12.04.2024, 14:36
(12.04.2024, 13:35)nachdenklich schrieb: Danke, dachte das wäre z.T. deutlich teurer.
Es bleibt abzuwarten, wie der Chatbot konkret aussieht. Aber so wie es scheint, handelt es sich nicht nur um eine Recherchehilfe, sondern man kann konkrete (Rechts-)Fragen stellen oder (Vertrags-) Entwürfe anfertigen, überprüfen bzw. updaten lassen. Es werden die richtigen Urteile zitiert. Da der Bot ausschließlich mit Fachmaterialien trainiert wurde, dürften die Antworten zu einem sehr hohen Anteil auch korrekt sein. Diese 200 € im Monat lohnen sich dann bspw für Immobilienmakler, Bauunternehmer, Architekten, WEGs bzw. im allgemeinen kleinere Unternehmen.... Beck wird dadurch einen deutlich größeren Kundenstamm erreichen.
Das glaube ich nicht. Ich glaube die Anwendung bleibt idR bei Rechtsanwälten und nachstehenden Berufen vorbehalten. Du vergisst, das Bauunternehmer 0 Ahnung haben was BeckOnline ist und ich würde keiner KI so sehr vertrauen, dass ich die Ergebnisse zu 100 % ohne Anwalt übernehmen würde. Würdest du als Anwalt ein Haus bauen, aufgrund einer Bauanleitung, die dir eine KI präsentiert, die du aber inhaltlich nicht nachvollziehen kannst? Ich nicht.
Unternehmen beauftragen auch Anwälte um Haftungsrisiken auszuschließen, du hast das Haftungsrisiko aber voll an der Backe, wenn du einfach einen Text einer KI als deinen Vertrag übernimmst.
13.04.2024, 09:02
@Homer: das wird für größere Unternehmen sicherlich weiterhin so sein. Wobei ich mir auch hier vorstellen kann, dass - je nachdem wie gut die Bots tatsächlich sind - versucht werden wird, weniger extern zu mandatieren (gerade bspw im Arbeitsrecht). Es wird da neben Größe und Branche des Unternehmens natürlich insbesondere auf die Liquidität ankommen.
Meine Schwester bspw. ist Juristin in einem Unternehmen (knapp über 100 MA) und agiert dort mehr oder minder als "Mädchen" für alles bzgl juristischer und bürokratischer Arbeit (Assistenz GF + Juristin in einem quasi) und Geld wird da auch nicht zum Fenster rausgeworfen. Jede externe Mandatierung muss ausführlich begründet und durch GF abgesegnet werden, wobei die Kosten möglichst antizipiert und natürlich gering gehalten werden sollen (Zuliefererindustrie)
Ob KMUs, Freiberufler usw Kenntnis von Beck-Online haben? Eher nicht. Doch das kann sich durch offensives Werben/Marketing durch Beck ändern. Gerade wenn entsprechende Kammern/Interessenvertretungen Veranstaltungen abhalten, die i.d.R. gesponsert werden (bspw. durch Beck). Jedenfalls haben Kammern das Interesse ihrer Mitglieder zu vertreten, sodass diese von etwaigen Chatbots schon Kenntnis erlangen werden.
Manchmal komme ich mir hier im Forum allerdings so vor, ich sei der einzige, der in keiner GK/Big4/oder renommierter Boutique seine Anwaltsstage abgeleistet hat. Jedenfalls kann ich aus meiner Zeit berichten, dass die Akquise von Mandaten und die Pflege derselben nicht einfach ins Haus fallen. Und ob dann das lokale Bauunternehmen oder der Immobilienmakler/Architekt immer noch für den Vertragsentwurf/Update der AGBs, für die Prüfung des Architektenhonorars oder für ein gut formuliertes und juristisch versiertes "ersten Anschreiben" auf RAe zurückgreifen und 300 €/h zahlen werden? Man sollte zumindest nicht falschen Vorstellungen dahingehend erliegen, die tägliche Arbeit vieler RAe würde zu 80% aus hochkomplexer Strategie- und Rechtsberatung bestehen. Da kann durch einen guten Chatbot schon einiges an Arbeit bei den RAe wegfallen. Und ich war auch nicht bei einem Einzelanwalt, sondern bei einer über 20 Mann starken Sozietät (viele Dr-Titel), die in der dortigen (ländlichen) Region eigentlich erste Adresse für kleine Kommunen, Unternehmen und Freiberufler ist.
Meine Schwester bspw. ist Juristin in einem Unternehmen (knapp über 100 MA) und agiert dort mehr oder minder als "Mädchen" für alles bzgl juristischer und bürokratischer Arbeit (Assistenz GF + Juristin in einem quasi) und Geld wird da auch nicht zum Fenster rausgeworfen. Jede externe Mandatierung muss ausführlich begründet und durch GF abgesegnet werden, wobei die Kosten möglichst antizipiert und natürlich gering gehalten werden sollen (Zuliefererindustrie)
Ob KMUs, Freiberufler usw Kenntnis von Beck-Online haben? Eher nicht. Doch das kann sich durch offensives Werben/Marketing durch Beck ändern. Gerade wenn entsprechende Kammern/Interessenvertretungen Veranstaltungen abhalten, die i.d.R. gesponsert werden (bspw. durch Beck). Jedenfalls haben Kammern das Interesse ihrer Mitglieder zu vertreten, sodass diese von etwaigen Chatbots schon Kenntnis erlangen werden.
Manchmal komme ich mir hier im Forum allerdings so vor, ich sei der einzige, der in keiner GK/Big4/oder renommierter Boutique seine Anwaltsstage abgeleistet hat. Jedenfalls kann ich aus meiner Zeit berichten, dass die Akquise von Mandaten und die Pflege derselben nicht einfach ins Haus fallen. Und ob dann das lokale Bauunternehmen oder der Immobilienmakler/Architekt immer noch für den Vertragsentwurf/Update der AGBs, für die Prüfung des Architektenhonorars oder für ein gut formuliertes und juristisch versiertes "ersten Anschreiben" auf RAe zurückgreifen und 300 €/h zahlen werden? Man sollte zumindest nicht falschen Vorstellungen dahingehend erliegen, die tägliche Arbeit vieler RAe würde zu 80% aus hochkomplexer Strategie- und Rechtsberatung bestehen. Da kann durch einen guten Chatbot schon einiges an Arbeit bei den RAe wegfallen. Und ich war auch nicht bei einem Einzelanwalt, sondern bei einer über 20 Mann starken Sozietät (viele Dr-Titel), die in der dortigen (ländlichen) Region eigentlich erste Adresse für kleine Kommunen, Unternehmen und Freiberufler ist.
13.04.2024, 10:40
(13.04.2024, 09:02)nachdenklich schrieb: Und ob dann das lokale Bauunternehmen oder der Immobilienmakler/Architekt immer noch für den Vertragsentwurf/Update der AGBs, für die Prüfung des Architektenhonorars oder für ein gut formuliertes und juristisch versiertes "ersten Anschreiben" auf RAe zurückgreifen und 300 €/h zahlen werden?
Oder aber, DU nutzt als Anwalt diese Tools und bietest diese einfachen Leistungen in Zukunft günstiger an. Was aber kein Problem ist, weil du dank AI schneller arbeiten kannst und dadurch mehr Arbeit in der Zeit schaffst.
Während heute viele Selbstständige vor einer 1.500 Euro teuren Überprüfung ihrer AGB zurückschrecken, kannst du diese in Zukunft mittels AI für 300 Euro anbieten. Dadurch eröffnest du einen Markt für Dienstleistungen, die aktuell noch gar nicht abgefragt werden.
Die meisten Selbstständigen und kleinen Unternehmen haben keinen Bock auf das Rechtliche. Die wollen sich nicht mit einem kostenpflichten Chatbot hinsetzen, um dann ihre AGB schön zu machen. Ebenso Verträge rechtssicher zu gestalten. Für den Normalbürger liegt das auf das Spaßskala ungefähr auf Höhe einer Wurzelbehandlung. Wenn das ein Anwalt zu für Selbstständige vertretbaren Kosten machen würde, rennen die ihm wahrscheinlich die Bude ein.
15.04.2024, 19:31
1. In naher Zukunft kann dies evtl für einige Kanzleien durchaus lukrativ sein. Mittelfristig wird dies auch durch kostengünstige LLM-Modelle erledigt werden können. Ich hatte hier mal vor einigen Monaten auf eine Analyse einer Law school hingewiesen (ich meine es war sogar Ivy League oder Oxbridge), die von der zukünftigen "Industrialisierung" des Rechtsdienstleistungsmarkt gesprochen haben. Damit war bspw der kostengünstige standarisierte Zugang zu juristisch geprüften (hochkemplexen) Vertragswerken gemeint, welche sonst nur zahlungskräftigen großen Unternehmen zugänglich sind. Die großen Tech-Giganten haben ja angekündigt, Fachverlage aufgrund der Daten aufkaufen zu wollen. In DE hat Beck jetzt selbst den ersten Schritt gemacht. Je größer mein Kundenstamm ist, desto günstiger kann ich das Produkt anbieten. Wenn zukünftig viele Gewerbetreibende, KMUs, Freiberufler usw. Interesse am Zugang zu juristischen Chatbots bekommen, dann kann Beck - je nach Branche und Rechtsgebiet - Chatbots für einen überschaubaren Preis anbieten. Wir sind ja erst am Anfang. Das Wachstum hier ist schnell und exponentiell. Wer weiß schon, was Mitte 2025 auf dem Markt exisitert?
2. Anbei ein Interview mit dem Chief Legal Operations Officer von GL über KI (und auch Metaverse).
https://www.youtube.com/watch?v=kUK3A30lYjI
a) Er geht davon aus, dass durch KI eine massive Produktivitätssteigerung möglich ist. Das gilt nicht nur für Kanzleien, sondern auch insbesondere für Unternehmen, welche dann auf externe Mandatierung nicht mehr so stark angewiesen sind. Jedoch gilt das nicht für alle Bereiche. Sozietäten wie GL u.ä. werden ohnedies nur bei großen und hochkomplexen Fällen/Problemen eingeschaltet, und dort sieht er auch in Zukunft immer anwaltlichen Beratungsbedarf als notwendig an.
Argumentum e contrario (mMn): viele kleinere Sozietäten oder auch Mittelständler werden ordentlich strampeln müssen. Die externe Mandatierung aufgrund Personalknappheit im Unternehmen (entfällt zunehmend Dank Produktivitätssteigerung) bzw. in Fällen mit mittlerer Komplexität, werden entsprechend abnehmen.
b) Er geht auch auf das "Prompting" ein und führt diesbezüglich aus, man solle den Bot wie einen WisMit/Associate behandeln (also hinsichtlich Frage-/Aufgabenstellung). Prompts sollten also nicht zu kurz, sondern gerade in ausführlicher Form eingegeben werden, sodass die Aufgabe für den Bot konkretisiert und die Lösung optimiert werden könne. Die Antworten der LLM-Programme seien oft gut bis sehr gut.
c) Auch bei GL haben wohl RAe Sorge hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft. Allerdings habe eine "brillante Anwältin" ihm Feedback zu den Bots dahingehend gegeben, sie sei froh, dass der Bot aktuell nicht alles an Arbeit abnehmen bzw. besser lösen könne.
2. Anbei ein Interview mit dem Chief Legal Operations Officer von GL über KI (und auch Metaverse).
https://www.youtube.com/watch?v=kUK3A30lYjI
a) Er geht davon aus, dass durch KI eine massive Produktivitätssteigerung möglich ist. Das gilt nicht nur für Kanzleien, sondern auch insbesondere für Unternehmen, welche dann auf externe Mandatierung nicht mehr so stark angewiesen sind. Jedoch gilt das nicht für alle Bereiche. Sozietäten wie GL u.ä. werden ohnedies nur bei großen und hochkomplexen Fällen/Problemen eingeschaltet, und dort sieht er auch in Zukunft immer anwaltlichen Beratungsbedarf als notwendig an.
Argumentum e contrario (mMn): viele kleinere Sozietäten oder auch Mittelständler werden ordentlich strampeln müssen. Die externe Mandatierung aufgrund Personalknappheit im Unternehmen (entfällt zunehmend Dank Produktivitätssteigerung) bzw. in Fällen mit mittlerer Komplexität, werden entsprechend abnehmen.
b) Er geht auch auf das "Prompting" ein und führt diesbezüglich aus, man solle den Bot wie einen WisMit/Associate behandeln (also hinsichtlich Frage-/Aufgabenstellung). Prompts sollten also nicht zu kurz, sondern gerade in ausführlicher Form eingegeben werden, sodass die Aufgabe für den Bot konkretisiert und die Lösung optimiert werden könne. Die Antworten der LLM-Programme seien oft gut bis sehr gut.
c) Auch bei GL haben wohl RAe Sorge hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft. Allerdings habe eine "brillante Anwältin" ihm Feedback zu den Bots dahingehend gegeben, sie sei froh, dass der Bot aktuell nicht alles an Arbeit abnehmen bzw. besser lösen könne.
15.04.2024, 20:22
Wie siehts denn bei dir aus? Hast du schon persönliche Erfahrungen mit KI im Kanzleialltag gemacht? Wie war es bei dir denn so ?
18.06.2024, 17:06
Folgen von KI: IWF warnt vor Massen-Arbeitslosigkeit und leeren Staatskassen
Quelle: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...r-BB1oo21E
Quelle: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...r-BB1oo21E
Zitat:Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert Volkswirtschaften wie Deutschland auf, sich frühzeitig auf die Umwälzungen durch Künstliche Intelligenz (KI) vorzubereiten. Investitionen in die Forschung seien nur ein Teil der notwendigen Maßnahmen – die Mammutaufgabe bestehe darin, Bildung, Arbeitsmärkte, Steuerpolitik und Sozialsysteme von Grund auf neu zu denken. Andernfalls drohten „hochgradig disruptive Szenarien“, schreibt der in Washington ansässige IWF.
[...] Gleichzeitig müssten sich die Volkswirtschaften aber auf „massive Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt“ und mehr soziale Ungleichheit einstellen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der KI-Transformation berge Risiken, „die sie von allen anderen industriellen Revolutionen der Vergangenheit unterscheidet“.
[...] Die KI-Revolution dürfte „große Teile der Erwerbsbevölkerung für längere Zeit arbeitslos machen“, prognostiziert der Fonds.
18.06.2024, 17:19
(18.06.2024, 17:06)nachdenklich schrieb: Folgen von KI: IWF warnt vor Massen-Arbeitslosigkeit und leeren Staatskassen
Quelle: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...r-BB1oo21E
Zitat:Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert Volkswirtschaften wie Deutschland auf, sich frühzeitig auf die Umwälzungen durch Künstliche Intelligenz (KI) vorzubereiten. Investitionen in die Forschung seien nur ein Teil der notwendigen Maßnahmen – die Mammutaufgabe bestehe darin, Bildung, Arbeitsmärkte, Steuerpolitik und Sozialsysteme von Grund auf neu zu denken. Andernfalls drohten „hochgradig disruptive Szenarien“, schreibt der in Washington ansässige IWF.
[...] Gleichzeitig müssten sich die Volkswirtschaften aber auf „massive Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt“ und mehr soziale Ungleichheit einstellen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der KI-Transformation berge Risiken, „die sie von allen anderen industriellen Revolutionen der Vergangenheit unterscheidet“.
[...] Die KI-Revolution dürfte „große Teile der Erwerbsbevölkerung für längere Zeit arbeitslos machen“, prognostiziert der Fonds.
zu Warnungen des IWF
IWF-Warnung: Reformstau könnte Aufschwung in Deutschland abwürgen - DER SPIEGEL
Artikel ist aus 2011 - da lag der Dax bei circa 7000 Punkten...
18.06.2024, 17:28
Ich glaube, dass du da Birnen mit Äpfeln vergleichst....
18.06.2024, 17:36
18.06.2024, 17:50
Ich bin gespannt, ob bald wieder der Wind der "20er Jahre" durch die Straßen fegen wird. Straßenkampf, Kriminalität usw dürften radikal und massiv zunehmen. Demokratie ist fragil und mit Wirtschaftswachstum eng verknüpft. Wir werden mittelfristig soziale und gesellschaftliche Verwerfungen erleben. Ich denke, dass dies auch unabhängig von einem Grundeinkommen aufkommen wird. Denn der Mensch braucht Arbeit und Anerkennung, i.Ü. auch einen strukturierten Tag.