15.06.2024, 22:56
Hallo zusammen,
ich bin jetzt circa ein Jahr als Rechtsanwalt in einer großen MK / kleinen GK tätig, aber bin irgendwie nicht wirklich zufrieden.
Ich frage mich zunehmend, ob nicht für mich (insbesondere auch finanziell) noch mehr drin ist? Oder ob ich im allgemeinen Marktvergleich doch zufrieden sein kann, da mein zweites Examen leider nicht sehr gelungen ist, auch wenn das wirklich nicht meine juristischen Fähigkeiten widerspiegelt.
Ich würde gerne mal einfach eure Einschätzungen dazu hören. Die Hard Facts:
- 8,9 und 5,2 Punkte in den Examina; gute Ref und WiMi-Stationen
- 78k Jahresgehalt (Erhöhung auf 88k in 2 Jahren zugesagt); geringe Umsatzbeteiligung als Bonus ab bestimmter Umsatzschwelle möglich
- allgemein eher moderater Umsatzdruck
- Durchschnittliche Wochenarbeitszeit irgendwo zwischen 47 und 53 Stunden.
-Knapp über 2 Stunden tägliche Pendelzeit, 1 Tag Homeoffice, HO auch nicht gern gesehen
-Kammerbetrag und beA wird übernommen
-sonstige Mitarbeiterbenefits zwar vorhanden, aber nicht wirklich attraktiv
Zudem habe ich das Gefühl, dass das juristische Know-How und die Arbeitsqualität bei der Mandatsbearbeitung zum Teil wirklich unterdurchschnittlich und chaotisch ist, was mich extrem stört. Mir liegt nämlich extrem viel an einer guten fachlichen Ausbildung und am Ende ist es auch einfach mein eigener Anspruch für die Mandantschaft gute Arbeit zu leisten. Aber gefühlt wird hier häufig ein selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit praktiziert.
Die Stimmung in meinem Team ist zwar oberflächlich gut, aber unter der Oberfläche brodelt es doch gewaltig.
Ich bin mir unsicher, wie es für mich weiter gehen soll. Ich würde eigentlich gerne mehr verdienen und bin auch bereit dafür mehr zu arbeiten, wenn sich die Arbeit dann auch auszahlt. Eine flexiblere Homeoffice Möglichkeit käme mir auch sehr entgegen.
Oder sollte ich vielleicht doch eher Richtung Unternehmen schauen, wo dann vllt vom Gehalt nicht mehr drin ist, aber ein vergleichsweise deutlich entspannterer Arbeitsalltag.
Wäre um euren Input sehr dankbar.
ich bin jetzt circa ein Jahr als Rechtsanwalt in einer großen MK / kleinen GK tätig, aber bin irgendwie nicht wirklich zufrieden.
Ich frage mich zunehmend, ob nicht für mich (insbesondere auch finanziell) noch mehr drin ist? Oder ob ich im allgemeinen Marktvergleich doch zufrieden sein kann, da mein zweites Examen leider nicht sehr gelungen ist, auch wenn das wirklich nicht meine juristischen Fähigkeiten widerspiegelt.
Ich würde gerne mal einfach eure Einschätzungen dazu hören. Die Hard Facts:
- 8,9 und 5,2 Punkte in den Examina; gute Ref und WiMi-Stationen
- 78k Jahresgehalt (Erhöhung auf 88k in 2 Jahren zugesagt); geringe Umsatzbeteiligung als Bonus ab bestimmter Umsatzschwelle möglich
- allgemein eher moderater Umsatzdruck
- Durchschnittliche Wochenarbeitszeit irgendwo zwischen 47 und 53 Stunden.
-Knapp über 2 Stunden tägliche Pendelzeit, 1 Tag Homeoffice, HO auch nicht gern gesehen
-Kammerbetrag und beA wird übernommen
-sonstige Mitarbeiterbenefits zwar vorhanden, aber nicht wirklich attraktiv
Zudem habe ich das Gefühl, dass das juristische Know-How und die Arbeitsqualität bei der Mandatsbearbeitung zum Teil wirklich unterdurchschnittlich und chaotisch ist, was mich extrem stört. Mir liegt nämlich extrem viel an einer guten fachlichen Ausbildung und am Ende ist es auch einfach mein eigener Anspruch für die Mandantschaft gute Arbeit zu leisten. Aber gefühlt wird hier häufig ein selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit praktiziert.
Die Stimmung in meinem Team ist zwar oberflächlich gut, aber unter der Oberfläche brodelt es doch gewaltig.
Ich bin mir unsicher, wie es für mich weiter gehen soll. Ich würde eigentlich gerne mehr verdienen und bin auch bereit dafür mehr zu arbeiten, wenn sich die Arbeit dann auch auszahlt. Eine flexiblere Homeoffice Möglichkeit käme mir auch sehr entgegen.
Oder sollte ich vielleicht doch eher Richtung Unternehmen schauen, wo dann vllt vom Gehalt nicht mehr drin ist, aber ein vergleichsweise deutlich entspannterer Arbeitsalltag.
Wäre um euren Input sehr dankbar.
16.06.2024, 07:51
Grüße dich,
mehr geht natürlich immer. Am Ende des Tages hängt das Gehalt natürlich auch immer mit dem Umsatz zusammen, den du generierst. Vll als Beispiel:
Meine Arbeitszeiten sind ähnlich, Kanzlei mit ca 20 RA, Gehalt in etwa bei 85k, aber zudem ansprechende Bonusregelung. Wobei ich sagen muss, dass ich auch schon 2, 3 Jahre länger als du dabei bin. Für mich aber ein guter Deal, habe jederzeit HO-Möglichkeit, keinen nervigen Vorgesetzten, bin komplett flexibel und Endgehalt ist am Ende des Tages bei 110-130k.
Allerdings hörst du dich unglücklich an, da wohl einige Parameter nicht passen. Probiere doch dein Glück und teste deinen Marktwert. Aufgrund des 2. Examens könnte es wohl bei den meisten größeren Kanzleien schwer werden. Zu unternehmen kann ich wenig beitragen. Es stellt sich viel mehr die Frage, ob du als RA arbeiten willst oder nicht, wie ich finde.
mehr geht natürlich immer. Am Ende des Tages hängt das Gehalt natürlich auch immer mit dem Umsatz zusammen, den du generierst. Vll als Beispiel:
Meine Arbeitszeiten sind ähnlich, Kanzlei mit ca 20 RA, Gehalt in etwa bei 85k, aber zudem ansprechende Bonusregelung. Wobei ich sagen muss, dass ich auch schon 2, 3 Jahre länger als du dabei bin. Für mich aber ein guter Deal, habe jederzeit HO-Möglichkeit, keinen nervigen Vorgesetzten, bin komplett flexibel und Endgehalt ist am Ende des Tages bei 110-130k.
Allerdings hörst du dich unglücklich an, da wohl einige Parameter nicht passen. Probiere doch dein Glück und teste deinen Marktwert. Aufgrund des 2. Examens könnte es wohl bei den meisten größeren Kanzleien schwer werden. Zu unternehmen kann ich wenig beitragen. Es stellt sich viel mehr die Frage, ob du als RA arbeiten willst oder nicht, wie ich finde.
16.06.2024, 10:08
(16.06.2024, 07:51)k1knickz schrieb: Grüße dich,
mehr geht natürlich immer. Am Ende des Tages hängt das Gehalt natürlich auch immer mit dem Umsatz zusammen, den du generierst. Vll als Beispiel:
Meine Arbeitszeiten sind ähnlich, Kanzlei mit ca 20 RA, Gehalt in etwa bei 85k, aber zudem ansprechende Bonusregelung. Wobei ich sagen muss, dass ich auch schon 2, 3 Jahre länger als du dabei bin. Für mich aber ein guter Deal, habe jederzeit HO-Möglichkeit, keinen nervigen Vorgesetzten, bin komplett flexibel und Endgehalt ist am Ende des Tages bei 110-130k.
Allerdings hörst du dich unglücklich an, da wohl einige Parameter nicht passen. Probiere doch dein Glück und teste deinen Marktwert. Aufgrund des 2. Examens könnte es wohl bei den meisten größeren Kanzleien schwer werden. Zu unternehmen kann ich wenig beitragen. Es stellt sich viel mehr die Frage, ob du als RA arbeiten willst oder nicht, wie ich finde.
Danke für deine Einschätzung. Auf den Bonus kann man bei uns nicht wirklich setzen. Wir bekommen 10% von dem Umsatz, der über der Bonusschwelle liegt. Also bei 50k mehr (was bei unserer Abrechnungspolitik schon sportlich ist), gibt es 5k mehr Gehalt. Für mich realistisch sind da höchstens 2k. Deine 25 bis 45k Bonus sind für mich utopisch.
Ja, ich bin tatsächlich nicht besonders happy, weiß aber nicht ob ich objektiv eigentlich zufrieden sein kann.
Und geplant waren erstmal ein paar Jahre als Anwalt, bevor ich mich dann entscheide, ob ich den Exit in ein Unternehmen gehe.
16.06.2024, 10:24
Das Gehalt ist schon in Ordnung, aber die Arbeitszeiten + Pendeln ist zu viel. Irgendwie passt es für mich nicht zusammen, dass einerseits nur moderater Umsatzdruck da ist aber du trotzdem 10 Stunden am Tag arbeitest… woanders ist nicht alles besser, aber auf 9 Stunden + 1 Stunde pendeln würde ich mich schon bewerben. Die gewonnene Lebenszeit wäre enorm, auch wenn das Gehalt gleich bliebe.
18.06.2024, 19:57
(16.06.2024, 10:24)Patenter Gast schrieb: Das Gehalt ist schon in Ordnung, aber die Arbeitszeiten + Pendeln ist zu viel. Irgendwie passt es für mich nicht zusammen, dass einerseits nur moderater Umsatzdruck da ist aber du trotzdem 10 Stunden am Tag arbeitest… woanders ist nicht alles besser, aber auf 9 Stunden + 1 Stunde pendeln würde ich mich schon bewerben. Die gewonnene Lebenszeit wäre enorm, auch wenn das Gehalt gleich bliebe.
Naja, die Arbeitszeit von an die 10 Stunden kommt durch verschiedene Faktoren zusammen.
Zum Einen ist es irgendwo einfach die Erwartungshaltung meiner Teampartner, insbesondere wenn man Karriere machen möchte. Wenn man dann mal früher geht, kommen so „lustige“ Sprüche wie „heute wieder nur Teilzeit“.
Zum Anderen ist es teilweise der chaotischen Arbeitsorganisation geschuldet. Ich komme immer als einer der Ersten ins Büro, um dann eigentlich früher zu gehen. Gegen Ende des Arbeitstages muss dann regelmäßig plötzlich noch unbedingt irgendetwas dringend fertig werden, wo ich dann natürlich mein Team unterstütze. Oder es müssen noch unbedingt irgendwelche unnötigen Abstimmungen abgehalten werden. Das sind dann auch die Tage, wo es auch gerne mal an die 12 Std. geht.
18.06.2024, 20:56
(18.06.2024, 19:57)QuoVadis schrieb:(16.06.2024, 10:24)Patenter Gast schrieb: Das Gehalt ist schon in Ordnung, aber die Arbeitszeiten + Pendeln ist zu viel. Irgendwie passt es für mich nicht zusammen, dass einerseits nur moderater Umsatzdruck da ist aber du trotzdem 10 Stunden am Tag arbeitest… woanders ist nicht alles besser, aber auf 9 Stunden + 1 Stunde pendeln würde ich mich schon bewerben. Die gewonnene Lebenszeit wäre enorm, auch wenn das Gehalt gleich bliebe.
Naja, die Arbeitszeit von an die 10 Stunden kommt durch verschiedene Faktoren zusammen.
Zum Einen ist es irgendwo einfach die Erwartungshaltung meiner Teampartner, insbesondere wenn man Karriere machen möchte. Wenn man dann mal früher geht, kommen so „lustige“ Sprüche wie „heute wieder nur Teilzeit“.
Zum Anderen ist es teilweise der chaotischen Arbeitsorganisation geschuldet. Ich komme immer als einer der Ersten ins Büro, um dann eigentlich früher zu gehen. Gegen Ende des Arbeitstages muss dann regelmäßig plötzlich noch unbedingt irgendetwas dringend fertig werden, wo ich dann natürlich mein Team unterstütze. Oder es müssen noch unbedingt irgendwelche unnötigen Abstimmungen abgehalten werden. Das sind dann auch die Tage, wo es auch gerne mal an die 12 Std. geht.
Naja, das hört sich dann aber schon nach hohem (Umsatz-)Druck auf der Arbeit an und dafür ist dein Gehalt zu niedrig. Weil ein niedriger Umsatzdruck und solche Sprüche nicht zusammenpassen...
18.06.2024, 22:56
Ich würde es trotzdem nicht als hohen Umsatzdruck bezeichnen.
Im ersten Jahr gibt es zum Beispiel gar keinen erwarteten Mindestumsatz. Danach ist der angesetzte Mindestumsatz mit circa 850 Billables zu erreichen. Und trotzdem ist das kein Selbstläufer, da bei der Abrechnung wirklich massiv Stunden gekürzt werden.
Die Partner sind natürlich nicht begeistert, wenn man den Mindestumsatz nicht packt, aber man fliegt auch nicht deswegen raus, sofern man sonst einen grundsätzlichen Arbeitswillen zeigt. So zumindest die Aussage meiner Kolleginnen und Kollegen.
Im ersten Jahr gibt es zum Beispiel gar keinen erwarteten Mindestumsatz. Danach ist der angesetzte Mindestumsatz mit circa 850 Billables zu erreichen. Und trotzdem ist das kein Selbstläufer, da bei der Abrechnung wirklich massiv Stunden gekürzt werden.
Die Partner sind natürlich nicht begeistert, wenn man den Mindestumsatz nicht packt, aber man fliegt auch nicht deswegen raus, sofern man sonst einen grundsätzlichen Arbeitswillen zeigt. So zumindest die Aussage meiner Kolleginnen und Kollegen.
19.06.2024, 14:49
Aber irgendwie geht der ganze Sinn von keinem Umsatzdruck (bzw. niedriger Stundenvorgabe) verloren, wenn du trotzdem 50 Stunden die Woche im Büro sein musst inkl. doofer Sprüche. Eigentlich ist es sogar die schlimmste Variante, du bist viel im Büro aber machst trotzdem wenig Stunden/Umsatz.
Also, ja, da geht mehr als aktuell bei dir.
Also, ja, da geht mehr als aktuell bei dir.
19.06.2024, 16:06
Nur mal zum Vergleich:
Ich bin RA im zweiten Berufsjahr in einer größeren MK (Finanzrecht).
Gehalt liegt bei 95k plus Bonus. Arbeitszeiten regelmäßig 9-18:30 Uhr (manchmal 19 Uhr). Fast jede Stunde ist abrechenbar.
Noten: Hohes und niedgriges Befriedigend
Mach bitte, dass du da weg kommst.
Ich bin RA im zweiten Berufsjahr in einer größeren MK (Finanzrecht).
Gehalt liegt bei 95k plus Bonus. Arbeitszeiten regelmäßig 9-18:30 Uhr (manchmal 19 Uhr). Fast jede Stunde ist abrechenbar.
Noten: Hohes und niedgriges Befriedigend
Mach bitte, dass du da weg kommst.
19.06.2024, 17:26
(19.06.2024, 16:06)Dagobert schrieb: Nur mal zum Vergleich:
Ich bin RA im zweiten Berufsjahr in einer größeren MK (Finanzrecht).
Gehalt liegt bei 95k plus Bonus. Arbeitszeiten regelmäßig 9-18:30 Uhr (manchmal 19 Uhr). Fast jede Stunde ist abrechenbar.
Noten: Hohes und niedgriges Befriedigend
Mach bitte, dass du da weg kommst.
Ihr sucht nicht zufällig noch einen RA mit FA und Berufserfahrung?