04.09.2024, 15:29
Was aus meiner Sicht auch oft die Wahrnehmung verzerrt, ist der Umstand, dass vor allem attraktive Jobs in den Blick genommen wird.
Dort drückt sich Bewerbermangel weniger aus, denn ob statt 30 nur 20 oder statt 10 nur 6 Absagen geschrieben werden, merken diejenigen denen abgesagt wurde nicht.
In der Breite sieht der Markt aber doch gut aus denke ich. Dafür sprechen mE die allerorten abgesenkten Notengrenzen, zahlreiche Anwerbungsversuche (zb von Kanzleien und Justiz) während des Refs und die heftigen Gehaltsentwicklungen.
Dort drückt sich Bewerbermangel weniger aus, denn ob statt 30 nur 20 oder statt 10 nur 6 Absagen geschrieben werden, merken diejenigen denen abgesagt wurde nicht.
In der Breite sieht der Markt aber doch gut aus denke ich. Dafür sprechen mE die allerorten abgesenkten Notengrenzen, zahlreiche Anwerbungsversuche (zb von Kanzleien und Justiz) während des Refs und die heftigen Gehaltsentwicklungen.
04.09.2024, 15:34
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04.09.2024, 15:59
(04.09.2024, 15:34)nachdenklich schrieb:(04.09.2024, 15:29)Paul Klee schrieb: Was aus meiner Sicht auch oft die Wahrnehmung verzerrt, ist der Umstand, dass vor allem attraktive Jobs in den Blick genommen wird.
Dort drückt sich Bewerbermangel weniger aus, denn ob statt 30 nur 20 oder statt 10 nur 6 Absagen geschrieben werden, merken diejenigen denen abgesagt wurde nicht.
In der Breite sieht der Markt aber doch gut aus denke ich. Dafür sprechen mE die allerorten abgesenkten Notengrenzen, zahlreiche Anwerbungsversuche (zb von Kanzleien und Justiz) während des Refs und die heftigen Gehaltsentwicklungen.
Anwerbungsversuche? Ich gehe stark davon aus, dass du eher 2x hohes befr oder VB hast.
Ich glaube, du glorifizierst ein wenig Juristen. Wenn man sich die Notendefinition nach der JurPrNotSkV anschaut, dann ist befriedigend eine Leistung, die in jeder Hinsicht durchschnittlichen Anforderungen entspricht und vollbefriedigend, eine solche die diese durchschnittlichen Anforderungen übertrifft. Das heißt ja tatsächlich es gibt relativ und damit auch absolut nicht viele überdurchschnittliche Juristen und nur gut die Hälfte ist befriedigend oder besser und erbringt damit wenigstens durchschnittliche (!) oder bessere Leistungen.
Wie du hier im ersten Absatz lesen kannst https://www.gleisslutz.com/de/insta-llm-oder-promotion - und das entspricht durchaus der Realität - gab es Zeiten, in denen doppel-vb + Promotion notwendig war für viele Stellen, in denen du eine VG-Richter Stelle mit unter 11-12 Punkten vergessen konntest. Es waren viel härtere Zeiten bspw. in den 00er-Jahren. Es ist immer noch viel besser als es schon mal war. Als Leute ohne vb teils nicht mal die Ausschreibungsgrenzen für Mittelbehörden erreichten, von Ministerien brauchtest du nicht mal reden. Jetzt verlangen alle Bundesoberhörden in der Regel 13 aus 2, beide befriedigend - also genau die Grenze von 6,5 P genügt nach Ausschreibung.
Jura hat das Phänomen, dass viel zu viele Leute es machen, ohne es wirklich zu können / einen Zugang dazu zu haben, was sich auch in 40h/Woche (*hier Fluchword einfügen*) "Lernsessions" zeigt, ohne dass am Ende zweistellige Examina dastehen. Dass es in anderen Fächern wie Mathematik/Ingenieurswesen weniger hart - aber trotzdem - auf die Note geschaut wird, liegt dort schlicht daran, dass die meisten Leute dort einfach abbrechen, wenn sie merken es klappt nicht, sodass die Qualität der absolvierenden Kohorte deutlich höher liegt als der einer Juristenkohorte.
Juristen können trotz allem froh sein, dass es derart viele Stellen gibt - mittlerweile auch für Absolventen mit mittlerem befriedigend (öD) - die dennoch durch E13/A13 eine am Bundesmedian gemessen hohe Einstiegsbezahlung bieten mit gleichzeitig tariflich garantierten Arbeitszeiten etc. Das ist keineswegs selbstverständlich und Absolventen anderer Fächer haben diese Möglichkeit nicht derart über das Bundesgebiet verteilt, sondern allenfalls an Industriestandorten mit Tarifvertrag.
04.09.2024, 18:06
Meine Wahrnehmung ist, dass in Unternehmen die Einstellungsbereitschaft wegen der derzeitigen Wirtschaftskrise generell erheblich geringer ist als vor 2 Jahren. Ich hatte dieses Jahr zahlreiche Bewerbungen bei denen die Stelle trotz Bedarfs aktuell doch nicht besetzt werden konnte, weil an anderer Stelle Mitarbeiter auf die Straße gesetzt werden oder genereller Einstellungsstopp herrscht.
04.09.2024, 19:03
Aus meiner Perspektive ist der Arbeitsmarkt für Juristen derzeit verhältnismäßig gut, was man u.a. überall an den abgesenkten Notengrenzen sieht. Dennoch denke ich, dass viele überzogene Erwartungen an den Arbeitsmarkt haben und denken, dass ihnen die Jobs förmlich zufliegen. Hinzukommen noch örtliche Besonderheiten, die ggfs. die Jobchancen erschweren und das sich die wirtschaftlichen Probleme der deutschen Wirtschaft doch vermehrt zeigen.
Einem sollte auch bewusst sein, dass gute Noten nicht unbedingt dafür sorgen, dass man auf Anhieb einen Job finden. Bei uns wurden vermehrt Bewerber abgelehnt, weil sie in den Bewerbungsgesprächen trotz guter Noten nicht überzeugen konnten. Dann hat man sich dafür entschieden die Stelle doch noch weiter auszuschreiben.
Einem sollte auch bewusst sein, dass gute Noten nicht unbedingt dafür sorgen, dass man auf Anhieb einen Job finden. Bei uns wurden vermehrt Bewerber abgelehnt, weil sie in den Bewerbungsgesprächen trotz guter Noten nicht überzeugen konnten. Dann hat man sich dafür entschieden die Stelle doch noch weiter auszuschreiben.
04.09.2024, 19:26
(04.09.2024, 15:34)nachdenklich schrieb:(04.09.2024, 15:29)Paul Klee schrieb: Was aus meiner Sicht auch oft die Wahrnehmung verzerrt, ist der Umstand, dass vor allem attraktive Jobs in den Blick genommen wird.
Dort drückt sich Bewerbermangel weniger aus, denn ob statt 30 nur 20 oder statt 10 nur 6 Absagen geschrieben werden, merken diejenigen denen abgesagt wurde nicht.
In der Breite sieht der Markt aber doch gut aus denke ich. Dafür sprechen mE die allerorten abgesenkten Notengrenzen, zahlreiche Anwerbungsversuche (zb von Kanzleien und Justiz) während des Refs und die heftigen Gehaltsentwicklungen.
Anwerbungsversuche? Ich gehe stark davon aus, dass du eher 2x hohes befr oder VB hast.
Nicht gegenüber mir persönlich sondern insgesamt.
Wir haben andauernd Stellenangebote bekommen, verschiedene Werbungsveranstaltungen von Justiz und Verwaltung und sehr viele Dozenten versuchen uns von ihrem Arbeitgeber zu begeistern oder erzählen uns, wie gut der Markt für uns sei.
04.09.2024, 19:46
Kommt vielleicht auf die Branche an. Während VW Stellen abbauen will, geht es uns in der Energiebranche gut, den Forderungen der BReg sei Dank. Durch den Ausbau der regenerativen Energien haben wir viel zu tun und bauen verstärkt Personal auf. Allerdings überwiegend Ingenieure, Elektroniker, ITler und ähnliche Berufe. Die anderen Abteilungen betreiben nicht das Kerngeschäft, daher brauchen wir von ihnen weniger.
Schon immer war es in Unternehmen zudem so, dass bevorzugt Berufserfahrene Juristen und keine Einsteiger gesucht werden, sodass die Chance, als Berufseinsteiger in einem Unternehmen einzusteigen, geringer sind, als in einer Kanzlei.
Schon immer war es in Unternehmen zudem so, dass bevorzugt Berufserfahrene Juristen und keine Einsteiger gesucht werden, sodass die Chance, als Berufseinsteiger in einem Unternehmen einzusteigen, geringer sind, als in einer Kanzlei.
04.09.2024, 20:24
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04.09.2024, 21:07
(04.09.2024, 19:03)advocatus diaboli schrieb: Aus meiner Perspektive ist der Arbeitsmarkt für Juristen derzeit verhältnismäßig gut, was man u.a. überall an den abgesenkten Notengrenzen sieht. Dennoch denke ich, dass viele überzogene Erwartungen an den Arbeitsmarkt haben und denken, dass ihnen die Jobs förmlich zufliegen. Hinzukommen noch örtliche Besonderheiten, die ggfs. die Jobchancen erschweren und das sich die wirtschaftlichen Probleme der deutschen Wirtschaft doch vermehrt zeigen.Ist es ein größeres Risiko, die Stelle nicht mit dem ganz perfekten Kandidaten zu besetzen als die Stelle länger unbesetzt zu lassen?
Einem sollte auch bewusst sein, dass gute Noten nicht unbedingt dafür sorgen, dass man auf Anhieb einen Job finden. Bei uns wurden vermehrt Bewerber abgelehnt, weil sie in den Bewerbungsgesprächen trotz guter Noten nicht überzeugen konnten. Dann hat man sich dafür entschieden die Stelle doch noch weiter auszuschreiben.
04.09.2024, 22:39
(04.09.2024, 20:24)nachdenklich schrieb:(04.09.2024, 19:46)Egal schrieb: Kommt vielleicht auf die Branche an. Während VW Stellen abbauen will, geht es uns in der Energiebranche gut, den Forderungen der BReg sei Dank. Durch den Ausbau der regenerativen Energien haben wir viel zu tun und bauen verstärkt Personal auf. Allerdings überwiegend Ingenieure, Elektroniker, ITler und ähnliche Berufe. Die anderen Abteilungen betreiben nicht das Kerngeschäft, daher brauchen wir von ihnen weniger.
Schon immer war es in Unternehmen zudem so, dass bevorzugt Berufserfahrene Juristen und keine Einsteiger gesucht werden, sodass die Chance, als Berufseinsteiger in einem Unternehmen einzusteigen, geringer sind, als in einer Kanzlei.
Man könnte ja auch annehmen, dass durch den ganzen Ausbau der EE bzw. der entsprechenden Netze und dem damit einhergehenden Auftragsvolumen, entsprechende Unternehmen deutlich mehr Juristen benötigen, um diese Aufträge juristisch bewältigen zu können. Aber dem scheint ja nicht so zu sein.
Es wird durchaus die ein oder andere Stelle für Juristen ausgeschrieben, allerdings nicht in großem Umfang.