19.03.2023, 13:30
Hallo zusammen,
ich habe leider hinsichtlich meines Lebenslaufs ziemlichen Mist gebaut und versuche nun, das Beste daraus zu machen. Mein aktuell favorisierter Weg ist es, Steuerberater zu werden.
Ich bin 27 Jahre alt, habe nach dem Abi 1 Jahr BWL studiert und bin dann zu Jura gewechselt. Jura habe ich allerdings nur 3 Semester vernünftig studiert. Danach - also ganze 5 Jahre - habe ich gar nichts gemacht, außer 3 Jahre davon 20 Stunden pro Woche in Startups zu arbeiten. Es lag nicht an einer psychischen Erkrankung oder sonstigen privaten Problemen und ich denke, dass ich grundsätzlich in der Lage bin, das StB-Examen zu schaffen. Darum soll es hier auch weniger gehen. Zum Steuerberater-Beruf und den Berufsaussichten habe ich mich ausführlich informiert, aber trotzdem kann ich kaum abschätzen, was mit meinem Lebenslauf noch möglich ist. Das ist für mich auch nicht wirklich entscheidend, da ich den Weg (voraussichtlich) sowieso gehen würde. Trotzdem interessiert mich natürlich, was ich erwarten kann.
An meiner Uni kann man auch einen LLB bekommen. Den hätte ich in 1,5 Jahren (nach dem SoSe 24) - früher geht es aus organisatorischen Gründen nicht. Meine bisherigen Noten waren sehr gemischt, Durchschnitt der "normalen Scheine" ist 8,25. Bei den zwei Fremdsprachenmodulen hatte ich was wirtschaftsrechtliches auf englisch und 13 und 17 Punkte. Ich habe damals extrem wenig Zeit ins Studium investiert und denke, dass ich in den verbleibenden Klausuren im Durchschnitt (deutlich) bessere Noten bekommen könnte.
Habe bisher ein Praktikum in einer Boutique-Kanzlei gemacht.
Dann hätte ich also im Alter von 28 einen LLB mit mittelmäßigen Noten. In Verbindung mit meinem Lebenslauf also eine wirklich grottige Ausgangssituation.
Was ich jetzt noch tun könnte: 1-2 Praktika in Kanzlei, Steuern-Schwerpunkt, Steuern-Seminar (Hausarbeit mit Verteidigung), bessere Noten schreiben.
Nach meiner Recherche kommt mir die Option, StB zu werden, aber ein bisschen wie eine "zweite Chance" vor. Mir ist klar, dass ich als Steuerassistent nicht bei einer Big4/Next10 anfangen können werde, aber ich könnte wohl durch das StB-Examen (langfristig) wieder einiges gut machen. Mir ist auch klar, dass die Examensvorbereitung neben dem Vollzeitjob hart ist - trotzdem kann ich mir das besser vorstellen, als jetzt zB Wirtschaftsinformatik 3-5 Jahre zu studieren.
Ich kann allerdings schwer abschätzen, ab wann es dann finanziell einigermaßen gut aussehen könnte (kann ja nicht mal wirklich quantifizieren, was gut bedeutet). Was glaubt ihr, könnte ich direkt nach dem Examen erwarten? Was nach 5 Jahren? Sind 50k nach dem Examen die untere Grenze?
ich habe leider hinsichtlich meines Lebenslaufs ziemlichen Mist gebaut und versuche nun, das Beste daraus zu machen. Mein aktuell favorisierter Weg ist es, Steuerberater zu werden.
Ich bin 27 Jahre alt, habe nach dem Abi 1 Jahr BWL studiert und bin dann zu Jura gewechselt. Jura habe ich allerdings nur 3 Semester vernünftig studiert. Danach - also ganze 5 Jahre - habe ich gar nichts gemacht, außer 3 Jahre davon 20 Stunden pro Woche in Startups zu arbeiten. Es lag nicht an einer psychischen Erkrankung oder sonstigen privaten Problemen und ich denke, dass ich grundsätzlich in der Lage bin, das StB-Examen zu schaffen. Darum soll es hier auch weniger gehen. Zum Steuerberater-Beruf und den Berufsaussichten habe ich mich ausführlich informiert, aber trotzdem kann ich kaum abschätzen, was mit meinem Lebenslauf noch möglich ist. Das ist für mich auch nicht wirklich entscheidend, da ich den Weg (voraussichtlich) sowieso gehen würde. Trotzdem interessiert mich natürlich, was ich erwarten kann.
An meiner Uni kann man auch einen LLB bekommen. Den hätte ich in 1,5 Jahren (nach dem SoSe 24) - früher geht es aus organisatorischen Gründen nicht. Meine bisherigen Noten waren sehr gemischt, Durchschnitt der "normalen Scheine" ist 8,25. Bei den zwei Fremdsprachenmodulen hatte ich was wirtschaftsrechtliches auf englisch und 13 und 17 Punkte. Ich habe damals extrem wenig Zeit ins Studium investiert und denke, dass ich in den verbleibenden Klausuren im Durchschnitt (deutlich) bessere Noten bekommen könnte.
Habe bisher ein Praktikum in einer Boutique-Kanzlei gemacht.
Dann hätte ich also im Alter von 28 einen LLB mit mittelmäßigen Noten. In Verbindung mit meinem Lebenslauf also eine wirklich grottige Ausgangssituation.
Was ich jetzt noch tun könnte: 1-2 Praktika in Kanzlei, Steuern-Schwerpunkt, Steuern-Seminar (Hausarbeit mit Verteidigung), bessere Noten schreiben.
Nach meiner Recherche kommt mir die Option, StB zu werden, aber ein bisschen wie eine "zweite Chance" vor. Mir ist klar, dass ich als Steuerassistent nicht bei einer Big4/Next10 anfangen können werde, aber ich könnte wohl durch das StB-Examen (langfristig) wieder einiges gut machen. Mir ist auch klar, dass die Examensvorbereitung neben dem Vollzeitjob hart ist - trotzdem kann ich mir das besser vorstellen, als jetzt zB Wirtschaftsinformatik 3-5 Jahre zu studieren.
Ich kann allerdings schwer abschätzen, ab wann es dann finanziell einigermaßen gut aussehen könnte (kann ja nicht mal wirklich quantifizieren, was gut bedeutet). Was glaubt ihr, könnte ich direkt nach dem Examen erwarten? Was nach 5 Jahren? Sind 50k nach dem Examen die untere Grenze?
19.03.2023, 15:01
Klar rettet das StB-Examen einen verkorksten Lebenslauf. Ich kenne jemanden, der am 1. juristischen StEx gescheitert ist und mittlerweile in einer Next10 WPG arbeitet. Macht er sein StB-Examen, sind alle Nachteile seines gescheiterten Jura-Studiums vergessen.
Jetzt kommt das große Aber:
Es ist schön, wenn du denkst, du kannst das StB-Examen bestehen. Ich will dir das auch gar nicht ausreden. Ich habe allerdings schon viele Leute daran scheitern gesehen. Teilweise Leute, die jahrelang in der Steuerberatung gearbeitet haben und trotzdem durchgefallen sind. Die Durchfallquoten liegen konstant bei 45-55%.
Ich habe selbst 7 Jahre als Arbeitsrechtlerin in einer WPG gearbeitet. Trotz vieler Berührungspunkte mit dem Steuerrecht habe ich es gelassen, den StB zu machen. Einige Kollegen sind dran gescheitert, viele Beziehungen in die Brüche gegangen. Stell dir das nicht so einfach vor.
An deiner Stelle würde ich den LLB machen und schauen, dass du damit in einer WPG unterkommst. Schau ob dir das Steuerrecht liegt. Wenn es dir Spaß macht, gehe den Weg weiter. Gehe aber bitte nicht davon aus, dass es ein Selbstläufer wird.
Ergänzung warum ich dir zum LLB rate:
Du kannst das StB-Examen nicht mit einer fachfremden Ausbildung machen. Du musst mehrere Jahre im Steuerrecht gearbeitet haben, um dich StB nennen zu dürfen. Es bringt dir also nicht, den Kurs im luftleeren Raum zu machen. Du musst vorher im Steuerrecht arbeiten. Das geht am besten in einer WPG, also in deinem Fall über den Bachelor in Jura oder Wirtschaftrecht.
Jetzt kommt das große Aber:
Es ist schön, wenn du denkst, du kannst das StB-Examen bestehen. Ich will dir das auch gar nicht ausreden. Ich habe allerdings schon viele Leute daran scheitern gesehen. Teilweise Leute, die jahrelang in der Steuerberatung gearbeitet haben und trotzdem durchgefallen sind. Die Durchfallquoten liegen konstant bei 45-55%.
Ich habe selbst 7 Jahre als Arbeitsrechtlerin in einer WPG gearbeitet. Trotz vieler Berührungspunkte mit dem Steuerrecht habe ich es gelassen, den StB zu machen. Einige Kollegen sind dran gescheitert, viele Beziehungen in die Brüche gegangen. Stell dir das nicht so einfach vor.
An deiner Stelle würde ich den LLB machen und schauen, dass du damit in einer WPG unterkommst. Schau ob dir das Steuerrecht liegt. Wenn es dir Spaß macht, gehe den Weg weiter. Gehe aber bitte nicht davon aus, dass es ein Selbstläufer wird.
Ergänzung warum ich dir zum LLB rate:
Du kannst das StB-Examen nicht mit einer fachfremden Ausbildung machen. Du musst mehrere Jahre im Steuerrecht gearbeitet haben, um dich StB nennen zu dürfen. Es bringt dir also nicht, den Kurs im luftleeren Raum zu machen. Du musst vorher im Steuerrecht arbeiten. Das geht am besten in einer WPG, also in deinem Fall über den Bachelor in Jura oder Wirtschaftrecht.
19.03.2023, 15:07
(19.03.2023, 13:30)alic96 schrieb: Hallo zusammen,
ich habe leider hinsichtlich meines Lebenslaufs ziemlichen Mist gebaut und versuche nun, das Beste daraus zu machen. Mein aktuell favorisierter Weg ist es, Steuerberater zu werden.
Ich bin 27 Jahre alt, habe nach dem Abi 1 Jahr BWL studiert und bin dann zu Jura gewechselt. Jura habe ich allerdings nur 3 Semester vernünftig studiert. Danach - also ganze 5 Jahre - habe ich gar nichts gemacht, außer 3 Jahre davon 20 Stunden pro Woche in Startups zu arbeiten. Es lag nicht an einer psychischen Erkrankung oder sonstigen privaten Problemen und ich denke, dass ich grundsätzlich in der Lage bin, das StB-Examen zu schaffen. Darum soll es hier auch weniger gehen. Zum Steuerberater-Beruf und den Berufsaussichten habe ich mich ausführlich informiert, aber trotzdem kann ich kaum abschätzen, was mit meinem Lebenslauf noch möglich ist. Das ist für mich auch nicht wirklich entscheidend, da ich den Weg (voraussichtlich) sowieso gehen würde. Trotzdem interessiert mich natürlich, was ich erwarten kann.
An meiner Uni kann man auch einen LLB bekommen. Den hätte ich in 1,5 Jahren (nach dem SoSe 24) - früher geht es aus organisatorischen Gründen nicht. Meine bisherigen Noten waren sehr gemischt, Durchschnitt der "normalen Scheine" ist 8,25. Bei den zwei Fremdsprachenmodulen hatte ich was wirtschaftsrechtliches auf englisch und 13 und 17 Punkte. Ich habe damals extrem wenig Zeit ins Studium investiert und denke, dass ich in den verbleibenden Klausuren im Durchschnitt (deutlich) bessere Noten bekommen könnte.
Habe bisher ein Praktikum in einer Boutique-Kanzlei gemacht.
Dann hätte ich also im Alter von 28 einen LLB mit mittelmäßigen Noten. In Verbindung mit meinem Lebenslauf also eine wirklich grottige Ausgangssituation.
Was ich jetzt noch tun könnte: 1-2 Praktika in Kanzlei, Steuern-Schwerpunkt, Steuern-Seminar (Hausarbeit mit Verteidigung), bessere Noten schreiben.
Nach meiner Recherche kommt mir die Option, StB zu werden, aber ein bisschen wie eine "zweite Chance" vor. Mir ist klar, dass ich als Steuerassistent nicht bei einer Big4/Next10 anfangen können werde, aber ich könnte wohl durch das StB-Examen (langfristig) wieder einiges gut machen. Mir ist auch klar, dass die Examensvorbereitung neben dem Vollzeitjob hart ist - trotzdem kann ich mir das besser vorstellen, als jetzt zB Wirtschaftsinformatik 3-5 Jahre zu studieren.
Ich kann allerdings schwer abschätzen, ab wann es dann finanziell einigermaßen gut aussehen könnte (kann ja nicht mal wirklich quantifizieren, was gut bedeutet). Was glaubt ihr, könnte ich direkt nach dem Examen erwarten? Was nach 5 Jahren? Sind 50k nach dem Examen die untere Grenze?
Also mir ist nicht ganz klar, auf welche Vss sich deine Frage bezieht. Wenn du dein zweites Staatsexamen machst - und das ggf. vernünftig - dann solltest du auch so keine riesigen Probleme bekommen einen vernünftigen Job zu finden. Gerade in der Verwaltung / Justiz spielt ein langes Studium eine sehr untergeordnete Rolle, insb. wenn nachher die Noten stimmen. Also Prio 1: möglichst gutes zweites Examen.
Wenn du direkt nach dem ersten Examen in die StB starten willst, ist die Konkurrenz mit Bachelor sehr stark und du hast genau 0,0 Ahnung von Steuerrecht. Schwierig. Der StB macht sich auch nicht von selbst, zudem bräuchtest du erstmal die entsprechende Berufserfahrung um zur Prüfung zugelassen zu werden (mit nur erstem Examen immerhin 3 Jahre). Dann ist die Prüfung nur einmal im Jahr, also kommen noch ggf. ein paar verschenkte Monate dazu. Hinzu kommt die bei circa 50 % liegende Wahrscheinlichkeit beim ersten Mal durchzufallen, noch ein Jahr.
Aber: Angenommen du machst n super StB-Examen - was die absolute Ausnahme ist - dann stehen dir viele Türen offen, hier ist der Personalmangel so hoch, dass man dich mit Sicherheit nicht vor der Tür setzen würde, weil du dein Studium nicht zugig durchgezogen hast.
Das Gehaltsniveau für "nur" Steuerberater ist allerdings bedeutend geringer als das für die Kombi Volljurist-StB. 50k sollten aber möglich sein. Orientierung bietet hier AZUR-Steuermarkt.
Also zusammenfassend denke ich, dass es deutlich sinnvoller ist, deine Energie auf das zweite Examen zu lenken, es ist für Juristen deutlich einfacher als das StB Examen und bietet im Ergebnis mehr Möglichkeiten als das StB Examen. Das StB Examen ist absolut keine Notlösung für "gescheiterte Juristen". Sorry für die deutlichen Worte. ME ist das StB Examen eher was für "HighPerformer" die nach einem guten zweiten Examen und nach der Diss noch einen drauf setzen möchten.
19.03.2023, 15:19
(19.03.2023, 15:07)Chill3r schrieb:(19.03.2023, 13:30)alic96 schrieb: Hallo zusammen,
ich habe leider hinsichtlich meines Lebenslaufs ziemlichen Mist gebaut und versuche nun, das Beste daraus zu machen. Mein aktuell favorisierter Weg ist es, Steuerberater zu werden.
Ich bin 27 Jahre alt, habe nach dem Abi 1 Jahr BWL studiert und bin dann zu Jura gewechselt. Jura habe ich allerdings nur 3 Semester vernünftig studiert. Danach - also ganze 5 Jahre - habe ich gar nichts gemacht, außer 3 Jahre davon 20 Stunden pro Woche in Startups zu arbeiten. Es lag nicht an einer psychischen Erkrankung oder sonstigen privaten Problemen und ich denke, dass ich grundsätzlich in der Lage bin, das StB-Examen zu schaffen. Darum soll es hier auch weniger gehen. Zum Steuerberater-Beruf und den Berufsaussichten habe ich mich ausführlich informiert, aber trotzdem kann ich kaum abschätzen, was mit meinem Lebenslauf noch möglich ist. Das ist für mich auch nicht wirklich entscheidend, da ich den Weg (voraussichtlich) sowieso gehen würde. Trotzdem interessiert mich natürlich, was ich erwarten kann.
An meiner Uni kann man auch einen LLB bekommen. Den hätte ich in 1,5 Jahren (nach dem SoSe 24) - früher geht es aus organisatorischen Gründen nicht. Meine bisherigen Noten waren sehr gemischt, Durchschnitt der "normalen Scheine" ist 8,25. Bei den zwei Fremdsprachenmodulen hatte ich was wirtschaftsrechtliches auf englisch und 13 und 17 Punkte. Ich habe damals extrem wenig Zeit ins Studium investiert und denke, dass ich in den verbleibenden Klausuren im Durchschnitt (deutlich) bessere Noten bekommen könnte.
Habe bisher ein Praktikum in einer Boutique-Kanzlei gemacht.
Dann hätte ich also im Alter von 28 einen LLB mit mittelmäßigen Noten. In Verbindung mit meinem Lebenslauf also eine wirklich grottige Ausgangssituation.
Was ich jetzt noch tun könnte: 1-2 Praktika in Kanzlei, Steuern-Schwerpunkt, Steuern-Seminar (Hausarbeit mit Verteidigung), bessere Noten schreiben.
Nach meiner Recherche kommt mir die Option, StB zu werden, aber ein bisschen wie eine "zweite Chance" vor. Mir ist klar, dass ich als Steuerassistent nicht bei einer Big4/Next10 anfangen können werde, aber ich könnte wohl durch das StB-Examen (langfristig) wieder einiges gut machen. Mir ist auch klar, dass die Examensvorbereitung neben dem Vollzeitjob hart ist - trotzdem kann ich mir das besser vorstellen, als jetzt zB Wirtschaftsinformatik 3-5 Jahre zu studieren.
Ich kann allerdings schwer abschätzen, ab wann es dann finanziell einigermaßen gut aussehen könnte (kann ja nicht mal wirklich quantifizieren, was gut bedeutet). Was glaubt ihr, könnte ich direkt nach dem Examen erwarten? Was nach 5 Jahren? Sind 50k nach dem Examen die untere Grenze?
Also mir ist nicht ganz klar, auf welche Vss sich deine Frage bezieht. Wenn du dein zweites Staatsexamen machst - und das ggf. vernünftig - dann solltest du auch so keine riesigen Probleme bekommen einen vernünftigen Job zu finden. Gerade in der Verwaltung / Justiz spielt ein langes Studium eine sehr untergeordnete Rolle, insb. wenn nachher die Noten stimmen. Also Prio 1: möglichst gutes zweites Examen.
Wenn du direkt nach dem ersten Examen in die StB starten willst, ist die Konkurrenz mit Bachelor sehr stark und du hast genau 0,0 Ahnung von Steuerrecht. Schwierig. Der StB macht sich auch nicht von selbst, zudem bräuchtest du erstmal die entsprechende Berufserfahrung um zur Prüfung zugelassen zu werden (mit nur erstem Examen immerhin 3 Jahre). Dann ist die Prüfung nur einmal im Jahr, also kommen noch ggf. ein paar verschenkte Monate dazu. Hinzu kommt die bei circa 50 % liegende Wahrscheinlichkeit beim ersten Mal durchzufallen, noch ein Jahr.
Aber: Angenommen du machst n super StB-Examen - was die absolute Ausnahme ist - dann stehen dir viele Türen offen, hier ist der Personalmangel so hoch, dass man dich mit Sicherheit nicht vor der Tür setzen würde, weil du dein Studium nicht zugig durchgezogen hast.
Das Gehaltsniveau für "nur" Steuerberater ist allerdings bedeutend geringer als das für die Kombi Volljurist-StB. 50k sollten aber möglich sein. Orientierung bietet hier AZUR-Steuermarkt.
Also zusammenfassend denke ich, dass es deutlich sinnvoller ist, deine Energie auf das zweite Examen zu lenken, es ist für Juristen deutlich einfacher als das StB Examen und bietet im Ergebnis mehr Möglichkeiten als das StB Examen. Das StB Examen ist absolut keine Notlösung für "gescheiterte Juristen". Sorry für die deutlichen Worte. ME ist das StB Examen eher was für "HighPerformer" die nach einem guten zweiten Examen und nach der Diss noch einen drauf setzen möchten.
Dem TE fehlt auch noch das 1. StEx. Bislang hat er drei Semester Jura studiert und ein paar gute Klausuren geschrieben, mehr nicht. Vom 2. StEx ist er noch einige Jahre entfernt.
19.03.2023, 15:31
Dann sind die Prios meines Erachtens nach:
Macht der TE mit dem Jurastudium weiter, dann sinnvollerweise mit beiden Examina.
Wenn der Wunsch jetzt sein sollte, StB zu werden, dann Studiengang wechseln und Jura beerdigen. Jura bereitet überhaupt nicht auf das StB Examen vor.
Worauf ich hinauswollte ist, dass man halt eine bestimmte Berufserfahrung (§ 36 StBerG) aufweisen muss, um überhaupt an dem Examen teilnehmen zu dürfen, diese unterscheidet sich halt danach, ob man "nur" das erste Examen (dann 3 Jahre) oder auch das zweite Examen (dann 2 Jahre) hat.
Angenommen man geht das Ganze jetzt sehr planmäßig und zielstrebig an, und macht das zweite Examen, kostet das Ref gute 2 Jahre. Im Hinblick auf ein mögliches StB Examen spart man also 1 Jahr wieder ein. Macht man dann noch die Anwalts- und Wahlstation bei einer StB-Kanzlei, hat man schon 1 Jahr Berufserfahrung und spart ein weiteres Jahr ein. IE "kostet" das Ref/Zweite Examen hinsichtlich der Möglichkeit StB zu werden also nichts. Im Gegenteil: ME wäre es dumm, anstelle des Ref 3 Jahre in einer Steuerberatung abzusitzen und dann ggf. das StB-Examen nicht zu schaffen.
Achso und "Juve Steuermarkt" meinte ich natürlich...
Macht der TE mit dem Jurastudium weiter, dann sinnvollerweise mit beiden Examina.
Wenn der Wunsch jetzt sein sollte, StB zu werden, dann Studiengang wechseln und Jura beerdigen. Jura bereitet überhaupt nicht auf das StB Examen vor.
Worauf ich hinauswollte ist, dass man halt eine bestimmte Berufserfahrung (§ 36 StBerG) aufweisen muss, um überhaupt an dem Examen teilnehmen zu dürfen, diese unterscheidet sich halt danach, ob man "nur" das erste Examen (dann 3 Jahre) oder auch das zweite Examen (dann 2 Jahre) hat.
Angenommen man geht das Ganze jetzt sehr planmäßig und zielstrebig an, und macht das zweite Examen, kostet das Ref gute 2 Jahre. Im Hinblick auf ein mögliches StB Examen spart man also 1 Jahr wieder ein. Macht man dann noch die Anwalts- und Wahlstation bei einer StB-Kanzlei, hat man schon 1 Jahr Berufserfahrung und spart ein weiteres Jahr ein. IE "kostet" das Ref/Zweite Examen hinsichtlich der Möglichkeit StB zu werden also nichts. Im Gegenteil: ME wäre es dumm, anstelle des Ref 3 Jahre in einer Steuerberatung abzusitzen und dann ggf. das StB-Examen nicht zu schaffen.
Achso und "Juve Steuermarkt" meinte ich natürlich...
19.03.2023, 15:36
(19.03.2023, 15:31)Chill3r schrieb: Dann sind die Prios meines Erachtens nach:
Macht der TE mit dem Jurastudium weiter, dann sinnvollerweise mit beiden Examina.
Wenn der Wunsch jetzt sein sollte, StB zu werden, dann Studiengang wechseln und Jura beerdigen. Jura bereitet überhaupt nicht auf das StB Examen vor.
Worauf ich hinauswollte ist, dass man halt eine bestimmte Berufserfahrung (§ 36 StBerG) aufweisen muss, um überhaupt an dem Examen teilnehmen zu dürfen, diese unterscheidet sich halt danach, ob man "nur" das erste Examen (dann 3 Jahre) oder auch das zweite Examen (dann 2 Jahre) hat.
Angenommen man geht das Ganze jetzt sehr planmäßig und zielstrebig an, und macht das zweite Examen, kostet das Ref gute 2 Jahre. Im Hinblick auf ein mögliches StB Examen spart man also 1 Jahr wieder ein. Macht man dann noch die Anwalts- und Wahlstation bei einer StB-Kanzlei, hat man schon 1 Jahr Berufserfahrung und spart ein weiteres Jahr ein. IE "kostet" das Ref/Zweite Examen hinsichtlich der Möglichkeit StB zu werden also nichts. Im Gegenteil: ME wäre es dumm, anstelle des Ref 3 Jahre in einer Steuerberatung abzusitzen und dann ggf. das StB-Examen nicht zu schaffen.
Ok stimmt, so kann man es auch sehen. Einig sind wir beide uns wohl darin, dass der StB kein Selbstgänger ist. Wenn der TE im StB-Examen scheitert, ist die Karriere in der WPG üblicherweise beendet und man orientiert sich um. Insofern wäre es in der Tat sinnvoll, zwei juristische Staatsexamen vorweisen zu können.
19.03.2023, 15:43
(19.03.2023, 15:36)Egal schrieb:(19.03.2023, 15:31)Chill3r schrieb: Dann sind die Prios meines Erachtens nach:
Macht der TE mit dem Jurastudium weiter, dann sinnvollerweise mit beiden Examina.
Wenn der Wunsch jetzt sein sollte, StB zu werden, dann Studiengang wechseln und Jura beerdigen. Jura bereitet überhaupt nicht auf das StB Examen vor.
Worauf ich hinauswollte ist, dass man halt eine bestimmte Berufserfahrung (§ 36 StBerG) aufweisen muss, um überhaupt an dem Examen teilnehmen zu dürfen, diese unterscheidet sich halt danach, ob man "nur" das erste Examen (dann 3 Jahre) oder auch das zweite Examen (dann 2 Jahre) hat.
Angenommen man geht das Ganze jetzt sehr planmäßig und zielstrebig an, und macht das zweite Examen, kostet das Ref gute 2 Jahre. Im Hinblick auf ein mögliches StB Examen spart man also 1 Jahr wieder ein. Macht man dann noch die Anwalts- und Wahlstation bei einer StB-Kanzlei, hat man schon 1 Jahr Berufserfahrung und spart ein weiteres Jahr ein. IE "kostet" das Ref/Zweite Examen hinsichtlich der Möglichkeit StB zu werden also nichts. Im Gegenteil: ME wäre es dumm, anstelle des Ref 3 Jahre in einer Steuerberatung abzusitzen und dann ggf. das StB-Examen nicht zu schaffen.
Ok stimmt, so kann man es auch sehen. Einig sind wir beide uns wohl darin, dass der StB kein Selbstgänger ist. Wenn der TE im StB-Examen scheitert, ist die Karriere in der WPG üblicherweise beendet und man orientiert sich um. Insofern wäre es in der Tat sinnvoll, zwei juristische Staatsexamen vorweisen zu können.
Absolut.
19.03.2023, 18:48
Ich stehe aktuell etwas neben mir und konnte meine Situation anscheinend nicht ganz richtig rüberbringen: Ich habe die Scheine aus den ersten 3 Semestern, müsste mit Jura aufgrund meiner Pause aber so gut wie von vorne anfangen. Es ist quasi so als hätte ich nie Jura studiert. Auch am 1. Examen bin ich kaum näher dran als ein Ersti. Anders ist nur, dass ich in 1,5 Jahren den LLB hätte.
19.03.2023, 19:44
(19.03.2023, 18:48)alic96 schrieb: Ich stehe aktuell etwas neben mir und konnte meine Situation anscheinend nicht ganz richtig rüberbringen: Ich habe die Scheine aus den ersten 3 Semestern, müsste mit Jura aufgrund meiner Pause aber so gut wie von vorne anfangen. Es ist quasi so als hätte ich nie Jura studiert. Auch am 1. Examen bin ich kaum näher dran als ein Ersti. Anders ist nur, dass ich in 1,5 Jahren den LLB hätte.
Dann bist du meines Erachtens trotzdem dem Jura-Examen (beiden) näher als dem StB-Examen. Wenn du Jura nicht mehr durchziehen kannst/willst, mach den LLb und schau wohin der dich bringt, aber ich würde ich keine Erwartungen an das StB Examen hängen. Sondern mich dann entweder dazu durchringen nochmal mit Jura zu beginnen und es durchzuziehen oder halt den LLb zu machen und dich dann "nur" damit abzufinden.
Und wenn du doch mit dem LLb in einer WP-Gesellschaft anfangen solltest und merkst, Steuerrecht ist deins, hindert dich ja niemand, den StB doch noch zu machen und durchzustarten.
Ist eine schwierige Entscheidung. Aber kann auch gutgehen. Ich habe auch länger studiert und vorher noch einen Umweg über Bwl gemacht. Fand das Jura-Studium aber insgesamt gut, das Ref fand ich richtig super. Finanziell hat es sich auch gelohnt. Muss halt für dich die richtige Entscheidung sein.
20.03.2023, 17:43
Ich würde mir an deiner Stelle gar kein Examen in Deutschland antun und den LLB machen + LLM im Ausland (dauert meist nur 1 Jahr). Danach kannst du fast überall arbeiten, wo auch ein Associate arbeiten kann, aber auch in so viele andere Bereiche und verdienst genug. Gerade wenn du gut englisch kannst (was ich wegen deiner englischsprachigen Seminare vermute)