27.09.2024, 10:56
(27.09.2024, 10:41)Freidenkender schrieb:(27.09.2024, 09:42)Ex-GK schrieb:(27.09.2024, 08:51)nachdenklich schrieb:(27.09.2024, 08:39)Ex-GK schrieb:(27.09.2024, 07:49)nachdenklich schrieb: Ich bezog mich hier jetzt primär auf mein Beispiel von "Alltagsverträgen" und "Alltagsschriftverkehr" bei kleineren Betrieben, Gewerbetreibenden oder Freiberuflern.
Aber im Endeffekt dürfte das für eine Vielzahl von Verträgen usw gelten, da der RA ja nun auch KI nutzen und viel schneller und effektiver die Entwürfe überprüfen kann.
Es geht alles so schnell und exponentiell, sodass ein Blick auch nur in die nächsten 2 Jahre unsicher erscheint. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass Rechtsschutzversicherungen KI als Druckmittel für die Kostensenkung zukünftig einsetzen werden (wie das auch immer vertraglich ausgestaltet werden kann).
Du weißt schon, dass es genug kostenfreie Muster im Internet gibt, teilweise von verschiedenen IHKen, die auch brauchbar sind. Klar, für die haftet auch keiner, aber das gleiche Szenario (kleiner Betrieb sucht ein Muster und legt es jemandem, der dafür potentiell haften könnte, vor), beschreibst Du ja auch mit KI. Daraus entstehen dann meistens Templates, die für die gleichen Vorgänge immer wieder genutzt werden. Sehr viele Betriebe haben keine Rechtsabteilung oder einen Justiziar, die rennen aber auch nicht wegen jedem Vertrag zum Anwalt. Wieso sollte außerdem ein Anwalt einen von KI erstellten Vertrag nochmal per KI prüfen, nur um den dann am Ende wieder selbst zu prüfen?
Weil KI - zumindest die großen Sprachmodelle - auch halluziniert. Das soll ja bei den LLMs, die ausschließlich mit Fachmaterialien trainiert wurden, anders sein. Solange die KI nicht selbstständig mit Gegenfragen die gröbsten Eventualitäten selbst abdeckt, bedarf es - so die Hoffnung - noch eines RA, um zu prüfen, ob der Entwurf vollständig ist und keine Halluzinationen o.ä. vorliegen.
Teilweise gibt es auch nicht für jeden Vertragstyp ein frei zugängliches Muster (bzw sind auch nicht alle Vertragsmuster in spezifischen Handbüchern vorhanden). Ich erinnere mich an einen Mandanten in meiner Ref-Station, der einen Vertrag für sein Unternehmen brauchte. Es gab da kaum etwas im Internet und auch nicht in den gängigen Handbüchern. Die frei zugänglichen AGBs von etablierten Unternehmen in seiner Branche (auf die der Mandant hingewiesen hatte) waren zT völlig unbrauchbar, da evident (aber auch nicht evident) gegen AGB-Recht verstoßen wurde. Diese AGB-Prüfung und die Vereinbarkeit mit aktueller Rechtsprechung dürfte zukünftig ganz einfach mit KI gehen. Wenn eine derartige Überprüfung zukünftig auch durch "laienhafte" Prompts ("Überprüfe bitte den Vertrag und insbesondere die Klausel 3.2.3 mit der aktuellen Rechtsprechung und formuliere diese erforderlichenfalls entsprechend um") oder bedarf es zum Prompting spezfische Fachtermini usw?
Mir ging es null darum, dass KI halluziniert, das ist völlig klar. Mir ging es um die Sinnhaftigkeit und den wirtschaftlichen Aspekt. Warum sollte ich die volle Haftung für ein KI-Muster für 3 Bananen (15-20 Euro zum drüberschauen) mit KI (für die eine Lizenz alleine schon monatlich mehr kostet) nochmal prüfen nur um dann in Eigenleistung nochmal den Vertrag zu prüfen - das ist null kostendeckend und man hat seine eigenen Muster, auf die man mit mehr Rechtssicherheit zurückgreifen kann. Selbst wenn man KI nicht als Zwischenschritt benutzt und nur den von KI erstellten Vertrag prüfen würde - das macht kostenmäßig wenig Unterschied, da kann der Anwalt gleich sein eigenes, bereits geprüftes Muster benutzen.
Zu Deinem Beispiel: wie gesagt - sehr viele kleinere Betriebe gehen so gut wie nie zu einem Juristen. Die ziehen sich irgendwelchen Kram aus dem Internet, schreiben das bisschen um und das wars. Solange keiner klagt ist es ja auch völlig Wumpe, ob jemand wirksame AGB hat. Glaubst Du ernsthaft, dass irgendein 50 Personen Betrieb sich ein KI-Tool für Verträge kauft, die er dann eh an einen Anwalt zur Prüfung gibt? Das entspricht einfach nicht der Realität von KMUs.
Was bei so gut wie jedem Anbieter fehlt ist, dass KI nach der geltenden Rechtslage draftet/prüft (Gesetzte und Rechtsprechung) - ja, das wird irgendwann möglicherweise kommen, aber man hat trotzdem das Thema Haftung. KI kann hilfreich sein, wenn man gerade keine Zeit hat und sich einen ersten Überblick über den Inhalt verschaffen will, ersetzt aber noch lange nicht die eigene Arbeit. Ich hab einige Male mit KI einen Vertrag auf red flags prüfen lassen, aber das war noch lange nicht so gut, dass man sich darauf verlassen kann. Zusätzlich wird immer wieder ignoriert, dass ja auch Verträge verhandelt werden - vielleicht machen wir das auch irgendwann per Avatar im Metaverse, aber wir derzeit ist das nicht absehbar!
genau das zeigt, dass der juristische Sachverstand weiterhin wichtig ist. Es sind Hilfsmittel und die gab es schon immer.
Absolut. Es gibt mehr als genug Beispiele aus der Praxis, die auch sehr deutlich machen, dass sich auch Juristen mit mehrjähriger Berufserfahrung nur schwer in einen völlig unbekannten Rechtsbereich einlesen können und alleine damit und verfügbaren Hilfsmitteln wie Handbücher/Muster was Gutes produzieren. Kann man machen, aber die damit verbundenen Risiken materialisieren sich regelmäßig, weil das Recht nun mal gelebt wird und nicht immer nach Schema F funktioniert.
Ich kenne auch ein Unternehmen, das mal KI-basierte Vertragsgeneratoren für Lieferverträge benutzt hat. Ziel war es, die Rechtsabteilung zu entlasten und die Fachkollegen damit arbeiten zu lassen. Abgesehen vom enormen Schulungsaufwand, für den einfach niemand ausreichend Zeit im laufenden Geschäft hat, hat sich gezeigt, dass diese Generatoren vielleicht beim ersten Entwurf helfen; sobald aber ein markup von der Gegenseite kommt, sind die Kollegen, die nun mal nie Jura studiert haben und nur Basiswissen über Kaufrecht haben, an verschiedenen Stellen aufgeschmissen und melden sich eh wieder bei der Rechtsabteilung um sich abzusichern. Viele Punkte in Verträgen sind ja auch nicht nur juristisch relevant und nicht schwarz/weiß zu beantworten. Kann eine KI auch die Eigenheiten eines Unternehmens berücksichtigen und strategische Faktoren einbeziehen? Die Kollegen fragen ja auch nicht einfach Google/KI und sagen dann "passt schon". Diese Vertragsgeneratoren sind derzeit qualitativ eher wie ein etwas besseres Clippy von Word.
27.09.2024, 13:53
Mir reicht es schon, dass nicht jeder in Beck-Online vorhandene Kommentar laufend aktualisiert wird, d.h. man hat entsprechend der Printauflage hin und wieder den Rechtsstand zum Herausgabedatum.
Wenn ich selbst in den Kommtar reinschaue, sehe ich oben den Stand der Auflage. Spuckt mir die KI einen fertigen Text aus, weiß ich nicht, woher sie die Daten genommen hat.
Insofern würde ich selbst keinen von der KI in Beck erstellten Vertrag ungeprüft übernehmen.
Für 15-20 Euro wiederum mache ich mir nicht die Mühe, die einzelnen Klauseln auf Aktualität zu überprüfen, denn dann muss ich, bis auf Offensichtliches, doch wieder vertieft in die Prüfung einsteigen und das kostet entsprechend.
Von daher ist klar, dass der Ablauf - Unternehmen nutzt die KI von Beck und lässt den Text anschließend vom Anwalt überprüfen - so nicht stattfinden wird. Allenfalls nutzen die Unternehmen Beck ohne hinterher einen Anwalt zu konsultieren, mit allen entsprechenden Risiken die wie immer dabei bestehen.
Für mich ist der von Beck-Online generierte Vertrag nichts anderes als einer der frei im Internet verfügbaren Verträge. Auch die sind ja nicht grundsätzlich schlecht, aber ggf. nicht immer aktuell und nicht auf den Einzelfall angepasst.
Wenn ich selbst in den Kommtar reinschaue, sehe ich oben den Stand der Auflage. Spuckt mir die KI einen fertigen Text aus, weiß ich nicht, woher sie die Daten genommen hat.
Insofern würde ich selbst keinen von der KI in Beck erstellten Vertrag ungeprüft übernehmen.
Für 15-20 Euro wiederum mache ich mir nicht die Mühe, die einzelnen Klauseln auf Aktualität zu überprüfen, denn dann muss ich, bis auf Offensichtliches, doch wieder vertieft in die Prüfung einsteigen und das kostet entsprechend.
Von daher ist klar, dass der Ablauf - Unternehmen nutzt die KI von Beck und lässt den Text anschließend vom Anwalt überprüfen - so nicht stattfinden wird. Allenfalls nutzen die Unternehmen Beck ohne hinterher einen Anwalt zu konsultieren, mit allen entsprechenden Risiken die wie immer dabei bestehen.
Für mich ist der von Beck-Online generierte Vertrag nichts anderes als einer der frei im Internet verfügbaren Verträge. Auch die sind ja nicht grundsätzlich schlecht, aber ggf. nicht immer aktuell und nicht auf den Einzelfall angepasst.
28.09.2024, 10:07
(27.09.2024, 13:53)Egal schrieb: Mir reicht es schon, dass nicht jeder in Beck-Online vorhandene Kommentar laufend aktualisiert wird, d.h. man hat entsprechend der Printauflage hin und wieder den Rechtsstand zum Herausgabedatum.
Wenn ich selbst in den Kommtar reinschaue, sehe ich oben den Stand der Auflage. Spuckt mir die KI einen fertigen Text aus, weiß ich nicht, woher sie die Daten genommen hat.
Insofern würde ich selbst keinen von der KI in Beck erstellten Vertrag ungeprüft übernehmen.
Für 15-20 Euro wiederum mache ich mir nicht die Mühe, die einzelnen Klauseln auf Aktualität zu überprüfen, denn dann muss ich, bis auf Offensichtliches, doch wieder vertieft in die Prüfung einsteigen und das kostet entsprechend.
Von daher ist klar, dass der Ablauf - Unternehmen nutzt die KI von Beck und lässt den Text anschließend vom Anwalt überprüfen - so nicht stattfinden wird. Allenfalls nutzen die Unternehmen Beck ohne hinterher einen Anwalt zu konsultieren, mit allen entsprechenden Risiken die wie immer dabei bestehen.
Für mich ist der von Beck-Online generierte Vertrag nichts anderes als einer der frei im Internet verfügbaren Verträge. Auch die sind ja nicht grundsätzlich schlecht, aber ggf. nicht immer aktuell und nicht auf den Einzelfall angepasst.
Volle Zustimmung. Der zeitliche Aufwand einer Vertragsprüfung ist nicht zu unterschätzen und den wird kein vernünftiger Anwalt für 15-20 € übernehmen. Da merkt man einfach, dass einige noch nicht die Berufserfahrung in diesem Gebiet haben, die sie bräuchten, um das vernünftig einzuschätzen. Sobald der Vertrag etwas komplexer wird und z.B. über einen Kaufvertrag für einen gebrauchten PKW hinausgeht, braucht man Zeit zum prüfen.