03.02.2023, 21:26
Ich bin seit 2 Monaten WiMi in einer T1-GK und habe irgendwie das Gefühl, dass ich „nicht so recht dahin gehöre“… Die meisten anderen WiMis haben super Noten (min. VB, oft Gut) oder wirklich herausragende andere Qualifikationen (jahrelange Aufenthalte in den USA/England, Fremdsprachenausbildung) und sind auch objektiv einfach „smart“. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem oberen Befriedigend (knapp unter VB), guten Noten im Rechtsgebiet und „normalen“ Englischkenntnissen nicht mithalten kann. Das überträgt sich (gedanklich) sogar auf meine Arbeit, obwohl ich bisher kaum negatives Feedback bekommen habe (meist bekomme ich keinerlei Feedback).
Ging euch das auch so? Habt ihr irgendwelche Tipps?
Ging euch das auch so? Habt ihr irgendwelche Tipps?
03.02.2023, 22:09
(03.02.2023, 21:26)HLLM schrieb: Ich bin seit 2 Monaten WiMi in einer T1-GK und habe irgendwie das Gefühl, dass ich „nicht so recht dahin gehöre“… Die meisten anderen WiMis haben super Noten (min. VB, oft Gut) oder wirklich herausragende andere Qualifikationen (jahrelange Aufenthalte in den USA/England, Fremdsprachenausbildung) und sind auch objektiv einfach „smart“. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem oberen Befriedigend (knapp unter VB), guten Noten im Rechtsgebiet und „normalen“ Englischkenntnissen nicht mithalten kann. Das überträgt sich (gedanklich) sogar auf meine Arbeit, obwohl ich bisher kaum negatives Feedback bekommen habe (meist bekomme ich keinerlei Feedback).
Ging euch das auch so? Habt ihr irgendwelche Tipps?
Das Gefühl kann trügerisch sein.
Natürlich gibt es immer Leute, die „gut“ oder besser sind. Allerdings zeigt das Examen - wenn überhaupt - nur einen kleinen Teil dessen, was einen guten Jurist*in ausmacht: den Blick fürs Wesentliche unter extremem Zeitdruck.
Von daher: Wenn du so ungeeignet wärst, hätte man nicht eingeladen.
Ich habe schon häufiger gehört: 8 Punkte ist das neue Prädikat.
Und objektiv betrachtet, hättest du auch mit 13 Punkten deinen jetzigen Job bekommen. Mit 6 Punkten jedoch ganz sicher nicht.
Von daher ist doch alles gut oder? :)
03.02.2023, 22:22
Kenne das Gefühl aus eigener wimi Erfahrung.
Auch ewig ins Nirvana gearbeitet ohne das nennenswert Feedback kam. Irgendwann dann Mal dezent nachgefragt und plötzlich gab es euphorische Bewertung a la "sie machen doch schon immer super arbeit".
Schweigen war also als Zustimmung zu werten. Dieser Habitus ist in gk's m.e. immer noch weit verbreitet.
Trägt anfänglich bei den Meisten zu Verunsicherung bei
Auch ewig ins Nirvana gearbeitet ohne das nennenswert Feedback kam. Irgendwann dann Mal dezent nachgefragt und plötzlich gab es euphorische Bewertung a la "sie machen doch schon immer super arbeit".
Schweigen war also als Zustimmung zu werten. Dieser Habitus ist in gk's m.e. immer noch weit verbreitet.
Trägt anfänglich bei den Meisten zu Verunsicherung bei
03.02.2023, 22:22
...und vieles ist auch Show. Hatte eine Zeit lang eine Lerngruppe mit mehreren AG Kollegen. Die haben sich aufgeführt als wären sie die allergrößten und konnten sich extrem gut verkaufen. Hat sich dann im Nachhinein herausgestellt, dass das alles nur Bluff war und ich notenmäßig viel besser.
Vergleiche dich nicht mit anderen, hol dir regelmäßig Feedback von den Kollegen mit denen Du arbeitest und alles wird gut. :-)
Vergleiche dich nicht mit anderen, hol dir regelmäßig Feedback von den Kollegen mit denen Du arbeitest und alles wird gut. :-)
03.02.2023, 23:02
Herzlich willkommen, das nennt sich "Imposter Syndrom" und damit bist du definitiv nicht alleine.
05.02.2023, 11:26
Wie schon alle vor mir gesagt haben, versuch dich nicht zu verrückt zu machen. Impostersyndrom ist sehr verbreitet in unserer Branche und leider wird auch das Motto gelebt "Nicht kritisiert ist gelobt genug.".
Ich würde dir empfehlen, denjenigen anzusprechen, dem du zuarbeitest. Sprich es offen an, dass du dir Feedback wünschst, um deine Arbeit/Zuarbeit noch besser gestalten zu können und im Interesse des Aufgabengebers alles zu deren Zufriedenheit erstellen kannst.
Und versuch dich nicht mit anderen zu vergleichen. Das ist einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber wie schon gesagt wurde, viele bluffen einfach sehr gut, Noten sind nicht alles und du wärst nicht da, wo du bist, wenn du keine nennenswerten Qualifikationen aufweisen würdest. Sei einfach das Beste, was du liefern kannst. Das Beste kann bei anderen ganz anders aussehen und das ist auch in Ordnung, wenn es bei dir nicht so aussieht, wie bei den anderen :)
Ich würde dir empfehlen, denjenigen anzusprechen, dem du zuarbeitest. Sprich es offen an, dass du dir Feedback wünschst, um deine Arbeit/Zuarbeit noch besser gestalten zu können und im Interesse des Aufgabengebers alles zu deren Zufriedenheit erstellen kannst.
Und versuch dich nicht mit anderen zu vergleichen. Das ist einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber wie schon gesagt wurde, viele bluffen einfach sehr gut, Noten sind nicht alles und du wärst nicht da, wo du bist, wenn du keine nennenswerten Qualifikationen aufweisen würdest. Sei einfach das Beste, was du liefern kannst. Das Beste kann bei anderen ganz anders aussehen und das ist auch in Ordnung, wenn es bei dir nicht so aussieht, wie bei den anderen :)
05.02.2023, 15:55
(05.02.2023, 11:26)Cenaira schrieb: Wie schon alle vor mir gesagt haben, versuch dich nicht zu verrückt zu machen. Impostersyndrom ist sehr verbreitet in unserer Branche und leider wird auch das Motto gelebt "Nicht kritisiert ist gelobt genug.".
Ich würde dir empfehlen, denjenigen anzusprechen, dem du zuarbeitest. Sprich es offen an, dass du dir Feedback wünschst, um deine Arbeit/Zuarbeit noch besser gestalten zu können und im Interesse des Aufgabengebers alles zu deren Zufriedenheit erstellen kannst.
Und versuch dich nicht mit anderen zu vergleichen. Das ist einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber wie schon gesagt wurde, viele bluffen einfach sehr gut, Noten sind nicht alles und du wärst nicht da, wo du bist, wenn du keine nennenswerten Qualifikationen aufweisen würdest. Sei einfach das Beste, was du liefern kannst. Das Beste kann bei anderen ganz anders aussehen und das ist auch in Ordnung, wenn es bei dir nicht so aussieht, wie bei den anderen :)
Die Angst ist mir auch nicht fremd
08.02.2023, 09:22
(05.02.2023, 11:26)Cenaira schrieb: Impostersyndrom ist sehr verbreitet [bei Juristen]
Lol. Dann können die Allermeisten das aber verdammt gut kaschieren ;D
@TE ich verstehe deinen Punkt, das ist eine ganz eigene Welt. Ich würde dir empfehlen, dich darauf zu konzentrieren, deine Arbeit gut zu machen und zu prüfen, ob du daraus Lehren für deine zukünftige Karriere ziehen kannst, wo du hin willst usw. Vielleicht findest du auch einen oder zwei nette Kollegen :) und dass man wenig bis kaum Feedback bekommt, kann ich bestätigen (kein T1, aber GK). Im Zweifel bitte darum. Das verweigert dann idR keiner.
08.02.2023, 10:48
Ja, wird oft gekonnt kaschiert. Wer lässt schon vor seinen Kollegen die Fassade fallen?
Ich habs nur einmal erlebt, als Referendar. Da hatte ich einen super angenehmen und umgänglichen Associate über mir, der (mMn) auch fachlich echt fit war und im zweiten Jahr angekommen war. Im Suff am Ende einer Kanzleifeier hat er mir dann erzählt "irgendwann flieg ich auf und alle finden raus, dass ich in Wirklichkeit keine Ahnung habe".
Ich habs nur einmal erlebt, als Referendar. Da hatte ich einen super angenehmen und umgänglichen Associate über mir, der (mMn) auch fachlich echt fit war und im zweiten Jahr angekommen war. Im Suff am Ende einer Kanzleifeier hat er mir dann erzählt "irgendwann flieg ich auf und alle finden raus, dass ich in Wirklichkeit keine Ahnung habe".
08.02.2023, 10:54
So selbstgefällig wie viele auftreten halte ich es für ausgeschlossen, dass sie meinen, völlig ungeeignet zu sein. Im übrigen ist mir nicht klar, warum das Phänomen unter Juristen stärker ausgeprägt sein sollte als unter anderen Gruppen. Vielmehr knüpft es eher an an Dinge wie soziale Herkunft (die meisten Juristen kommen aus stabilen bis sehr guten Verhältnissen, echte Arbeiterklasse oder sonstige wenig Privilegierte sind selten) und Geschlecht.