12.10.2023, 21:33
Hallo,
ich stehe vor dem Berufseinstieg. Vom Profil dürfte ich in jede GK unabhängig vom "Tier" reinkommen.
Frage: Spielt das allgemeine Renommee / Tier für einen späteren Exit ins Unternehmen oder in eine andere Kanzlei eine große Rolle? Ich würde mir zwar zutrauen, ein paar Jahre auch in harten Buden durchzuhalten, könnte jedoch auch durchaus damit leben - ich weiß, es ist letztlich immer teamabhängig -, weniger zu arbeiten und dafür Gehaltseinbuße in Kauf zu nehmen (Bsp: T3/4 bei 110/120k statt T1 bei 150k).
Vielen Dank!
ich stehe vor dem Berufseinstieg. Vom Profil dürfte ich in jede GK unabhängig vom "Tier" reinkommen.
Frage: Spielt das allgemeine Renommee / Tier für einen späteren Exit ins Unternehmen oder in eine andere Kanzlei eine große Rolle? Ich würde mir zwar zutrauen, ein paar Jahre auch in harten Buden durchzuhalten, könnte jedoch auch durchaus damit leben - ich weiß, es ist letztlich immer teamabhängig -, weniger zu arbeiten und dafür Gehaltseinbuße in Kauf zu nehmen (Bsp: T3/4 bei 110/120k statt T1 bei 150k).
Vielen Dank!

12.10.2023, 22:22
Ja, spielt eine Rolle. Je höher du einsteigst, desto besser. Wechsel von T1 zu T3 immer möglich; andersrum eher nicht
12.10.2023, 22:44
(12.10.2023, 22:22)DrängelerKnüller schrieb: Ja, spielt eine Rolle. Je höher du einsteigst, desto besser. Wechsel von T1 zu T3 immer möglich; andersrum eher nicht
Kenne unzählige, die von "T3/T4" nach 1-2 Jahren in "T1/T2" gewechselt sind.
Alles andere wäre auch absurd. Eine T1 Kanzlei denkt sich doch nicht "na ja wir brauchen dringend einen weiteren Associate, der Kollege hier hat zwar 2 VB und einschlägige Berufserfahrung, Juve listet Kanzlei XY aber nur als T3. Wir sind T1, den können wir also nicht nehmen."
13.10.2023, 01:06
Für's Unternehmen: nein, spielt keine Rolle. Die Namen der Kanzleien sagen sowieso nur uns Juristen etwas. Man wird in der Bewerbungsphase zwar positiv bemerken, dass du in einer GK gearbeitet hast, aber in welcher der hier als T1-T4 betitelten GK du konkret warst, spielt eher weniger eine Rolle. Viel wichtiger ist, dass deine Berufserfahrung zum gesuchten Profil passt.
Je weiter weg dein Gegenüber von der Juristerei ist, umso unwichtiger wird anschließend der Name. Selbst wenn du in der Rechtsabteilung eines Unternehmens einsteigst, wirst du sehr viel mit Nicht-Juristen der anderen Abteilungen zu tun haben. Die interessiert nicht, wo du vorher gearbeitet hast. Wichtig ist, dass du die Themen gut erklären und rüberbringen kannst.
Je weiter weg dein Gegenüber von der Juristerei ist, umso unwichtiger wird anschließend der Name. Selbst wenn du in der Rechtsabteilung eines Unternehmens einsteigst, wirst du sehr viel mit Nicht-Juristen der anderen Abteilungen zu tun haben. Die interessiert nicht, wo du vorher gearbeitet hast. Wichtig ist, dass du die Themen gut erklären und rüberbringen kannst.
13.10.2023, 07:44
Jetzt einmal dumm gefragt: Warum sollte dann jemand zu Freshfields oder Gleiss, wenn es ein vergleichbares Gehalt auch bei einer T3 Kanzlei gibt?
Im Übrigen halte ich es für ein Gerücht, dass T3 weniger anspruchsvoll als T1 ist. Als ob T3 nur weniger anspruchsvolle Mandate annimmt. Außerdem hat T1 oftmals größere Teams, was von Vorteil sein kann.
Im Übrigen halte ich es für ein Gerücht, dass T3 weniger anspruchsvoll als T1 ist. Als ob T3 nur weniger anspruchsvolle Mandate annimmt. Außerdem hat T1 oftmals größere Teams, was von Vorteil sein kann.
13.10.2023, 08:00
Ersteinmal würde ich hier zwischen zwei Dingen unterscheiden: HM z.B. wird immer einen guten Ruf genießen. Dort gewesen zu sein wird in kundigen Kreisen immer Eindruck schinden und einer Zusatzqualifikation entsprechen. Dabei muss man aber auch das Folgende bedenken: Es gibt Branchen, für die man als Jurist arbeiten kann, deren Personaler noch nie von HM, GL etc. gehört haben und denen es gleich ist, wo man konkret war, sofern das Profil passt.
Zweitens sagt das generelle Prestige einer Kanzlei nicht zwangsläufig etwas über die konkrete Praxis aus. Das ist oftmals sehr partnerabhängig. Es gibt T1 Kanzleien, die in gewissen Rechtsgebieten ganz sicher nicht zu den führenden in Deutschland gehören und es gibt Kanzleien der zweiten Reihe, die in einem speziellen Bereich ganz klar das nonplusultra sind. Im Wirtschaftsstrafrecht bspw. heißt die Top 3 in Deutschland sicherlich nicht HM, GL und FBD.
Zweitens sagt das generelle Prestige einer Kanzlei nicht zwangsläufig etwas über die konkrete Praxis aus. Das ist oftmals sehr partnerabhängig. Es gibt T1 Kanzleien, die in gewissen Rechtsgebieten ganz sicher nicht zu den führenden in Deutschland gehören und es gibt Kanzleien der zweiten Reihe, die in einem speziellen Bereich ganz klar das nonplusultra sind. Im Wirtschaftsstrafrecht bspw. heißt die Top 3 in Deutschland sicherlich nicht HM, GL und FBD.
13.10.2023, 10:26
Stimme zu, dass es bei den meisten Rechtsgebieten eher auf das Ranking im Rechtsgebiet als auf das Ranking der Kanzlei ankommt (Ausnahme: unprofitable Rechtsgebiete, die viele US-Kanzleien gar nicht machen).
Ich habe ,,absolute Nr. 1 im Gebiet" angefangen und bin dann nach 2 Jahren zu T2-/T3+ gewechselt. Im Durchschnit war freilich das Team in der ersten Kanzlei sehr viel ehrgeiziger und die Fälle größer (und manchmal auch komplexer). Ist ja irgendwie klar: Wenn man sich im Ansatz schon fragt: ,,Warum soll ich für das gleiche Gehalt 25% mehr arbeiten? (Tier1)" ist man ein vernünftiger Mensch - wird im Zweifel aber von den ,,Wahnsinnigen", die alles in die Karriere stecken wollen und dafür jeden Einsatz bringen, überholt. Macht ja nichts!
Und nur weil man die ,,Einstiegsanforderungen" (2x VB) erfüllt, ist es ein bisschen Augenwischerei, dann davon auszugehen, dass alle GK-Associates auf dem gleichen Level sind. In Kanzlei 1 hatte ich regelmäßig Bewerbungen mit tollen US-LLMs (die ja mit hohen Noten / Ehrgeiz korrelieren) oder anderen verrückten Leistungen (einmal: 18 Punkte in der Wahlstation im fachlich einschlägigen OLG-Senat...Oder parallel komplettes VWL-Studium absolviert) auf dem Tisch, bei der zweiten Kanzlei sehe ich fast nie Bewerbungen mit US-LLM und wir stellen auch mal mit 2x Nicht-VB ein. Freilich sind super ehrgeizige Menschen nicht immer bessere Juristen (oder angenehmere Kollegen), aber Jura ist ja eher ein Fleißfach - wenn man 50% mehr arbeitet, ist das schon hilfreich.
Jede Kanzlei hat natürlich ihre Stammmandanten und was da auf den Schreibtisch kommt, ist von der Komplexität natürlich eher Zufall. Aber wenn ein Unternehmen jetzt das Gefühl hat: "Das ist jetzt die größte Rechtssache, die wir je hatten", wird es im Zweifel zur Sicherheit eher einen Pitch machen und dabei neben der Stammkanzlei auch die Tier-1 Marktührer einladen. Und oft hat Tier-1 auch so viel Arbeit, dass sie ihre Stundensätze so hochtreiben können, dass nicht zu viel Alltagsgeschäft reinkommt. Bei mir ist das jetzt echt schon Jahre her, aber wir hatten damals schon Partner mit bis zu $ 1300 / Stunde abgerechnet - aus der Inhouse-Perspektive wäre es wahnwitzig, das Team für easy Standardkram zu nehmen (passiert natürlich trotzdem manchmal).
Ich habe ,,absolute Nr. 1 im Gebiet" angefangen und bin dann nach 2 Jahren zu T2-/T3+ gewechselt. Im Durchschnit war freilich das Team in der ersten Kanzlei sehr viel ehrgeiziger und die Fälle größer (und manchmal auch komplexer). Ist ja irgendwie klar: Wenn man sich im Ansatz schon fragt: ,,Warum soll ich für das gleiche Gehalt 25% mehr arbeiten? (Tier1)" ist man ein vernünftiger Mensch - wird im Zweifel aber von den ,,Wahnsinnigen", die alles in die Karriere stecken wollen und dafür jeden Einsatz bringen, überholt. Macht ja nichts!
Und nur weil man die ,,Einstiegsanforderungen" (2x VB) erfüllt, ist es ein bisschen Augenwischerei, dann davon auszugehen, dass alle GK-Associates auf dem gleichen Level sind. In Kanzlei 1 hatte ich regelmäßig Bewerbungen mit tollen US-LLMs (die ja mit hohen Noten / Ehrgeiz korrelieren) oder anderen verrückten Leistungen (einmal: 18 Punkte in der Wahlstation im fachlich einschlägigen OLG-Senat...Oder parallel komplettes VWL-Studium absolviert) auf dem Tisch, bei der zweiten Kanzlei sehe ich fast nie Bewerbungen mit US-LLM und wir stellen auch mal mit 2x Nicht-VB ein. Freilich sind super ehrgeizige Menschen nicht immer bessere Juristen (oder angenehmere Kollegen), aber Jura ist ja eher ein Fleißfach - wenn man 50% mehr arbeitet, ist das schon hilfreich.
Jede Kanzlei hat natürlich ihre Stammmandanten und was da auf den Schreibtisch kommt, ist von der Komplexität natürlich eher Zufall. Aber wenn ein Unternehmen jetzt das Gefühl hat: "Das ist jetzt die größte Rechtssache, die wir je hatten", wird es im Zweifel zur Sicherheit eher einen Pitch machen und dabei neben der Stammkanzlei auch die Tier-1 Marktührer einladen. Und oft hat Tier-1 auch so viel Arbeit, dass sie ihre Stundensätze so hochtreiben können, dass nicht zu viel Alltagsgeschäft reinkommt. Bei mir ist das jetzt echt schon Jahre her, aber wir hatten damals schon Partner mit bis zu $ 1300 / Stunde abgerechnet - aus der Inhouse-Perspektive wäre es wahnwitzig, das Team für easy Standardkram zu nehmen (passiert natürlich trotzdem manchmal).