11.03.2024, 10:02
Hallo an alle!
Welche Erfahrungen hab ihr mit Teilzeit in der freien Wirtschaft gemacht? Aus familiären Gründen arbeite ich in Teilzeit. Aktuell in einer Großkanzlei, das funktioniert so mittel. Das scheint wohl teilweise ein strukturelles Problem zu sein (als Anwalt ist man eben Dienstleister, schnelle Reaktion/Erreichbarkeit wird erwartet), teilweise auch ein organisatorisches (ich arbeite alleine auf Mandanten, Rückmeldung vom Chef kommt oft erst kurz vor Fristablauf und muss dann noch eingearbeitet werden - da wird es schwierig, planbar um eine bestimmte Uhrzeit aus dem Büro zu gehen).
Mein Wunsch wäre, unter 30 Stunden (idealerweise so um die 20-25 h/Woche) zu arbeiten. Abends nochmal reinschauen und gelegentlich auch kurz arbeiten ist okay, aber den Nachmittag brauche ich verlässlich frei.
Ich bin nicht sicher, ob eine Veränderung möglich ist und etwas bringt. Bewerbungen in Teilzeit sind nicht besonders beliebt. Mein Schwerpunkt liegt im Arbeitsrecht.
Ich frage mich, obs im Unternehmen besser läuft. Zudem scheint mir die Gehaltsschere zwischen Kanzleien und Unternehmen in den letzten Jahren weiter auseinander gegangen zu sein. Selbst dann, wenn man die Vergütung auf die tatsächliche Arbeit pro Stunde runterrechnet, siehts im Unternehmen inzwischen oft schlechter aus als in der Kanzlei. Ist es sonst wirklich besser? Familienfreundlicher?
Auch sonst sind alle Gedanken, Ideen und Anregungen willkommen.
Welche Erfahrungen hab ihr mit Teilzeit in der freien Wirtschaft gemacht? Aus familiären Gründen arbeite ich in Teilzeit. Aktuell in einer Großkanzlei, das funktioniert so mittel. Das scheint wohl teilweise ein strukturelles Problem zu sein (als Anwalt ist man eben Dienstleister, schnelle Reaktion/Erreichbarkeit wird erwartet), teilweise auch ein organisatorisches (ich arbeite alleine auf Mandanten, Rückmeldung vom Chef kommt oft erst kurz vor Fristablauf und muss dann noch eingearbeitet werden - da wird es schwierig, planbar um eine bestimmte Uhrzeit aus dem Büro zu gehen).
Mein Wunsch wäre, unter 30 Stunden (idealerweise so um die 20-25 h/Woche) zu arbeiten. Abends nochmal reinschauen und gelegentlich auch kurz arbeiten ist okay, aber den Nachmittag brauche ich verlässlich frei.
Ich bin nicht sicher, ob eine Veränderung möglich ist und etwas bringt. Bewerbungen in Teilzeit sind nicht besonders beliebt. Mein Schwerpunkt liegt im Arbeitsrecht.
Ich frage mich, obs im Unternehmen besser läuft. Zudem scheint mir die Gehaltsschere zwischen Kanzleien und Unternehmen in den letzten Jahren weiter auseinander gegangen zu sein. Selbst dann, wenn man die Vergütung auf die tatsächliche Arbeit pro Stunde runterrechnet, siehts im Unternehmen inzwischen oft schlechter aus als in der Kanzlei. Ist es sonst wirklich besser? Familienfreundlicher?
Auch sonst sind alle Gedanken, Ideen und Anregungen willkommen.
11.03.2024, 11:02
Teilzeit Großkanzlei mit "verlässlich Nachmittag frei" habe ich so auch noch nie gehört und kann mir nicht vorstellen, dass das woanders besser klappen sollte.
Bei den von dir genannten Stundenzahlen wirst du im Unternehmen (oder wie wäre es mit Staatsdienst?) halt bei ca 3.000 bis 3.500 netto landen und keine wahnsinnigen Aufstiegschancen haben.
Dann musst du halt mit dir ausmachen, wie wichtig dir die wären? Familie kann ja auch erfüllen sein
Bei den von dir genannten Stundenzahlen wirst du im Unternehmen (oder wie wäre es mit Staatsdienst?) halt bei ca 3.000 bis 3.500 netto landen und keine wahnsinnigen Aufstiegschancen haben.
Dann musst du halt mit dir ausmachen, wie wichtig dir die wären? Familie kann ja auch erfüllen sein
11.03.2024, 11:28
(11.03.2024, 11:02)BavarianLawyer schrieb: Teilzeit Großkanzlei mit "verlässlich Nachmittag frei" habe ich so auch noch nie gehört und kann mir nicht vorstellen, dass das woanders besser klappen sollte.
Bei den von dir genannten Stundenzahlen wirst du im Unternehmen (oder wie wäre es mit Staatsdienst?) halt bei ca 3.000 bis 3.500 netto landen und keine wahnsinnigen Aufstiegschancen haben.
Dann musst du halt mit dir ausmachen, wie wichtig dir die wären? Familie kann ja auch erfüllen sein
Danke für die Bestätigung - ich fürchte auch, dass Teilzeit in Großkanzleien nicht richtig klappt (Teilzeit bringt einfach nicht richtig was, wenn man nicht damit planen kann, zu bestimmten Zeiten frei zu haben).
Staatsdienst ist eine Option, aber mehr als im Unternehmen verdient man da vermutlich auch nicht? 3.000-3.500 netto voll okay, aber dazu müsste ich ja um die 5.000 brutto verdienen - das erscheint mir gar nicht mal so einfach mit 25 h im Unternehmen. Hältst du das für realistisch?
11.03.2024, 11:31
Easy 10k brutto bei 40h im Unternehmen als Berufseinsteiger
11.03.2024, 12:28
(11.03.2024, 11:31)guga schrieb: Easy 10k brutto bei 40h im Unternehmen als Berufseinsteiger
Ich vermute mal, das soll Ironie sein. An dieser Stelle danke ich für den hilfreichen und ausführlichen Beitrag. Übrigens müssten es bei 25 h ja keine 10 k im Monat sein, sondern knapp 8 k. Und vollkommen Berufseinsteiger bin ich auch nicht mehr (ja, ich weiß, das Forum ist für Einsteiger). Ich habe trotzdem den Eindruck, dass 90-95k im Unternehmen kaum unterhalb von Führungspositionen gezahlt werden, kenne mich aber auch nicht so richtig aus.
11.03.2024, 13:24
8k brutto für 25h, das halte ich außerhalb von Führungstätigkeiten nicht möglich, du wirst ja meist nach Tarif bezahlt als normaler Unternehmensjurist, zumindest wenn es keine AT Tätigkeit ist, welche idR sowieso deutlich mehr Stunden umfassen dürfte. Aber Bewerben und schauen was es so geht kann man ja immer machen.
11.03.2024, 13:42
(11.03.2024, 13:24)ForumBenutzer schrieb: 8k brutto für 25h, das halte ich außerhalb von Führungstätigkeiten nicht möglich, du wirst ja meist nach Tarif bezahlt als normaler Unternehmensjurist, zumindest wenn es keine AT Tätigkeit ist, welche idR sowieso deutlich mehr Stunden umfassen dürfte. Aber Bewerben und schauen was es so geht kann man ja immer machen.
Meinst du das auf Vollzeit gerechnet? So wars ja von mir gemeint, das hätte ich vielleicht klarstellen sollen. Dass es 8k brutto nicht für 25 h gibt, ist ja sowieso klar. 8k brutto für 40 h und dann in Teilzeit entsprechend weniger natürlich.
11.03.2024, 14:14
Das wird es geben
11.03.2024, 16:21
(11.03.2024, 11:28)Teilzeitanwalt schrieb: Staatsdienst ist eine Option, aber mehr als im Unternehmen verdient man da vermutlich auch nicht? 3.000-3.500 netto voll okay, aber dazu müsste ich ja um die 5.000 brutto verdienen - das erscheint mir gar nicht mal so einfach mit 25 h im Unternehmen. Hältst du das für realistisch?
Du brauchst knapp 60k brutto im Jahr. Bei einer 70% Stelle (gehen wir mal von einer 38,5 Stundenwoche aus). D.h. Vollzeit bräuchtest du 85k. Das ist nun nicht verrückt hoch, wenn du mit etwas Berufserfahrung wechselst.
Generell ist so bei großen Unternehmen aus meiner Erfahrung bis 120k noch im normalen Rahmen. Darüber hinaus werden es dann schon besondere/hohe Stellen und Positionen. Aber wie gesagt, bezogen auf große Unternehmen.
Wie stark Teilzeit direkt am Anfang gewährt wird, kann ich nur schwer einschätzen. Aber hier hilft einfach fragen.
11.03.2024, 20:44
Ich bin im Unternehmen und nach nunmehr fünf Jahren bei 120k all in bei 40 Stunden. Demnächst kommt meine Tochter auf die Welt und ich werde im Anschluss an die Elternzeit in Teilzeit arbeiten, was hier im Unternehmen absolut kein Problem ist. Im Zweifel ist es aber einfacher, zunächst in Vollzeit zu starten und dann zu reduzieren.