28.02.2024, 11:57
(04.06.2023, 10:55)Entscheidungserheblich schrieb: Also mit der negativ Tendenz war es bei mir leider nicht anders. Beide Durchgänge waren im Schnitt unter 3,0 und im Wiederholungsversuch war ich schlechter als im ersten.
Ich kann nur für mich sagen, dass ich es auf ewig bereut hätte nicht noch einmal alles zu geben und es nochmal zu versuchen.
Ich kann dir da auch nur eine gezielte Individualvorbereitung empfehlen. Hierfür hatte ich zwei Dozenten von Alpmann Individuell aus Münster. Alles natürlich online. Ob es letztendlich was gebracht hat wird sich noch zeigen.
Aber natürlich macht es auch Sinn daneben schonmal, äußerst hilfsweise versteht sich, nach einem Plan B zu suchen. Das Interesse des Arbeitsmarktes an Diplomjuristen ist indes da. Ich habe nach meinem Durchgang direkt 3 Vorstellungsgespräche bei denen auch ein recht ordentliches Gehalt im Raum steht.
Nur Mut zum letzten Schuss. Am Ende würde man es bereuen!
Falls du das liest: Hat es bei dir geklappt? Und was hast du in der Vorbereitung verändert?
Und wenn nein, hast du Tipps bzgl. Jobs ohne 2. StEX?
Liebe Grüße :)
28.02.2024, 12:03
(28.02.2024, 11:42)Academiajuris schrieb: (...)
Ist zwar schon lange her, aber zu diesem Kommentar möchte ich mich gerne äußern. Was für ein Quatsch! Dein/e Vorredner/in hat völlig Recht. Das Examen in der bisherigen Form ist alles andere als praxisnah.
Welcher Jurist in der Praxis muss einen Schriftsatz in einem hochkomplexen ( teilweise vom BGH entschiedenen Fall) innerhalb von 5 Zeitstunden noch am selben Tag lösen und fertig gestellt abgeben? Welcher Jurist muss dies handschriftlich tun und darf dabei lediglich Kommentare und Gesetze zur Hilfestellung nutzen? Welcher Jurist steht dabei unter dem massiven Druck, dass seine komplette Karriere jedenfalls teilweise von diesem Schriftsatz abhängt? Richtig keiner! Natürlich hat man in der Arbeitswelt auch Fristen und Zeitdruck. Natürlich kann einen das auch fertig machen. Es macht aber dennoch einen ganz erheblichen Unterschied, ob man 5h insgesamt oder 2-8 Wochen für Schriftsätze Zeit hat und Verlängerungsanträge stellen kann. Es macht einen Unterschied, ob man Online Datenbanken mit Urteilen nutzen kann, ob man sich mit Kollegen besprechen kann, ob man in Ruhe (!) die Dinge durchdenken und nachlesen kann, ohne dabei alle 3 Minuten auf die Uhr schauen zu müssen und ob man Formularhandbücher etc. jeder Zeit griffbereit hat. Also ernsthaft Leute: Wer behauptet, das Examen wäre praxisnah und würde irgendwas darüber aussagen, ob jemand praktisch gute Arbeit abliefert, der hat den Schuss nicht gehört.
Jemand der ein gutes Examen hat, beweist dass er sehr diszipliniert ist, gut mit Druck umgehen kann und es schafft das Wichtige schnell zu erkennen - soweit so gut - jemand bei dem es aber nicht so gut läuft, ist deshalb im Umkehrschluss nicht gleich ein schlechter Jurist. Ihr vergesst, dass zum Examen auch ne gute Portion Glück dazugehört. Mit den Klausuren, mit den Korrektoren, mit der Tagesform, mit den Lebensumständen. Wir leben nicht alle das selbe Leben ( der eine hat gesundheitliche Probleme, der andere einen Säugling zuhause, der nächste wohnt bei Mama und Papa, der übernächste hat reiche Eltern, der andere macht gerade ne schlimme Trennung durch und und und) und das hat alles Einfluss auf unsere Leistungen. Zudem gibt es kaum eine Ausbildung mit so einer subjektiven Wertung, wie die unsere. Die Klausurdurchgänge werden insgesamt von Jahr zu Jahr immer komplexer und sind - nachweislich(!)-völlig unterschiedlich schwer. Meine eine beste Freundin war nie eine Überfliegerin, hatte ein eher schlechtes erstes Examen, aber einen sehr dankbaren Durchgang im zweiten Examen. Fast nur Standardfälle bei denen die Arbeit am Kommentar alles war. Sie ist mit nem sehr soliden Examen da raus gegangen ( besser als erwartet) und arbeitet heute in einer sehr angesehenen Kanzlei für Strafverteidigung. Meine andere beste Freundin, hatte 10,9 pkt im ersten Examen und Traumnoten im Ref. Sie hatte einen furchtbaren Durchgang mit Exoten- und Rennfahrerklausuren und hatte 6,1 nach den schriftlichen. Das spiegelt mit Nichten das Können der letztgenannten Freundin wider. Es war einfach Pech bzw Glück im Falle der Erstgenannten. 8 Klausuren unter dieser Bedingungen können niemals das Können einer Person definieren.
Das sehen beispielsweise die Landesnotarkammern anders.
Vgl. Bayerische Landesnotarkammer:
"Sie geraten in der Beurkundungsverhandlung nicht selten in die Situation, dass die Beteiligten zu unvorhergesehenen Problemen ad hoc die Formulierung von Lösungsvorschlägen erwarten. Sie haben daher mitunter parallel eine größere Zahl an komplexen Beurkundungen vorzubereiten und abzuwickeln. Daher müssen sie in der Lage sein, aufgrund ihres präsenten juristischen Wissens und ihres ausgeprägten Problembewusstseins auch unter hohem Zeitdruck eine Vielzahl juristischer Fragestellungen zu bearbeiten und sich auf unterschiedlichste Lebenssachverhalte einzustellen.
Die Zweite Juristische Staatsprüfung fordert vom Teilnehmer ähnliches und ist daher in hohem Maße geeignet, die erforderliche fachliche Eignung nachzuweisen."
28.02.2024, 12:08
Nur so als Denkanstoß: Wenn ich von jemandem die Körperkraft messen will, dann muss ich auch nicht 79 praxisnahe Situationen durchspielen und messen. Es genügt, wenn ich ihn 3 Grundübungen (z.B. Kniebeuge, Kreuzheben und Bankdrücken) machen lasse und anhand dieser Werte auf die Körperkraft schließe.
Wie können IQ-Tests die Schulnoten vorhersagen? Da werden ja nur seltsame geometrische Figuren abgefragt. Überhaupt nicht praxisnah zum System Schule...
Wie können IQ-Tests die Schulnoten vorhersagen? Da werden ja nur seltsame geometrische Figuren abgefragt. Überhaupt nicht praxisnah zum System Schule...
28.02.2024, 12:26
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28.02.2024, 20:27
(15.01.2021, 23:01)Gnade schrieb: Ich kann nicht für Hessen sprechen, allerdings für NRW.
Ich habe meinen "Gnadenversuch" (mich nervt das Wort, denn es hat nichts mit Gnade zu tun, jeder bekommt ihn, der nicht geschummelt hat) vor Kurzem erfolgreich bestanden und bin nun endlich Volljurist.
Leute, ich weiß, das klingt wie Floskeln. Aber ich drücke Euch sowas von die Daumen.
Wichtig ist, sich eine feste Struktur zu geben. Wichtig ist die Einsichtnahme der Klausuren (von beiden Durchgängen). Das zielgerichtete und genaue Analysieren von den Fehlern in der Klausur. Bei mir waren es häufiger ähnliche Fehler. Die kann und muss man abstellen.
Wichtig ist das Klausurenschreiben bzw. - noch besser - Durchlösen von möglichst vielen Klausuren.
Ich habe auch im Hinblick auf die schriftliche bereits in einer Privat-AG mit einem ebenfalls im letzten Versuch befindlichen Kumpel Aktenvorträge gelöst. Und ja, es hat uns beiden geholfen. Wir haben absolut solide bestanden.
Ganz ganz wichtig ist die Psyche. Habt so wenig juristisches Umfeld wie möglich, so viel wie nötig.
Es versteht euch eh kein Jurist, der bestanden hat. Das ganze Mitleids-Gefloskel könnt ihr euch sparen. Ich muss es so direkt sagen: Haltet euch fern davon. Macht die 3 Monate nur mal euer Ding. Zieht es komplett durch, gönnt euch aber auch ein wenig Auszeit , am besten wie gesagt mit Nicht-Juristen Freunden.
Leute, gebt Gas, gebt Vollgas, wenn ihr das jetzt schafft, habt ihr die realistische Möglichkeit noch eine richtig gute Karriere hinzulegen. Macht Sport, seid wachsam, steht früh auf, schafft euch Struktur und Motivation. DANN SCHAFFT IHR DAS, die ebenfalls betroffen sind.
Mir fiel Jura in Klausuren immer schwer. In meiner mündlichen im 2. habe ich dann eines der besten Ergebnisse an dem Tag erzielt. Ihr könnt das auch!
Viel Erfolg und bei Rückfragen - gerne.
MEGA!!! Hast du Tipps wie man sich am besten auf den Aktenvortrag vorbereitet? LK, Struktur...Danke!
13.05.2024, 01:20
Ich melde mich auch mal zu dem Thema. Auch ich habe den 3. Versuch / Gnadenversuch im Dezember in NRW geschrieben, die Schriftlichen mit knapp 7 Punkten bestanden und bin jetzt Volljuristin. Es ist möglich und liegt nicht daran, dass man zu dumm ist o.ä., also lasst den Gedanken gar nicht erst zu, sondern überlegt euch, was ihr anders machen müsst als die 2 Male davor. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit den Kaiserskripten verbracht und durchaus Klausuren geschrieben habe, mit Letzteren habe ich mich insgesamt aber zu wenig beschäftigt.
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
07.10.2024, 17:03
(13.05.2024, 01:20)3. Versuch schrieb: Ich melde mich auch mal zu dem Thema. Auch ich habe den 3. Versuch / Gnadenversuch im Dezember in NRW geschrieben, die Schriftlichen mit knapp 7 Punkten bestanden und bin jetzt Volljuristin. Es ist möglich und liegt nicht daran, dass man zu dumm ist o.ä., also lasst den Gedanken gar nicht erst zu, sondern überlegt euch, was ihr anders machen müsst als die 2 Male davor. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit den Kaiserskripten verbracht und durchaus Klausuren geschrieben habe, mit Letzteren habe ich mich insgesamt aber zu wenig beschäftigt.Das ist doch mal unglaublich hillfreich. Vielen Dank!
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
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