04.03.2024, 12:52
Hallo zusammen,
ich bin seit 1 1/2 Jahren in der Großkanzlei und merke, dass das auf Dauer nichts für mich ist. Ich arbeite sehr selbständig und bin auch bereit, Einsatz zu zeigen, aber der Sinn, Großunternehmen Rechteberatung zu leisten, geht mir immer mehr abhanden.
Wie viele andere denke ich deshalb über ein Wechsel in den Staatsdienst nach.
Da ich durch und durch Öffrechtlerin bin, sehe ich mich aber nicht am AG/LG. Meine Erfahrungen in der Strafstation fand ich richtig belastend, deswegen bin ich auch nicht direkt zum Staat.
Da das schwer zu sein scheint, direkt an einem VG unterzukommen, habe ich mich die letzten Tage mit der Tätigkeit am SG befasst und fand, dass das sehr attraktiv klingt. Ich habe auch einige Sozialrechtsfälle schon gemacht und fand das damals auch spannend, bin aber thematisch natürlich durch GK nicht vorbereitet.
Also: An alle am Sozialgericht unter euch, wie sind eure Erfahrungen? Ich hab hier im Forum schon einiges gelesen, gerade mit der Einarbeitungszeit sollte das machbar sein. Aber wie ist die Arbeitsbelastung? Wie selbständig ist man tatsächlich? Und wie belastend sind die Fälle?
LG Michaela
ich bin seit 1 1/2 Jahren in der Großkanzlei und merke, dass das auf Dauer nichts für mich ist. Ich arbeite sehr selbständig und bin auch bereit, Einsatz zu zeigen, aber der Sinn, Großunternehmen Rechteberatung zu leisten, geht mir immer mehr abhanden.
Wie viele andere denke ich deshalb über ein Wechsel in den Staatsdienst nach.
Da ich durch und durch Öffrechtlerin bin, sehe ich mich aber nicht am AG/LG. Meine Erfahrungen in der Strafstation fand ich richtig belastend, deswegen bin ich auch nicht direkt zum Staat.
Da das schwer zu sein scheint, direkt an einem VG unterzukommen, habe ich mich die letzten Tage mit der Tätigkeit am SG befasst und fand, dass das sehr attraktiv klingt. Ich habe auch einige Sozialrechtsfälle schon gemacht und fand das damals auch spannend, bin aber thematisch natürlich durch GK nicht vorbereitet.
Also: An alle am Sozialgericht unter euch, wie sind eure Erfahrungen? Ich hab hier im Forum schon einiges gelesen, gerade mit der Einarbeitungszeit sollte das machbar sein. Aber wie ist die Arbeitsbelastung? Wie selbständig ist man tatsächlich? Und wie belastend sind die Fälle?
LG Michaela
04.03.2024, 13:59
Hier gibt es einen einheitlichen Probedienst und ich war als Proberichter beim SG. Es ist im Grunde einfach besonderes öffR, ich empfand die Einzelrichtertätigkeit als super. Wie die Stimmung und Arbeitsbelastung usw ist, hängt sicher vor allem vom konkreten SG ab. Aber man ist schon sehr selbständig und muss bei der Dezernatsführung etc. eben wirklich keine Rücksicht auf einen Vorsitzenden nehmen - der ist man selbst. Am SG starten ja auch eigentlich alle ohne echte Vorkenntnisse, da findet man sich rein, zumal zumindest als ich da war viele Fälle auch klassische Verwaltungsrecht AT Probleme hatten (Rücknahmebescheide, Fristen etc). Ob die Fälle nahe gehen hängt auch von dem GVP ab. ALG 1 und Bürgergeld offensichtlich eher weniger, Schwerbehindertenrecht vmtl ein wenig mehr. Aber das ist in vielen Justizbereichen eben so.
04.03.2024, 15:04
Schliesse mich an mit der Frage, wie juristisch die Tätigkeit am SG ist. Wird hier eher viel im
Tatsächlichen entschieden oder ist man oft auch mit rechtlichen Fragen beschäftigt?
Tatsächlichen entschieden oder ist man oft auch mit rechtlichen Fragen beschäftigt?
04.03.2024, 15:59
je nach Bundesland ist eine Tätigkeit in der Sozialverwaltung Voraussetzung
Kann nur von meiner anwaltlichen Tätigkeit schließen. Ich fand gerade die Themen rund um Schwerbehinderung, Erwerbsunfähigkeitsrente etc. nicht sehr juristisch, da es am Ende eine Frage des Sachverständigen ist. Da gehen zumeist ärztliche Begutachtung hin und her. Im Bereich ALG und Co kann es schon mal juristischer kniffeliger werden.
Einige Fälle fand ich durchaus belastend, da man schon sehr nah an sehr emotionalen Themen vorbei kommt. Aber das ging mir bei manchen Sachen im Arbeitsrecht auch so
Kann nur von meiner anwaltlichen Tätigkeit schließen. Ich fand gerade die Themen rund um Schwerbehinderung, Erwerbsunfähigkeitsrente etc. nicht sehr juristisch, da es am Ende eine Frage des Sachverständigen ist. Da gehen zumeist ärztliche Begutachtung hin und her. Im Bereich ALG und Co kann es schon mal juristischer kniffeliger werden.
Einige Fälle fand ich durchaus belastend, da man schon sehr nah an sehr emotionalen Themen vorbei kommt. Aber das ging mir bei manchen Sachen im Arbeitsrecht auch so
04.03.2024, 16:21
(04.03.2024, 15:59)Freidenkender schrieb: je nach Bundesland ist eine Tätigkeit in der Sozialverwaltung Voraussetzung
Kann nur von meiner anwaltlichen Tätigkeit schließen. Ich fand gerade die Themen rund um Schwerbehinderung, Erwerbsunfähigkeitsrente etc. nicht sehr juristisch, da es am Ende eine Frage des Sachverständigen ist. Da gehen zumeist ärztliche Begutachtung hin und her. Im Bereich ALG und Co kann es schon mal juristischer kniffeliger werden.
Einige Fälle fand ich durchaus belastend, da man schon sehr nah an sehr emotionalen Themen vorbei kommt. Aber das ging mir bei manchen Sachen im Arbeitsrecht auch so
Oh, weißt du, in welchen Bundesländern das der Fall ist?
04.03.2024, 18:24
(04.03.2024, 15:04)9erDart schrieb: Schliesse mich an mit der Frage, wie juristisch die Tätigkeit am SG ist. Wird hier eher viel im
Tatsächlichen entschieden oder ist man oft auch mit rechtlichen Fragen beschäftigt?
Wie bereits erwähnt wohl vom Gebiet abhängig. Ich habe damals nur ALG 2 gemacht, das war oft gerade mit Verw AT fragen überzogen, bot aber auch sehr viele Sachverhalte, die man als Laie garnicht erwartet, die dann echte juristische Arbeit in einem besonderen VerwR erfordern.
04.03.2024, 19:20
Noch ne Frage
Wie sind denn eure Erfahrungswerte, wie viele Tage man vor Ort sein müsste? Ich denk über die Bundesländer Niedersachsen und NRW nach, wenn das nicht zu viele Tage sind, kann man ja auch etwas weiter pendeln.
Wie sind denn eure Erfahrungswerte, wie viele Tage man vor Ort sein müsste? Ich denk über die Bundesländer Niedersachsen und NRW nach, wenn das nicht zu viele Tage sind, kann man ja auch etwas weiter pendeln.
04.03.2024, 20:18
(04.03.2024, 16:21)MichaelaS schrieb:(04.03.2024, 15:59)Freidenkender schrieb: je nach Bundesland ist eine Tätigkeit in der Sozialverwaltung Voraussetzung
Kann nur von meiner anwaltlichen Tätigkeit schließen. Ich fand gerade die Themen rund um Schwerbehinderung, Erwerbsunfähigkeitsrente etc. nicht sehr juristisch, da es am Ende eine Frage des Sachverständigen ist. Da gehen zumeist ärztliche Begutachtung hin und her. Im Bereich ALG und Co kann es schon mal juristischer kniffeliger werden.
Einige Fälle fand ich durchaus belastend, da man schon sehr nah an sehr emotionalen Themen vorbei kommt. Aber das ging mir bei manchen Sachen im Arbeitsrecht auch so
Oh, weißt du, in welchen Bundesländern das der Fall ist?
in Bayern bin ich mir da recht sicher... aber wohl nicht deine Einflugschneise
04.03.2024, 21:57
(04.03.2024, 19:20)MichaelaS schrieb: Noch ne Frage![]()
Wie sind denn eure Erfahrungswerte, wie viele Tage man vor Ort sein müsste? Ich denk über die Bundesländer Niedersachsen und NRW nach, wenn das nicht zu viele Tage sind, kann man ja auch etwas weiter pendeln.
In beiden Ländern kannst du unmittelbar am VG anfangen. Jedenfalls NRW stellt derzeit auch (noch) ein.
05.03.2024, 08:59
(04.03.2024, 21:57)Pontifex Maximus schrieb:(04.03.2024, 19:20)MichaelaS schrieb: Noch ne Frage![]()
Wie sind denn eure Erfahrungswerte, wie viele Tage man vor Ort sein müsste? Ich denk über die Bundesländer Niedersachsen und NRW nach, wenn das nicht zu viele Tage sind, kann man ja auch etwas weiter pendeln.
In beiden Ländern kannst du unmittelbar am VG anfangen. Jedenfalls NRW stellt derzeit auch (noch) ein.
Auch in NDS gibt es gerade eine „Einstellungswelle“ in die Verwaltungsgerichtsbarkeit (15 Stellen landesweit im aktuellen Haushaltsjahr).
Eine Pflicht zum Arbeiten vor Ort gibt es nicht, wobei es sich als Einsteiger anbietet, etwas Gerichtsluft zu schnuppern. Es gibt Kollegen, die sind ausschließlich zu ihren Sitzungen im Gericht.



