04.01.2024, 00:16
Moin,
ich habe zwei gute Examen (gut/VB) und ein paar Jahre anwaltliche Erfahrung in einer renommierten Kanzlei aber manchmal bereue ich es, Jura studiert zu haben.
Tatsächlich finde ich keinen Job, der wirklich zu mir passt.
In einer GK habe ich zwar guten Verdienst aber sklavenähnliche Arbeitszeiten ohne Perspektive. Als "normaler" 0815-Anwalt arbeitet man sich trotzdem kaputt für ein normales Gehalt. Natürlich kann man auch ans AG und in Verkehrsunfällen und Omis Grenzabstand seine Lebensaufgabe sehen. Man verdient dann eben wie ein Bachelor - BWLer. Im Unternehmen hat man starre Strukturen und ist als Jurist auch nur der Hans der Führungsetage. Und in der Behörde - naja, muss man dazu etwas sagen?
Oft bereue ich es einfach, Jura studiert zu haben. Dann doch lieber Ingenieur sein. Normale Arbeitszeiten bei adäquatem Gehalt. Jederzeit als Expat ins Ausland gehen können. Normale Freunde haben. Einfach normal leben.
VanGeulen
ich habe zwei gute Examen (gut/VB) und ein paar Jahre anwaltliche Erfahrung in einer renommierten Kanzlei aber manchmal bereue ich es, Jura studiert zu haben.
Tatsächlich finde ich keinen Job, der wirklich zu mir passt.
In einer GK habe ich zwar guten Verdienst aber sklavenähnliche Arbeitszeiten ohne Perspektive. Als "normaler" 0815-Anwalt arbeitet man sich trotzdem kaputt für ein normales Gehalt. Natürlich kann man auch ans AG und in Verkehrsunfällen und Omis Grenzabstand seine Lebensaufgabe sehen. Man verdient dann eben wie ein Bachelor - BWLer. Im Unternehmen hat man starre Strukturen und ist als Jurist auch nur der Hans der Führungsetage. Und in der Behörde - naja, muss man dazu etwas sagen?
Oft bereue ich es einfach, Jura studiert zu haben. Dann doch lieber Ingenieur sein. Normale Arbeitszeiten bei adäquatem Gehalt. Jederzeit als Expat ins Ausland gehen können. Normale Freunde haben. Einfach normal leben.
VanGeulen
04.01.2024, 00:19
Kenn ich.
04.01.2024, 00:29
Hallo du,
das kann ich total nachvollziehen. Ich habe zwar nicht deine Noten, rangiere aber auch in einem Bereich in dem (fast) alles möglich sein müsste und ja trotzdem habe ich noch nicht 'den' Platz gefunden ... Probiere mich gerade inhouse aus, weil es zunächst der beste Deal war, der mir über den Weg gelaufen ist, hadere aber auch täglich damit....
Daher kenne ich deine Überlegungen nur zu gut; teilweise denke ich über die Justiz nach, komme dann aber auch zu ähnlichen Ergebnissen wie du, vielleicht gibt es spannende Möglichkeiten im ÖD nur wo und mich in einer GK von meinem Privatleben jahrelange zu verabschieden, kommt eben auch nicht in Frage... verzwickt.
Ich möchte eigentlich 'nur' eine Tätigkeit mit aushaltbaren Rahmenbedingungen, die mich aber erfüllt. Sei es durch anspruchsvolle juristische Aufgaben oder der Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und ein Hauch an Perspektive. Keine Ahnung
das kann ich total nachvollziehen. Ich habe zwar nicht deine Noten, rangiere aber auch in einem Bereich in dem (fast) alles möglich sein müsste und ja trotzdem habe ich noch nicht 'den' Platz gefunden ... Probiere mich gerade inhouse aus, weil es zunächst der beste Deal war, der mir über den Weg gelaufen ist, hadere aber auch täglich damit....
Daher kenne ich deine Überlegungen nur zu gut; teilweise denke ich über die Justiz nach, komme dann aber auch zu ähnlichen Ergebnissen wie du, vielleicht gibt es spannende Möglichkeiten im ÖD nur wo und mich in einer GK von meinem Privatleben jahrelange zu verabschieden, kommt eben auch nicht in Frage... verzwickt.
Ich möchte eigentlich 'nur' eine Tätigkeit mit aushaltbaren Rahmenbedingungen, die mich aber erfüllt. Sei es durch anspruchsvolle juristische Aufgaben oder der Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und ein Hauch an Perspektive. Keine Ahnung
04.01.2024, 00:42
Du romantisierst die Arbeitsbedingungen von Ingenieuren wohl etwas. Wieso dann nicht Behörde im hD? Das scheint mir schon eher das zu sein, was du suchst.
04.01.2024, 02:29
Verwaltungsgerichtsbarkeit. „Normale“ Arbeitszeiten und sinnvolle Tätigkeit, dazu die richterliche Unabhängigkeit. Mittlerweile auch zunehmend „normale“ Kollegen ;-)
04.01.2024, 07:03
Ich verstehe das total, auch wenn ich nur Referendar bin…
Ich wollte zB immer Richter werden. Jetzt an einem AG denke ich mir nur: „Was mache ich hier eigentlich? Wieso einigen die sich nicht einfach?“ In Behörden (Nebenjob) ist es ja teils ebenfalls so, dass man letztendlich doch recht „bedeutungslos“ und austauschbar ist. Ich denke vor/im Studium hat man eine romantisierte Vorstellung, was die juristische Arbeitswelt bedeutet…
Interessanterweise war es bei mir nur in meiner alten Stelle als WiMi in einer GK anders. Dort wurde man wenigstens wertgeschätzt und hatte Mandanten, für die die Arbeit der Anwälte (mittelbar auch unsere) eine echte Bedeutung hatte. Dafür waren die Anwälte aber auch von 9-21/22 Uhr da und hatten somit „kein Leben“.
Vielleicht ist es die allseits beschworene „Quarterlife-Crisis“, aber ich überlege schon oft noch „umzustudieren“. Das große Geld ist mir sowieso nicht unfassbar wichtig (im Gegensatz zum Threadersteller würde mir R1 bspw. ausreichen), aber eine interessante Arbeit wäre natürlich schon nett.
Ich wollte zB immer Richter werden. Jetzt an einem AG denke ich mir nur: „Was mache ich hier eigentlich? Wieso einigen die sich nicht einfach?“ In Behörden (Nebenjob) ist es ja teils ebenfalls so, dass man letztendlich doch recht „bedeutungslos“ und austauschbar ist. Ich denke vor/im Studium hat man eine romantisierte Vorstellung, was die juristische Arbeitswelt bedeutet…
Interessanterweise war es bei mir nur in meiner alten Stelle als WiMi in einer GK anders. Dort wurde man wenigstens wertgeschätzt und hatte Mandanten, für die die Arbeit der Anwälte (mittelbar auch unsere) eine echte Bedeutung hatte. Dafür waren die Anwälte aber auch von 9-21/22 Uhr da und hatten somit „kein Leben“.
Vielleicht ist es die allseits beschworene „Quarterlife-Crisis“, aber ich überlege schon oft noch „umzustudieren“. Das große Geld ist mir sowieso nicht unfassbar wichtig (im Gegensatz zum Threadersteller würde mir R1 bspw. ausreichen), aber eine interessante Arbeit wäre natürlich schon nett.
04.01.2024, 07:51
Witzig, ich bin Ingenieur und würde gerne Anwalt sein. Wollen wir die Abschlüsse tauschen?
04.01.2024, 09:10
04.01.2024, 09:50
Im Unternehmen hat man starre Strukturen und ist als Jurist auch nur der Hans der Führungsetage.
Äh, meine Freunde, die Ingenieure und Informatiker sind, haben im Unternehmen zu 90 Prozent dieselben Abläufe und Strukturen wie ich als Syndikus. Nur, dass die eben der Hans von irgendwelchen Abteilungsleitern sind. Empfinde die Position als Syndikus daher als extrem komfortabel. Vielleicht solltest du Deine Vorstellungen der Arbeitswelt insgesamt auf den Prüfstand stellen - wenn Du als Jurist mit diesen Noten keine Tätigkeit findest, die Du zumindest nicht beschissen findest, dann findest Du das auch mit keiner anderen Ausbildung, denn wir können uns quasi überall hinentwickeln.
Äh, meine Freunde, die Ingenieure und Informatiker sind, haben im Unternehmen zu 90 Prozent dieselben Abläufe und Strukturen wie ich als Syndikus. Nur, dass die eben der Hans von irgendwelchen Abteilungsleitern sind. Empfinde die Position als Syndikus daher als extrem komfortabel. Vielleicht solltest du Deine Vorstellungen der Arbeitswelt insgesamt auf den Prüfstand stellen - wenn Du als Jurist mit diesen Noten keine Tätigkeit findest, die Du zumindest nicht beschissen findest, dann findest Du das auch mit keiner anderen Ausbildung, denn wir können uns quasi überall hinentwickeln.
04.01.2024, 10:12
Ein Problem der juristischen Ausbildung.
Sie ist darauf ausgerichtet, dass man sich jahrelang für die beiden Examina aufopfert, in der Vorstellung dass danach paradiesische Zustände auf einen warten, wenn nur die magischen Notengrenzen erreicht sind.
Tatsächlich ist man dann aber nur ein (gut ausgebildeter) Absolvent unter vielen. Und die Arbeitswelt hat ganz andere Herausforderungen, als gut Klausuren lösen zu können. Wenn du Karriere machen willst musst du dafür viel investieren, wenn du eine gute work life Balance haben willst eben anderswo Abstriche machen. Das ist aber nicht nur bei Juristen, sondern bei allen Berufen so.
Sie ist darauf ausgerichtet, dass man sich jahrelang für die beiden Examina aufopfert, in der Vorstellung dass danach paradiesische Zustände auf einen warten, wenn nur die magischen Notengrenzen erreicht sind.
Tatsächlich ist man dann aber nur ein (gut ausgebildeter) Absolvent unter vielen. Und die Arbeitswelt hat ganz andere Herausforderungen, als gut Klausuren lösen zu können. Wenn du Karriere machen willst musst du dafür viel investieren, wenn du eine gute work life Balance haben willst eben anderswo Abstriche machen. Das ist aber nicht nur bei Juristen, sondern bei allen Berufen so.