09.03.2024, 17:42
Guten Tag liebe Community,
ich studiere momentan Jura im 3. Semester - komme nun in das 4. Semester und habe ein gewaltiges Problem.
Es geht um meine "Lerntechnik", die mir meines Erachtens nach eines Tages zum Verhängnis wird.
Um etwas auszuholen - diese "Strategie" habe ich bereits im Abitur angewendet und gute Noten *mit Glück* erzielen können. (11P+)
Ehrlicherweise ist es mir unangenehm, sogar extrem peinlich, diese stumpf-dämliche Methode zu schildern.
Vorab muss ich erwähnen, dass es bisher auch im Studium ok - bis gut funktioniert hat. So habe ich z.B in Strafrecht AT 13P, AT II 12P, Grundlagenfach (Römische) 12P, BGB AT 8P, Europarecht wenns gut läuft auch doppelstellig, Schuld AT leider nur 6P, ÖffR auch eher im Mittelmaß. Also durchwachsen.
Ich habe in Strafrecht 13 Punkte schreiben können und war im Nachschreibekurs der Beste (war vorher krank), ohne einen einzigen Fall zu schreiben oder die AG besucht zu haben. Und der Fall war viel schwerer.
So, also - wie lerne ich bereits meine ganze Schulzeit lang und jetzt im Studium? Kurzzeitgedächtnis & Auswendig. Aber nicht wie man es erwarten würde, sondern extrem "dämlich".
Beispiel: Es liegt Strafrecht BT an. Das erste was ich mache ist, alle 15 Vorlesungsfolien durchzugehen und oberflächlich zu verstehen, kleine Notzien als Zusammenfassung für jede Folie.
Und jetzt kommen wir zur "Hauptstrategie", die ich auch in BGB oder ÖffR nutze.
Ich verfasse eine hypothetische Klausur und schreibe sie *komplett* auf - in allen Varianten/Möglochkeiten, also alle Probleme eingebaut und das im Gutachtenstil. Verfassen tue ich es nicht selber, sondern picke mir aus verschiedenen 18P Klausuren die Textbausteine raus und schreibe sie nieder. Das sind am Ende dann meist so 10-30 A4 Seiten.
Anschließend fange ich an, diese 10-30 vollausgeschriebenen Seiten Wort-Für-Wort im Gutachtenstil auswendigzulernen. Ich stehe dann rum und spreche es laut aus, bis ich jede Wort, jedes Kommata, jeden Gliederungspunkt, auswenig kann. Also habe ich den ganzen Fall abrufbar im Kopf. Verstehen tue ich die Einzelheiten trotzdem sehr gut, es ist also nicht, dass ich da nix checke. Also für das Verständnis finde ich es effektiv.
Wenn ich nun in der Prüfung bin, brauch ich nicht mal eine Lösungskizze, sondern kann direkt wie ein Wasserfall schreiben - das einzige ist, ich muss meinen auswendiggelernten Fall, samt ihrer Möglichkeiten/Varianten, mit dem vorliegenden Prüfungsfall in Einklang bringen, also Überschneidungen finden, oder wenn man z.B sieht "ah ok hier geht es um ETBI" , dann schreibe ich den auswendiggelernten ETBI runter und passe es an den Sachverhalt an.
Das klappt dann auch immer gut - aber jetzt das Problem. Würde man mich nun jetzt die 3 oder 6 Monate nach der Ptüfung fragen: kannst du das alles nochmal so aufschreiben? Nein.
Ich glaub ich wäre nicht mal dazu fähig, ordentlich im Gutachtenstil zu schreiben, obwohl der Gutachtenstil in meinen Prüfungen immer top ist - weil ich es eben auswendiglerne. Es ist also eine extrem komische Konstellation. Einerseits bestehe ich alles wunderbar, doch andererseits ist meine Lernstrategie völlig daneben.
In der Examensvorbereitung später müsste ich nach meiner Strategie locker 1.000+ A4 Seiten wort-für-wort ausweniglernen. Das ist absolut unmöglich.
Das Hauptproblem ist: Verstehen kann ich, Zusammenhänge finden kann ich auch, analytisch denken ebenso, aber ohne dieses Ausweniglernen wäre ich vermutlich total aufgeschmissen, schöne, gute, effektive, präzise, deutsche Sätze zu bilden. Darin bin ich schlecht. Ich könnte niemals selber darauf kommen, solche Sätze zu schreiben, wie in meiner Klausur. Das ist das Problem.
Jetzt wäre meine Frage an euch, was ihr davon haltet, ob ihr mal von so einem Fall wie bei mir gehört habt und wie ich meine Lernstrategie radikal ändern kann - bzw. wie ihr gelernt habt und was ihr empfehlen könnt?
Liebe Grüße
ich studiere momentan Jura im 3. Semester - komme nun in das 4. Semester und habe ein gewaltiges Problem.
Es geht um meine "Lerntechnik", die mir meines Erachtens nach eines Tages zum Verhängnis wird.
Um etwas auszuholen - diese "Strategie" habe ich bereits im Abitur angewendet und gute Noten *mit Glück* erzielen können. (11P+)
Ehrlicherweise ist es mir unangenehm, sogar extrem peinlich, diese stumpf-dämliche Methode zu schildern.
Vorab muss ich erwähnen, dass es bisher auch im Studium ok - bis gut funktioniert hat. So habe ich z.B in Strafrecht AT 13P, AT II 12P, Grundlagenfach (Römische) 12P, BGB AT 8P, Europarecht wenns gut läuft auch doppelstellig, Schuld AT leider nur 6P, ÖffR auch eher im Mittelmaß. Also durchwachsen.
Ich habe in Strafrecht 13 Punkte schreiben können und war im Nachschreibekurs der Beste (war vorher krank), ohne einen einzigen Fall zu schreiben oder die AG besucht zu haben. Und der Fall war viel schwerer.
So, also - wie lerne ich bereits meine ganze Schulzeit lang und jetzt im Studium? Kurzzeitgedächtnis & Auswendig. Aber nicht wie man es erwarten würde, sondern extrem "dämlich".
Beispiel: Es liegt Strafrecht BT an. Das erste was ich mache ist, alle 15 Vorlesungsfolien durchzugehen und oberflächlich zu verstehen, kleine Notzien als Zusammenfassung für jede Folie.
Und jetzt kommen wir zur "Hauptstrategie", die ich auch in BGB oder ÖffR nutze.
Ich verfasse eine hypothetische Klausur und schreibe sie *komplett* auf - in allen Varianten/Möglochkeiten, also alle Probleme eingebaut und das im Gutachtenstil. Verfassen tue ich es nicht selber, sondern picke mir aus verschiedenen 18P Klausuren die Textbausteine raus und schreibe sie nieder. Das sind am Ende dann meist so 10-30 A4 Seiten.
Anschließend fange ich an, diese 10-30 vollausgeschriebenen Seiten Wort-Für-Wort im Gutachtenstil auswendigzulernen. Ich stehe dann rum und spreche es laut aus, bis ich jede Wort, jedes Kommata, jeden Gliederungspunkt, auswenig kann. Also habe ich den ganzen Fall abrufbar im Kopf. Verstehen tue ich die Einzelheiten trotzdem sehr gut, es ist also nicht, dass ich da nix checke. Also für das Verständnis finde ich es effektiv.
Wenn ich nun in der Prüfung bin, brauch ich nicht mal eine Lösungskizze, sondern kann direkt wie ein Wasserfall schreiben - das einzige ist, ich muss meinen auswendiggelernten Fall, samt ihrer Möglichkeiten/Varianten, mit dem vorliegenden Prüfungsfall in Einklang bringen, also Überschneidungen finden, oder wenn man z.B sieht "ah ok hier geht es um ETBI" , dann schreibe ich den auswendiggelernten ETBI runter und passe es an den Sachverhalt an.
Das klappt dann auch immer gut - aber jetzt das Problem. Würde man mich nun jetzt die 3 oder 6 Monate nach der Ptüfung fragen: kannst du das alles nochmal so aufschreiben? Nein.
Ich glaub ich wäre nicht mal dazu fähig, ordentlich im Gutachtenstil zu schreiben, obwohl der Gutachtenstil in meinen Prüfungen immer top ist - weil ich es eben auswendiglerne. Es ist also eine extrem komische Konstellation. Einerseits bestehe ich alles wunderbar, doch andererseits ist meine Lernstrategie völlig daneben.
In der Examensvorbereitung später müsste ich nach meiner Strategie locker 1.000+ A4 Seiten wort-für-wort ausweniglernen. Das ist absolut unmöglich.
Das Hauptproblem ist: Verstehen kann ich, Zusammenhänge finden kann ich auch, analytisch denken ebenso, aber ohne dieses Ausweniglernen wäre ich vermutlich total aufgeschmissen, schöne, gute, effektive, präzise, deutsche Sätze zu bilden. Darin bin ich schlecht. Ich könnte niemals selber darauf kommen, solche Sätze zu schreiben, wie in meiner Klausur. Das ist das Problem.
Jetzt wäre meine Frage an euch, was ihr davon haltet, ob ihr mal von so einem Fall wie bei mir gehört habt und wie ich meine Lernstrategie radikal ändern kann - bzw. wie ihr gelernt habt und was ihr empfehlen könnt?
Liebe Grüße
09.03.2024, 18:34
(gelöscht)
09.03.2024, 19:25
Verstehe ich Dich richtig? Du überlegst Dir zu jedem Thema/Problem (samt Varianten) einen Sachverhalt und lernst dann Musterlösungen dazu auswendig. In der Klausur schaust Du nach Übereinstimmungen mit den gelernten Sachverhalten und schreibst dann deine gelernten Lösungen hin? Jetzt hast Du ein unterschwelliges Gefühl von Unsicherheit, Verwirrung, Zweifel, dass das in die falsche Richtung geht?
Kann ich mir gut vorstellen, dass diese Methode schnell an seine Grenzen stoßen kann - spätestens dann, wenn ein Thema, Problem oder eine Variante davon in irgendeinem unbekannten Sachverhalt versteckt wird. Ich kann auch gut Unsicherheiten, Zweifel, Verwirrung in dem Zusammenhang verstehen. Letztlich erbringst Du keine eigene Leistung in dem Sinne, sondern lernst nur auswendig. Ich würde das irgendwo auch als unbefriedigend empfinden. Selbstbewusstsein, Souveränität im Umgang mit juristischen Problemstellungen baust Du dabei wahrscheinlich nicht auf. Ist aber alles zunächst nicht schlimm. Du scheinst Dir ja selber mehr oder weniger darüber bewusst zu sein und willst daran etwas ändern. Das ist der erste Schritt.
Frage Dich mal... wie verstehst Du den gelernten Stoff? Ist das reines Textverständnis? Ist das anwendungsbezogenes Verständnis? Meinem Gefühl nach verstehst Du das eben nicht so, dass Du es selber anwenden kannst. Ansonsten könntest Du aus diesem Verständnis heraus deine Klausuren schreiben und formulieren. Die Formulierung sollte dann das wenigste Problem sein. Deine Methode ist eher ein Versuch der Kompensation.
Natürlich alles nur so ein paar Gedanken, mein Gefühl.. nichts davon muss passen. Mein Eindruck ist aber, dass es bei Dir vielmehr ein Verständnisproblem ist (mangels Anwendungsmethoden), weniger ein bloßes Formulierungsthema.
Kann ich mir gut vorstellen, dass diese Methode schnell an seine Grenzen stoßen kann - spätestens dann, wenn ein Thema, Problem oder eine Variante davon in irgendeinem unbekannten Sachverhalt versteckt wird. Ich kann auch gut Unsicherheiten, Zweifel, Verwirrung in dem Zusammenhang verstehen. Letztlich erbringst Du keine eigene Leistung in dem Sinne, sondern lernst nur auswendig. Ich würde das irgendwo auch als unbefriedigend empfinden. Selbstbewusstsein, Souveränität im Umgang mit juristischen Problemstellungen baust Du dabei wahrscheinlich nicht auf. Ist aber alles zunächst nicht schlimm. Du scheinst Dir ja selber mehr oder weniger darüber bewusst zu sein und willst daran etwas ändern. Das ist der erste Schritt.
Frage Dich mal... wie verstehst Du den gelernten Stoff? Ist das reines Textverständnis? Ist das anwendungsbezogenes Verständnis? Meinem Gefühl nach verstehst Du das eben nicht so, dass Du es selber anwenden kannst. Ansonsten könntest Du aus diesem Verständnis heraus deine Klausuren schreiben und formulieren. Die Formulierung sollte dann das wenigste Problem sein. Deine Methode ist eher ein Versuch der Kompensation.
Natürlich alles nur so ein paar Gedanken, mein Gefühl.. nichts davon muss passen. Mein Eindruck ist aber, dass es bei Dir vielmehr ein Verständnisproblem ist (mangels Anwendungsmethoden), weniger ein bloßes Formulierungsthema.
09.03.2024, 20:30
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten. :)
Ihr habt da mit euren Gefühlen/Eindrücken mir gegenüber völlig recht.
Ich möchte meine Lernstrategie umgehend ändern. Das Problem, das mir dabei aufkommt: Mir schwebt die Sorge vor bzw. meine innere Stimme sagt mir, dass ich meine Komfortzone nicht verlassen soll - hat doch bisher stets super geklappt, sowohl im Abi als auch im Grundstudium.
Sobald ich mich auf etwas neues einlasse, gehe ich das Risiko ein, die nächste Prüfung mit einer neuen Lernstrategie völlig zu verhauen.
Zudem weiß ich nicht, wo ich bloß anfangen soll. Welche Strategie soll ich anwenden, welche passt zu mir?
Auswendiglernen mit eigengeschriebenen Musterlösungen und diese prüfungsspezifisch anzupassen/anzuwenden, war immer mein sicherer Hafen.
Diesen jetzt zu verlassen, fällt mir außerordentlich schwer - aber ich Muss und das ist mir nun bewusst geworden.
Nicht auswendigzulernen, keine Zusammenfassungen zu schreiben, keine Zeit damit zu verschweden - das wurde mir auch immer gesagt.
Bloß weiß ich nicht, wie denn sonst? :(
Bevor ich überhaupt anfangen kann Fälle zu schreiben, muss ich doch die theoretische Materie erlernen. Wie stelle ich das an, ohne Zusammenfassungen zu schreiben? Zu mal doch immer gesagt wird, dass man durchs Aufschreiben besser lernt..
Und da ich mich immer an 15-18P Musterlösungen orientiert habe, geschaut habe "hmm, wie schreibt der Prüfling, kann ich mir seine Formulierungsweisen irgendwie aufschreiben und adaptieren?"
Und ich möchte nochmals betonen, dass es mir nicht ums Angeben ging. Denn wie schon gesagt sind meine Noten ja durchwachsen. Auf der einen Seite gute, aber auch 5-6P. Ich wollte damit nur verdeutlichen, wie schwer es damit sein kann, aus seiner Komfortzone zu gehen. Denn man denkt sich "hm, mit meinem bisherigen Weg bin ich auch doppelstellig gefahren, wieso soll ich meine Lernstrategie nun ändern?"
Das macht es leider so schwer, auch wenn ich weiß, dass es der falsche Weg ist.
Wenn ich nun diesen Prozess aufgebe, und mich nicht mehr daran orientiere, zweifle ich stark an mir selber. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich dazu in der Lage wäre, selbständig auf solche guten & präzisen Formulierungen zu kommen.. ._.
Ihr habt da mit euren Gefühlen/Eindrücken mir gegenüber völlig recht.
Ich möchte meine Lernstrategie umgehend ändern. Das Problem, das mir dabei aufkommt: Mir schwebt die Sorge vor bzw. meine innere Stimme sagt mir, dass ich meine Komfortzone nicht verlassen soll - hat doch bisher stets super geklappt, sowohl im Abi als auch im Grundstudium.
Sobald ich mich auf etwas neues einlasse, gehe ich das Risiko ein, die nächste Prüfung mit einer neuen Lernstrategie völlig zu verhauen.
Zudem weiß ich nicht, wo ich bloß anfangen soll. Welche Strategie soll ich anwenden, welche passt zu mir?
Auswendiglernen mit eigengeschriebenen Musterlösungen und diese prüfungsspezifisch anzupassen/anzuwenden, war immer mein sicherer Hafen.
Diesen jetzt zu verlassen, fällt mir außerordentlich schwer - aber ich Muss und das ist mir nun bewusst geworden.
Nicht auswendigzulernen, keine Zusammenfassungen zu schreiben, keine Zeit damit zu verschweden - das wurde mir auch immer gesagt.
Bloß weiß ich nicht, wie denn sonst? :(
Bevor ich überhaupt anfangen kann Fälle zu schreiben, muss ich doch die theoretische Materie erlernen. Wie stelle ich das an, ohne Zusammenfassungen zu schreiben? Zu mal doch immer gesagt wird, dass man durchs Aufschreiben besser lernt..
Und da ich mich immer an 15-18P Musterlösungen orientiert habe, geschaut habe "hmm, wie schreibt der Prüfling, kann ich mir seine Formulierungsweisen irgendwie aufschreiben und adaptieren?"
Und ich möchte nochmals betonen, dass es mir nicht ums Angeben ging. Denn wie schon gesagt sind meine Noten ja durchwachsen. Auf der einen Seite gute, aber auch 5-6P. Ich wollte damit nur verdeutlichen, wie schwer es damit sein kann, aus seiner Komfortzone zu gehen. Denn man denkt sich "hm, mit meinem bisherigen Weg bin ich auch doppelstellig gefahren, wieso soll ich meine Lernstrategie nun ändern?"
Das macht es leider so schwer, auch wenn ich weiß, dass es der falsche Weg ist.
Wenn ich nun diesen Prozess aufgebe, und mich nicht mehr daran orientiere, zweifle ich stark an mir selber. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich dazu in der Lage wäre, selbständig auf solche guten & präzisen Formulierungen zu kommen.. ._.
09.03.2024, 20:51
Du zeigst nur, wie verfehlt die Klausuren in den Scheinen gestellt werden. Ich kenne das selbst noch von Strafrecht im Großen Schein: da gab es umfangreiche Vorlesungsunterlagen, und die kamen dann dran. Wer sie auswendig kannte, kam gut raus - mir war das zu blöd, daher schlechtes Ergebnis. Nur kehrt sich das im Examen um. Da kann niemand vorhersehen, was drankommt. Ich befürchte, dass das dann für Dich ungünstig würde.
09.03.2024, 21:03
(09.03.2024, 20:51)Praktiker schrieb: Du zeigst nur, wie verfehlt die Klausuren in den Scheinen gestellt werden. Ich kenne das selbst noch von Strafrecht im Großen Schein: da gab es umfangreiche Vorlesungsunterlagen, und die kamen dann dran. Wer sie auswendig kannte, kam gut raus - mir war das zu blöd, daher schlechtes Ergebnis. Nur kehrt sich das im Examen um. Da kann niemand vorhersehen, was drankommt. Ich befürchte, dass das dann für Dich ungünstig würde.
Vielen Dank. Wie kann ich bloß aus diesem Loch rauskommen? Habe oben nochmal was kommentiert. Ich würde gerne alles ändern, doch habe keine Richtung und muss sozusagen von 0 beginnen:(
10.03.2024, 09:14
..
10.03.2024, 20:02
(09.03.2024, 21:03)Frischling schrieb:(09.03.2024, 20:51)Praktiker schrieb: Du zeigst nur, wie verfehlt die Klausuren in den Scheinen gestellt werden. Ich kenne das selbst noch von Strafrecht im Großen Schein: da gab es umfangreiche Vorlesungsunterlagen, und die kamen dann dran. Wer sie auswendig kannte, kam gut raus - mir war das zu blöd, daher schlechtes Ergebnis. Nur kehrt sich das im Examen um. Da kann niemand vorhersehen, was drankommt. Ich befürchte, dass das dann für Dich ungünstig würde.
Vielen Dank. Wie kann ich bloß aus diesem Loch rauskommen? Habe oben nochmal was kommentiert. Ich würde gerne alles ändern, doch habe keine Richtung und muss sozusagen von 0 beginnen:(
Das ist schwer zu sagen. Entscheidend ist, dass Du verstehst, was Du tust, und unbekannte Fälle bearbeiten kannst. Wenn Deine Methode das bewirkt, ist es gut, wenn nicht... tja. Ich habe aus Lehrbüchern viel gelernt, auch aus Vorlesungen, Klausurenpraxis ist enorm wichtig. Aber letztlich lernt jeder etwas anders.
16.03.2024, 17:03
Moin,
Kurzzeitgedächtnis funktioniert im Examen nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meines damit jedenfalls überfordert war.
Für Grund- und Hauptstudium kann das funktionieren, weil der Stoff überschaubar ist, aber beim Examen fällt einem das auf die Füße.
Ich schlage vor: Schmeiß deine Lern-Technik nicht von heute auf morgen völlig über den Haufen, sondern erweitere sie.
Meine Tips:
1.
Jura ist nicht nur auswendig lernen!
Man muss, insbesondere im Examen, nicht jeden Meinungsstreit bis ins letzte Detail auswendig lernen.
Mit etwas Lockerheit, Rechtsgefühl, Grundkenntnissen und guter (Gutachten)Technik kann man sich Lösungen selbst erarbeiten, von denen man noch nie gehört hat.
2.
Du musst dir ein Grundgerüst an Wissen aufbauen, dass im Langzeitgedächtnis hängen bleibt.
Fange an, dir ganz grobe Übersichten und Prüfungsschema zu schreiben.
Z.b.
Zulässigkeitsvoraussetzungen der Anfechtungsklage:
1. Eröffnung des VerwRW
2. Statthaftigkeit
3. Klagebefugnis
4. Vorverfahren
5. Frist
6. Beteiligten-/Prozessfähigkeit
7. Klagegegner
8. Form
(Zuständiges Gericht)
(Rechtsschutzbedürfnis)
Erstmal nichts weiter, keine Definitionen usw. Vielleicht noch den jeweiligen Paragraph.
Und das lernst du so lange auswendig, bis du es auch in 6 Monaten noch weißt, wenn man dich nachts um 3 weckt.
Solche Grundgerüste machst du dir in allen Rechtsgebieten zu wichtigen Grundlagen, z.b. im Strafrecht Aufbau Erfolgsdelikt, Versuch, usw. oder im Zivilrecht Anspruch aus 280 I BGB, Anspruch aus 323 I, 346 BGB.
3.
Wenn du diese Grundgerüste völlig verinnerlicht hast, kannst du anfangen, mehr und mehr Details hinzuzufügen.
Quasi Fleisch an das Knochengerippe.
Ich würde aber nicht übertreiben. Zu jedem Punkt des Grob-Schemas die Definition und pro Schema maximal 2-3 Meinungsstreite.
Für jedes Rechtsgebiet bietet sich dann noch eine Liste mit wichtigen Definitionen an (z.b. Willenserklärung, Besitz, Gewahrsam, Wegnahme, Verwaltungsakt, usw.)
Wichtig ist, nicht zu übertreiben, sondern Stück für Stück. Das soll schließlich das Basiswissen sein, was ins Langzeitgedächtnis geht.
Das musst du dann aber halt auch regelmäßig wiederholen. Wie Vokabeln lernen.
4.
Wenn du die Punkte 2 und 3 regelmäßig gemacht hast, kannst du das machen, was du immer gemacht hast. Kurzfristig vor einer Prüfung so viel Stoff wie möglich ins Kurzzeitgedächtnis ballern.
5.
Selbstständiges Schreiben (und Denken) üben. Nimm dir AG-Fälle aus den ersten Semestern, du hast ja glücklicherweise fast alles vergessen, und versuch sie einfach mit dem Gesetz (und deiner Erinnerung) zu lösen. Welche Rechtsgrundlage/Anspruchsgrundlage? Was ist Tatbestand, was ist Rechtsfolge? Definition, Subsumtion.
Das muss nicht perfekt sein, sondern es geht darum, dass du selber denkst.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen, und wünsche dir viel Erfolg!
Kurzzeitgedächtnis funktioniert im Examen nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meines damit jedenfalls überfordert war.
Für Grund- und Hauptstudium kann das funktionieren, weil der Stoff überschaubar ist, aber beim Examen fällt einem das auf die Füße.
Ich schlage vor: Schmeiß deine Lern-Technik nicht von heute auf morgen völlig über den Haufen, sondern erweitere sie.
Meine Tips:
1.
Jura ist nicht nur auswendig lernen!
Man muss, insbesondere im Examen, nicht jeden Meinungsstreit bis ins letzte Detail auswendig lernen.
Mit etwas Lockerheit, Rechtsgefühl, Grundkenntnissen und guter (Gutachten)Technik kann man sich Lösungen selbst erarbeiten, von denen man noch nie gehört hat.
2.
Du musst dir ein Grundgerüst an Wissen aufbauen, dass im Langzeitgedächtnis hängen bleibt.
Fange an, dir ganz grobe Übersichten und Prüfungsschema zu schreiben.
Z.b.
Zulässigkeitsvoraussetzungen der Anfechtungsklage:
1. Eröffnung des VerwRW
2. Statthaftigkeit
3. Klagebefugnis
4. Vorverfahren
5. Frist
6. Beteiligten-/Prozessfähigkeit
7. Klagegegner
8. Form
(Zuständiges Gericht)
(Rechtsschutzbedürfnis)
Erstmal nichts weiter, keine Definitionen usw. Vielleicht noch den jeweiligen Paragraph.
Und das lernst du so lange auswendig, bis du es auch in 6 Monaten noch weißt, wenn man dich nachts um 3 weckt.
Solche Grundgerüste machst du dir in allen Rechtsgebieten zu wichtigen Grundlagen, z.b. im Strafrecht Aufbau Erfolgsdelikt, Versuch, usw. oder im Zivilrecht Anspruch aus 280 I BGB, Anspruch aus 323 I, 346 BGB.
3.
Wenn du diese Grundgerüste völlig verinnerlicht hast, kannst du anfangen, mehr und mehr Details hinzuzufügen.
Quasi Fleisch an das Knochengerippe.
Ich würde aber nicht übertreiben. Zu jedem Punkt des Grob-Schemas die Definition und pro Schema maximal 2-3 Meinungsstreite.
Für jedes Rechtsgebiet bietet sich dann noch eine Liste mit wichtigen Definitionen an (z.b. Willenserklärung, Besitz, Gewahrsam, Wegnahme, Verwaltungsakt, usw.)
Wichtig ist, nicht zu übertreiben, sondern Stück für Stück. Das soll schließlich das Basiswissen sein, was ins Langzeitgedächtnis geht.
Das musst du dann aber halt auch regelmäßig wiederholen. Wie Vokabeln lernen.
4.
Wenn du die Punkte 2 und 3 regelmäßig gemacht hast, kannst du das machen, was du immer gemacht hast. Kurzfristig vor einer Prüfung so viel Stoff wie möglich ins Kurzzeitgedächtnis ballern.
5.
Selbstständiges Schreiben (und Denken) üben. Nimm dir AG-Fälle aus den ersten Semestern, du hast ja glücklicherweise fast alles vergessen, und versuch sie einfach mit dem Gesetz (und deiner Erinnerung) zu lösen. Welche Rechtsgrundlage/Anspruchsgrundlage? Was ist Tatbestand, was ist Rechtsfolge? Definition, Subsumtion.
Das muss nicht perfekt sein, sondern es geht darum, dass du selber denkst.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen, und wünsche dir viel Erfolg!