02.04.2023, 22:50
Genau, nämlich Erben oder heiraten. Denn von 4k kann man sonst nirgends ein Haus finanzieren..
03.04.2023, 00:18
(02.04.2023, 22:21)Hans123 schrieb:(02.04.2023, 21:09)LuLu123 schrieb:(02.04.2023, 20:49)Homer S. schrieb: Erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen bisher.
Also mir ist klar, dass ich ein Anspruchsdenken habe, bzgl der Immobilie und das sich das alles auf hohem Niveau abspielt. Aber ich rede hier nicht von freistehend oder Altbau in der Innenstadt.
Es geht auch nicht darum mit Kollegen mithalten zu können. Ich merke schlicht, dass ich mir das, was mich materiell im Studium motiviert hat nicht leisten kann.
Auch der Ratschlag mit dem Umzug ist nett gemeint, aber ich wohne hier - mit Unterbrechungen - seit meiner Kindheit, hab hier Familie, Freunde, Sportverein, kenne mich aus, bin gerne hier, kurzum bin ich hier also zuhause. Klar könnte ich auf dem Land eine größere Immobilie kaufen, will ich aber nicht ^^
Gk kommt ebenfalls nicht in Betracht, ist für mich nichts für auf Dauer, da ich halt ein Leben neben der Arbeit habe.
Was ich mir aber schon vorstellen könnte, wäre halt als Anwalt in einer kleineren Kanzlei bzw. Boutique zu arbeiten. Oder später auch ins Unternehmen. Also faul bin ich nicht.
Ich finde mein Gehalt mit 4k netto immernoch sehr gut. Aber mehr als 5k werden es halt dann auch nicht mehr.
Und deswegen wollte ich mal wissen, auf was ihr so hinarbeitet, bzw was ihr als realistisch seht.
Mein Gedanke ist halt, hier stehen genug schöne Häuser, mit Porsche davor, warum soll ich das nicht auf haben können^^ oder zumindest wollen.
Weil Du ohne Erbe oder sonstiges Vermögen durch Arbeit im Angestelltenverhältnis nicht zu einem Haus mit Porsche davor kommen wirst, v.a. weil Du nicht in die GK willst. In einer Metropolregion schon gar nicht. Da spielt es keine Rolle, ob Du jetzt 5k oder 7k oder mehr netto machst. Das ist gegenwärtig die Realität.
Das ist aus meiner Sicht nicht korrekt. Je mehr netto man hat, desto mehr kann man anlegen und sich auch dadurch mehr leisten, zumal die Zinsen wieder steigen und die Inflation sich irgendwann wieder legen wird (sofern man nicht an der Börse oder in eine Immobilie als Geldanlage investieren will). Wenn man nur auf sein Gehalt als Einkommensquelle schaut, ist doch klar, dass es einem nie viel besser gehen wird als dem Durchschnitt, aber es gibt so viele Möglichkeiten, neben dem Einkommen passives Einkommen zu generieren.
Bevor durch Geldanlegen passives Einkommen in einer Größenordnung generiert wird, dass es den ganzen oder einen Teil des Einkommens ersetzt oder zusätzlich zur Verfügung steht, dauert ein paar Jahrzehnte.
@TE: Ok, Porsche & schicke Immobilie ist dann vielleicht doch etwas unrealistisch. Wobei ich gerade geschaut habe - Leasing geht bei ca. 1000 Euro pro Monat los. Das könnte man sich schon noch leisten, müsste dann definitiv an anderer Stelle aber Abstriche machen.
Ich kenne allerdings auch nur eine Familie, wo ein Porsche vor der Haustür steht: Mandant in meiner früheren Kanzlei. Er ist der Sohn vom Firmeninhaber und das Fahrzeug ist ein Dienstwagen. Sein Vater ist aber mehrfacher Millionär und seine Söhne haben ebenfalls diverse Anteile an den Firmen überschrieben bekommen. Das ist nochmal eine andere Liga, in die man mit normaler Arbeit als Angestellter nicht reinkommt.
Warum nicht eine andere schicke Automarke?
03.04.2023, 06:10
Hand aufs Herz: du kommst, wenn du nicht geerbt hast, mit einer tollen WLB nicht zu viel Geld. Das ist eine Tatsache, die unsere Generation gern ignoriert.
03.04.2023, 06:55
Wenn man eine Immobilie finanzieren will, ist eine Lebenszeitverbeamtung jedenfalls eine gute Grundlage. Da droht weder Arbeitslosigkeit noch Kurzarbeit. Selbständigen finanzieren manche Banken gar nichts, weil es ihnen zu kompliziert ist.
Ich glaube übrigens, dass es auch in der "guten alten Zeit" nicht so war, dass Immobilien aus eigener Kraft angeschafft werden. Da flossen oft genug die Ersparnisse der Eltern mit rein, das Grundstück war geerbt oder vom Garten des Großvaters abgeteilt oder die Verwandtschaft hat auf dem Bau mitgeholfen.
Ansonsten geht es den Juristen im öD vergleichsweise gut. A16/R2 ist aus eigener Anstrengung erreichbar und dann auch keine zu stressige Position. Da müssen Lehrer schon Leiter eines Gymnasiums für werden, was nicht ohne Grund mancherorts niemand mehr machen will.
Und ja: die Erhöhung der Familienzuschläge ist schon krass (auch wenn ich davon massiv profitiere). Damit die unteren Besoldungsgruppen bei Kindern nicht ergänzend Sozialleistungen brauchen, verdienen sie jetzt weit mehr als kinderlose Vorgesetzte. Das kollidiert natürlich mit dem Leistungsprinzip, weshalb die Verbände ja auch Verfassungsbeschwerden vorbereiten...
Ich glaube übrigens, dass es auch in der "guten alten Zeit" nicht so war, dass Immobilien aus eigener Kraft angeschafft werden. Da flossen oft genug die Ersparnisse der Eltern mit rein, das Grundstück war geerbt oder vom Garten des Großvaters abgeteilt oder die Verwandtschaft hat auf dem Bau mitgeholfen.
Ansonsten geht es den Juristen im öD vergleichsweise gut. A16/R2 ist aus eigener Anstrengung erreichbar und dann auch keine zu stressige Position. Da müssen Lehrer schon Leiter eines Gymnasiums für werden, was nicht ohne Grund mancherorts niemand mehr machen will.
Und ja: die Erhöhung der Familienzuschläge ist schon krass (auch wenn ich davon massiv profitiere). Damit die unteren Besoldungsgruppen bei Kindern nicht ergänzend Sozialleistungen brauchen, verdienen sie jetzt weit mehr als kinderlose Vorgesetzte. Das kollidiert natürlich mit dem Leistungsprinzip, weshalb die Verbände ja auch Verfassungsbeschwerden vorbereiten...
03.04.2023, 07:12
Klar kann man es nicht allgemeingültig sagen. Ich denke dem OP geht es, wie mir, darum, was theoretisch "so drin ist". Das ist halt nun mal immer eine interessante Frage für Berufseinsteiger ;)
Ich finde die Antworten hier jedenfalls zu pessimistisch. Ich lebe in einer kleinen Großstadt und selbst hier gibt es Anwälte die sehr gut verdienen, einer siebenstellig. Das ist zwar eher die Ausnahme weil er sowohl juristisch eine Ausnahme ist und auch großes unternehmerisches Geschick gezeigt hat. WLB hat er jetzt auch nicht unbedingt, wobei es halt so der klassische Workaholic ist, dem das so gefällt. Also kann man natürlich in keinster Weise verallgemeinern, aber eben interessant.
Ansonsten wäre halt die Frage, verdient man perspektivisch deutlich mehr als 4k netto? Denn sonst wäre der öD ja jedenfalls vom Gehalt und der WLB her unschlagbar. Und ich habe da so meine Zweifel ehrlich gesagt, wenn ich mir die Gesamtheit der Anwälte vor Ort hier anschaue.
Ich finde die Antworten hier jedenfalls zu pessimistisch. Ich lebe in einer kleinen Großstadt und selbst hier gibt es Anwälte die sehr gut verdienen, einer siebenstellig. Das ist zwar eher die Ausnahme weil er sowohl juristisch eine Ausnahme ist und auch großes unternehmerisches Geschick gezeigt hat. WLB hat er jetzt auch nicht unbedingt, wobei es halt so der klassische Workaholic ist, dem das so gefällt. Also kann man natürlich in keinster Weise verallgemeinern, aber eben interessant.
Ansonsten wäre halt die Frage, verdient man perspektivisch deutlich mehr als 4k netto? Denn sonst wäre der öD ja jedenfalls vom Gehalt und der WLB her unschlagbar. Und ich habe da so meine Zweifel ehrlich gesagt, wenn ich mir die Gesamtheit der Anwälte vor Ort hier anschaue.
03.04.2023, 07:57
Also ich kann nur für Berlin reden, aber als Anwalt ist grundsätzlich die Gehaltsentwicklung nach oben hin offen.
Außerhalb von der Großkanzlei-Bubble (also MK/Boutique) fängt man hier als BE bei ca. 80-90.000 an und geht so nach 1-2 Jahren auf 100.000 rauf (im Einzelfall auch etwas mehr). Meistens wird danach mit einer Bonusvariante gearbeitet. Nach 6 Jahren (manche auch früher) fangen viele an, ihr eigenes Geschäft aufzubauen. Einige Boutiquen zahlen auch mehr, aber das sind dann eher vom workload her kleinere Großkanzleien.
Damit du mal irgendeine Größenordnung hast (gilt ausschließlich für MK/Boutique):
1) Wenn du angestellter Anwalt bleibst ohne eigenen Geschäft wirst du dich in der Regel (inkl. Bonus) so um 100-130k bewegen (wenn keine "up or out" Kultur gelebt wird)
2) Wenn du dein eigenes Geschäft aufbaust und den Partnertrack verfolgst, dann ist dein Gehalt natürlich nach oben offen
Überleg dir gut, was dich motiviert bei der Arbeit. Ich kann dir sagen, Geld in dieser Größenordnung motiviert dich nicht dein Leben lang. Du brauchst wohl langfristig andere Motive, warum du wieder in die Rechtsanwaltswelt eintreten willst.
Außerhalb von der Großkanzlei-Bubble (also MK/Boutique) fängt man hier als BE bei ca. 80-90.000 an und geht so nach 1-2 Jahren auf 100.000 rauf (im Einzelfall auch etwas mehr). Meistens wird danach mit einer Bonusvariante gearbeitet. Nach 6 Jahren (manche auch früher) fangen viele an, ihr eigenes Geschäft aufzubauen. Einige Boutiquen zahlen auch mehr, aber das sind dann eher vom workload her kleinere Großkanzleien.
Damit du mal irgendeine Größenordnung hast (gilt ausschließlich für MK/Boutique):
1) Wenn du angestellter Anwalt bleibst ohne eigenen Geschäft wirst du dich in der Regel (inkl. Bonus) so um 100-130k bewegen (wenn keine "up or out" Kultur gelebt wird)
2) Wenn du dein eigenes Geschäft aufbaust und den Partnertrack verfolgst, dann ist dein Gehalt natürlich nach oben offen
Überleg dir gut, was dich motiviert bei der Arbeit. Ich kann dir sagen, Geld in dieser Größenordnung motiviert dich nicht dein Leben lang. Du brauchst wohl langfristig andere Motive, warum du wieder in die Rechtsanwaltswelt eintreten willst.
03.04.2023, 09:05
Ich kann hierzu auch nur einen Denkanstoß und meine Einblicke geben, aber ich denke vor allem auch, du solltest deine Motivation hinterfragen.
In der Kanzlei, in der ich früher einmal gearbeitet habe, haben die Anwälte (3, allerdings keine Gemeinschaftskanzlei) zwischen 70-500k verdient. Die Anwältin auf Grund ihrer langen Tätigkeit entsprechend viel. Die anderen bewegten sich zwischen 70-120k, wobei beide über 10 Jahre ihre eigene Kanzlei haben. Und alle arbeiteten im Schnitt mehr als 40h.
Gerade in Berlin und anderen Metropolen sind die Gehaltsentwicklungen nach oben hin offen, aber die WLB passt meist nicht dazu. Wie mein Vorredner schon sagt: frage dich, was dich langfristig auch glücklich machen kann. Außerdem hast du im öD ja die jährlichen Besoldungsanpassungen - das fehlt gerade in Kanzleien oft. Im öD weißt du, was du bekommst und das ist nicht immer schlecht.
In der Kanzlei, in der ich früher einmal gearbeitet habe, haben die Anwälte (3, allerdings keine Gemeinschaftskanzlei) zwischen 70-500k verdient. Die Anwältin auf Grund ihrer langen Tätigkeit entsprechend viel. Die anderen bewegten sich zwischen 70-120k, wobei beide über 10 Jahre ihre eigene Kanzlei haben. Und alle arbeiteten im Schnitt mehr als 40h.
Gerade in Berlin und anderen Metropolen sind die Gehaltsentwicklungen nach oben hin offen, aber die WLB passt meist nicht dazu. Wie mein Vorredner schon sagt: frage dich, was dich langfristig auch glücklich machen kann. Außerdem hast du im öD ja die jährlichen Besoldungsanpassungen - das fehlt gerade in Kanzleien oft. Im öD weißt du, was du bekommst und das ist nicht immer schlecht.
03.04.2023, 10:27
(03.04.2023, 07:57)BlnUser schrieb: 1) Wenn du angestellter Anwalt bleibst ohne eigenen Geschäft wirst du dich in der Regel (inkl. Bonus) so um 100-130k bewegen (wenn keine "up or out" Kultur gelebt wird)
2) Wenn du dein eigenes Geschäft aufbaust und den Partnertrack verfolgst, dann ist dein Gehalt natürlich nach oben offen
Das Einkommen ist für Partner nach oben offen, nach unten aber auch. das darf man halt nicht vergessen. Natürlich kann man erfolgreich sein und viel Umsatz machen aber nur weil man Partner/Selbstständig ist, passiert das nicht von alleine. Und viele erfolgreiche Partner haben Jahre (oder Jahrzehnte) in den Aufbau ihres Netzwerkes und ihre Reputation gesteckt. Da muss man im Zweifel auch eine Durststrecke von 15 Jahren überwinden, bis das Geschäft "einfach so" läuft.
Mit 120.000 Euro brutto als Angestellter bekommst du 5.700 Euro netto im Monat raus. Im Verhältnis zu den 4.000 Euro im Staatsdienst ist das kein riesiger Sprung, vor allem weil eben Dinge wie die WLB oft darunter leiden.
Bei der Gehaltsentwicklung ist ansonsten vieles möglich. Ich kenne Kollegen, die sind mit 50k eingestiegen und nach 6 Jahren bei 70k. Ich kenne auch welche, die sind mit 70k eingestiegen und nach 5 Jahren bei 150k. Manche werden nach 6 Jahren Partner, andere wechseln nach 5 Jahren zum dritten Mal die Kanzlei, weil sie keine dauerhafte Anstellung mit Perspektive finden.
Natürlich ist da draußen die Traumstelle als Counsel in einer UK-Kanzlei mit Arbeitszeiten von 9-18:30 Uhr für 200-250k im Jahr. Sowas gibt's aber um die Stellen ist auch ein gutes Hauen und Stechen. Oft landen darauf ambitionierte Partner-Track Leute, die sich 7 oder 8 Jahre richtig reingehängt haben, aber es nicht bis zum Partner geschafft haben.
07.04.2023, 18:14
Danke Euch allen für den Input.
09.04.2023, 11:07
(02.04.2023, 20:49)Homer S. schrieb: Erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen bisher.
Also mir ist klar, dass ich ein Anspruchsdenken habe, bzgl der Immobilie und das sich das alles auf hohem Niveau abspielt. Aber ich rede hier nicht von freistehend oder Altbau in der Innenstadt.
Es geht auch nicht darum mit Kollegen mithalten zu können. Ich merke schlicht, dass ich mir das, was mich materiell im Studium motiviert hat nicht leisten kann.
Auch der Ratschlag mit dem Umzug ist nett gemeint, aber ich wohne hier - mit Unterbrechungen - seit meiner Kindheit, hab hier Familie, Freunde, Sportverein, kenne mich aus, bin gerne hier, kurzum bin ich hier also zuhause. Klar könnte ich auf dem Land eine größere Immobilie kaufen, will ich aber nicht ^^
Gk kommt ebenfalls nicht in Betracht, ist für mich nichts für auf Dauer, da ich halt ein Leben neben der Arbeit habe.
Was ich mir aber schon vorstellen könnte, wäre halt als Anwalt in einer kleineren Kanzlei bzw. Boutique zu arbeiten. Oder später auch ins Unternehmen. Also faul bin ich nicht.
Ich finde mein Gehalt mit 4k netto immernoch sehr gut. Aber mehr als 5k werden es halt dann auch nicht mehr.
Und deswegen wollte ich mal wissen, auf was ihr so hinarbeitet, bzw was ihr als realistisch seht.
Mein Gedanke ist halt, hier stehen genug schöne Häuser, mit Porsche davor, warum soll ich das nicht auf haben können^^ oder zumindest wollen.
Ich verstehe um ehrlich zu sein nicht was du willst. Die Karten liegen doch alle auf dem Tisch.
Dann geh in die Anwaltschaft. Dort sind die potenziellen Entwicklungen am höchsten.
Da brauchst du hier niemanden zu fragen. Wir sind hier fast alle noch mit wenigen unverifizierten Ausnahmen Berufsanfänger.
Es ist auch einseitig nur auf das Gehalt zu schauen. Der GK Partner casht wunderbar ab, kann Porsche fahren und eine Villa haben, in fünf Sterne Hotels auf der ganzen Welt residieren. Dafür ist er auch 24/7 erreichbar (etwas übertrieben) und arbeitet sehr viel (nicht übertrieben).
Daneben gibt's Leute in MK / Boutique, die sich dort einen dauerhaften Platz als Partner oder Angestellter erarbeiten konnten und selbstverständlich weit überdurchschnittlich verdienen.
Dass du nicht wegziehen willst ist verständlich. Und dass du den bequemen öD-Job samt Pension nicht wegwerfen willst auch. Aber man kann dann halt nicht alles haben.