05.08.2023, 17:45
(05.08.2023, 13:12)Bre schrieb: Vergleichsweise "spannend" für Nichtjuristen dürften halt Rechtsgebiete sein, in denen man mit Kapitalverbrechen etc. zu tun hat. Den Tatort gibt es immerhin seit Jahrzehnten, wohingegen sich ein Genre über den zivilrechtlichen Ausgleich von Verkehrsunfällen bisher nicht etabliert hat.
Strafrecht allgemein (nicht nur Kapitalverbrechen) ist menschlich sicherlich spannender als Baurecht. Auch die Mitarbeiter der Geschäftstelle haben sich für die Inhalte der Verhandlungen brennend interessiert und sich bei den Richtern erkundigt, die Mitarbeiter der zivilrechtlichen Geschäftsstellen haben sich nach meiner Erinnerung kein einziges Mal freiwillig blicken lassen .
Strafrichter ist sicherlich ein spannender Beruf, muss man allerdings der Typ für sein.
06.08.2023, 05:48
Interessant. In welchen Momenten, in denen du dich mit Architektur etc beschäftigst, verspürst du denn ein Gefühl der "Spannung"? Dass das interessant sein kann, will ich ja nicht bezweifeln, aber spannend...
06.08.2023, 13:59
(06.08.2023, 05:48)Bre schrieb: Interessant. In welchen Momenten, in denen du dich mit Architektur etc beschäftigst, verspürst du denn ein Gefühl der "Spannung"? Dass das interessant sein kann, will ich ja nicht bezweifeln, aber spannend...
Zudem "Architektur" als Hobby sicherlich keine planerische Tätigkeit bedeutet (sondern bestenfalls "sich Gebäude anschauen" und daher als Beruf völlig ungeeignet ist. Ob Architekten ihre übliche Arbeit wirklich als spannend bezeichnen würden , bezweifle ich sehr, obwohl oder gerade weil ich ziemlich viele Architekten kenne.
06.08.2023, 19:37
„Spannend“ ist einfach die falsche Kategorie. Niemand würde doch von sich sagen, ein „spannendes“ Leben zu führen. Erfüllt, abwechslungsreich, vielseitig, ja, aber spannend? Und wie soll dann erst das Berufsleben spannend sein? Ein Buch und ein Film können spannend sein, nur das sind Produkte der Unterhaltungsindustrie. Schon einen spannenden Film zu drehen bzw ein spannendes Buch zu schreiben, kann man wohl kaum als spannend beschreiben.
Auch die Tätigkeit des Strafrichters handelt idR von längst abgeschlossen Sachverhalten, die in Gerichtsakten, Gutachten, Zeugenaussagen und Anträgen ihrer juristischen Aufarbeitung harren und ohne die publizistische Aufbereitung durch einen Gerichtsreporter wohl von niemandem als spannend bezeichnet würden, v.a. nicht vom Strafrichter selbst, der nach einigen Dienstjahren seine xte Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung usw abzuurteilen hat. Mitlesende Strafrichter mögen mich gerne korrigieren ;-)
Von seinem Leben denselben Spannungsbogen zu erwarten, wie er einem von einem Hollywood-Film geboten wird, ist etwas naiv bzw. trägt einem Trend der Mediengesellschaft Rechnung, das eigene Leben als grosse Erzählung aufzufassen, die es wert ist, mit anderen in sozialen Netzwerken medial geteilt zu werden. Leider handelt es sich dabei wieder nur um eine mehr oder weniger spannende Erzählung und Collage, niemals aber um das wahre Leben.
Auch die Tätigkeit des Strafrichters handelt idR von längst abgeschlossen Sachverhalten, die in Gerichtsakten, Gutachten, Zeugenaussagen und Anträgen ihrer juristischen Aufarbeitung harren und ohne die publizistische Aufbereitung durch einen Gerichtsreporter wohl von niemandem als spannend bezeichnet würden, v.a. nicht vom Strafrichter selbst, der nach einigen Dienstjahren seine xte Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung usw abzuurteilen hat. Mitlesende Strafrichter mögen mich gerne korrigieren ;-)
Von seinem Leben denselben Spannungsbogen zu erwarten, wie er einem von einem Hollywood-Film geboten wird, ist etwas naiv bzw. trägt einem Trend der Mediengesellschaft Rechnung, das eigene Leben als grosse Erzählung aufzufassen, die es wert ist, mit anderen in sozialen Netzwerken medial geteilt zu werden. Leider handelt es sich dabei wieder nur um eine mehr oder weniger spannende Erzählung und Collage, niemals aber um das wahre Leben.
06.08.2023, 20:23
(06.08.2023, 19:37)Spencer schrieb: „Spannend“ ist einfach die falsche Kategorie. Niemand würde doch von sich sagen, ein „spannendes“ Leben zu führen. Erfüllt, abwechslungsreich, vielseitig, ja, aber spannend? Und wie soll dann erst das Berufsleben spannend sein? Ein Buch und ein Film können spannend sein, nur das sind Produkte der Unterhaltungsindustrie. Schon einen spannenden Film zu drehen bzw ein spannendes Buch zu schreiben, kann man wohl kaum als spannend beschreiben.
Auch die Tätigkeit des Strafrichters handelt idR von längst abgeschlossen Sachverhalten, die in Gerichtsakten, Gutachten, Zeugenaussagen und Anträgen ihrer juristischen Aufarbeitung harren und ohne die publizistische Aufbereitung durch einen Gerichtsreporter wohl von niemandem als spannend bezeichnet würden, v.a. nicht vom Strafrichter selbst, der nach einigen Dienstjahren seine xte Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung usw abzuurteilen hat. Mitlesende Strafrichter mögen mich gerne korrigieren ;-)
Von seinem Leben denselben Spannungsbogen zu erwarten, wie er einem von einem Hollywood-Film geboten wird, ist etwas naiv bzw. trägt einem Trend der Mediengesellschaft Rechnung, das eigene Leben als grosse Erzählung aufzufassen, die es wert ist, mit anderen in sozialen Netzwerken medial geteilt zu werden. Leider handelt es sich dabei wieder nur um eine mehr oder weniger spannende Erzählung und Collage, niemals aber um das wahre Leben.
Meinte mit spannend = nicht langweilig. Habe ich in dem Ausgangspost evtl etwas verkürzt dargestellt. Und die meisten haben hier ja schon erkannt, dass das nur subjektiv zu beantworten ist, deswegen zusätzlich meine Frage nach dem jeweiligen warum.
Mein Job langweilt mich aktuell - und das obwohl das Thema mich interessiert - aber es gibt schon seit längerem keine Höhen und Tiefen mehr, also alles auf einem sehr steten gleichen Niveau., morgen passiert also sicher in etwa das Gleiche wie übermorgen und nächste Woche. Ich finde also wohl Jobs spannend, bei denen es eine Art Probjektarbeit ist, also sich mal richtig in etwas rein hängen, dass hoffentlich erfolgreich meistern, dann ggf mal wieder ne ruhige Phase und dann das nächste Projekt...
06.08.2023, 20:31
So gesehen mache ich als Richter dauernd Projektarbeit ;-)
Welcher Job dich erfüllt, nicht langweilt, kann dir hier wirklich keiner sagen. Das hängt ganz von dir ab.
Welcher Job dich erfüllt, nicht langweilt, kann dir hier wirklich keiner sagen. Das hängt ganz von dir ab.
06.08.2023, 20:53
Stimmt natürlich. Hab auch keine Lösung erwartet, lediglich Inspiration. Man kann ja nicht alle Jobs auf dem Schrim haben.
Als Richter wären es mir dann zu viele ähnliche Projekte in zu kurzer Zeit
Als Richter wären es mir dann zu viele ähnliche Projekte in zu kurzer Zeit
06.08.2023, 22:40
Spannend ist, was gebannte Faszination erzeugt.
Arbeitszeit ist 8 h 12 min/Tag x 5 Wochentage.
Es gibt sicher nicht viel, was über diese Zeit ununterbrochen gebannte Faszination erzeugen kann, und zwar in keinem Beruf. Ich bezweifle auch sehr, dass das gesund wäre.
Ich habe im öffentlichen Dienst schon ziemlich viel gemacht, und habe als Zivilrichter spannende Rechtsfragen, als Staatsanwalt spannende Sachverhalte und in der Ministerialverwaltung spannende politische Themen gehabt. Nur eben nicht ununterbrochen, aber mir genügt es
Arbeitszeit ist 8 h 12 min/Tag x 5 Wochentage.
Es gibt sicher nicht viel, was über diese Zeit ununterbrochen gebannte Faszination erzeugen kann, und zwar in keinem Beruf. Ich bezweifle auch sehr, dass das gesund wäre.
Ich habe im öffentlichen Dienst schon ziemlich viel gemacht, und habe als Zivilrichter spannende Rechtsfragen, als Staatsanwalt spannende Sachverhalte und in der Ministerialverwaltung spannende politische Themen gehabt. Nur eben nicht ununterbrochen, aber mir genügt es
07.08.2023, 07:58
(06.08.2023, 20:23)Homer S. schrieb:(06.08.2023, 19:37)Spencer schrieb: „Spannend“ ist einfach die falsche Kategorie. Niemand würde doch von sich sagen, ein „spannendes“ Leben zu führen. Erfüllt, abwechslungsreich, vielseitig, ja, aber spannend? Und wie soll dann erst das Berufsleben spannend sein? Ein Buch und ein Film können spannend sein, nur das sind Produkte der Unterhaltungsindustrie. Schon einen spannenden Film zu drehen bzw ein spannendes Buch zu schreiben, kann man wohl kaum als spannend beschreiben.
Auch die Tätigkeit des Strafrichters handelt idR von längst abgeschlossen Sachverhalten, die in Gerichtsakten, Gutachten, Zeugenaussagen und Anträgen ihrer juristischen Aufarbeitung harren und ohne die publizistische Aufbereitung durch einen Gerichtsreporter wohl von niemandem als spannend bezeichnet würden, v.a. nicht vom Strafrichter selbst, der nach einigen Dienstjahren seine xte Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung usw abzuurteilen hat. Mitlesende Strafrichter mögen mich gerne korrigieren ;-)
Von seinem Leben denselben Spannungsbogen zu erwarten, wie er einem von einem Hollywood-Film geboten wird, ist etwas naiv bzw. trägt einem Trend der Mediengesellschaft Rechnung, das eigene Leben als grosse Erzählung aufzufassen, die es wert ist, mit anderen in sozialen Netzwerken medial geteilt zu werden. Leider handelt es sich dabei wieder nur um eine mehr oder weniger spannende Erzählung und Collage, niemals aber um das wahre Leben.
Meinte mit spannend = nicht langweilig. Habe ich in dem Ausgangspost evtl etwas verkürzt dargestellt. Und die meisten haben hier ja schon erkannt, dass das nur subjektiv zu beantworten ist, deswegen zusätzlich meine Frage nach dem jeweiligen warum.
Mein Job langweilt mich aktuell - und das obwohl das Thema mich interessiert - aber es gibt schon seit längerem keine Höhen und Tiefen mehr, also alles auf einem sehr steten gleichen Niveau., morgen passiert also sicher in etwa das Gleiche wie übermorgen und nächste Woche. Ich finde also wohl Jobs spannend, bei denen es eine Art Probjektarbeit ist, also sich mal richtig in etwas rein hängen, dass hoffentlich erfolgreich meistern, dann ggf mal wieder ne ruhige Phase und dann das nächste Projekt...
Dann dürfte für Dich (wie auch für mich) M&A/Transaktionsgeschäft "spannend" sein. Das sind relativ kurze, aber zeitweilen intensive Phasen, in denen man sich für diese eine Transaktion reinhängt. Nach Signing und nach Closing hat man jeweils eine "ruhigere" Phase (außer, das nächste Projekt hat parallel begonnen). Klar, die Abläufe in der Transaktionssteuerung sind gleich, aber die Inhalte jedes Mal neu, nicht jedes SHA/SPA ist gleich, Verhandlungen immer wieder anders, neue Leute im Projekt, neues Target, das man kennenlernt... Lehrjahre sind keine Herrenjahre - man wird erst bisschen DD machen müssen, aber wenn man den Schritt zur Transaktionskoordination und dann zum Verhandlungstisch gemacht hat, fängt die "Spannung" erst richtig an.
07.08.2023, 08:17
(04.08.2023, 20:29)Spencer schrieb: Würde ich auch so unterschreiben. Welcher juristische Beruf ist schon spannend? Selbst bei nichtjuristischen Berufen fallen mir wenige Berufe ein, auf die das zutrifft UND die ich gerne ein Leben lang ausüben wollte.
Ich bin sehr gerne Richter, es ist eine wichtige und auch insgesamt erfüllende Aufgabe. Aber „spannend“ ist nicht das erste Adjektiv, das mir dazu einfallen würde, 90% meiner Zeit in einem Büro zu sitzen und Akten, Juris und Kommentare zu wälzen.
Und letztlich: es sind Berufe, Arbeit, keine Freizeitgestaltung. Ein nicht unwesentlicher Teil der meisten Berufe besteht aus Routine, aus Sachen, die intellektuell nicht total herausfordernd sind, die nicht „spannend“ sind, aber trotzdem dazugehören und gemacht werden müssen.
Vielleicht sind das Einsichten, die man erst nach einigen Berufsjahren gewinnt. Einige Berufsanfänger wechseln nach der ersten Ernüchterung vorschnell den Job, nur um dann zu merken, dass woanders das Gras auch nicht grüner ist. Und irgendwann arrangiert man sich dann mit seinem Beruf, den man nicht unbedingt lieben muss, aber auch nicht hassen sollte und wendet sich anderen Dingen wie Familiengründung, Hausbau oder neuen Hobbys zu. Das kann dann durchaus spannend werden ;-)
Sehe das genauso.
Ein Job muss für mich ein sicheres und gutes Umfeld in jeder Hinsicht bieten. Ich arbeite allerdings nicht, um mich zu verwirklichen, sondern um meinen Lebensstil zu finanzieren. Wenn es ab und zu richtig Spaß macht, umso besser.