Zwar profitieren wir anfangs von der Krise, da es z.B. bei Entlassungen und Insolvenzen viel zu tun gibt. Wer aber langfristig weniger Geld hat, wird auch weniger Rechtsstreitigkeiten austragen und auch bei der Beratung sparen.
Zudem ist derzeit noch völlig offen, wie sehr der juristische Arbeitsmarkt durch z.B. KI verändert wird und ob dadurch nicht in einigen Jahren viele Stellen wegfallen.
Wer wirklich glaubt, dass das alles keine Auswirkungen auf den Rechtsmarkt haben würde, dem fehlt einfach ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Abläufe.
Ja, es stimmt, dass die Juristerei nicht im luftleeren Raum vor sich hin wabert, sondern von der Wirtschaft abhängig ist. Ich will nur sagen, dass es Juristen vergleichsweise gut geht. Und dieses vergleichsweise ist mir besonders wichtig. Mir ist egal, ob ich gut im Vergleich zu XYZ in Dubai verdiene. Für mich ist wichtig, dass ich hier in D auskömmlich leben kann. Wenn die Löhne von allen Deutschen nicht weiter steigen, gehts mir im Vergleich immer noch gut. Ich werde dann als Jurist immer noch eine schöne Wohnung in D mieten können und auch als normalaussehender Mann noch Chancen auf Tinder haben. Ich muss mich ja nur hier durchsetzen. Vll kann ich dann nicht mehr 5-Sterne-Urlaub in Indien machen, sondern die Inder machen hier Urlaub. Wäre das so ungerecht?
Und deine These, sparende Unternehmen sparen auch Rechtsstreigkeiten, ist falsch. Es wird nicht gezahlt, dann landest es vorm LG und dann auf meinem Tisch. Und weil der alte Vertrag geplatzt ist, werde ich noch damit beauftragt, einen neuen aufzusetzen. Würdest Du eine Miete über der Mietpreisbremse zahlen, wenn Du kein Geld mehr zum essen hast? Ne, die überhöhte Miete zahlst Du, wenn es gerade sehr gut läuft. Und wenn der Druck auf dich zunimmt, gibst Du das an deine Vertragspartner weiter. Das mit der KI ist nochmal ein Sonderthema, was ich lieber außen vor lassen würde. Aber wenn Du hier mit einer großen Revolution und Massenentlassungen rechnest, kannste ja Richter werden und dann später deine Urteile von KI schreiben lassen. Oder Arbeitsrechtler und die Entlassungen abwickeln. Oder Du wirst selbst KI-Experte. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber ich glaube dass es dafür derzeit wenig mehr als ein paar buzzwords und eine Sascha-Lobo-Frisur braucht. Für mich sind die Sorgen berechtigt, aber nicht in Bezug auf deine Jobchancen. Es kann passieren, dass die Dunkelheit uns alle versklavt, aber dann sind deine Jobaussichten das geringste Problem.
Deine These, dass die Zahl der Jurastudierende zugenommen habe, ist auch zweifelhaft. Vgl:
https://de.statista.com/statistik/daten/...utschland/
https://rechtsempirie.de/10.25527/re.202...e-analyse/
I
Du scheinst meinen und andere Beiträge falsch erfasst und letztlich auch nicht verstanden zu haben.
Ich habe keineswegs geschrieben, dass speziell Unternehmen bei Rechtsstreitigkeiten in wirtschaftlich schlechten Zeiten sparen würden. Vielmehr habe ich allgemein davon gesprochen. Du scheinst auch weit weg von den kleinen Leuten zu sein. Denn bei finanziellen Schwierigkeiten würden sie grundsätzlich nicht auf die Idee kommen zum Anwalt zu gehen und einen Rechtsstreit vom Zaun brechen. Dafür fehlt ihnen schlicht das Geld, weil zunächst Anwalts- und Gerichtskosten vorgestreckt werden müssen. Die Bereitschaft dieser Leute ist vielmehr in guten Zeiten höher, weil eben das Geld dafür da ist. Man merkt, dass du von diesem Klientel weit entfernt bist.
Zudem missverstehst du meine Ausführungen. Natürlich sorgen wirtschaftliche Krisen zunächst für Konjunktur im Rechtsmarkt. Bei langanhaltenden wirtschaftlichen Krisen kehrt sich dieser Trend aber stark um und es kommt dann auch zu einer Rezession. Das ist tatsächlich auch der derzeitige empirische Stand in der Wissenschaft. Denn bei langanhaltender schlechter Wirtschaftslage werden in allen Bereichen Kosten eingespart und das trifft dann natürlich auch den Rechtsmarkt. Gerade bei Unternehmen (ich arbeite selbst in einem) ist dies besonders der Fall.
Zudem möchte ich klarstellen, dass ich mich nie zu den Zahlen der Jurastudenten geäußert habe. Das war nachdenklich. Als Jurist sollte man eigentlich in der Lage sein, den Inhalt von Foreneinträge zu erfassen und wer diese verfasst hat.
01.11.2024, 09:49
Aus der jährlichen Statistik Bundesagentur für Arbeit:
Zitat:Interesse an Jurastudium auf hohem Niveau leicht rückläufig 17.000 Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beendeten 2022 erfolgreich ihr Studium. Das waren 5 Prozent weniger als 2021. Da viele zunächst ein Referendariat beginnen, erfolgt der tatsächliche Eintritt in den Arbeitsmarkt allerdings erst nach frühestens zwei Jahren. 2 von 5 hatten einen Bachelor- oder Masterabschluss erworben und strebten damit zum Beispiel eine Tätigkeit als Wirtschaftsjurist/-in an. Die Studierendenzahl ist 2022/23 ebenfalls gesunken. Damit hat sich das zweite Jahr der Wachstumskurs, der kontinuierlich seit 2008 zu beobachten war, nicht mehr fortgesetzt. Rund 138.000 Frauen und Männer waren in einem rechtswissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben. Das waren 2 Prozent weniger als im vorangegangenen Studienjahr, aber 14 Prozent mehr als vor zehn Jahren.
01.11.2024, 11:46
Na gut, ich habe euch vermutlich falsch verstanden und das Thema verfehlt. Ich gehe ja selbst davon aus, dass es zu massiven Problemen und Verwerfungen kommen wird (siehe meinen ersten Beitrag) und wollte nur diejenigen, die kurz vorm Berufseinstieg stehen, ermutigen. Wenn das wie Leugnen der Herausforderungen rüberkommt und ich den Sorgen damit nicht gerecht werden konnte, tut es mir leid. Ich habe selbst recht viele Sorgen, die ich mit mir allein ausmache, und habe mich dafür entschieden jetzt auf Freizeit zu verzichten, um mir ein finanzielles Polster aufzubauen und ggf an der Transformation mitverdienen zu können. Mich würde es freuen, wenn hier jmd noch konkrete und umsetzbare Tipps hat, wie man seine Schäfchen ins Trockene bringen kann.
01.11.2024, 13:59
(31.10.2024, 22:19)Lucky schrieb:Lass mich denjenigen doch etwas beruhigen ;-)(31.10.2024, 18:05)Spencer schrieb:(31.10.2024, 15:59)nachdenklich schrieb: Das war ebenfalls auf Juristen bezogen.Das erinnert mich doch sehr an den Sound meiner Studentenjahre Anfang der 2000er…
Ich bleibe da bei meinem Standpunkt: ca 11.000 mit 1. Examen + ca 6-7000 Wirtschaftsrechtler (LLB/LLM) + ca 8.500 Volljuristen PRO JAHR. Der Arbeitsmarkt ist saturiert. Im 10-Jahres Vergleich studieren 10% mehr Studenten ein rechtswissenschaftliches Fach (Jura oder Wirtschaftsrecht).
Dann kommt die wirtschaftliche Rezession (und da ist mMn auch keine Aufhellung mittelfristig zu erwarten) und die stetig an Dynamik zunehmende Implementierung von KI hinzu (die meiner Auffassung nach ebenfalls zu einem Rückgang von Stellenangeboten führen wird).
Aber unabhängig davon: aktuell kumulieren einfach internationale und nationale Krisen wirtschaftlicher und geopolitischer Art. Da wir als rohstoffarmes Land auf Innovation und Exporte unserer Endfertigungen angewiesen sind, kommt der energiepolitischen Frage eine essentielle Bedeutung zu. Und da laufen wir völlig gegen die Wand.
Diese Schwarzmalerei war damals schon übertrieben, und da hatten wir noch 5 Mio Arbeitslose…
Mit Ausnahme von Leuten mit 2x ausreichend ohne sonstige Zusatzqualifikationen hat schon damals jeder mit der Zeit etwas Akzeptables gefunden, später sogar die.
Zum Schwarzmalen sehe ich im Moment für unsere Zunft keinen Anlass, wohl aber für die vielen (zugewanderten) Gering- bis Unqualifizierten in unserem Land.
Lass doch jemanden seine Sorgen kundtun.
Zu Beginn meines Studiums 2001 wurde einem von vielen Seiten (u.a. Berufsverbänden, halb informierten Journalisten) aus mitgeteilt, wenn man sein Jurastudium nicht gerade mit 2x VB abschließe, studiere man für die Arbeitslosigkeit oder bestenfalls den Taxischein.
Das war damals schon heillos übertrieben, hat den Leuten aber trotzdem erheblichen Stress bereitet und für Existenzängste gesorgt - im Nachhinein völlig unbegründet, wie sich dann herausstellte. In D. herrschte - die Älteren unter uns werden sich erinnern - eine diffuse Abstiegsangst, D. war mit 5 Mio Arbeitslosen der kranke Mann Europas und BK Schröder erfand mit dem Rücken zur Wand die Agenda 2010 und Hartz IV. Kollektiver Verdruss allerorten, zumindest konnte man den Eindruck gewinnen, wenn man die Zeitung aufschlug oder den Fernseher anmachte. Und dann musste man auch noch 10 Euro Praxisgebühr beim Arzt bezahlen, die ersten dachten ans Auswandern…
Wenn jetzt in D. nach 15 fetten Jahren wieder kollektiv das Totenglöckchen geläutet wird, halte ich das einfach für wenig differenziert und gerade für die Hochqualifizierten für heillos übertrieben. Ein Gutteil der miesen Stimmung dürfte natürlich auch der unterirdischen Performance unserer dysfunktionalen Ampelregierung geschuldet sein, die zwischen Rekordausgaben, Schuldenbremse und eigentlich dringend erforderlichen Investitionen in die Infrastruktur gefangen ist.
Lasst euch doch davon nicht verrückt machen.
Macht euer Ding und hängt euch rein und lasst euch nicht vom allgemeinen Untergangsgerede runterziehen, das war damals schon Quatsch. In spätestens 1 Jahr bekommen wir auch wieder eine funktionierende Regierung ;-)