08.12.2023, 12:23
Der aktuelle Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere Hochqualifizierte durch K.I. bedroht sind. Tätigkeiten hingegen, die Zwischenmenschlichkeit erfordern (Erziehung, Pflege usw) oder aber auch das Handwerk sind nicht bedroht.
Und nochmals: Ich habe NIE gesagt, dass es KEINE RAe/Juristen mehr geben wird. Ich habe nur hervorgehoben, dass der Arbeitsmarkt zukünftig einen geringeren Bedarf hat.
Der Vorsitzende der RA-Kammer HH (? bin mir da nicht mehr so sicher), geht bspw. in einem Interview davon aus, dass man zukünftig weniger Volljuristen brauche. Die Überprüfung der KI-Lösungen ginge in vielen Rechtsbereichen und für viele Fälle auch mit geringerer Qualifikation, was sich zwangsläufig auf die Löhne auswirken werde.
Bevor das hier falsch verstanden wird: auch hier wird das natürlich nicht die absoluten High-Potentials treffen, die bei HM, FBD und CO rumlaufen oder das Richteramt anstreben. Bei M&A Transaktionen und Fusionskontrollen werden immer die Dr. LLM-Leute gebraucht. Aber es gibt noch ein paar Juristen, die nicht in diesen Sphären verkehren (und das ist auch der Großteil). Der Partner von ASD hat in seinem Interview auch von einer Disruption gesprochen und antizipiert, dass Teams in GKs, Boutiquen und größeren MKs zukünftig nicht mehr schwerpunktmäßig aus Volljuristen, sondern aus Wirtschaftsrechtlern, Softwareingenieuren und vllt nur noch einem Volljuristen bestünden.
Edit: Der Partner von Dabelstein hat aber auch hervorgehoben, dass - zumindest auf gehobenem Niveau - auch der WEG der K.I.-Lösung nachvollzogen werden muss. Das Ergebnis allein reicht nicht (immer). Und das liegt ja in der DNA des Volljuristen.
Und nochmals: Ich habe NIE gesagt, dass es KEINE RAe/Juristen mehr geben wird. Ich habe nur hervorgehoben, dass der Arbeitsmarkt zukünftig einen geringeren Bedarf hat.
Der Vorsitzende der RA-Kammer HH (? bin mir da nicht mehr so sicher), geht bspw. in einem Interview davon aus, dass man zukünftig weniger Volljuristen brauche. Die Überprüfung der KI-Lösungen ginge in vielen Rechtsbereichen und für viele Fälle auch mit geringerer Qualifikation, was sich zwangsläufig auf die Löhne auswirken werde.
Bevor das hier falsch verstanden wird: auch hier wird das natürlich nicht die absoluten High-Potentials treffen, die bei HM, FBD und CO rumlaufen oder das Richteramt anstreben. Bei M&A Transaktionen und Fusionskontrollen werden immer die Dr. LLM-Leute gebraucht. Aber es gibt noch ein paar Juristen, die nicht in diesen Sphären verkehren (und das ist auch der Großteil). Der Partner von ASD hat in seinem Interview auch von einer Disruption gesprochen und antizipiert, dass Teams in GKs, Boutiquen und größeren MKs zukünftig nicht mehr schwerpunktmäßig aus Volljuristen, sondern aus Wirtschaftsrechtlern, Softwareingenieuren und vllt nur noch einem Volljuristen bestünden.
Edit: Der Partner von Dabelstein hat aber auch hervorgehoben, dass - zumindest auf gehobenem Niveau - auch der WEG der K.I.-Lösung nachvollzogen werden muss. Das Ergebnis allein reicht nicht (immer). Und das liegt ja in der DNA des Volljuristen.
08.12.2023, 12:58
Da irrst du dich halt. Unterhalb der GK besteht Juristerei zu 95% aus "Zwischenmenschlichkeit".
08.12.2023, 13:37
(08.12.2023, 12:23)nachdenklich schrieb: Edit: Der Partner von Dabelstein hat aber auch hervorgehoben, dass - zumindest auf gehobenem Niveau - auch der WEG der K.I.-Lösung nachvollzogen werden muss. Das Ergebnis allein reicht nicht (immer). Und das liegt ja in der DNA des Volljuristen.
Das Problem ist nur, dass bei einer KI der Weg nicht nachvollzogen werden kann. Das Prinzip von Large Language Models ist gerade nicht, dass es einen klaren Weg gibt, der nachvollzogen werden kann, sondern die KI "wurschtelt" sich was zusammen, was im Ergebnis auf Basis von anderen Daten wahrscheinlich sein kann. Zwar kann man mit Prompts arbeiten iSv "Begründe deine Entscheidung" aber da kommt dann kein Entscheidungsbaum raus, sondern es werden wieder nur Worte ausgespuckt, die eben unter Zugrundelegung einer komplexen Wahrscheinlichkeitsberechnung Sinn ergeben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Large_language_model
08.12.2023, 14:44
Die Frage wird sein, inwiefern der Mandant auf die präzise Herleitung wert legt und entsprechend bereit ist, dafür einen hohen Stundensatz zu zahlen.
Vllt wird es in Unternehmerkreisen bzgl Sachverhalte/Verträge mit nicht ganz so großem Volumen dann heißen: "vertrau ich auf KI mit 98% Richtigkeit oder nehm ich nochmal Geld in die Hand und lass das überprüfen?".
Vllt wird es in Unternehmerkreisen bzgl Sachverhalte/Verträge mit nicht ganz so großem Volumen dann heißen: "vertrau ich auf KI mit 98% Richtigkeit oder nehm ich nochmal Geld in die Hand und lass das überprüfen?".
08.12.2023, 15:30
(08.12.2023, 14:44)nachdenklich schrieb: Die Frage wird sein, inwiefern der Mandant auf die präzise Herleitung wert legt und entsprechend bereit ist, dafür einen hohen Stundensatz zu zahlen.
Vllt wird es in Unternehmerkreisen bzgl Sachverhalte/Verträge mit nicht ganz so großem Volumen dann heißen: "vertrau ich auf KI mit 98% Richtigkeit oder nehm ich nochmal Geld in die Hand und lass das überprüfen?".
Wenn der Unternehmer Geschäftsführer seiner GmbH ist, wird er Stand jetzt mehr Geld für den Anwalt ausgeben, selbst, wenn dieser mehr Fehler macht.
1. Weil der Anwalt haftet
2. Der Unternehmer sich so exkulpieren kann, wenn die GmbH wegen eines Beratungsfehlers vor die Wand gefahren wird.
Natürlich kann auch dafür in Zukunft eine Lösung gefunden werden. Es liegt jedoch nicht auf der Hand, dass die KI nennenswert Juristen den Job kostet (netto).
Du argumentierst fast ausschließlich mit dem Einfluss von KI auf große Firmen und Kanzleien. Die Associates von Morgen werden statt Datenmengen zu komprimieren eben als "richtige" Juristen mit der KI arbeiten dürfen. Davon auszugehen, dass sie arbeitslos werden und die Partner alles übernehmen, sehe ich nicht. Du vernachlässigt auch den Faktor "Qualitätssicherung". Wenn die KI 1.000 Seiten innerhalb von Sekunden sichtet und komprimiert, wird auch der Anspruch an die Beratung steigen, um sich nicht haftbar zu machen.
Heute ist es zbsp. völlig selbstverständlich, dass der Anwalt jegliche relevante BGH-Rechtsprechung bei seiner Beratung beachtet.
In den 80er Jahren vergingen Wochen bis jeder RA auf dem aktuellen Stand war.
Genauso wie eine "80er Jahre Beratung" heute zum Haftungsfall wird, wird eine heutige Beratung in 10 Jahren inakzeptabel sein.
08.12.2023, 17:23
Ich verstehe es nicht so ganz warum du dich so verrückt machst? Die KI wird dir deinen Job jetzt noch nicht kosten. Wie sich der Spaß Entwickelt wird man dann sehen, aber ich sehe irgendwie nicht den Mehrwert sich hier seitenlang selbst verrückt zu machen. Ich meine dran ändern können wir ja eh nichts. Aber um nochmal drauf einzugehen, die Halluzinationen wirst du bei den aktuellen Large Language Models nicht wegbekommen. Das ist in die Technik eingepreist. Und damit hat sich eigentlich schon fast jede Befürchtung, dass der anwaltsmarkt in dem Maße in dem du dir das vorstellst zusammenbricht. Die Dinger können also ne akte komprimieren? Was bringt mir das wenn die KI irgendwas mega wichtiges einfach rauslässt? Also muss ich am Ende nochmal selber drüber schauen. Kann mich am Ende ja nicht damit entschuldigen, dass die KI dachte das wäre nicht wichtig.
08.12.2023, 19:10
1. Vorangestellt: ich fand während meiner Zeit als WisMit und dann im Ref bei der Anwalts- und Wahlstation gerade den Rechercheprozess, die Beantwortung von Rechtsfragen, das Entwerfen von Verträgen und Klageschriften oder das Erstellen von Gutachten besonders interessant. Auch das Formulieren der Schriftsätze hat mich immer gereizt und mir Freude bereitet, also die sprachliche Versiertheit, wenn man mit Gericht, Behörde oder RAen korrespondierte.
Wenn ich daran denke, zukünftig nur irgendeinen bestimmten Befehl/Prompt in den BOT einzugeben, damit ein Vertrag oder ein Schriftsatz erstellt wird und ggfs durch weitere Nachfragen diesen zu vervollständigen, dann finde ich das eher traurig und betrübend.
Das wird sich bestimmt auch auf das Bildungsniveau auswirken und zu akademischer Abstumpfung führen. Denn sollte man nicht mehr selbst kreativ in dem "Entstehungsprozess" involviert sein und sich vielmehr alles vorformulieren und zusammenfassen lassen, dann mündet das (schleichend) in eine Haltung, bei der man irgendwann an einem Punkt angekommen ist, die zugrunde liegende Materie nicht mehr wirklich selbst zu durchdringen/zu erschließen.
2. Das mit den Halluzinationen bleibt abzuwarten und ist nicht notwendigerweise inhärent mit der KI als solche. Der Head of Legal von PWC erwartet in diesem Bereich einen "Durchbruch" in den nächsten 1-2 Jahren; gleiches im Übrigen der CEO von open AI.
3. Anwaltshaftung: hier sollte man sich eingestehen, dass die evidenten Fälle der Anwaltshaftung (Berufungsfrist verpasst, Einrede nicht erhoben oder die Vorpfändung nicht eingeleitet) in der Praxis natürlich eher rar gesät sind. Der Anwaltsregress ist eine Ausnahme. Allerdings macht sich der GF gegenüber der Gesellschaft wohl haftbar, wenn er hier - trotz komplexer Materie - einen RA nicht konsultiert und auf KI vertraut und es dann "schief" geht. Fraglich bleibt dann aber, ob man zukünftig weiterhin die 300€ die Stunde für eine Beratung verlangen kann, wenn Recherche, Schriftsatzerstellung, Vertragsentwurf und Klauselprüfung nun durch KI erledigt werden.
4. Spannend könnte aber ein anderer Effekt werden, den ich auch hier schon einmal angerissen hatte: Einige sind der Meinung, durch K.I. könnte der selbstständige RA deutlich kompetitiver werden.
Wenn ich daran denke, zukünftig nur irgendeinen bestimmten Befehl/Prompt in den BOT einzugeben, damit ein Vertrag oder ein Schriftsatz erstellt wird und ggfs durch weitere Nachfragen diesen zu vervollständigen, dann finde ich das eher traurig und betrübend.
Das wird sich bestimmt auch auf das Bildungsniveau auswirken und zu akademischer Abstumpfung führen. Denn sollte man nicht mehr selbst kreativ in dem "Entstehungsprozess" involviert sein und sich vielmehr alles vorformulieren und zusammenfassen lassen, dann mündet das (schleichend) in eine Haltung, bei der man irgendwann an einem Punkt angekommen ist, die zugrunde liegende Materie nicht mehr wirklich selbst zu durchdringen/zu erschließen.
2. Das mit den Halluzinationen bleibt abzuwarten und ist nicht notwendigerweise inhärent mit der KI als solche. Der Head of Legal von PWC erwartet in diesem Bereich einen "Durchbruch" in den nächsten 1-2 Jahren; gleiches im Übrigen der CEO von open AI.
3. Anwaltshaftung: hier sollte man sich eingestehen, dass die evidenten Fälle der Anwaltshaftung (Berufungsfrist verpasst, Einrede nicht erhoben oder die Vorpfändung nicht eingeleitet) in der Praxis natürlich eher rar gesät sind. Der Anwaltsregress ist eine Ausnahme. Allerdings macht sich der GF gegenüber der Gesellschaft wohl haftbar, wenn er hier - trotz komplexer Materie - einen RA nicht konsultiert und auf KI vertraut und es dann "schief" geht. Fraglich bleibt dann aber, ob man zukünftig weiterhin die 300€ die Stunde für eine Beratung verlangen kann, wenn Recherche, Schriftsatzerstellung, Vertragsentwurf und Klauselprüfung nun durch KI erledigt werden.
4. Spannend könnte aber ein anderer Effekt werden, den ich auch hier schon einmal angerissen hatte: Einige sind der Meinung, durch K.I. könnte der selbstständige RA deutlich kompetitiver werden.
08.12.2023, 22:51
1. und 2.:
Von der Annahme wozu KI in den nächsten Jahren fähig sein wird, hängt natürlich alles weitere ab. Klar, wenn die KI all das von dir genannte kann und man nur Nachfragen beantworten muss, ist der Rechtsmarkt nahezu ausgestorben. Jedoch auch jeder andere akademische Bereich. Ingenieure, Ärzte, BWLer usw. haben keinen Burggraben gegenüber den Juristen.
Wenn die KI eine komplexe Gesellschaftsrechtliche Streitigkeit hinbekommt, kann sie auch bei Eingabe "Plan mir ein Haus mit A, B und C" eine detailierte Planung ausspucken, nach der die KI betriebenen Arbeitsroboter es bauen. Ja, es bauen dann keine Handwerker. Die profitieren von der KI nur solange wie diese lediglich assistiert. Wenn sie so weit fortgeschritten, wie in deiner Schilderung ist, wird sie es auch hinbekommen Steckdosen zu montieren oder das Dach zu decken.
3. Ich gehe eher davon aus, dass der Stundensatz dann steigt. Der Anwalt benötigt dann ja weitaus weniger Zeit für einen höherwertigen Output. Er wird in Summe pro Fall weniger verdienen. Aber auf die Stunde gerechnet, benötigt er mehr Umsatz um seine Kanzlei und das Leasing für die KI-Software zu bezahlen.
4. Die Entwicklung finde ich auch sehr interessant. Ich glaube das kann vor Gericht wieder mehr Chancengleichheit schaffen.
Von der Annahme wozu KI in den nächsten Jahren fähig sein wird, hängt natürlich alles weitere ab. Klar, wenn die KI all das von dir genannte kann und man nur Nachfragen beantworten muss, ist der Rechtsmarkt nahezu ausgestorben. Jedoch auch jeder andere akademische Bereich. Ingenieure, Ärzte, BWLer usw. haben keinen Burggraben gegenüber den Juristen.
Wenn die KI eine komplexe Gesellschaftsrechtliche Streitigkeit hinbekommt, kann sie auch bei Eingabe "Plan mir ein Haus mit A, B und C" eine detailierte Planung ausspucken, nach der die KI betriebenen Arbeitsroboter es bauen. Ja, es bauen dann keine Handwerker. Die profitieren von der KI nur solange wie diese lediglich assistiert. Wenn sie so weit fortgeschritten, wie in deiner Schilderung ist, wird sie es auch hinbekommen Steckdosen zu montieren oder das Dach zu decken.
3. Ich gehe eher davon aus, dass der Stundensatz dann steigt. Der Anwalt benötigt dann ja weitaus weniger Zeit für einen höherwertigen Output. Er wird in Summe pro Fall weniger verdienen. Aber auf die Stunde gerechnet, benötigt er mehr Umsatz um seine Kanzlei und das Leasing für die KI-Software zu bezahlen.
4. Die Entwicklung finde ich auch sehr interessant. Ich glaube das kann vor Gericht wieder mehr Chancengleichheit schaffen.
10.12.2023, 21:44
Schade, noch immer kein Newsticker zur KI-Verordnung.