22.01.2023, 11:00
Hi,
wie lang hat es bei Euch gedauert, bis Ihr eigenständig Mails rausschicken durftet?
Bin in einem sehr speziellen Rechtsgebiet in einer Boutique unterwegs. Während meine Kollegen, die alle mit mir angefangen haben (ca. vor 6 Monaten) schon sehr viel frei agieren dürfen, bin ich bei einem Partner gelandet, der mich zwar super ausbildet, aber gerne nochmal alles nach seinem Geschmack überarbeitet. Wir verstehen uns super, das ist nicht das Thema. An der Qualität meiner Entwürfe liegt es auch nicht, da bin ich mir sicher. Es geht mir auch nicht darum, jetzt schon alles alleine zu machen. Aber ein paar Standardmails an Behörden etc. könnte ich schon locker übernehmen. Ich bin dafür immer und überall in cc. Was meint ihr? Wie spricht man sowas an?
LG
wie lang hat es bei Euch gedauert, bis Ihr eigenständig Mails rausschicken durftet?
Bin in einem sehr speziellen Rechtsgebiet in einer Boutique unterwegs. Während meine Kollegen, die alle mit mir angefangen haben (ca. vor 6 Monaten) schon sehr viel frei agieren dürfen, bin ich bei einem Partner gelandet, der mich zwar super ausbildet, aber gerne nochmal alles nach seinem Geschmack überarbeitet. Wir verstehen uns super, das ist nicht das Thema. An der Qualität meiner Entwürfe liegt es auch nicht, da bin ich mir sicher. Es geht mir auch nicht darum, jetzt schon alles alleine zu machen. Aber ein paar Standardmails an Behörden etc. könnte ich schon locker übernehmen. Ich bin dafür immer und überall in cc. Was meint ihr? Wie spricht man sowas an?
LG
22.01.2023, 11:10
Noch kurz dazu: Bei ihm muss wirklich alles passen, er ist der Perfektionist in Person. Jedes Wort, jeder Satz. Dafür ist er auch bei uns bekannt. Ist auch okay. Aber ich glaube, das könnte echt noch ewig dauern, bis ich bei ihm freie Hand bekomme. In der Kanzlei sind er und ich ein Zweier-Team. Teilweise schickt er die Dinge 1:1 zu meinem Entwurf raus. Aber er besteht irgendwie immer noch darauf, das Zeug selbst rauszuschicken. Das frustriert mich etwas.
22.01.2023, 12:18
Das wirst du ihm kaum angewöhnen können. Achte nur drauf, dass sein Stil nicht der beste ist. Es ist eben seiner. Sei dir bewusst, dass du die Entwürfe halt so machst wie er sie haben will. Irgendwann würde man als Associate halt sagen "Alles schön und gut aber wie ich es mache finde ich es besser" und dann ist das halt Geschmackssache.
Wenn man aber gezwungen wird jemanden zu imitieren wird man halt nur schwer einen eigenen Stil entwickeln können.
Wenn man aber gezwungen wird jemanden zu imitieren wird man halt nur schwer einen eigenen Stil entwickeln können.
22.01.2023, 12:31
Ich kenne das von meinem Partner/Ausbilder (GK) auch so. Zwar habe ich bei gewissen Mandanten/externen Kontakten freie Hand, aber ansonsten ist es ähnlich wie bei dir. Nach meiner Erfahrung wirst du es ihm kaum austreiben können, ggf. ändert sich sein Verhalten mit zunehmender Seniorität/Erfahrung noch einmal (aber keine Garantie). Wenn du damit wirklich ein Problem hast, dann solltest du dir aber überlegen, ob du diese Art des Arbeitens akzeptieren kannst/willst und die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Im Ergebnis ist das bei vielen GKs/Boutiquen meiner Erfahrung nach aber nicht unüblich.
22.01.2023, 12:39
Gibt es bei euch Entwicklungsgespräche o.ä.?
Wenn ja, würde ich es in dem Rahmen ansprechen.
Wenn nein, frage nach dem nächsten Entwurf ganz zwanglos, ob du den Entwurf rausschicken kannst, wenn er keine Änderungswünsche hat.
Ich habe damals in einer KK nach zwei Wochen alles alleine bearbeiten und rausschicken dürfen. Nach zwei Monaten war mein Chef für 5 Wochen im außereuropäischen Ausland im Urlaub und ich habe, zusammen mit der Sekretärin, die Kanzlei alleine gemanagt. Das war das gegenteilige Extrem und auch nicht schön, zumindest der wochenlange Urlaub von ihm.
Wenn ja, würde ich es in dem Rahmen ansprechen.
Wenn nein, frage nach dem nächsten Entwurf ganz zwanglos, ob du den Entwurf rausschicken kannst, wenn er keine Änderungswünsche hat.
Ich habe damals in einer KK nach zwei Wochen alles alleine bearbeiten und rausschicken dürfen. Nach zwei Monaten war mein Chef für 5 Wochen im außereuropäischen Ausland im Urlaub und ich habe, zusammen mit der Sekretärin, die Kanzlei alleine gemanagt. Das war das gegenteilige Extrem und auch nicht schön, zumindest der wochenlange Urlaub von ihm.
22.01.2023, 12:59
Ich habe locker ein Jahr gebraucht, bis ich mich in einigen Sachen "freischwimmen" konnte. So richtig frei hin und her schreiben mit den Mandanten hat insgesamt 3-4 Jahre gebraucht. Verfahren weitestgehend alleine zu führen, hat mich 5 Jahre gekostet.
Das ist sicher auch dem Bereich geschuldet (großvolumige Gerichtsverfahren), in denen man nicht einfach mal so als Newbie los laufen kann. In der Ausbildungszeit hat es natürlich genervt, weil ich mehr selber machen wollte. Rückblickend war es aber sehr hilfreich, weil ich noch wahnsinnig viel von den Senioren gelernt habe. Wenn ich nach einem halben Jahr schon alles alleine hätte gemacht, hätte ich mir viele wichtige und gute Sachen sicherlich nicht angeeignet, die ich mir von den erfahrenen Kollegen abgeschaut habe.
Das ist sicher auch dem Bereich geschuldet (großvolumige Gerichtsverfahren), in denen man nicht einfach mal so als Newbie los laufen kann. In der Ausbildungszeit hat es natürlich genervt, weil ich mehr selber machen wollte. Rückblickend war es aber sehr hilfreich, weil ich noch wahnsinnig viel von den Senioren gelernt habe. Wenn ich nach einem halben Jahr schon alles alleine hätte gemacht, hätte ich mir viele wichtige und gute Sachen sicherlich nicht angeeignet, die ich mir von den erfahrenen Kollegen abgeschaut habe.
22.01.2023, 13:51
Danke für die Rückmeldungen!
Entwicklungsgespräch steht nächste Woche an. Vllt. sollte ich erstmal das Jahr vollmachen und schauen, ob sich etwas verändert; scheint ja nicht so unüblich zu sein. Zwischendrin sind auch immer mal Sätze gefallen wie: „Genieß noch ein wenig die Ruhe - irgendwann, wenn du die Sachen selbst rausschickst, werden dich die Mandanten auch gerne mal am Wochenende anrufen.“. Also perspektivisch sollte schon was drin sein. Kann mir nur nicht schnell genug gehen, irgendwie. Eins muss ich dazu sagen: Das Thema ist so speziell, dass ich manche Rückfragen nicht beantworten könnte. Das weiß er wahrscheinlich auch.
Entwicklungsgespräch steht nächste Woche an. Vllt. sollte ich erstmal das Jahr vollmachen und schauen, ob sich etwas verändert; scheint ja nicht so unüblich zu sein. Zwischendrin sind auch immer mal Sätze gefallen wie: „Genieß noch ein wenig die Ruhe - irgendwann, wenn du die Sachen selbst rausschickst, werden dich die Mandanten auch gerne mal am Wochenende anrufen.“. Also perspektivisch sollte schon was drin sein. Kann mir nur nicht schnell genug gehen, irgendwie. Eins muss ich dazu sagen: Das Thema ist so speziell, dass ich manche Rückfragen nicht beantworten könnte. Das weiß er wahrscheinlich auch.