22.02.2024, 19:29
Durch die Einführung des Computers und der Online Datenbanken ist Rechtsberatung bekanntlich auch günstiger geworden
22.02.2024, 19:36
(22.02.2024, 19:15)Äfes schrieb: [quote pid='224033' dateline='1708596028']
Aber bspw. im Erbrecht hast du auch gerne mal Mandanten, die emotional durch die Sache sehr belastet sind und ein bisschen betreut werden müssen. Die rufen dann auch gerne mal ne Stunde an, um dir zu erzählen, wie unfair die Welt ist. Ob das solche Mandanten sind, sieht man glücklicherweise schon relativ früh. Und dann setze ich den Stundensatz ein wenig rauf und wenn sie anrufen, freue ich mich, dass ich gut abrechnen kann.
[/quote]
Irgendwie dreht es sich aber nun auch im Kreis. Ich sehe es wie du, aber das sind doch auch gerade Mandanten, die nun ihre Erbrechtsfrage nicht durch einen KI-Chatbot beantwortet haben wollen.
22.02.2024, 19:39
(22.02.2024, 16:46)nachdenklich schrieb: Derartige "Festpreispakete" hören sich nach fabrikfertiger Massenware an und stehen diametral zu dem, was das Berufsbild des Anwalts in der Gesellschaft ausmachte (der damals naturgemäß zu den Honoratioren gehörte), auch wenn es heutzutage für viele Anwälte ein Massengeschäft darstellt.
Gut dass sich KI generierte Antworten auf meine Rechtsfragen nicht nach fabrikfertiger Massenware anfühlen und du bist dir bewusst, dass die meisten Anwälte von normalen Menschen auf RVG-Basis arbeiten und bis vor wenigen Jahrzehnten es wirklich nur RVG-Vergütung gab? Was ist das? Ein Festpreispaket...
22.02.2024, 20:00
Arbeitet ihr schon mit KI in der Kanzlei und ist diese im Patent und Markenrecht schon gut einsetzbar (oder war das ironisch gemeint ).
Joa, RVG kann auch deutlich besser als Stundensatz sein, wenn Streitwert hoch ist und es sich gleichzeitig um nicht allzu komplexe rechtliche und tatsächliche Fragestellungen handelt.
Joa, RVG kann auch deutlich besser als Stundensatz sein, wenn Streitwert hoch ist und es sich gleichzeitig um nicht allzu komplexe rechtliche und tatsächliche Fragestellungen handelt.
22.02.2024, 20:34
(22.02.2024, 19:39)Patenter Gast schrieb:(22.02.2024, 16:46)nachdenklich schrieb: Derartige "Festpreispakete" hören sich nach fabrikfertiger Massenware an und stehen diametral zu dem, was das Berufsbild des Anwalts in der Gesellschaft ausmachte (der damals naturgemäß zu den Honoratioren gehörte), auch wenn es heutzutage für viele Anwälte ein Massengeschäft darstellt.
Gut dass sich KI generierte Antworten auf meine Rechtsfragen nicht nach fabrikfertiger Massenware anfühlen und du bist dir bewusst, dass die meisten Anwälte von normalen Menschen auf RVG-Basis arbeiten und bis vor wenigen Jahrzehnten es wirklich nur RVG-Vergütung gab? Was ist das? Ein Festpreispaket...
RVG war damals auch auskömmlich.
22.02.2024, 20:44
https://www.juve.de/markt-und-management...er-ki-vor/
die ersten Rechtsanwaltskammern in den USA haben Leitfäden zur Nutzung von KI herausgegeben. U.a. dürfe die wegen KI eingesparte Zeit nicht im Rahmen eines Stundensatzes abgerechnet werden, der normalerweise für eine derartige Bearbeitung angefallen wäre. Die Kammern befürworten den Wechsel zu Pauschalpreismodellen oder Erfolgshonoraren.
In DE können derartige Leitlinien nicht von der BRAK herausgegeben werden, da die Regulierung beim Bundesgesetzgeber liegt.
die ersten Rechtsanwaltskammern in den USA haben Leitfäden zur Nutzung von KI herausgegeben. U.a. dürfe die wegen KI eingesparte Zeit nicht im Rahmen eines Stundensatzes abgerechnet werden, der normalerweise für eine derartige Bearbeitung angefallen wäre. Die Kammern befürworten den Wechsel zu Pauschalpreismodellen oder Erfolgshonoraren.
In DE können derartige Leitlinien nicht von der BRAK herausgegeben werden, da die Regulierung beim Bundesgesetzgeber liegt.
22.02.2024, 21:07
Der Gesetzgeber liebt RVG, hasst Stundensätze und hasst RVG Erhöhungen, weil das über die PKH die Justizkosten erhöht.
22.02.2024, 21:28
Im Video-Podcast vom "Legal Tech Verzeichnis" hat Dr. Joachim Brandhoff (Partner einer der führenden Insolvenzrechtskanzleien) hervorgehoben, dass er davon ausgehe, dass in überschaubarer Zukunft (ca 5 Jahren) die Rechtsabteilungen der Unternehmen massiv verkleinert werden, da durch KI schon ein, oder zwei General Counsel fähig sein werden, Verträge zu prüfen, zu entwerfen, upzudaten oder Daten zu überwachen bzw. Recherche durchzuführen, wofür heute deutlich mehr Juristen benötigt werden. Das werde die Wirtschaftskanzleien zwingen, ihr Geschäftsmodell zu ändern. Grundsätzlich wäre es jedenfalls eine schöne Sache, dass das Gut "Recht" durch KI für jedermann kostengünstig zur Verfügung gestellt wird.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=qgnbRRWz11Q (ab 24:32)
Dazu habe ich auch auf JUVE gelesen, dass ein Netzwerk aus 4-5 namenhaften mittelständischen Sozietäten gegründet wurde, die gerade darauf abzielen, Unternehmen in Sachen KI-Implementierung und LLM-Training zu beraten. Kurzfristig bestimmt sehr lukrativ, mittelfristig sägt man am eigenen Ast herum.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=qgnbRRWz11Q (ab 24:32)
Dazu habe ich auch auf JUVE gelesen, dass ein Netzwerk aus 4-5 namenhaften mittelständischen Sozietäten gegründet wurde, die gerade darauf abzielen, Unternehmen in Sachen KI-Implementierung und LLM-Training zu beraten. Kurzfristig bestimmt sehr lukrativ, mittelfristig sägt man am eigenen Ast herum.
23.02.2024, 00:58
Darf ich mal fragen, was dir das Doomscrolling, dass du da offensichtlich betreibst bringt? Also ganz ehrlich, warum machst du dich deswegen so kirre? Ich meine du hast jetzt 2 staatsexamen, das lässt sich nicht mehr ändern. Wie wäre es, wenn du dich darauf fokussierst, was du konkret machen kannst anstatt dich wegen irgendwelchen Podcasts und Artikeln von irgendwelchen Leuten, die vielleicht bezüglich Jura eine hohe Expertise haben, aber die bezüglich AI Entwicklung im Prinzip genauso viel Ahnung wie du und Ich haben verrückt zu machen? Ich meine das bringt ja nichts. Die Zukunft kommt sowieso; dass kann man nicht ändern. Was auch nicht helfen wird ist, sich deswegen die ganze Zeit verrückt zu machen.
23.02.2024, 10:14
Das ist jedenfalls nicht meine Absicht. Ich glaube nur, dass KI auf den Arbeitsmarkt (und damit naturgemäß auch auf die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit) schon mittelfristig erhebliche Auswirkungen haben wird. Wir laufen da seitens der Politik blauäugig in eine ungewisse Zukunft und bilden bspw. völlig am tatsächlichen und zukünftigen Bedarf junge Menschen aus bzw. verfallen in das seitens der Wirtschaft stets propagierte Narrativ des "Fachkräftemangels". Man sollte klar kommunizieren, dass die Entwicklung und Forschung an KI nicht dazu da ist, deine Abwesenheitsnachricht zu verfassen, sondern einzig darauf abzielt, dich (als Arbeitskraft) bestenfalls zu ersetzen oder jedenfalls deine Lohnansprüche so niedrig wie möglich zu halten. Wenn ich bspw an das vor kurzem veröffentliche "Hamburger Protokoll" der Bucerius Law School denke, in dem die Vereinfachung des 1. Examens gefordert wird, mit dem Hinweis, der Arbeitsmarkt habe zukünftig einen riesen Bedarf an Juristen, dann kann man doch nur voller Unverständnis den Kopf schütteln (abgesehen davon, dass auch unter aktuellen Prüfungsordnungen 11.000 das Erste Examen und 8.5000 das Zweite Examen ablegen, was mehr als genug ist).
Ich bin übrigens nicht der Einzige der über KI derartige Gedanken hegt. Ich hatte/habe mit KI/GPT absolut nichts am Hut gehabt (ich kannte das tatsächlich gar nicht und bin damit während meiner Anwaltsstage und Wahlstation 0 in Berührung gekommen), bevor nicht ehemalige Ref Kollegen anfingen darüber zu reden. Irritierend finde ich auch, dass teilweise (bspw. in Pdocasts) suggeriert wird, junge Menschen fänden "alles was KI und Tech ist" extrem interessant und überhaupt sei die klassische juristische Beratung doch "total veraltet" und idealerweise müsse sich die zukünftige Rechtsberatung an die Serviceleistung von Amazon richten: gesamte Kommunikation per KI und Chatbot (letzter LTO Podcast). Wenn man diese - angeblich so techaffine - Jugend ordnungsgemäß aufklären würde, was denn eine derartige Umsetzung für die eigenen Jobaussichten tatsächlich bedeuten würde, dann bin ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon überzeugt, dass auch die angehende Juristengeneration deutlich stärkere Bedenken hätte.
Ich heirate bald und habe mir einfach eine schönere Zukunft ausgemalt, zumal ich bei der Stellensuche örtlich eher eingeschränkt und auch nicht mehr der Jüngste bin (habe vorher einen Bachelor in einem anderen Fach gemacht und nach dem ersten Examen länger gearbeitet). Ich bin allerdings jemand der seinen Pessimismus gut überspielen kann. Im Alltag spreche ich bspw mit Freunden, Verlobten, Schwiegereltern nicht über diese Themen.
Ich denke leider auch, dass ich zu stark und fast schon melancholisch "der guten Alte Zeit" in der Rechtsberatung nachsinne und die Gesellschaft/Arbeitsmarkt und deren rapider Wandel mit KI usw mich persönlich vllt auch einfach "überrumpelt" hat. Jura war ja eines der wenigen Berufszweige, die sich erfolgreich gegen permanente Erneuerungen und Wandlungen in der Arbeitswelt bzw. Gesellschaft verteidigen konnten und in dem es auch kaum Zentrifugalkräfte gab, die versuchten, diesen Status quo zu brechen (Im Gegenteil schien es eher einen stillschweigend vereinbarten "Integralismus" bzgl der Beibehaltung des besagten Status Quo gegeben zu haben, da viele davon profitierten). Das hat sich nun einmal geändert.
Aber Du hast recht. Ich werde hier nicht mehr schreiben.
Ich bin übrigens nicht der Einzige der über KI derartige Gedanken hegt. Ich hatte/habe mit KI/GPT absolut nichts am Hut gehabt (ich kannte das tatsächlich gar nicht und bin damit während meiner Anwaltsstage und Wahlstation 0 in Berührung gekommen), bevor nicht ehemalige Ref Kollegen anfingen darüber zu reden. Irritierend finde ich auch, dass teilweise (bspw. in Pdocasts) suggeriert wird, junge Menschen fänden "alles was KI und Tech ist" extrem interessant und überhaupt sei die klassische juristische Beratung doch "total veraltet" und idealerweise müsse sich die zukünftige Rechtsberatung an die Serviceleistung von Amazon richten: gesamte Kommunikation per KI und Chatbot (letzter LTO Podcast). Wenn man diese - angeblich so techaffine - Jugend ordnungsgemäß aufklären würde, was denn eine derartige Umsetzung für die eigenen Jobaussichten tatsächlich bedeuten würde, dann bin ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon überzeugt, dass auch die angehende Juristengeneration deutlich stärkere Bedenken hätte.
Ich heirate bald und habe mir einfach eine schönere Zukunft ausgemalt, zumal ich bei der Stellensuche örtlich eher eingeschränkt und auch nicht mehr der Jüngste bin (habe vorher einen Bachelor in einem anderen Fach gemacht und nach dem ersten Examen länger gearbeitet). Ich bin allerdings jemand der seinen Pessimismus gut überspielen kann. Im Alltag spreche ich bspw mit Freunden, Verlobten, Schwiegereltern nicht über diese Themen.
Ich denke leider auch, dass ich zu stark und fast schon melancholisch "der guten Alte Zeit" in der Rechtsberatung nachsinne und die Gesellschaft/Arbeitsmarkt und deren rapider Wandel mit KI usw mich persönlich vllt auch einfach "überrumpelt" hat. Jura war ja eines der wenigen Berufszweige, die sich erfolgreich gegen permanente Erneuerungen und Wandlungen in der Arbeitswelt bzw. Gesellschaft verteidigen konnten und in dem es auch kaum Zentrifugalkräfte gab, die versuchten, diesen Status quo zu brechen (Im Gegenteil schien es eher einen stillschweigend vereinbarten "Integralismus" bzgl der Beibehaltung des besagten Status Quo gegeben zu haben, da viele davon profitierten). Das hat sich nun einmal geändert.
Aber Du hast recht. Ich werde hier nicht mehr schreiben.