21.09.2024, 22:47
(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb:(18.09.2024, 00:19)EinsteigerMensch schrieb: Ich habe mir nicht den ganzen Thread durchgelesen, aber bin ehrlich gesagt ziemlich am verzweifeln mittlerweile. Habe 18 Pkt in der Summe und suche wirklich aktiv seit über 7 Monaten einen Job im Rhein Main Gebiet. Bin bald bei ca. 40 Absagen (wurde nur 4x überhaupt zu einem Gespräch eingeladen) und nach 10 Jahren juristischer Ausbildung frage ich mich ehrlich, ob ich es einfach sein lasse mit der Juristerei.
Ich dachte immer, dass ich mit meinen Noten bei MKs oder vllt sogar bei den "schwächeren" GKs gute Chancen hätte, aber ich glaube mir fehlt entweder ein Punkt im zweiten Examen im Vergleich zu anderen Kandidaten oder ich bin nicht spezialisiert genug.
Finde es ziemlich unglaublich, im ersten Examen war ich ja staatlich noch nicht so weit weg unter den besten 5% der Absolventen zu gehören und nun bekomme ich einfach keinen Job und es sieht so aus, dass wenn ich endlich einen Job bekomme dieser wirklich sehr weit von meinen Wünschen entfernt ist.
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
22.09.2024, 17:37
(21.09.2024, 22:47)RefSH schrieb:(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb: EinsteigerMensch
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
Bei der Justiz habe ich mich beworben und wurde als Richter/Staatsanwalt abgelehnt. Habe mich jetzt beim Verfassungsschutz (und wie gesagt beim Magistrat) beworben. Ansonsten habe ich tatsächlich viele Jobs im öD nicht so wirklich auf dem Schirm.
Aber da auch eine kleine Diskussion um die Relevanz von Spezialisierungen entbrannt ist:
Ich finde richtigerweise, dass darauf Wert gelegt werden sollte und ich verstehe auch, dass ein Arbeitgeber für sein IP-Recht Team lieber jemanden mit Praktika, Doktortitel und Ref Station im IP Recht nimmt als jemanden ohne Vorerfahrung in diesem Rechtsgebiet, der 0,5-1 Pkt besser ist.
Trotzdem wurde bereits erwähnt, dass eine solche Spezialisierung für viele kaum möglich ist. Zunächst ist die ganze Juristenausbildung ziemlich generalistisch und darauf abgerichtet, dass man die Basics der Falllösung beherrscht und gar nicht tiefer in Randgebiete eindringen kann. Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben. Wenn. man im Ref oder vorher beim Ausprobieren keinen Volltreffer landet, hat man nunmal auch nicht endlose Möglichkeiten sich zu spezialisieren. Da spielt das Alter für mich auch erstmal keine Rolle. Bis ich 25 war hatte ich beispielsweise Medienrecht oder IP Recht kaum auf den Schirm. Sicherlich ist einem bewusst, dass dies existiert, aber manchmal fällt einem einfach später erst auf, dass es einem gefallen könnte.
Darüber hinaus wurde jedenfalls mir während des Studiums permanent eingetrichtert, dass am Ende nur die Note zählt und einem werden noch schön Horrorgeschichten erzählt von Referendaren, die seit Ewigkeiten bei einer gewissen Kanzlei angestellt sind und dann wegen 0,5 Punkten abgelehnt werden. Glücklicherweise wird auf Vorerfahrung Wert gelegt.
Ein Problem, was sich bei mir langsam im Bewerbungsverfahren aufdringt, ist die doch immer größer werdende Lücke im Lebenslauf. Habt ihr Tipps, wie ich die am Besten erklären kann? Sie ist entstanden, weil ich a.) krank war, b.) nach dem Examen eine mentale Auszeit brauchte und c.) nun die ziemlich vielen Absagen. Gerade Punkt a.) und b.) möchte man ungern bei der Bewerbung thematisieren.
22.09.2024, 18:47
(22.09.2024, 17:37)EinsteigerMensch schrieb:(21.09.2024, 22:47)RefSH schrieb:(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb: EinsteigerMensch
Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Warum bewirbst du dich nichtmal bei Ministerien und/oder der Justiz?
Bei der Justiz habe ich mich beworben und wurde als Richter/Staatsanwalt abgelehnt. Habe mich jetzt beim Verfassungsschutz (und wie gesagt beim Magistrat) beworben. Ansonsten habe ich tatsächlich viele Jobs im öD nicht so wirklich auf dem Schirm.
Aber da auch eine kleine Diskussion um die Relevanz von Spezialisierungen entbrannt ist:
Ich finde richtigerweise, dass darauf Wert gelegt werden sollte und ich verstehe auch, dass ein Arbeitgeber für sein IP-Recht Team lieber jemanden mit Praktika, Doktortitel und Ref Station im IP Recht nimmt als jemanden ohne Vorerfahrung in diesem Rechtsgebiet, der 0,5-1 Pkt besser ist.
Trotzdem wurde bereits erwähnt, dass eine solche Spezialisierung für viele kaum möglich ist. Zunächst ist die ganze Juristenausbildung ziemlich generalistisch und darauf abgerichtet, dass man die Basics der Falllösung beherrscht und gar nicht tiefer in Randgebiete eindringen kann. Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben. Wenn. man im Ref oder vorher beim Ausprobieren keinen Volltreffer landet, hat man nunmal auch nicht endlose Möglichkeiten sich zu spezialisieren. Da spielt das Alter für mich auch erstmal keine Rolle. Bis ich 25 war hatte ich beispielsweise Medienrecht oder IP Recht kaum auf den Schirm. Sicherlich ist einem bewusst, dass dies existiert, aber manchmal fällt einem einfach später erst auf, dass es einem gefallen könnte.
Darüber hinaus wurde jedenfalls mir während des Studiums permanent eingetrichtert, dass am Ende nur die Note zählt und einem werden noch schön Horrorgeschichten erzählt von Referendaren, die seit Ewigkeiten bei einer gewissen Kanzlei angestellt sind und dann wegen 0,5 Punkten abgelehnt werden. Glücklicherweise wird auf Vorerfahrung Wert gelegt.
Ein Problem, was sich bei mir langsam im Bewerbungsverfahren aufdringt, ist die doch immer größer werdende Lücke im Lebenslauf. Habt ihr Tipps, wie ich die am Besten erklären kann? Sie ist entstanden, weil ich a.) krank war, b.) nach dem Examen eine mentale Auszeit brauchte und c.) nun die ziemlich vielen Absagen. Gerade Punkt a.) und b.) möchte man ungern bei der Bewerbung thematisieren.
Wie lang ist die Lücke? Eine größere Reise kommt m.E. gut an. Musst natürlich bei Nachfrage etwas etwas erzählen können. Vielleicht hast du Freunde oder Familie, die weiter weg wohnen und die du besucht haben könntest? Krank und mentale Auszeit würde ich nicht erwähnen.
22.09.2024, 19:55
Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)
22.09.2024, 22:07
(22.09.2024, 19:55)Patenter Gast schrieb:Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)
+1
das kann ich nur unterschreiben. ich glaube ich bin auch ein gutes Beispiel dafür. Ich war im Studium kein Überflieger, kein Freischuss, da ich auch nicht gerade sehr fleißig war. Aber frühzeitig im Studium schon einen Fokus aufs Arbeitsrecht gelegt. Beim einen Fachanwalt nebenher gejobbt, im Ref auch. Trotz einem Ausreichend und nur knapp Befriedigend im 2. Ex. konnte ich mir die Stellen danach aussuchen. Natürlich nicht in einer GK, aber ich war deutlich besser aufgestellt als viele Kolleg:innen
23.09.2024, 01:02
(22.09.2024, 19:55)Patenter Gast schrieb:Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)
Ich habe Jura auch studiert, weil ich ziemlich planlos war als 19 Jähriger Abiturient und man mir sagte damit könne man ja so viel machen und Juristen werden überall gebraucht. Dann fing ich an und mir gefiel das Studium wirklich sehr sehr gut und ich hatte auch weit überdurchschnittliche Noten.
Genug Interessen und Hobbies außerhalb von Jura habe ich aufjedenfall, aber am Ende des Tages habe ich Jura studiert und nicht Arbeitsrecht oder Pharmarecht. Wir werden doch gerade dazu ausgebildet eine Vielzahl an Fällen lösen zu können mit eventuell völlig unbekannten Problemen. Ich habe ja auch noch zusätzlich etwas Arbeitserfahrung als WiMi im Dispute, Arbeitsrecht und White Collar. Aber ganz ehrlich, diese paar Monate als WiMi sind für mich auch nicht kriegsentscheidend. Ich sehe mich aufgrund dieser WiMi oder Ref Tätigkeit nicht unbedingt anderen Bewerbern überlegen. Ein WiMi macht zum Teil ganz andere Aufgaben als ein Anwalt. Dass ich 3x die Woche über 4 Monate vor 3 Jahren für irgendwelche vorgesetzten Anwälte spezifische Recherchen im Arbeitsrecht durchgeführt habe, gibt mir meines Erachtens keinen immensen Vorteil vor anderen Volljuristen. Es ist ganz nett, aber das wars.
Und wie schon gesagt, wenn man seine Anwaltsstation 4 Monate lang bei einer Erbrechtsboutique absolviert hat (denn die Hälfte wird doch am Ende doch getaucht) und dann feststellt, dass es einem gar nicht passt, bringt diese Zeit einem auch nichts.
Ganz ehrlich, die Anzahl an Juristen, die einen wirklich nennenswerten Spezialisierungsgrad haben ist doch eher gering.
23.09.2024, 01:04
(22.09.2024, 18:47)Hans123 schrieb:(22.09.2024, 17:37)EinsteigerMensch schrieb: RefSH
(18.09.2024, 12:29)EinsteigerMensch schrieb:(18.09.2024, 10:08)Ex-GK schrieb: Der Frust ist absolut verständlich, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du zeitnah was passendes findest. Kommt für Dich nicht in Frage, erstmal ein "okay-es" Angebot anzunehmen, mit dem Arbeiten loszulegen und gleichzeitig die Augen nach für Dich attraktiveren Stellen Ausschau zu halten?
Ich bewerbe mich mittlerweile auch viel auf Stellen, die mir nicht so gefallen. Zuletzt im ÖD als Sachbearbeiter, weil ich mir da endlich mal eine Zusage erhoffe. Ist halt absolut gar nicht das, was ich nach 10 Jahren Studium+Ref machen möchte. Ansonsten hatte ich bisher gar nicht die Möglichkeit ein "okay-es" Angebot anzunehmen, weil ich kein einziges Angebot bekommen habe.
Ein Problem, was sich bei mir langsam im Bewerbungsverfahren aufdringt, ist die doch immer größer werdende Lücke im Lebenslauf. Habt ihr Tipps, wie ich die am Besten erklären kann? Sie ist entstanden, weil ich a.) krank war, b.) nach dem Examen eine mentale Auszeit brauchte und c.) nun die ziemlich vielen Absagen. Gerade Punkt a.) und b.) möchte man ungern bei der Bewerbung thematisieren.
Wie lang ist die Lücke? Eine größere Reise kommt m.E. gut an. Musst natürlich bei Nachfrage etwas etwas erzählen können. Vielleicht hast du Freunde oder Familie, die weiter weg wohnen und die du besucht haben könntest? Krank und mentale Auszeit würde ich nicht erwähnen.
Seit der mündlichen Prüfung meines Verbesserungsversuchs sind mittlerweile 7 Monate vergangen. Meine letzte Anstellung als WiMi ist fast 10 Monate her. An eine Reise habe ich auch schon gedacht. Bin mir auch noch nicht sicher, wo und wie ich das in den Lebenslauf einbringe. Eine andere Option, außer irgendein Nebenjob ist kaum möglich.
23.09.2024, 02:15
(23.09.2024, 01:02)EinsteigerMensch schrieb:(22.09.2024, 19:55)Patenter Gast schrieb:Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)
Ich habe Jura auch studiert, weil ich ziemlich planlos war als 19 Jähriger Abiturient und man mir sagte damit könne man ja so viel machen und Juristen werden überall gebraucht. Dann fing ich an und mir gefiel das Studium wirklich sehr sehr gut und ich hatte auch weit überdurchschnittliche Noten.
Genug Interessen und Hobbies außerhalb von Jura habe ich aufjedenfall, aber am Ende des Tages habe ich Jura studiert und nicht Arbeitsrecht oder Pharmarecht. Wir werden doch gerade dazu ausgebildet eine Vielzahl an Fällen lösen zu können mit eventuell völlig unbekannten Problemen. Ich habe ja auch noch zusätzlich etwas Arbeitserfahrung als WiMi im Dispute, Arbeitsrecht und White Collar. Aber ganz ehrlich, diese paar Monate als WiMi sind für mich auch nicht kriegsentscheidend. Ich sehe mich aufgrund dieser WiMi oder Ref Tätigkeit nicht unbedingt anderen Bewerbern überlegen. Ein WiMi macht zum Teil ganz andere Aufgaben als ein Anwalt. Dass ich 3x die Woche über 4 Monate vor 3 Jahren für irgendwelche vorgesetzten Anwälte spezifische Recherchen im Arbeitsrecht durchgeführt habe, gibt mir meines Erachtens keinen immensen Vorteil vor anderen Volljuristen. Es ist ganz nett, aber das wars.
Und wie schon gesagt, wenn man seine Anwaltsstation 4 Monate lang bei einer Erbrechtsboutique absolviert hat (denn die Hälfte wird doch am Ende doch getaucht) und dann feststellt, dass es einem gar nicht passt, bringt diese Zeit einem auch nichts.
Ganz ehrlich, die Anzahl an Juristen, die einen wirklich nennenswerten Spezialisierungsgrad haben ist doch eher gering.
Es bringt halt relativ wenig am Wunsch des Arbeitsmarktes vorbei zu argumentieren. Die Erbrechtskanzlei juckt deine Ausbildung im Baurecht nicht, usw. Und ja, du warst jung - gilt für die Studenten anderer Studiengänge aber auch. Stell dir einen Masterabsolventen in Bio oder BWL mit 25 vor der sagt „Spezialisierung? Ich doch nicht. Ich bin Generalist.“ Ziemlich undenkbar. Aber bei einem 29 jährigen Assessor ganz normal…
Natürlich macht ein WiMi andere Aufgaben, aber so tastet man sich ran. Ebenso längere Praktika.
Zitat:aber am Ende des Tages habe ich Jura studiert und nicht Arbeitsrecht oder Pharmarecht
Dann viel Erfolg bei der Suche nach einer Stelle für „Jura“ aber nicht wundern, wenn die Stellen im Arbeits- oder Pharmarecht andere Wünsche für die Qualifizierung haben
23.09.2024, 12:03
(23.09.2024, 01:02)EinsteigerMensch schrieb:(22.09.2024, 19:55)Patenter Gast schrieb:Zitat:Dann gibt es wirklich haufenweise Rechtsgebiete und juristische Berufe, die für das Staatsexamen absolut keinen Wert haben.
Ja, und man macht sie trotzdem. Auch wenn es einem nichts fürs Examen bringt (sondern eben für danach). Wäre es so wie bei den Medizinern, alle lernen auf die Prüfungen, bestehen und bekommen danach ihren Job, könnte ich es ja verstehen. Aber so viele machen sich wegen der Jura Examen verrückt und dann kommt trotzdem oft kein Prädikat bei rum.
Daher empfehle ich hier immer wieder, für ein Leben ohne Prädikat zu planen und nicht alles nur auf die Examen auszurichten (außer man will in den öD). Vor allem weil die Quantität des Lernens nicht zwingend mit der Note im Examen korrespondiert. Ein solides Jura-Interesse abseits von der Examensrelevanz kann sogar helfen, weil es einen positiv ablenkt :)
Ich habe Jura auch studiert, weil ich ziemlich planlos war als 19 Jähriger Abiturient und man mir sagte damit könne man ja so viel machen und Juristen werden überall gebraucht. Dann fing ich an und mir gefiel das Studium wirklich sehr sehr gut und ich hatte auch weit überdurchschnittliche Noten.
Genug Interessen und Hobbies außerhalb von Jura habe ich aufjedenfall, aber am Ende des Tages habe ich Jura studiert und nicht Arbeitsrecht oder Pharmarecht. Wir werden doch gerade dazu ausgebildet eine Vielzahl an Fällen lösen zu können mit eventuell völlig unbekannten Problemen. Ich habe ja auch noch zusätzlich etwas Arbeitserfahrung als WiMi im Dispute, Arbeitsrecht und White Collar. Aber ganz ehrlich, diese paar Monate als WiMi sind für mich auch nicht kriegsentscheidend. Ich sehe mich aufgrund dieser WiMi oder Ref Tätigkeit nicht unbedingt anderen Bewerbern überlegen. Ein WiMi macht zum Teil ganz andere Aufgaben als ein Anwalt. Dass ich 3x die Woche über 4 Monate vor 3 Jahren für irgendwelche vorgesetzten Anwälte spezifische Recherchen im Arbeitsrecht durchgeführt habe, gibt mir meines Erachtens keinen immensen Vorteil vor anderen Volljuristen. Es ist ganz nett, aber das wars.
Und wie schon gesagt, wenn man seine Anwaltsstation 4 Monate lang bei einer Erbrechtsboutique absolviert hat (denn die Hälfte wird doch am Ende doch getaucht) und dann feststellt, dass es einem gar nicht passt, bringt diese Zeit einem auch nichts.
Ganz ehrlich, die Anzahl an Juristen, die einen wirklich nennenswerten Spezialisierungsgrad haben ist doch eher gering.
Ähnlich wie Freidenkreider und Patenter Gast hier beschreiben, bin auch ich (und das habe ich auch schon ein paar Mal hier gesagt) rein notentechnisch nicht der attraktivste Kandidat (gewesen) und bin auch in einem Bereich gestartet, den man definitiv nicht im Studium lernt - das Handwerkszeug hatte ich aus Studium und Ref, den Berufseinstieg habe ich dann aber erfolgreich geschafft mit entsprechendem Schwerpunkt, Praktika und Ref-Stationen. Die Spezialisierung ergibt sich ja idR aus einem persönlichen Interesse heraus, alleine der Schwerpunkt kann ja relativ gezielt gewählt werden und nicht nur danach, mit welchem Fach man die besten Noten erreichen kann. Ich betone auch immer wieder in diesem Forum, dass man Praktika und gerade die Ref-Zeit unbedingt nutzen soll und das nicht nur mit Blick aufs Examen, sondern auf den Berufseinstieg. Ich wusste auch, dass ich nie in den öD, STA oder Richterschaft will und hab dann auch meine Verwaltungsstation in einer passenden Station gemacht, die Bezug zu meinem späteren Berufswunsch haben. Spezialisierung zum Berufseinstieg heißt nicht mit einem Fachanwaltstitel zu kommen, sondern dass erkennbar ist, dass man sich darum gekümmert hat, mehr Einblicke/Erfahrung in einem bestimmten Rechtsgebiet zu sammeln.
Wie auch andere gesagt haben, das Jurastudium gibt einem die Tools an die Hand, mit denen man dann ins Referendariat gehen kann. Es ist von Anfang an klar, dass Studium und Ref eher auf den öD abzielen und es eine generalistische Ausbildung ist. Das ist mE auch in Ordnung so, da man sich halt selbst seine Nische suchen kann. Dazu muss man sich aber Gedanken machen und am Ende auf aktiv werden, wenn man bestimmte Ziele hat. Ich kann auch nur absolut zustimmen, wenn es heißt, dass viel Wert auch auf die Persönlichkeit der Bewerber gelegt wird. Ich selbst war genau so jemand, der auf Papier nicht hätte genommen werden "dürfen", aber die gezeigte Einsatzbereitschaft, der Wille zu lernen und Bock auf den Job haben einen wesentlichen Unterschied für mich gemacht. Das ist nicht immer so, aber nutzt bitte wirklich eure Stationen, on Ref, Praktika oder sonst was, geht auf Veranstaltungen und zeigt euch.
Das soll jetzt alles nicht so negativ klingen, aber man hört hier und da schon raus, dass einige einfach mal Jura studiert haben und am Ende des Refs immer noch nicht wissen, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Wir sind nicht die Einzigen mit einem langen, eher generalistischem Studium, aber es liegt an uns selbst, etwas mit dem Grundwissen, das uns die Uni mitgibt, zu machen. Dadurch, dass das Jurastudium auch recht verschult ist, kann ich verstehen, dass man in der "schulischen Denkweise" hängenbleibt. Ich denke schon, dass man von Mitte-20 Jährigen erwarten kann, dass sie wenigstens zum Ende des Studiums eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie eigentlich mit ihrem Leben tun wollen.
26.09.2024, 14:10
Kleines update:
Bei mir hagelt es Absagen ohne jegliches Vorstellungsgespräch für Bereich Corporate / M&A / PE. Habe 2x hohes Befriedigend (beides hohe 8) plus LLM. Es gibt wohl viele Bewerbungen auf die wenigen ausgeschriebenen Stellen, so dass die Konkurrenz hoch ist.
Und die Leute hier sprechen von einem Bewerbermarkt ... In diesem Bereich ist der Markt tot...
Bei mir hagelt es Absagen ohne jegliches Vorstellungsgespräch für Bereich Corporate / M&A / PE. Habe 2x hohes Befriedigend (beides hohe 8) plus LLM. Es gibt wohl viele Bewerbungen auf die wenigen ausgeschriebenen Stellen, so dass die Konkurrenz hoch ist.
Und die Leute hier sprechen von einem Bewerbermarkt ... In diesem Bereich ist der Markt tot...