01.04.2024, 11:17
Hallo, hat hier jemand Erfahrung mit der Gründung einer eigenen Kanzlei? Wie schwierig ist es damit, gerade am Anfang, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? Und wie läuft die Akquise von Mandanten, wenn es ja eine Vielzahl von etablierten Konkurrenten gibt?
Für Einblicke oder Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar!
Für Einblicke oder Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar!
01.04.2024, 11:38
Die Erfahrungsberichte hier im Forum gehen teilweise sehr weit auseinander. Einige berichten von Schwierigkeiten und langen finanziellen Engpässen (obwohl man wegen Wohnzimmerkanzlei kaum Fixkosten hatte), andere berichten hingegen, dass es gut geklappt habe. Nicht unwichtig wird natürlich sein, ob du ein "bisschen von allem" abarbeitest (gewollt oder gezwungen), oder dich auf eine Nische spezialisierst.
Man muss aber beachten, dass die hier im Forum verfassten Berichte teilweise Jahre zurück liegen, also zu einer ganz anderen Arbeitsmarktsituation erfolgten. Zukünftig wird eine erfolgreiche Etablierung mMn jedenfalls nicht "einfacher" werden. Unternehmen setzen auf etablierte Kanzleien und die Verbraucher werden von den Legal-Tech Anbietern aufgesogen. Prüfung des Sachverhaltes. Erfolgschancen bewerten. Falls positiv: Erfolgshonorar (falls möglich). So minimiert man für den Verbraucher die Risiken und die kostspielige Beauftragung von RAen. Das kann man sich aber nur leisten, wenn man viele Anfragen bekommt und dadurch potentielle Mandate akquirieren kann. Ich denke da wird der Zukunftsmarkt für Verbraucherrecht liegen. Als Beispiel kann man da Marco Klock sehen, der mehrere Legal-Tech Webseiten für diverser Verbraucherrechtssegmente hält und dadurch jährlich 200.000 Anfragen bekommt, von denen ein geringerer Teil auch als Mandate akquiriert werden.
Man muss aber beachten, dass die hier im Forum verfassten Berichte teilweise Jahre zurück liegen, also zu einer ganz anderen Arbeitsmarktsituation erfolgten. Zukünftig wird eine erfolgreiche Etablierung mMn jedenfalls nicht "einfacher" werden. Unternehmen setzen auf etablierte Kanzleien und die Verbraucher werden von den Legal-Tech Anbietern aufgesogen. Prüfung des Sachverhaltes. Erfolgschancen bewerten. Falls positiv: Erfolgshonorar (falls möglich). So minimiert man für den Verbraucher die Risiken und die kostspielige Beauftragung von RAen. Das kann man sich aber nur leisten, wenn man viele Anfragen bekommt und dadurch potentielle Mandate akquirieren kann. Ich denke da wird der Zukunftsmarkt für Verbraucherrecht liegen. Als Beispiel kann man da Marco Klock sehen, der mehrere Legal-Tech Webseiten für diverser Verbraucherrechtssegmente hält und dadurch jährlich 200.000 Anfragen bekommt, von denen ein geringerer Teil auch als Mandate akquiriert werden.
01.04.2024, 12:51
Wenn man eine Kanzlei gründet, sollte man sich zunächst einen Businessplan erstellen. Der Businessplan enthält dann auch Angaben über die Finanzierung und dementsprechend auch die Akquise. Wenn man hier schon überhaupt keine Vorstellung hat, wie man auch nur einen einzigen Mandanten akquirieren kann, sollte man sich gut überlegen, ob eine Gründung wirklich Sinn ergibt. Aus dem Nichts werden keine Mandanten auftauchen.
Akquise ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben am Anfang. Z. B. kann man versuchen, sich durch eine freie Mitarbeit in einer Kanzlei einen Namen zu machen, fragt im Freundes- und Bekanntenkreis, schreibt Unternehmen an, zeigt Präsenz im Internet mit einer ansprechenden Homepage und Social Media, macht sich in der Lokalpolitik sichtbar etc. Ich denke, dass man hier äußerst kreativ sein sollte und unternehmerisch denken können muss, um überhaupt Fuß fassen zu können. Nur das erfolgreich bestandene Examen und ein Schild an der Hauswand reicht nicht aus, um Mandanten an den Laden zu holen.
Akquise ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben am Anfang. Z. B. kann man versuchen, sich durch eine freie Mitarbeit in einer Kanzlei einen Namen zu machen, fragt im Freundes- und Bekanntenkreis, schreibt Unternehmen an, zeigt Präsenz im Internet mit einer ansprechenden Homepage und Social Media, macht sich in der Lokalpolitik sichtbar etc. Ich denke, dass man hier äußerst kreativ sein sollte und unternehmerisch denken können muss, um überhaupt Fuß fassen zu können. Nur das erfolgreich bestandene Examen und ein Schild an der Hauswand reicht nicht aus, um Mandanten an den Laden zu holen.
02.04.2024, 13:05
Vielen Dank euch für die Antworten!
Die älteren Erfahrungsberichte hatte ich auch gelesen, da aber die Erfahrungen ja schon etwas zurückliegen wollte ich gern noch einmal nachfragen. Ich denke auch, dass der Einstieg im "Massengeschäft" durch die Legal-Tech-Anbieter als Einzelkämpfer kaum noch wirtschaftlich erfolgreich sein kann, da es wirklich eine kritische Masse an Mandanten braucht, damit sich sowas lohnt.
Die Akquise ist am Anfang wohl wirklich der Knackpunkt. Klar - Schild an die Tür hängen reicht nicht. Gerade wenn man spezialisierter tätig sein will muss man ja die potenziellen Mandanten erstmal erreichen, was umso schwieriger werden dürfte wenn es sich dabei zum Beispiel um Unternehmen handelt. Sicher gibt es da viele Wege zum Mandat, deshalb würde mich mal interessieren wie man das anstellt.
In einer Kanzlei, in der ich tätig war wurden sehr viele Mandate durch Autowerkstätten vermittelt, da muss man aber auch erstmal die Beziehungen zu den entsprechenden Unternehmen haben. Und diese Hotlines (bei denen diese Kanzlei auch angeschlossen ist), die Ratsuchende und damit potenzielle Mandanten vermitteln, scheinen aus meiner Sicht auch wenig lohnenswert zu sein. Der Aufwand für die Beratung war enorm, die Mandate aber meist eher mau.
Die älteren Erfahrungsberichte hatte ich auch gelesen, da aber die Erfahrungen ja schon etwas zurückliegen wollte ich gern noch einmal nachfragen. Ich denke auch, dass der Einstieg im "Massengeschäft" durch die Legal-Tech-Anbieter als Einzelkämpfer kaum noch wirtschaftlich erfolgreich sein kann, da es wirklich eine kritische Masse an Mandanten braucht, damit sich sowas lohnt.
Die Akquise ist am Anfang wohl wirklich der Knackpunkt. Klar - Schild an die Tür hängen reicht nicht. Gerade wenn man spezialisierter tätig sein will muss man ja die potenziellen Mandanten erstmal erreichen, was umso schwieriger werden dürfte wenn es sich dabei zum Beispiel um Unternehmen handelt. Sicher gibt es da viele Wege zum Mandat, deshalb würde mich mal interessieren wie man das anstellt.
In einer Kanzlei, in der ich tätig war wurden sehr viele Mandate durch Autowerkstätten vermittelt, da muss man aber auch erstmal die Beziehungen zu den entsprechenden Unternehmen haben. Und diese Hotlines (bei denen diese Kanzlei auch angeschlossen ist), die Ratsuchende und damit potenzielle Mandanten vermitteln, scheinen aus meiner Sicht auch wenig lohnenswert zu sein. Der Aufwand für die Beratung war enorm, die Mandate aber meist eher mau.
02.04.2024, 20:50
Ich finde die bisherigen Beiträge zu negativ.
Warum sollten die Leute denn nicht zu einem kommen? Für den Normalorechtssuchenden ist erstmal ein Anwalt wie der andere. Einzig Fachanwaltstitel und Googelrezensionen sind distinguierende Merkmale.
Deswegen halte ich es für sinnvoll zumindest die ersten drei Jahre angestellt zu verbringen und den FA-Titel zu erschlagen, dürfte doch einiges einfach machen.
Aber ich sehe bei Refkollegen, dass es sehr wohl auch vom Fleck weg geht. Und wenn man keine Verpflichtungen hat, stelle ich mir das auch sehr spannend vor.
Ansonsten klar, Akquise ist logischerweise das Entscheidende, aber warum wird das so mystifiziert? Jeder kennt doch Leute, die auch Leute kennen. Und eine bessere Homepage als die etablierten Boomeranwälte ist meist auch kein Hexenwerk.
Warum sollten die Leute denn nicht zu einem kommen? Für den Normalorechtssuchenden ist erstmal ein Anwalt wie der andere. Einzig Fachanwaltstitel und Googelrezensionen sind distinguierende Merkmale.
Deswegen halte ich es für sinnvoll zumindest die ersten drei Jahre angestellt zu verbringen und den FA-Titel zu erschlagen, dürfte doch einiges einfach machen.
Aber ich sehe bei Refkollegen, dass es sehr wohl auch vom Fleck weg geht. Und wenn man keine Verpflichtungen hat, stelle ich mir das auch sehr spannend vor.
Ansonsten klar, Akquise ist logischerweise das Entscheidende, aber warum wird das so mystifiziert? Jeder kennt doch Leute, die auch Leute kennen. Und eine bessere Homepage als die etablierten Boomeranwälte ist meist auch kein Hexenwerk.
08.04.2024, 15:30
Würdet ihr am Anfang auf ein Büro verzichten oder nicht? Ich frage mich, wie viele Mandanten man dadurch gewinnt, dass sie an der Kanzlei vorbeigehen.
08.04.2024, 16:23
(08.04.2024, 15:30)Hans123 schrieb: Würdet ihr am Anfang auf ein Büro verzichten oder nicht? Ich frage mich, wie viele Mandanten man dadurch gewinnt, dass sie an der Kanzlei vorbeigehen.
Gute Frage. In meiner Stadt laufe ich immer mal wieder an den Kanzleischildern vorbei. Oft leider trostlos, gerade wenn es sich um Einzelkämpfer oder kleine Sozietäten/Bürogemeinschaften handelt (verschmutzt, vergilbt oder in einem "Schilderwald" neben Schildern zu Ärzten, Physiotherapeuten, Logopäden usw nahezu unauffindbar). Man kann durchaus argumentieren, dass in der heutigen, digitalen Zeit, eigene Büroräumlichkeiten nicht unbedingt notwendig sind. Gerade wenn die Mandantschaft eher zu technikaffinen jüngeren Generation gehört. Es gibt ja auch externe Sekretariate die man beauftragen kann.
Andererseits war ich in der Anwaltsstage überrascht, wie oft Mandanten noch das persönliche Gespräch der Telefonkonferenz vorgezogen haben (und auch für 2h dann die 600-700€ dafür gezahlt haben). Die Mandantschaft rekrutierte sich überwiegend aus KMUs, Vereinen, kommunale Träger/Gemeinden und Gewerbetreibende/Freiberufler. Ich denke nicht, dass die Mandanten durch das Kanzleischild aufmerksam geworden sind, sondern durch das Renomée der Sozietät in der Region.
Als Verbraucher/Gewerbetreibender würde ich nach einem Anwalt "googlen" und mir die Rezensionen anschauen. Denke ich zumindest. Es sei denn man ist in einer Interessenvertretung und wird dadurch an RAe "vermittelt", oder man bekommt von Freunden/Kollegen o.ä. einen Tipp bzgl eines RA.