15.02.2024, 11:30
Keiner? Hier sind doch so viele in führenden Boutiquen und GKs bzw Unternehmen aktiv, sei es als WisMit, Ref oder als Anwalt... würde mich über Berichte freuen :).
15.02.2024, 17:25
My 2 cents als jemand, der in führender Boutique beschäftigt ist:
- Boutiquen fehlt vollkommen die Finanzkraft, um bei AI mitzuspielen. Partner müssten auf extrem viel Gewinn verzichten, um hier die notwendigen Investitionen (Einkauf; selbst (mit)entwickeln ist eh utopisch) zu tätigen. Bereitschaft dazu nachvollziehbarerweise eher gering.
- Wenn überhaupt, werden da die Großen der Großen mitspielen können; aber auch hier stellt sich o.g. Problem, wenn auch nicht ganz so extrem. Über eine Kapitaldecke verfügen GKen aber auch nur eingeschränkt.
- Außerdem Hemmnis: KI = Effizienz und ein effizienter RA billt weniger; daher werden Kanzleien hier erst handeln, wenn sie gar nicht mehr anders können
- AI wird vemutlich zunächst bei (großen) Mandanten eingesetzt, die das notwendige Kapital/Budget haben (Kumpel ist bei großem DAX-Konzern im Legal Operations Bereich und da ist es Thema Nummer 1).
- Boutiquen fehlt vollkommen die Finanzkraft, um bei AI mitzuspielen. Partner müssten auf extrem viel Gewinn verzichten, um hier die notwendigen Investitionen (Einkauf; selbst (mit)entwickeln ist eh utopisch) zu tätigen. Bereitschaft dazu nachvollziehbarerweise eher gering.
- Wenn überhaupt, werden da die Großen der Großen mitspielen können; aber auch hier stellt sich o.g. Problem, wenn auch nicht ganz so extrem. Über eine Kapitaldecke verfügen GKen aber auch nur eingeschränkt.
- Außerdem Hemmnis: KI = Effizienz und ein effizienter RA billt weniger; daher werden Kanzleien hier erst handeln, wenn sie gar nicht mehr anders können
- AI wird vemutlich zunächst bei (großen) Mandanten eingesetzt, die das notwendige Kapital/Budget haben (Kumpel ist bei großem DAX-Konzern im Legal Operations Bereich und da ist es Thema Nummer 1).
15.02.2024, 18:18
Danke für den Input.
Ist das wirklich so kapitalintensiv eine Software zu implementieren, die bspw via LLM-Programm mit internen Verträgen, Gutachten, Openjure (oder beck-online usw) trainiert bzw verbunden wird? Gerade bei führenden Boutiquen, die 90k+ als Einstiegsgehalt zahlen, wundert mich derartige Aussage.
Und natürlich wird die Entwicklung darauf abzielen, das Billable-Hours Verfahren abzulösen. DAs ist ja u.a. der Sinn von KI: Rechtsberatung kostengünstig anzubieten. In dem Umstand, dass die KI-Entwicklung gewinnschädigende Auswirkungen auf die Anwaltschaft hat und evtl zu einem sehr hohen Konkurrenzdruck führen wird, liegt also deren Zweckmäßigkeit.
Es gibt diesbezüglich einen interessanten Podcast vom DAV und auch vom "Legal-Tech-Verzeichnis". U.a. kommen dort Mitarbeiter von SKW-Schwarz und einer Banking and Finance-Boutique zu Wort. Jedenfalls Unternehmenskunden würden schon in naher Zukunft Stundensätze nicht mehr akzeptieren. Kosten und insbesondere Planbarkeit derselben sei nun einmal ein riesen Faktor bei Unternehmen. Es wäre nicht mehr vertretbar bei Vertragsentwürfen, Überprüfung von Klauseln, Schriftsatzentwürfen etc hohe Stundensätze zu fordern, da dies heutzutage in einem Bruchteil der Zeit möglich sei.
edit: @ NDS7 ---> hast du dir den Artikel schon durchgelesen? https://www.deutscheranwaltspiegel.de/an...enz-33742/
Ist das wirklich so kapitalintensiv eine Software zu implementieren, die bspw via LLM-Programm mit internen Verträgen, Gutachten, Openjure (oder beck-online usw) trainiert bzw verbunden wird? Gerade bei führenden Boutiquen, die 90k+ als Einstiegsgehalt zahlen, wundert mich derartige Aussage.
Und natürlich wird die Entwicklung darauf abzielen, das Billable-Hours Verfahren abzulösen. DAs ist ja u.a. der Sinn von KI: Rechtsberatung kostengünstig anzubieten. In dem Umstand, dass die KI-Entwicklung gewinnschädigende Auswirkungen auf die Anwaltschaft hat und evtl zu einem sehr hohen Konkurrenzdruck führen wird, liegt also deren Zweckmäßigkeit.
Es gibt diesbezüglich einen interessanten Podcast vom DAV und auch vom "Legal-Tech-Verzeichnis". U.a. kommen dort Mitarbeiter von SKW-Schwarz und einer Banking and Finance-Boutique zu Wort. Jedenfalls Unternehmenskunden würden schon in naher Zukunft Stundensätze nicht mehr akzeptieren. Kosten und insbesondere Planbarkeit derselben sei nun einmal ein riesen Faktor bei Unternehmen. Es wäre nicht mehr vertretbar bei Vertragsentwürfen, Überprüfung von Klauseln, Schriftsatzentwürfen etc hohe Stundensätze zu fordern, da dies heutzutage in einem Bruchteil der Zeit möglich sei.
edit: @ NDS7 ---> hast du dir den Artikel schon durchgelesen? https://www.deutscheranwaltspiegel.de/an...enz-33742/
15.02.2024, 20:17
(15.02.2024, 18:18)nachdenklich schrieb: edit: @ NDS7 ---> hast du dir den Artikel schon durchgelesen? https://www.deutscheranwaltspiegel.de/an...enz-33742/
1. DeepL hat immer noch nicht die richtige Übersetzung von "Randnummer" verstanden. So viel dazu
2. Rumlabern kann der Autor groß. Was macht denn Lindenpartners dann? Machen sich die Partner dann einen schönen Lebensabend und die Associates werden alle Hartz IV Empfänger? Oder wir werden alle Richter?
3. Bin ich persönlich der Meinung, dass AI-Beratung - wie jeder andere Scheiß (damit Anwälte übrigens viel Geld mit der diesbezüglichen Beratung scheffeln können) - EU-weit extrem reguliert wird
4. Hast du auf Wiwi Treff deutlich herabwürdigender und abfälliger über den Berufsstand der Rechtsanwälte geschrieben. Was ist eigentlich dein konkretes Problem mit Anwälten?
15.02.2024, 20:22
Lindenpartners suchen nach ihrer Website übrigens Rechtsanwälte im Restructuring und im M&A. Man scheint zuversichtlich zu sein, die Bewerber noch ein bisschen bezahlen zu können
15.02.2024, 21:20
@nachdenklich
"Es wäre nicht mehr vertretbar bei Vertragsentwürfen, Überprüfung von Klauseln, Schriftsatzentwürfen etc hohe Stundensätze zu fordern, da dies heutzutage in einem Bruchteil der Zeit möglich sei."
Macht das so überhaupt Sinn? Die Zahl der Stunden möge dann sinken, aber deshalb doch nicht auch zugleich der Stundensatz? Stattdessen möchte man immer noch so viel Geld wie zuvor auf der Bank, also werden die Stundensätze steigen — hast nicht sogar du das irgendwo mal postuliert? Zumindest finde ich das im Ansatz immerhin logischer.
"Es wäre nicht mehr vertretbar bei Vertragsentwürfen, Überprüfung von Klauseln, Schriftsatzentwürfen etc hohe Stundensätze zu fordern, da dies heutzutage in einem Bruchteil der Zeit möglich sei."
Macht das so überhaupt Sinn? Die Zahl der Stunden möge dann sinken, aber deshalb doch nicht auch zugleich der Stundensatz? Stattdessen möchte man immer noch so viel Geld wie zuvor auf der Bank, also werden die Stundensätze steigen — hast nicht sogar du das irgendwo mal postuliert? Zumindest finde ich das im Ansatz immerhin logischer.
15.02.2024, 21:31
(15.02.2024, 21:20)Gast112351235 schrieb: @nachdenklich
"Es wäre nicht mehr vertretbar bei Vertragsentwürfen, Überprüfung von Klauseln, Schriftsatzentwürfen etc hohe Stundensätze zu fordern, da dies heutzutage in einem Bruchteil der Zeit möglich sei."
Macht das so überhaupt Sinn? Die Zahl der Stunden möge dann sinken, aber deshalb doch nicht auch zugleich der Stundensatz? Stattdessen möchte man immer noch so viel Geld wie zuvor auf der Bank, also werden die Stundensätze steigen — hast nicht sogar du das irgendwo mal postuliert? Zumindest finde ich das im Ansatz immerhin logischer.
Da habe ich mich in der Tat nicht richtig ausgedrückt: nicht mehr vermittelbar VIELE Stunden abzurechnen. Danke für die Korrektur. Wobei ich es aus der Praxis ja u.a. so kenne, dass der Stundensatz zwar hoch ist, aber dann doch nicht alles abgerechnet wird. Gerade bei jungen Anwälten werden dann vllt nur 2h in Rechnung gestellt, obwohl dieser (erheblich) länger dran gesessen hat. Ansonsten wäre das für den Mandanten nicht mehr vermittelbar.
Und völlig richtig: möchte man nun nicht weniger auf der Bank haben, dann müsste man den Stundensatz erhöhen, oder aber deutlich mehr Mandate akquirieren. Ob das für einen Großteil der Kanzleien möglich ist, darf bezweifelt werden.
Wie gesagt, ich kenne das ja mit KI auch gar nicht. In der Anwaltsstage bin ich damit 0 in Berührung gekommen. Ich fühle mich da irgendwie nur "überrumpelt", gerade wenn man zu diesem Thema Podcasts und Artikel konsumiert. Ich habe ja gerade die Anwaltsarbeit besonders "genossen": Recherchieren, Schriftsatze SELBST entwerfen, über Probleme brüten und Klauseln entwerfen oder prüfen.... ich kann mir gar nicht vorstellen einfach nur stupide etwas reinzuprompten.... man muss doch einen Vertrag, Schriftsatz oder Klausel selbst entworfen oder den Lösungsweg eines Problems von A bis Z nachvollzogen haben, damit eine Sensibilität für Fehler usw überhaupt durch Erfahrung erwirbt.
All diese Leute scheinen so technikaffin zu sein, am besten noch 2 Startups gründen usw... das bin ich halt 0 :(
15.02.2024, 23:12
Danke für die Aufklärung. Ich bin sehr gespannt auf das alles. Nach meinem Eindruck aus Behörden ist es so, dass man selbst bei Verdreifachung seiner Arbeitskraft dank KI noch genug zu tun hat. Und wenn man dann noch weiter steigert, hat man endlich mal wieder ein bisschen Luft für freudige Beschäftigung mit den Gegenständen, statt immer nur Bescheide zu kloppen^^
Ich denke, ich kann deine Bedenken nachvollziehen. Kann mir aber gut vorstellen, dass man das wunderbar durch anspruchsvolle Dinge auffüllen kann. Schon länger denke ich mir, wie schön es doch wäre, "nur noch" entscheiden zu müssen (und stattdessen Luft zu haben für etwas akademischere Beschäftigungen), und Schriftsätze aller Art könnte man dann eigentlich problemlos von weniger hoch studierten Leuten schreiben lassen. Die eben nicht entscheiden, sondern lieber kloppen wollen. Wie wir immer wieder sehen, es gibt für alles Liebhaber.
Ich persönlich wäre ja noch begeistert, wenn eintritt, was ebenfalls du(?) hier irgendwo im Forum als Idee aufgeworfen hast: dass Einzelkämpfer profitieren könnten.
Ich denke, ich kann deine Bedenken nachvollziehen. Kann mir aber gut vorstellen, dass man das wunderbar durch anspruchsvolle Dinge auffüllen kann. Schon länger denke ich mir, wie schön es doch wäre, "nur noch" entscheiden zu müssen (und stattdessen Luft zu haben für etwas akademischere Beschäftigungen), und Schriftsätze aller Art könnte man dann eigentlich problemlos von weniger hoch studierten Leuten schreiben lassen. Die eben nicht entscheiden, sondern lieber kloppen wollen. Wie wir immer wieder sehen, es gibt für alles Liebhaber.
Ich persönlich wäre ja noch begeistert, wenn eintritt, was ebenfalls du(?) hier irgendwo im Forum als Idee aufgeworfen hast: dass Einzelkämpfer profitieren könnten.
15.02.2024, 23:50
„Mach mal günstiger“ ist selten ein Problem in GKs. Klar sollen 1st years nicht im Dutzend stumm in einem Call sitzen aber wenn du gerade einen Merger für 900 Millionen planst oder dir ein 80 Millionen Bußgeld droht, sind 100.000 Euro mehr oder weniger an Anwaltskosten nicht der entscheidende Punkt.
Generell müssen gerade Wirtschaftsanwälte einen Mehrwert für ihre Mandanten bringen, der über das reine „die Klausel geht/geht nicht“ hinaus geht. Wer das schafft, hat auch kein Problem mit KI in der Zukunft, sondern nutzt Tools höchstens.
Generell müssen gerade Wirtschaftsanwälte einen Mehrwert für ihre Mandanten bringen, der über das reine „die Klausel geht/geht nicht“ hinaus geht. Wer das schafft, hat auch kein Problem mit KI in der Zukunft, sondern nutzt Tools höchstens.
16.02.2024, 11:28
Ich frage mich bei vielen Beiträgen (auch von Lindenpartners) wieviel technisches Verständnis tatsächlich dahinter steckt.
Meist bleiben die Argumente doch recht vage, nach dem Motto: jetzt kann ChatGPT schon eine Mahnung formulieren, dann wird‘s in 5 Jahren ganz sicher ganze Prozesse führen.
Ohne selbst KI-Experte zu sein, weiß ich, dass ChatGPT nach dem Prinzip einer Suchmaschine vorgeht und die wahrscheinlichsten Wortfolgen aneinander reiht. Im Ergebnis mag das menschlich wirken, mit juristischer Arbeitsweise hat das aber wenig zu tun.
Klar, das kann schon einige Tätigkeiten ersetzen und vor allem bei der Erstellung von Dokumenten helfen. Ähnlich können schon jetzt KI-Systeme Dokumente nach Schlagworten durchsuchen und bspw. die DD vereinfachen.
Dass eine KI aber ernsthaft juristische Sachverhalte lösen kann, ohne die Frage einfach mit der wahrscheinlichsten Wortfolge anzugleichen, gilt es noch zu beweisen. Leider fehlt mir gerade die Quelle, in der ein IT-Experte meinte, dass es derzeit noch keine ernsthaften Ansätze für KIen gibt, die wirklich menschliche Denkweisen abbilden können.
Das Argument, die KI benötigt nur das richtige Lernmaterial ist m. E. verkürzt, wenn man nicht darstellen kann, wie eine KI überhaupt „lernt“.
Meist bleiben die Argumente doch recht vage, nach dem Motto: jetzt kann ChatGPT schon eine Mahnung formulieren, dann wird‘s in 5 Jahren ganz sicher ganze Prozesse führen.
Ohne selbst KI-Experte zu sein, weiß ich, dass ChatGPT nach dem Prinzip einer Suchmaschine vorgeht und die wahrscheinlichsten Wortfolgen aneinander reiht. Im Ergebnis mag das menschlich wirken, mit juristischer Arbeitsweise hat das aber wenig zu tun.
Klar, das kann schon einige Tätigkeiten ersetzen und vor allem bei der Erstellung von Dokumenten helfen. Ähnlich können schon jetzt KI-Systeme Dokumente nach Schlagworten durchsuchen und bspw. die DD vereinfachen.
Dass eine KI aber ernsthaft juristische Sachverhalte lösen kann, ohne die Frage einfach mit der wahrscheinlichsten Wortfolge anzugleichen, gilt es noch zu beweisen. Leider fehlt mir gerade die Quelle, in der ein IT-Experte meinte, dass es derzeit noch keine ernsthaften Ansätze für KIen gibt, die wirklich menschliche Denkweisen abbilden können.
Das Argument, die KI benötigt nur das richtige Lernmaterial ist m. E. verkürzt, wenn man nicht darstellen kann, wie eine KI überhaupt „lernt“.