25.04.2023, 19:55
Hallo,
ich bin in der Justiz tätig. Da es eigentlich immer mein Ziel war, habe ich in Studium, Probezeit und bis heute quasi Scheuklappen hinsichtlich anderer Jobalternativen aufgehabt.
Nun habe ich langsam immer mehr Zweifel, ob die Justiz auf Dauer das Richtige ist.
Zwar macht es mir grundsätzlich Spaß, und ich habe auch immernoch das Gefühl, es passt von der Arbeit an sich zu mir. Die Arbeitsumstände (Überbelastung durch Unterbesetzung) machen mir jedoch mittlerweile immer mehr zu schaffen, und ich habe immer öfter Zweifel, ob es vielleicht einfach doch nicht das Richtige ist und immer öfter ein starkes Sehnsuchtsgefühl nach einem Job, in dem man geregeltere Arbeitszeiten und am besten auch keine Eilt- und Sofortsachen (jedenfalls nicht als Standardgeschäft) hat. Dabei würde ich gerne weiterhin im Beamtenverhältnis bleiben.
Aufgrund der genannten Scheuklappen fehlt es mir allerdings leider an Überblick, was es für Alternativen gibt.
Gibt es diesbezüglich Beratungsstellen o.ä.?
Außerdem würde ich mich über eigene Erfahrungsberichte von Wechselnaus der Justiz in andere Beamtenjobs als Anregung freuen.
Viele Grüße und Danke schonmal :)
ich bin in der Justiz tätig. Da es eigentlich immer mein Ziel war, habe ich in Studium, Probezeit und bis heute quasi Scheuklappen hinsichtlich anderer Jobalternativen aufgehabt.
Nun habe ich langsam immer mehr Zweifel, ob die Justiz auf Dauer das Richtige ist.
Zwar macht es mir grundsätzlich Spaß, und ich habe auch immernoch das Gefühl, es passt von der Arbeit an sich zu mir. Die Arbeitsumstände (Überbelastung durch Unterbesetzung) machen mir jedoch mittlerweile immer mehr zu schaffen, und ich habe immer öfter Zweifel, ob es vielleicht einfach doch nicht das Richtige ist und immer öfter ein starkes Sehnsuchtsgefühl nach einem Job, in dem man geregeltere Arbeitszeiten und am besten auch keine Eilt- und Sofortsachen (jedenfalls nicht als Standardgeschäft) hat. Dabei würde ich gerne weiterhin im Beamtenverhältnis bleiben.
Aufgrund der genannten Scheuklappen fehlt es mir allerdings leider an Überblick, was es für Alternativen gibt.
Gibt es diesbezüglich Beratungsstellen o.ä.?
Außerdem würde ich mich über eigene Erfahrungsberichte von Wechselnaus der Justiz in andere Beamtenjobs als Anregung freuen.
Viele Grüße und Danke schonmal :)
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
27.04.2023, 09:45
(25.04.2023, 19:55)Eiderdaus schrieb: Hallo,
ich bin in der Justiz tätig. Da es eigentlich immer mein Ziel war, habe ich in Studium, Probezeit und bis heute quasi Scheuklappen hinsichtlich anderer Jobalternativen aufgehabt.
Nun habe ich langsam immer mehr Zweifel, ob die Justiz auf Dauer das Richtige ist.
Zwar macht es mir grundsätzlich Spaß, und ich habe auch immernoch das Gefühl, es passt von der Arbeit an sich zu mir. Die Arbeitsumstände (Überbelastung durch Unterbesetzung) machen mir jedoch mittlerweile immer mehr zu schaffen, und ich habe immer öfter Zweifel, ob es vielleicht einfach doch nicht das Richtige ist und immer öfter ein starkes Sehnsuchtsgefühl nach einem Job, in dem man geregeltere Arbeitszeiten und am besten auch keine Eilt- und Sofortsachen (jedenfalls nicht als Standardgeschäft) hat. Dabei würde ich gerne weiterhin im Beamtenverhältnis bleiben.
Aufgrund der genannten Scheuklappen fehlt es mir allerdings leider an Überblick, was es für Alternativen gibt.
Gibt es diesbezüglich Beratungsstellen o.ä.?
Außerdem würde ich mich über eigene Erfahrungsberichte von Wechselnaus der Justiz in andere Beamtenjobs als Anregung freuen.
Viele Grüße und Danke schonmal :)
Ich bin aus der Justiz in die Verwaltung gewechselt und habe es bisher nicht bereut. Jedenfalls die Work-Life-Balance ist hier wesentlich besser als dort.
27.04.2023, 10:38
Ich antworte Dir mal, obwohl ich persönlich nicht von einem Wechsel aus der Justiz heraus berichten kann. Ich habe ein halbes Jahr in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und bin dann in die Verwaltung gewechselt.
Zu Deiner Frage nach den Alternativen: ich denke das hängt stark davon ab, was für Ansprüche du an Deine Arbeit hast. Meine Erfahrung zeigt, dass es in der Verwaltung sehr viele Stellen gibt, in denen man nicht juristisch arbeitet. Sollte Dir die juristische Arbeit besonders Spaß machen, wäre es wichtig nach einer Stelle Ausschau zu halten, die ausdrücklich ein juristisches Tätigkeitsfeld hat.
Einige Bundesländer haben Nachwuchskräfte Programme / Regierungsräte Programme in der Verwaltung. Der Vorteil an dem Programm ist die direkte Verbeamtung und die Möglichkeit der Rotation während der Probezeit, sodass du Dir unterschiedliche Bereiche anschauen kannst, bevor du Dich für eine feste Planstelle entscheidest bzw. bewirbst. Vielleicht wäre das eine Option?
Die von Dir gewünschten geregelten Arbeitszeiten sind nach meiner Erfahrung in der Verwaltung stets gegeben, das hängt aber vielleicht auch davon ab, wo man tätig ist. Allerdings muss man - nach meiner Erfahrung - im Gegenzug auch damit leben, dass in der Verwaltung viele Dinge schleppend verlaufen (können), man ggf. wenig(er) Verantwortung trägt, teilweise auch mit Aufgaben beschäftigt sein kann, bei denen sich einem der Sinn nicht erschließt. Mein Feierabend Gefühl in der Kanzlei war in der Hinsicht etwas befriedigender, weil man "ordentlich was geschafft" hat. Dafür ist der wirtschaftliche Druck und Erledigungsdruck in der Verwaltung weg, was ich sehr angenehm empfinde. Zudem hat man die Möglichkeit etwas "kreativer" zu arbeiten und das gesellschaftliche Leben mitzugestalten, auch das ist ein Aspekt, der die Verwaltung mE interessant macht.
Zu Deiner Frage nach den Alternativen: ich denke das hängt stark davon ab, was für Ansprüche du an Deine Arbeit hast. Meine Erfahrung zeigt, dass es in der Verwaltung sehr viele Stellen gibt, in denen man nicht juristisch arbeitet. Sollte Dir die juristische Arbeit besonders Spaß machen, wäre es wichtig nach einer Stelle Ausschau zu halten, die ausdrücklich ein juristisches Tätigkeitsfeld hat.
Einige Bundesländer haben Nachwuchskräfte Programme / Regierungsräte Programme in der Verwaltung. Der Vorteil an dem Programm ist die direkte Verbeamtung und die Möglichkeit der Rotation während der Probezeit, sodass du Dir unterschiedliche Bereiche anschauen kannst, bevor du Dich für eine feste Planstelle entscheidest bzw. bewirbst. Vielleicht wäre das eine Option?
Die von Dir gewünschten geregelten Arbeitszeiten sind nach meiner Erfahrung in der Verwaltung stets gegeben, das hängt aber vielleicht auch davon ab, wo man tätig ist. Allerdings muss man - nach meiner Erfahrung - im Gegenzug auch damit leben, dass in der Verwaltung viele Dinge schleppend verlaufen (können), man ggf. wenig(er) Verantwortung trägt, teilweise auch mit Aufgaben beschäftigt sein kann, bei denen sich einem der Sinn nicht erschließt. Mein Feierabend Gefühl in der Kanzlei war in der Hinsicht etwas befriedigender, weil man "ordentlich was geschafft" hat. Dafür ist der wirtschaftliche Druck und Erledigungsdruck in der Verwaltung weg, was ich sehr angenehm empfinde. Zudem hat man die Möglichkeit etwas "kreativer" zu arbeiten und das gesellschaftliche Leben mitzugestalten, auch das ist ein Aspekt, der die Verwaltung mE interessant macht.
27.04.2023, 10:58
Ich kann dich schon verstehen. Nach ca. 1 Jahr wollte ich dringend weg, egal wohin, einfach weg. Ich bin geblieben und bin heute (3 Jahre dabei) recht zufrieden, auch weil die Belastung mit der Routine etwas abgenommen hat. Solltest du ähnlich lang oder länger dabei sein, ist diese Perspektive für dich natürlich irrelevant.
Alternativen, die mir noch einfallen:
- Landschaftsverband (selten stellen ausgeschrieben, aber dann meist juristisch)
- kommunale Unternehmen (nicht so sehr auf Wachstum aus wie die "freie Wirtschaft", zudem ist da die SPD in den Aufsichtsräten und achtet auf das ArbZG)
- Vollzugsjurist (42 Std, aber bei Berichten etc. kann es natürlich auch mal eiliger werden)
- Finanzverwaltung (was ich so höre: ruhige Kugel und eher Leitungsaufgaben)
Ansonsten empfehle ich den Podcast "irgendwas mit Recht", wo immer andere Berufsfelder vorgestellt werden.
Viel Erfolg!
Alternativen, die mir noch einfallen:
- Landschaftsverband (selten stellen ausgeschrieben, aber dann meist juristisch)
- kommunale Unternehmen (nicht so sehr auf Wachstum aus wie die "freie Wirtschaft", zudem ist da die SPD in den Aufsichtsräten und achtet auf das ArbZG)
- Vollzugsjurist (42 Std, aber bei Berichten etc. kann es natürlich auch mal eiliger werden)
- Finanzverwaltung (was ich so höre: ruhige Kugel und eher Leitungsaufgaben)
Ansonsten empfehle ich den Podcast "irgendwas mit Recht", wo immer andere Berufsfelder vorgestellt werden.
Viel Erfolg!
02.05.2023, 19:54
(27.04.2023, 09:45)juraistschön schrieb:(25.04.2023, 19:55)Eiderdaus schrieb: Hallo,
ich bin in der Justiz tätig. Da es eigentlich immer mein Ziel war, habe ich in Studium, Probezeit und bis heute quasi Scheuklappen hinsichtlich anderer Jobalternativen aufgehabt.
Nun habe ich langsam immer mehr Zweifel, ob die Justiz auf Dauer das Richtige ist.
Zwar macht es mir grundsätzlich Spaß, und ich habe auch immernoch das Gefühl, es passt von der Arbeit an sich zu mir. Die Arbeitsumstände (Überbelastung durch Unterbesetzung) machen mir jedoch mittlerweile immer mehr zu schaffen, und ich habe immer öfter Zweifel, ob es vielleicht einfach doch nicht das Richtige ist und immer öfter ein starkes Sehnsuchtsgefühl nach einem Job, in dem man geregeltere Arbeitszeiten und am besten auch keine Eilt- und Sofortsachen (jedenfalls nicht als Standardgeschäft) hat. Dabei würde ich gerne weiterhin im Beamtenverhältnis bleiben.
Aufgrund der genannten Scheuklappen fehlt es mir allerdings leider an Überblick, was es für Alternativen gibt.
Gibt es diesbezüglich Beratungsstellen o.ä.?
Außerdem würde ich mich über eigene Erfahrungsberichte von Wechselnaus der Justiz in andere Beamtenjobs als Anregung freuen.
Viele Grüße und Danke schonmal :)
Ich bin aus der Justiz in die Verwaltung gewechselt und habe es bisher nicht bereut. Jedenfalls die Work-Life-Balance ist hier wesentlich besser als dort.
Vielen Dank für deine Antwort. Was genau machst du denn nun in der Verwaltung? LG
02.05.2023, 19:55
(27.04.2023, 10:38)Bepo schrieb: Ich antworte Dir mal, obwohl ich persönlich nicht von einem Wechsel aus der Justiz heraus berichten kann. Ich habe ein halbes Jahr in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und bin dann in die Verwaltung gewechselt.
Zu Deiner Frage nach den Alternativen: ich denke das hängt stark davon ab, was für Ansprüche du an Deine Arbeit hast. Meine Erfahrung zeigt, dass es in der Verwaltung sehr viele Stellen gibt, in denen man nicht juristisch arbeitet. Sollte Dir die juristische Arbeit besonders Spaß machen, wäre es wichtig nach einer Stelle Ausschau zu halten, die ausdrücklich ein juristisches Tätigkeitsfeld hat.
Einige Bundesländer haben Nachwuchskräfte Programme / Regierungsräte Programme in der Verwaltung. Der Vorteil an dem Programm ist die direkte Verbeamtung und die Möglichkeit der Rotation während der Probezeit, sodass du Dir unterschiedliche Bereiche anschauen kannst, bevor du Dich für eine feste Planstelle entscheidest bzw. bewirbst. Vielleicht wäre das eine Option?
Die von Dir gewünschten geregelten Arbeitszeiten sind nach meiner Erfahrung in der Verwaltung stets gegeben, das hängt aber vielleicht auch davon ab, wo man tätig ist. Allerdings muss man - nach meiner Erfahrung - im Gegenzug auch damit leben, dass in der Verwaltung viele Dinge schleppend verlaufen (können), man ggf. wenig(er) Verantwortung trägt, teilweise auch mit Aufgaben beschäftigt sein kann, bei denen sich einem der Sinn nicht erschließt. Mein Feierabend Gefühl in der Kanzlei war in der Hinsicht etwas befriedigender, weil man "ordentlich was geschafft" hat. Dafür ist der wirtschaftliche Druck und Erledigungsdruck in der Verwaltung weg, was ich sehr angenehm empfinde. Zudem hat man die Möglichkeit etwas "kreativer" zu arbeiten und das gesellschaftliche Leben mitzugestalten, auch das ist ein Aspekt, der die Verwaltung mE interessant macht.
Hey, erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort und die Tipps :)
Was machst du denn heute genau in der Verwaltung? LG
02.05.2023, 19:57
(27.04.2023, 10:58)Drin schrieb: Ich kann dich schon verstehen. Nach ca. 1 Jahr wollte ich dringend weg, egal wohin, einfach weg. Ich bin geblieben und bin heute (3 Jahre dabei) recht zufrieden, auch weil die Belastung mit der Routine etwas abgenommen hat. Solltest du ähnlich lang oder länger dabei sein, ist diese Perspektive für dich natürlich irrelevant.
Alternativen, die mir noch einfallen:
- Landschaftsverband (selten stellen ausgeschrieben, aber dann meist juristisch)
- kommunale Unternehmen (nicht so sehr auf Wachstum aus wie die "freie Wirtschaft", zudem ist da die SPD in den Aufsichtsräten und achtet auf das ArbZG)
- Vollzugsjurist (42 Std, aber bei Berichten etc. kann es natürlich auch mal eiliger werden)
- Finanzverwaltung (was ich so höre: ruhige Kugel und eher Leitungsaufgaben)
Ansonsten empfehle ich den Podcast "irgendwas mit Recht", wo immer andere Berufsfelder vorgestellt werden.
Viel Erfolg!
Vielen Dank auch Dir für die ausführliche Antwort und die Tipps und Inspirationen. Werde mir den Podcast auf jeden Fall mal anhören :)