19.04.2023, 21:32
Liebe Mitstreiter,
wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um den Umgang mit ADS im Referendariat.
Vorab: ich möchte bitte keine Antworten in die Richtung bekommen "ADS ist keine Krankheit"/"streng dich halt mehr an" etc.
Ich bin schon ewig diagnostiziert und wahrscheinlich könnte man mich auf eine Werbetafel packen, so sehr trifft die Diagnose auf mich zu.
Symptome habe ich eigentlich einmal alles, Medikamente auch.
Ich suche auch weniger ärztlichen Rat, als ich mich a) einmal über diese schiere Inflexibilität im Ref aufregen möchte und b) verzweifelt nach Wegen suche, das Ref doch noch als etwas Positives empfinden zu können und nicht jeden Tag abbrechen zu wollen.
Die Hauptpunkte sind für mich:
1. das Ref kann zeitlich nicht angepasst werden. Ich lerne anders und in einem anderen Tempo, aber das Ref sieht taggenau vor, was man wann zu tun hat, ohne dass man die Ausbildung an seine eigenen Bedürfnisse anpassen kann (ich rede jetzt nicht von einem ausgedehnten Sommerurlaub...). Im Studium konnte ich mal eine Klausur schieben oder auch das Examen eine Runde später schreiben, sodass ich meine Defizite durch mehr Zeit kompensieren konnte. Die Teilzeitregelung gibts aber nur für Angehörige von Pflegebedürftigen (warum man dann überhaupt eine Erweiterung dessen ins DRiG aufgenommen hat, ist mir schleierhaft).
2. diese sch*** Anwesenheitspflicht in Veranstaltungen, die mir nichts bringen: meine nächste AG wird aus circa 50 Leuten bestehen. Ich habe in der Uni schon keine Vorlesung besuchen können, weil dieses ganze Gewusel das Konzentrieren noch schwieriger macht als es eh schon ist. Jede Woche verschwende ich einen kompletten Lerntag (schließlich kann man nicht einfach nachts bis in die Puppen am Schreibtisch sitzen - Methylphenidat hilft auch nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt) und der Berg an aufzuholendem Stoff wird immer größer.
3. Einen Nachteilsausgleich gibts für LRS, aber nicht für ADS? Eine Krankheit, die erfordert, dass man Betäubungsmittel verschrieben bekommt, ist nicht als Nachteil anzusehen, aber eine Lese-Rechtschreibschwäche schon?! Jedes Mal, wenn ich nur dran denke, bin ich schon auf 180.
4. Die Arbeit mit den Ausbildern funktioniert für mich nicht nach Schema F. Ich brauche klare Ansagen, kein durch-die-Blume Gequatsche und Regeln, an die sich beide Parteien auch halten (es ist schön, dass die Ausbilder sagen, man könne sie immer anrufen, aber dann wäre es auch super, wenn man einmal die Woche ans Telefon ginge). Bei meinem letzten AG-Leiter habe ich das Gespräch gesucht, da ich offen mit dem Thema umgehen wollte und Rat brauchte. Leider kam nach 2 Sätzen nur die Antwort "da musst Du durchhalten"...
5. Alles ist im Chaos. In der AG behandelt man Thema X, der Ausbilder will aber eine Entscheidung zu Thema Y, das man aber noch gar nicht behandelt hat und dann schreibt man noch eine Klausur zu Thema Z. In der wenigen Zeit, die man neben seinem ganzen Ärger, den man auch noch bewältigen muss und neben dem Kampf, seine Emotionen zu unterdrücken, soll man sich dann auch noch auf drei Dinge gleichzeitig vorbereiten, sodass eigentlich alles drei nur zu 30% bearbeitet wird?
Das sind nur einige Beispiele von vielen, weswegen das Ref für mich eine absolute Katastrophe ist zurzeit und ich lieber nochmal voll Jura studieren würde als die nächsten Monate mich weiter zu ärgern.
Daher meine Frage: wie macht ihr das? Was habt ihr für Tipps, wie ihr ein starres System an eure Bedürfnisse angepasst habt?
Entschuldigt den langen Text bitte, die Emotionen nehmen gerade mal wieder Überhand.
wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um den Umgang mit ADS im Referendariat.
Vorab: ich möchte bitte keine Antworten in die Richtung bekommen "ADS ist keine Krankheit"/"streng dich halt mehr an" etc.
Ich bin schon ewig diagnostiziert und wahrscheinlich könnte man mich auf eine Werbetafel packen, so sehr trifft die Diagnose auf mich zu.
Symptome habe ich eigentlich einmal alles, Medikamente auch.
Ich suche auch weniger ärztlichen Rat, als ich mich a) einmal über diese schiere Inflexibilität im Ref aufregen möchte und b) verzweifelt nach Wegen suche, das Ref doch noch als etwas Positives empfinden zu können und nicht jeden Tag abbrechen zu wollen.
Die Hauptpunkte sind für mich:
1. das Ref kann zeitlich nicht angepasst werden. Ich lerne anders und in einem anderen Tempo, aber das Ref sieht taggenau vor, was man wann zu tun hat, ohne dass man die Ausbildung an seine eigenen Bedürfnisse anpassen kann (ich rede jetzt nicht von einem ausgedehnten Sommerurlaub...). Im Studium konnte ich mal eine Klausur schieben oder auch das Examen eine Runde später schreiben, sodass ich meine Defizite durch mehr Zeit kompensieren konnte. Die Teilzeitregelung gibts aber nur für Angehörige von Pflegebedürftigen (warum man dann überhaupt eine Erweiterung dessen ins DRiG aufgenommen hat, ist mir schleierhaft).
2. diese sch*** Anwesenheitspflicht in Veranstaltungen, die mir nichts bringen: meine nächste AG wird aus circa 50 Leuten bestehen. Ich habe in der Uni schon keine Vorlesung besuchen können, weil dieses ganze Gewusel das Konzentrieren noch schwieriger macht als es eh schon ist. Jede Woche verschwende ich einen kompletten Lerntag (schließlich kann man nicht einfach nachts bis in die Puppen am Schreibtisch sitzen - Methylphenidat hilft auch nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt) und der Berg an aufzuholendem Stoff wird immer größer.
3. Einen Nachteilsausgleich gibts für LRS, aber nicht für ADS? Eine Krankheit, die erfordert, dass man Betäubungsmittel verschrieben bekommt, ist nicht als Nachteil anzusehen, aber eine Lese-Rechtschreibschwäche schon?! Jedes Mal, wenn ich nur dran denke, bin ich schon auf 180.
4. Die Arbeit mit den Ausbildern funktioniert für mich nicht nach Schema F. Ich brauche klare Ansagen, kein durch-die-Blume Gequatsche und Regeln, an die sich beide Parteien auch halten (es ist schön, dass die Ausbilder sagen, man könne sie immer anrufen, aber dann wäre es auch super, wenn man einmal die Woche ans Telefon ginge). Bei meinem letzten AG-Leiter habe ich das Gespräch gesucht, da ich offen mit dem Thema umgehen wollte und Rat brauchte. Leider kam nach 2 Sätzen nur die Antwort "da musst Du durchhalten"...
5. Alles ist im Chaos. In der AG behandelt man Thema X, der Ausbilder will aber eine Entscheidung zu Thema Y, das man aber noch gar nicht behandelt hat und dann schreibt man noch eine Klausur zu Thema Z. In der wenigen Zeit, die man neben seinem ganzen Ärger, den man auch noch bewältigen muss und neben dem Kampf, seine Emotionen zu unterdrücken, soll man sich dann auch noch auf drei Dinge gleichzeitig vorbereiten, sodass eigentlich alles drei nur zu 30% bearbeitet wird?
Das sind nur einige Beispiele von vielen, weswegen das Ref für mich eine absolute Katastrophe ist zurzeit und ich lieber nochmal voll Jura studieren würde als die nächsten Monate mich weiter zu ärgern.
Daher meine Frage: wie macht ihr das? Was habt ihr für Tipps, wie ihr ein starres System an eure Bedürfnisse angepasst habt?
Entschuldigt den langen Text bitte, die Emotionen nehmen gerade mal wieder Überhand.
Ich kann Dir empfehlen, zur Vorbereitung auf das Referendariat das Buch "99 Tipps & Hinweise für ein erfolgreiches Rechtsreferendariat" zu lesen. Das Buch gibt es als Print-Ausgabe und E-Book. Infos hierzu findest Du auf folgender Seite:
https://www.juristenkoffer.de/rechtsreferendariat/99-tipps-hinweise.php
Neben Tipps zur Planung des Referendariats beinhaltet das Buch auch viele hilfreiche Hinweise zur optimalen Examensvorbereitung sowie viele konkrete Tipps für das Schreiben der Klausuren.
https://www.juristenkoffer.de/rechtsreferendariat/99-tipps-hinweise.php
Neben Tipps zur Planung des Referendariats beinhaltet das Buch auch viele hilfreiche Hinweise zur optimalen Examensvorbereitung sowie viele konkrete Tipps für das Schreiben der Klausuren.
20.04.2023, 11:26
Hey,
ich hab mich gestern gefragt, wie das wohl Leute mit ADS/ADHS in Jura machen. (Meine Partnerin hat ADHS und ist aber Ärztin; da hat man ja immer recht viel Action und kann mit kurzen Aufmerksamkeitsspannen relativ gut arbeiten.) Also echt Respekt, dass Du das erste Examen geschafft hast! Herzlichen Glückwunsch!
Zum Referendariat kann ich nur aus meiner Perspektive als Nichtbetroffener beitragen: Ich würde an Deiner Stelle knallhart alle Veranstaltungen meiden. Bei uns im Ref hat das einer auch stringent durchgezogen und immer andere für ihn bei den Anwesenheitslisten unterschreiben lassen. Die Ausbildungsleiterin, Vors. RiLG in BaWü, fand das lustig, hat am Ende eine Präsentation mit den verschiedenen gefälschten Unterschriften erstellt und bei der Examensfeier vorgetragen (in der Regel haben die Ausbilder dafür Verständnis, eigentlich sind wir ja nicht mehr in der Grundschule). Dasselbe gilt für jegliche Referendariatsarbeit: Am besten wenig Präsenz zeigen, für Aktenarbeit Fristverlängerung anfragen, sich Ausbilder (entspannte Kanzlei, lokale Verwaltung, etc.) suchen, die keine Mitarbeit oder nur eine Alibi-Akte verlangen. Auf keinen Fall nach Speyer gehen und auch ansonsten alles vermeiden, was Arbeit schafft (kein freiwilliger Sitzungsdienst!). Am Ende zählt genau wie im Studium allein die Examensnote und man wird im Referendariat mit allerlei Aufgaben vom Lernen abgelenkt, die einem kaum was fürs Examen bringen (wie ein Repetitor mal sagte, man hat ein Notstandsrecht gegen die Ablenkung durch das Referendariat). Dabei schauen, dass man irgendwie auf mindestens ca. 60 Klausuren kommt. Was auch hilft, ist zusätzlich Klausuren nur zu gliedern (eine bis eineinhalb Stunden) und danach die Lösung durchzugehen (spart Zeit). Und zu aller Not gibt es ja auch noch den zweiten Versuch. Mit dem kann man ja schon mal planen, dann hat man ggf. noch ein zusätzliches Jahr Lernzeit. Wenn man im ersten Versuch durchs Examen fällt, gibt es zum Beispiel in BaWü ein Boot Camp und sie zwingen einen eine Klausur pro Woche zu schreiben, etc. Ich denke, dass das Bestehen dann auch klappen sollte. Im zweiten Examen ist die Durchfallquote zum Glück auch nicht so hoch wie im ersten. [Ich hatte diese Probleme glücklicherweise nicht und auch kein ADS/ADHS: Ich hab mich nach schlechten Erfahrungen im ersten Examen (Auslandssemester, anderes studiert,... und am Ende die Rechnung kassiert) voll auf das zweite Examen konzentriert. Nach 100 geschriebenen Klausuren und weiteren ca. 100 gegliederten Klausuren kam bei mir ein Prädikat im Erstversuch raus.]
Ansonsten kann ich sagen, dass ich alle Veranstaltungen des Kaiser Repetitoriums empfehlen kann einschließlich der Skripte. Davon würde ich möglichst viele besuchen. In der Regel sind die kurzweiliger und interessanter gestaltet als alles, was einem im Ref geboten wird. Eventuell kann man die jetzt auch schon online besuchen? Dann würdest Du Dir die Ablenkung durch andere Besucher sparen.
Aber auf jeden Fall Respekt, dass Du das alles mit ADS durchziehst; ich kann mir das nur ansatzweise vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Und ja, es ist ein Unding, dass das im Examen nicht anerkannt oder irgendwie berücksichtigt wird!
Viel Kraft und alles Gute fürs Referendariat!
ich hab mich gestern gefragt, wie das wohl Leute mit ADS/ADHS in Jura machen. (Meine Partnerin hat ADHS und ist aber Ärztin; da hat man ja immer recht viel Action und kann mit kurzen Aufmerksamkeitsspannen relativ gut arbeiten.) Also echt Respekt, dass Du das erste Examen geschafft hast! Herzlichen Glückwunsch!
Zum Referendariat kann ich nur aus meiner Perspektive als Nichtbetroffener beitragen: Ich würde an Deiner Stelle knallhart alle Veranstaltungen meiden. Bei uns im Ref hat das einer auch stringent durchgezogen und immer andere für ihn bei den Anwesenheitslisten unterschreiben lassen. Die Ausbildungsleiterin, Vors. RiLG in BaWü, fand das lustig, hat am Ende eine Präsentation mit den verschiedenen gefälschten Unterschriften erstellt und bei der Examensfeier vorgetragen (in der Regel haben die Ausbilder dafür Verständnis, eigentlich sind wir ja nicht mehr in der Grundschule). Dasselbe gilt für jegliche Referendariatsarbeit: Am besten wenig Präsenz zeigen, für Aktenarbeit Fristverlängerung anfragen, sich Ausbilder (entspannte Kanzlei, lokale Verwaltung, etc.) suchen, die keine Mitarbeit oder nur eine Alibi-Akte verlangen. Auf keinen Fall nach Speyer gehen und auch ansonsten alles vermeiden, was Arbeit schafft (kein freiwilliger Sitzungsdienst!). Am Ende zählt genau wie im Studium allein die Examensnote und man wird im Referendariat mit allerlei Aufgaben vom Lernen abgelenkt, die einem kaum was fürs Examen bringen (wie ein Repetitor mal sagte, man hat ein Notstandsrecht gegen die Ablenkung durch das Referendariat). Dabei schauen, dass man irgendwie auf mindestens ca. 60 Klausuren kommt. Was auch hilft, ist zusätzlich Klausuren nur zu gliedern (eine bis eineinhalb Stunden) und danach die Lösung durchzugehen (spart Zeit). Und zu aller Not gibt es ja auch noch den zweiten Versuch. Mit dem kann man ja schon mal planen, dann hat man ggf. noch ein zusätzliches Jahr Lernzeit. Wenn man im ersten Versuch durchs Examen fällt, gibt es zum Beispiel in BaWü ein Boot Camp und sie zwingen einen eine Klausur pro Woche zu schreiben, etc. Ich denke, dass das Bestehen dann auch klappen sollte. Im zweiten Examen ist die Durchfallquote zum Glück auch nicht so hoch wie im ersten. [Ich hatte diese Probleme glücklicherweise nicht und auch kein ADS/ADHS: Ich hab mich nach schlechten Erfahrungen im ersten Examen (Auslandssemester, anderes studiert,... und am Ende die Rechnung kassiert) voll auf das zweite Examen konzentriert. Nach 100 geschriebenen Klausuren und weiteren ca. 100 gegliederten Klausuren kam bei mir ein Prädikat im Erstversuch raus.]
Ansonsten kann ich sagen, dass ich alle Veranstaltungen des Kaiser Repetitoriums empfehlen kann einschließlich der Skripte. Davon würde ich möglichst viele besuchen. In der Regel sind die kurzweiliger und interessanter gestaltet als alles, was einem im Ref geboten wird. Eventuell kann man die jetzt auch schon online besuchen? Dann würdest Du Dir die Ablenkung durch andere Besucher sparen.
Aber auf jeden Fall Respekt, dass Du das alles mit ADS durchziehst; ich kann mir das nur ansatzweise vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Und ja, es ist ein Unding, dass das im Examen nicht anerkannt oder irgendwie berücksichtigt wird!
Viel Kraft und alles Gute fürs Referendariat!
20.04.2023, 12:04
(20.04.2023, 11:26)D77 schrieb: Hey,
ich hab mich gestern gefragt, wie das wohl Leute mit ADS/ADHS in Jura machen. (Meine Partnerin hat ADHS und ist aber Ärztin; da hat man ja immer recht viel Action und kann mit kurzen Aufmerksamkeitsspannen relativ gut arbeiten.) Also echt Respekt, dass Du das erste Examen geschafft hast! Herzlichen Glückwunsch!
Zum Referendariat kann ich nur aus meiner Perspektive als Nichtbetroffener beitragen: Ich würde an Deiner Stelle knallhart alle Veranstaltungen meiden. Bei uns im Ref hat das einer auch stringent durchgezogen und immer andere für ihn bei den Anwesenheitslisten unterschreiben lassen. Die Ausbildungsleiterin, Vors. RiLG in BaWü, fand das lustig, hat am Ende eine Präsentation mit den verschiedenen gefälschten Unterschriften erstellt und bei der Examensfeier vorgetragen (in der Regel haben die Ausbilder dafür Verständnis, eigentlich sind wir ja nicht mehr in der Grundschule). Dasselbe gilt für jegliche Referendariatsarbeit: Am besten wenig Präsenz zeigen, für Aktenarbeit Fristverlängerung anfragen, sich Ausbilder (entspannte Kanzlei, lokale Verwaltung, etc.) suchen, die keine Mitarbeit oder nur eine Alibi-Akte verlangen. Auf keinen Fall nach Speyer gehen und auch ansonsten alles vermeiden, was Arbeit schafft (kein freiwilliger Sitzungsdienst!). Am Ende zählt genau wie im Studium allein die Examensnote und man wird im Referendariat mit allerlei Aufgaben vom Lernen abgelenkt, die einem kaum was fürs Examen bringen (wie ein Repetitor mal sagte, man hat ein Notstandsrecht gegen die Ablenkung durch das Referendariat). Dabei schauen, dass man irgendwie auf mindestens ca. 60 Klausuren kommt. Was auch hilft, ist zusätzlich Klausuren nur zu gliedern (eine bis eineinhalb Stunden) und danach die Lösung durchzugehen (spart Zeit). Und zu aller Not gibt es ja auch noch den zweiten Versuch. Mit dem kann man ja schon mal planen, dann hat man ggf. noch ein zusätzliches Jahr Lernzeit. Wenn man im ersten Versuch durchs Examen fällt, gibt es zum Beispiel in BaWü ein Boot Camp und sie zwingen einen eine Klausur pro Woche zu schreiben, etc. Ich denke, dass das Bestehen dann auch klappen sollte. Im zweiten Examen ist die Durchfallquote zum Glück auch nicht so hoch wie im ersten. [Ich hatte diese Probleme glücklicherweise nicht und auch kein ADS/ADHS: Ich hab mich nach schlechten Erfahrungen im ersten Examen (Auslandssemester, anderes studiert,... und am Ende die Rechnung kassiert) voll auf das zweite Examen konzentriert. Nach 100 geschriebenen Klausuren und weiteren ca. 100 gegliederten Klausuren kam bei mir ein Prädikat im Erstversuch raus.]
Ansonsten kann ich sagen, dass ich alle Veranstaltungen des Kaiser Repetitoriums empfehlen kann einschließlich der Skripte. Davon würde ich möglichst viele besuchen. In der Regel sind die kurzweiliger und interessanter gestaltet als alles, was einem im Ref geboten wird. Eventuell kann man die jetzt auch schon online besuchen? Dann würdest Du Dir die Ablenkung durch andere Besucher sparen.
Aber auf jeden Fall Respekt, dass Du das alles mit ADS durchziehst; ich kann mir das nur ansatzweise vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Und ja, es ist ein Unding, dass das im Examen nicht anerkannt oder irgendwie berücksichtigt wird!
Viel Kraft und alles Gute fürs Referendariat!
Man ey, jetzt habe ich ein bisschen Pipi inne Augen bekommen.
Ich danke dir von Herzen für deine Worte und Tipps! Bin sehr gerührt, wirklich.
Unbekannterweise ist die Person, die konstant alles geschwänzt hat, mein persönlicher Held. Aber auch die Ausbildungsleiterin ist ja eine absolute Legende
Auf meine Verwaltungsstation freue ich mich zum Glück, da habe ich das schon mal angedeutet, dass ich da ein bisschen anders arbeiten muss und die wirkten sehr verständnisvoll.
Damit hast Du auch meine Überlegung bestärkt, meine Anwaltsstation in einer Kanzlei zu machen, die mir genau schon angeboten hat, mich so viel wie möglich in Ruhe zu lassen. Da sage ich dann doch gleich mal zu.
Mon dieu, Du hast mir unbekannterweise richtig mit deiner Nachricht geholfen, ich danke dir vielmals!
und zur Beantwortung deiner "Frage", wie man mit ADS Jura studiert: ganz viel Fleiß, keine Vorlesungen, viele Klausuren, viele Tränen und Medikamente.
Hab es zum Glück gleich in der ersten Runde gleich geschafft und auch gar nicht so schlecht, gerade auch mit der Diagnose, aber es war ein harter Kampf. Wie wahrscheinlich bei jedem, aber bei ADS-Kindern besonders, merkt man definitiv, welche Fächer einen interessiert haben und welche nicht - die Noten gingen bei mir von 3-16 (wobei 16 im Schwerpunkt war, nicht im Examen natürlich!).
Nochmal würde ich es aber wahrscheinlich nicht machen.
20.04.2023, 13:11
Ich kann auch nur aus der Perspektive eines Nichtbetroffenen schreiben bzw. aus der Perspektive der Hochsensibilität.
Ich würde dir nicht empfehlen, einfach jemanden unterschreiben zu lassen und nicht hinzugehen. Man weiß nie, wer vor einem sitzt und wie er das aufnimmt. Aber ich kann nur sagen, dass es mir unfassbar geholfen hat, mit meinen Ausbildern und meinen AG-Leitern offen mit dem Thema umzugehen. Ebenso wissen die Referendarsbeauftragten am LG und RP bescheid. Ich habe mit allen ein offenes Gespräch unter vier Augen gesucht und meine Perspektive mitgeteilt und bin stets auf Verständnis gestoßen. Meine Ausbilder haben mir bisher wenig Stress gemacht und waren insbesondere mit Abgabefristen sehr flexibel. Sie haben mir immer kommuniziert, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ich länger brauche und haben mich da auch stets drin unterstützt. Natürlich geht das nicht bei allem - Stichwort Sitzungsdienst in der Strafstation -. Bei manchen Sachen muss man leider einfach im System funktionieren. Dafür sind aber die Zeiten drum herum um so wichtiger.
Ich wünsche dir unfassbar viel Kraft und Durchhaltevermögen. Du wirst deinen Weg sicher wunderbar meistern und den für dich richtigen Weg finden. :)
Ich würde dir nicht empfehlen, einfach jemanden unterschreiben zu lassen und nicht hinzugehen. Man weiß nie, wer vor einem sitzt und wie er das aufnimmt. Aber ich kann nur sagen, dass es mir unfassbar geholfen hat, mit meinen Ausbildern und meinen AG-Leitern offen mit dem Thema umzugehen. Ebenso wissen die Referendarsbeauftragten am LG und RP bescheid. Ich habe mit allen ein offenes Gespräch unter vier Augen gesucht und meine Perspektive mitgeteilt und bin stets auf Verständnis gestoßen. Meine Ausbilder haben mir bisher wenig Stress gemacht und waren insbesondere mit Abgabefristen sehr flexibel. Sie haben mir immer kommuniziert, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ich länger brauche und haben mich da auch stets drin unterstützt. Natürlich geht das nicht bei allem - Stichwort Sitzungsdienst in der Strafstation -. Bei manchen Sachen muss man leider einfach im System funktionieren. Dafür sind aber die Zeiten drum herum um so wichtiger.
Ich wünsche dir unfassbar viel Kraft und Durchhaltevermögen. Du wirst deinen Weg sicher wunderbar meistern und den für dich richtigen Weg finden. :)
20.04.2023, 17:04
So aus dem Bauch heraus:
0. Schlafroutine und Kohlennydratekonsum ads-spezifisch anpassen. Emotionale Belastung irgendwo ausdrücken, Boxen, im Chor, im Forum auskotzen, was auch immer. Bewegung Bewegung Bewegung.
1. Auf AG Noten sch*** und Deinen eigenen Lernrythmus durchziehen. Von der Akte ausgehend in ein Thema fuchsen klappt besser als einen ausgekügelten Plan schaffen, den man eh nicht durchhält oder dauernd neu entwirft. Darauf vertrauen, dass mit viel Lektüre und Klausurübung mit der Zeit auch der Stoff in der Breite abgedeckt wird. Sonstige Unterlagen auf ein Minimum reduzieren, also Orga rund ums Lernen klein halten.
2. Lieber etwas mehr Aufwand, aber dafür kickt das Interesse rein: Betrifft die Stationswahl. Betrifft teilweise den Stoff, kannst du z.B. elendigen Pflichtstoff mit Deinem Interessengebiet verbinden? Ansonsten knallharte Deadlines setzen (für die Akten meines Ausbilders haben ich x Stunden/Woche, danach gebe ich ab).
3. Anwaltsstation brutal tauchen, Zeitdruck und Motivation wegen eines Berufs den man sich gut vorstellen kann sollten dann da sein. Accountability durch Lerngruppe/Bib-begleitung und Klausurenkurs schaffen.
4. Handy/Tablet/Laptop/ deinen Lieblingsroman strikt vom Lernen trennen, gar nicht dabei bzw. am Schreibtisch haben. Immer am gleichen Ort lernen und dafür zuhause = komplett jurafrei. Immer zur gleichen Zeit am start sein, aber auch nie Freizeitspaß canceln, um Rückstände aufzuholen.
0. Schlafroutine und Kohlennydratekonsum ads-spezifisch anpassen. Emotionale Belastung irgendwo ausdrücken, Boxen, im Chor, im Forum auskotzen, was auch immer. Bewegung Bewegung Bewegung.
1. Auf AG Noten sch*** und Deinen eigenen Lernrythmus durchziehen. Von der Akte ausgehend in ein Thema fuchsen klappt besser als einen ausgekügelten Plan schaffen, den man eh nicht durchhält oder dauernd neu entwirft. Darauf vertrauen, dass mit viel Lektüre und Klausurübung mit der Zeit auch der Stoff in der Breite abgedeckt wird. Sonstige Unterlagen auf ein Minimum reduzieren, also Orga rund ums Lernen klein halten.
2. Lieber etwas mehr Aufwand, aber dafür kickt das Interesse rein: Betrifft die Stationswahl. Betrifft teilweise den Stoff, kannst du z.B. elendigen Pflichtstoff mit Deinem Interessengebiet verbinden? Ansonsten knallharte Deadlines setzen (für die Akten meines Ausbilders haben ich x Stunden/Woche, danach gebe ich ab).
3. Anwaltsstation brutal tauchen, Zeitdruck und Motivation wegen eines Berufs den man sich gut vorstellen kann sollten dann da sein. Accountability durch Lerngruppe/Bib-begleitung und Klausurenkurs schaffen.
4. Handy/Tablet/Laptop/ deinen Lieblingsroman strikt vom Lernen trennen, gar nicht dabei bzw. am Schreibtisch haben. Immer am gleichen Ort lernen und dafür zuhause = komplett jurafrei. Immer zur gleichen Zeit am start sein, aber auch nie Freizeitspaß canceln, um Rückstände aufzuholen.
21.04.2023, 09:20
Hey,
vielen Dank für die Nachricht und den Dank @wundertüte. Also ja, ich würde vielleicht einfach versuchen das transparent zu machen; es gibt ja einen objektiven Grund. Vielleicht kann man das noch mit einem ärztlichen oder psychotherapeutischen Attest untermauern. Falls das nicht ausreicht, einigt man sich ggf. auf einen Kompromiss zum Beispiel nur zur Fallbesprechung-AG gehen, etc.
Ansonsten gibt es ja auch die offizielle Möglichkeit sich eine Anwaltsstation (evtl. auch andere Stationen?) mit genug Abstand zum Ausbildungs-LG zu suchen; Kollegen haben sich das dann teilweise auf der Landkarte aufgemalt , um wirklich die in BaWü geforderten 150 km (?) Abstand zu erreichen, um dann von den Veranstaltungen entbunden zu werden.
Ja, also der heldenhafte Kollege hat das glaub auch nicht immer so durchziehen können, gerade bei einer kleinen AG mit 20 Teilnehmern fiel das schon auf, aber manchmal war er nach der Unterschrift und der Pause dann irgendwie verschwunden . Ja, also bei uns am LG war das wie gesagt kein Problem. Man sollte das aber wohl eher erst mal testen und schauen, wie die faktische Handhabung ist, bevor man eine Abmahnung (oder öffentlich-rechtliches Pendant?) riskiert. Mir haben die Fallbesprechung-AG eigentlich immer was gebracht, und bei den anderen Veranstaltungen hatte ich nicht den Mut nicht hinzugehen (im Nachhinein hätte ich das wohl anders gemacht).
Ja, krass das mit den Klausuren und dem Interesse; das ist ja echt super schwer. Nochmal Respekt! Aber wahrscheinlich ist es dann ja auch sinnvoll, sich zu überlegen, wie ein späteres Arbeitssetting aussehen müsste, damit man gut damit zurechtkommt. Und wahrscheinlich wäre es dann sinnvoll sich sehr zu spezialisieren auf den Bereich, der einen wirklich interessiert.
vielen Dank für die Nachricht und den Dank @wundertüte. Also ja, ich würde vielleicht einfach versuchen das transparent zu machen; es gibt ja einen objektiven Grund. Vielleicht kann man das noch mit einem ärztlichen oder psychotherapeutischen Attest untermauern. Falls das nicht ausreicht, einigt man sich ggf. auf einen Kompromiss zum Beispiel nur zur Fallbesprechung-AG gehen, etc.
Ansonsten gibt es ja auch die offizielle Möglichkeit sich eine Anwaltsstation (evtl. auch andere Stationen?) mit genug Abstand zum Ausbildungs-LG zu suchen; Kollegen haben sich das dann teilweise auf der Landkarte aufgemalt , um wirklich die in BaWü geforderten 150 km (?) Abstand zu erreichen, um dann von den Veranstaltungen entbunden zu werden.
Ja, also der heldenhafte Kollege hat das glaub auch nicht immer so durchziehen können, gerade bei einer kleinen AG mit 20 Teilnehmern fiel das schon auf, aber manchmal war er nach der Unterschrift und der Pause dann irgendwie verschwunden . Ja, also bei uns am LG war das wie gesagt kein Problem. Man sollte das aber wohl eher erst mal testen und schauen, wie die faktische Handhabung ist, bevor man eine Abmahnung (oder öffentlich-rechtliches Pendant?) riskiert. Mir haben die Fallbesprechung-AG eigentlich immer was gebracht, und bei den anderen Veranstaltungen hatte ich nicht den Mut nicht hinzugehen (im Nachhinein hätte ich das wohl anders gemacht).
Ja, krass das mit den Klausuren und dem Interesse; das ist ja echt super schwer. Nochmal Respekt! Aber wahrscheinlich ist es dann ja auch sinnvoll, sich zu überlegen, wie ein späteres Arbeitssetting aussehen müsste, damit man gut damit zurechtkommt. Und wahrscheinlich wäre es dann sinnvoll sich sehr zu spezialisieren auf den Bereich, der einen wirklich interessiert.
03.05.2023, 20:54
Tatsächlich finde ich es einen Vorteil, das Examen nicht schieben zu können. Ohne Druck streikt mein Hirn, wenn es nicht gerade um ein für mich sehr interessantes Thema geht. In diesem Zusammenhang ein Tipp an die, denen es ähnlich geht: Egal wann ich mit den Akten angefangen habe, war ich immer erst kurz vor der Abgabe fertig. Daher würde ich empfehlen immer erst ein bis zwei Tage vor dieser angefangen. So kann man in der übrigen Zeit andere Dinge lernen.
Eine gute Lerngruppe - mit der man tatsächlich lernt und sich nicht gegenseitig beim prokrastinieren unterstützt - ist gold wert, aber auch andere Menschen mit denen man sich in der Bib verabredet, sind hilfreich.
Nicht vergessen zu trinken und zu essen, auch wenn die Medis den Hunger unterdrücken.
Ich habe für die schriftlichen Prüfungen einen Nachteilsausgleich bekommen, allerdings "nur" in der Form, dass ich am PC schreiben durfte. Zeitverlängerung wurde vom Amtsarzt empfohlen aber vom JPA abgelehnt.
Eine gute Lerngruppe - mit der man tatsächlich lernt und sich nicht gegenseitig beim prokrastinieren unterstützt - ist gold wert, aber auch andere Menschen mit denen man sich in der Bib verabredet, sind hilfreich.
Nicht vergessen zu trinken und zu essen, auch wenn die Medis den Hunger unterdrücken.
Ich habe für die schriftlichen Prüfungen einen Nachteilsausgleich bekommen, allerdings "nur" in der Form, dass ich am PC schreiben durfte. Zeitverlängerung wurde vom Amtsarzt empfohlen aber vom JPA abgelehnt.
04.05.2023, 15:42
08.05.2023, 10:15
Hallo, hier eine Nachricht von einem Mitbetroffenen.
Bei mir wurde auch ADS diagnostiziert und kann ohne die "Betäubungsmittel" keine Stunde fokussiert arbeiten, sofern ich überhaupt diese Motivation entwickeln kann.
Für mich war die Vorbereitung auf das erste Examen auch "entspannter", weil ich dort alles auf meine Bedürfnisse anpassen konnte, bis zu dem Punkt an dem man sich examensbezogen vorbereitet gefunden hat.
Im Ref mache ich das jetzt so, dass ich versuche alles losgelöst von der AG und meinem Ausbilder anzugehen. Da wir vor jeder Station ein Terminplan für die AGs mit den Themen bekommen, erstelle ich mir anhand dieser Übersicht in Verbindung mit anderen Medien (wie Kaiser-Skripte) meinen Lernplan bzw. meinen Pfad, um mich wohl zu fühlen. Dann Plane ich die Arbeit für meinen Ausbilder fest ein und erledige die Aufgabe so gut es geht und mache mich da nicht verrückt. Da muss man dann wohl wirklich "einfach durch". Ich versuche dann einfach, dass die "freie" Zeit so gut es geht auf mich zugeschnitten wird. Ich tröste mich immer damit, dass die Stationszeugnisse letztlich wohl nicht so entscheidend sein werden - zumindest für meine voraussichtliche Zukunftsplanung - und ich einfach mein bestes gebe und die Arbeiten so abgebe, dass ich mich wohl fühle. Letztlich ist das Ziel des Referendariats das Bestehen der Klausuren und nicht die möglichst "coole" Zeit in der Ausbildung. Daher richte ich alles nach meinen Bedürfnissen hinsichtlich des bestmöglichen Bestehen der Klausuren ein.
Zu 3.: Das verstehe ich aus Betroffenensicht verständlicherweise auch nicht. Insbesondere da ich ohne die Medikation nicht mal ne zweistündige Klausur fokussiert durchstehen kann. Mit der Medikation habe ich leider einige "normale" Nebenwirkungen , die auch in zeitlicher Hinsicht auf fünf Stunden gesehen nachteilig sein könnten und ich mich über einen angemessenen Ausgleich freuen würde. Fraglich ist, ob, wie und wo man dies mal ansprechen könnte bei den LJPAs oder wer auch immer dafür verantwortlich ist.
Vielleicht kann dieser Thread ja genutzt werden, die angehenden Juristen hier zu verbinden, die unter ADS/ADHS leiden. Da sich so schnell nichts institutionelles und organisatorisches im Referendariat ändern wird, wäre es die größte Hilfe sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.
Für mich ist es immer noch schwierig über das Thema, gerade offen bzw. öffentlich, zu sprechen, da ich ohne das ich das Lernen auf mich anpasse oder die Arbeit genau zeitlich einteile, die Medikamente richtig nehme usw. nichts hinbekomme und ich mich wie minderwertig fühle. In solchen Situationen kann man es sich (und anderen Nichtbetroffenen) ja nicht erklären, wieso man es gerade nicht schafft zu lernen/arbeiten, obwohl das für die restlichen 99% kein Problem wäre.
Sorry, mein Beitrag ist wohl nicht wirklich hilfreich, sondern eher eine selbsttherapeutische Maßnahme meinen Frust loszuwerden.
Wenn weitere Betroffene Tipps haben - vor allem auch die, die das ganze schon hinter sich haben -, nur her damit. Auch wenn ich kein gutes Vorbild bin, würde ich mir einen offeneren Austausch wünschen.
BG
Bei mir wurde auch ADS diagnostiziert und kann ohne die "Betäubungsmittel" keine Stunde fokussiert arbeiten, sofern ich überhaupt diese Motivation entwickeln kann.
Für mich war die Vorbereitung auf das erste Examen auch "entspannter", weil ich dort alles auf meine Bedürfnisse anpassen konnte, bis zu dem Punkt an dem man sich examensbezogen vorbereitet gefunden hat.
Im Ref mache ich das jetzt so, dass ich versuche alles losgelöst von der AG und meinem Ausbilder anzugehen. Da wir vor jeder Station ein Terminplan für die AGs mit den Themen bekommen, erstelle ich mir anhand dieser Übersicht in Verbindung mit anderen Medien (wie Kaiser-Skripte) meinen Lernplan bzw. meinen Pfad, um mich wohl zu fühlen. Dann Plane ich die Arbeit für meinen Ausbilder fest ein und erledige die Aufgabe so gut es geht und mache mich da nicht verrückt. Da muss man dann wohl wirklich "einfach durch". Ich versuche dann einfach, dass die "freie" Zeit so gut es geht auf mich zugeschnitten wird. Ich tröste mich immer damit, dass die Stationszeugnisse letztlich wohl nicht so entscheidend sein werden - zumindest für meine voraussichtliche Zukunftsplanung - und ich einfach mein bestes gebe und die Arbeiten so abgebe, dass ich mich wohl fühle. Letztlich ist das Ziel des Referendariats das Bestehen der Klausuren und nicht die möglichst "coole" Zeit in der Ausbildung. Daher richte ich alles nach meinen Bedürfnissen hinsichtlich des bestmöglichen Bestehen der Klausuren ein.
Zu 3.: Das verstehe ich aus Betroffenensicht verständlicherweise auch nicht. Insbesondere da ich ohne die Medikation nicht mal ne zweistündige Klausur fokussiert durchstehen kann. Mit der Medikation habe ich leider einige "normale" Nebenwirkungen , die auch in zeitlicher Hinsicht auf fünf Stunden gesehen nachteilig sein könnten und ich mich über einen angemessenen Ausgleich freuen würde. Fraglich ist, ob, wie und wo man dies mal ansprechen könnte bei den LJPAs oder wer auch immer dafür verantwortlich ist.
Vielleicht kann dieser Thread ja genutzt werden, die angehenden Juristen hier zu verbinden, die unter ADS/ADHS leiden. Da sich so schnell nichts institutionelles und organisatorisches im Referendariat ändern wird, wäre es die größte Hilfe sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.
Für mich ist es immer noch schwierig über das Thema, gerade offen bzw. öffentlich, zu sprechen, da ich ohne das ich das Lernen auf mich anpasse oder die Arbeit genau zeitlich einteile, die Medikamente richtig nehme usw. nichts hinbekomme und ich mich wie minderwertig fühle. In solchen Situationen kann man es sich (und anderen Nichtbetroffenen) ja nicht erklären, wieso man es gerade nicht schafft zu lernen/arbeiten, obwohl das für die restlichen 99% kein Problem wäre.
Sorry, mein Beitrag ist wohl nicht wirklich hilfreich, sondern eher eine selbsttherapeutische Maßnahme meinen Frust loszuwerden.
Wenn weitere Betroffene Tipps haben - vor allem auch die, die das ganze schon hinter sich haben -, nur her damit. Auch wenn ich kein gutes Vorbild bin, würde ich mir einen offeneren Austausch wünschen.
BG
08.05.2023, 14:42
(08.05.2023, 10:15)Juralone schrieb: Hallo, hier eine Nachricht von einem Mitbetroffenen.Abgesehen davon, dass ich deine Freundschaftsanfrage gleich mal annehme, möchte ich dir sagen, dass dein Beitrag sehr hilfreich war! Alleine schon deswegen, als Du mir aus der Seele gesprochen hast und man sich zusammen weniger allein fühlt.
Bei mir wurde auch ADS diagnostiziert und kann ohne die "Betäubungsmittel" keine Stunde fokussiert arbeiten, sofern ich überhaupt diese Motivation entwickeln kann.
Für mich war die Vorbereitung auf das erste Examen auch "entspannter", weil ich dort alles auf meine Bedürfnisse anpassen konnte, bis zu dem Punkt an dem man sich examensbezogen vorbereitet gefunden hat.
Im Ref mache ich das jetzt so, dass ich versuche alles losgelöst von der AG und meinem Ausbilder anzugehen. Da wir vor jeder Station ein Terminplan für die AGs mit den Themen bekommen, erstelle ich mir anhand dieser Übersicht in Verbindung mit anderen Medien (wie Kaiser-Skripte) meinen Lernplan bzw. meinen Pfad, um mich wohl zu fühlen. Dann Plane ich die Arbeit für meinen Ausbilder fest ein und erledige die Aufgabe so gut es geht und mache mich da nicht verrückt. Da muss man dann wohl wirklich "einfach durch". Ich versuche dann einfach, dass die "freie" Zeit so gut es geht auf mich zugeschnitten wird. Ich tröste mich immer damit, dass die Stationszeugnisse letztlich wohl nicht so entscheidend sein werden - zumindest für meine voraussichtliche Zukunftsplanung - und ich einfach mein bestes gebe und die Arbeiten so abgebe, dass ich mich wohl fühle. Letztlich ist das Ziel des Referendariats das Bestehen der Klausuren und nicht die möglichst "coole" Zeit in der Ausbildung. Daher richte ich alles nach meinen Bedürfnissen hinsichtlich des bestmöglichen Bestehen der Klausuren ein.
Zu 3.: Das verstehe ich aus Betroffenensicht verständlicherweise auch nicht. Insbesondere da ich ohne die Medikation nicht mal ne zweistündige Klausur fokussiert durchstehen kann. Mit der Medikation habe ich leider einige "normale" Nebenwirkungen , die auch in zeitlicher Hinsicht auf fünf Stunden gesehen nachteilig sein könnten und ich mich über einen angemessenen Ausgleich freuen würde. Fraglich ist, ob, wie und wo man dies mal ansprechen könnte bei den LJPAs oder wer auch immer dafür verantwortlich ist.
Vielleicht kann dieser Thread ja genutzt werden, die angehenden Juristen hier zu verbinden, die unter ADS/ADHS leiden. Da sich so schnell nichts institutionelles und organisatorisches im Referendariat ändern wird, wäre es die größte Hilfe sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.
Für mich ist es immer noch schwierig über das Thema, gerade offen bzw. öffentlich, zu sprechen, da ich ohne das ich das Lernen auf mich anpasse oder die Arbeit genau zeitlich einteile, die Medikamente richtig nehme usw. nichts hinbekomme und ich mich wie minderwertig fühle. In solchen Situationen kann man es sich (und anderen Nichtbetroffenen) ja nicht erklären, wieso man es gerade nicht schafft zu lernen/arbeiten, obwohl das für die restlichen 99% kein Problem wäre.
Sorry, mein Beitrag ist wohl nicht wirklich hilfreich, sondern eher eine selbsttherapeutische Maßnahme meinen Frust loszuwerden.
Wenn weitere Betroffene Tipps haben - vor allem auch die, die das ganze schon hinter sich haben -, nur her damit. Auch wenn ich kein gutes Vorbild bin, würde ich mir einen offeneren Austausch wünschen.
BG
Das mit dem Terminplan für sich selbst ist super, ich fange gerade die neue Station an und werde das mal ausprobieren. Mein AG-Leiter wirkt nicht so verständlich, aber vielleicht muss man da auch mal mehr einfordern - ob es klappt, werde ich dann berichten :D
Das Gefühl der Minderwertigkeit... Das ist ein ständiger Begleiter, machen wir uns nichts vor.
Ich finde, im Ref ist es noch viel schlimmer. Es fühlt sich so an als ob ich einen Marathon in zu kleinen Schuhen laufen müsste. An und für sich würde ich die Strecke schaffen, aber diese blöden Schuhe engen mich ein, machen mir Schmerzen und letztlich kann ich anderen nur dabei zusehen wie sie an mir vorbeiziehen. Ich zumindest fühle mich klein, doof und gefüllt mit viel zu viel Emotionen und letztlich habe ich mittlerweile das Gefühl, nur noch eine Hülle meiner selbst zu sein (nicht im depressiven Sinn, sondern mein Selbstbewusstsein ist einfach verschwunden, weil alles nur noch ein Hindernis zu sein scheint)...
Die Idee, diesen Thread zu einer Art Selbsthilfegruppe zu machen, fände ich auch wahnsinnig schön.
Zurzeit ist es doch immer ein recht einsamer Kampf...