16.01.2023, 12:13
Heyho in die Runde, ich war bisweilen immer eine stille Leserin hier. Da ich aber seit letzter Woche Volljuristin bin, muss ich mir jetzt Gedanken über den Berufseinstieg machen. Leichter gesagt, als getan. Ich habe 2x ein hohes VB in den Examinas, weiß aber nicht wohin mit mir. Meine Vorlieben liegen im Zivilrecht, ich liebe es juristisch zu arbeiten, zu argumentieren und Recht anzuwenden. Quasi wie im Examen. Wo geht das am besten?
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
16.01.2023, 14:10
(16.01.2023, 12:13)LivingArt schrieb: Heyho in die Runde, ich war bisweilen immer eine stille Leserin hier. Da ich aber seit letzter Woche Volljuristin bin, muss ich mir jetzt Gedanken über den Berufseinstieg machen. Leichter gesagt, als getan. Ich habe 2x ein hohes VB in den Examinas, weiß aber nicht wohin mit mir. Meine Vorlieben liegen im Zivilrecht, ich liebe es juristisch zu arbeiten, zu argumentieren und Recht anzuwenden. Quasi wie im Examen. Wo geht das am besten?
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
Warum schließt Du die Verwaltung so kategorisch aus? Je nachdem, wohin Du kommst, kann es dort sehr spannende und vielfältige juristische Tätigkeiten geben, z.B. im Rechtsreferat einer Oberbehörde oder Kommune. Und Du musst ja auch nicht ewig dasselbe machen, sondern kannst Dich, gerade in größeren Verwaltungen, persönlich und auch thematisch weiterentwickeln.
Außerdem ist die Besoldung mit den sonstigen Vorteilen im Beamtenbereich m.E. nicht zu verachten und bietet bei guter Leistung Entwicklungsmöglichkeiten.
Ich selbst habe in der Justiz (StA) angefangen und bin dann in die Verwaltung gewechselt, auch weil es mir auf Dauer zu eintönig war. Habe es nicht bereut

16.01.2023, 14:20
Seit wann ist das Gehalt in Kanzleien für Zivilrecht denn schlecht? Du steigst halt im Vergleich vielleicht niedriger ein, wirst aber viel schnellere Gehaltssprünge machen können und mittelfristig halt bei entsprechender Leistung und Akquisetalent sogar richtig gut verdienen können.
Kanzlei ist halt auch kein hier zielführender Begriff. Reden wir von der Zweimannbude irgendwo jwd oder eine kleine Boutique?
Oder ist das wieder so ein Thread wo Leute mit überdurchschnittlichen Noten so tun als hätten sie ein Problem, damit alle sagen "mit den Examina hast du kein Problem"?
Kanzlei ist halt auch kein hier zielführender Begriff. Reden wir von der Zweimannbude irgendwo jwd oder eine kleine Boutique?
Oder ist das wieder so ein Thread wo Leute mit überdurchschnittlichen Noten so tun als hätten sie ein Problem, damit alle sagen "mit den Examina hast du kein Problem"?
16.01.2023, 16:47
(16.01.2023, 12:13)LivingArt schrieb: Heyho in die Runde, ich war bisweilen immer eine stille Leserin hier. Da ich aber seit letzter Woche Volljuristin bin, muss ich mir jetzt Gedanken über den Berufseinstieg machen. Leichter gesagt, als getan. Ich habe 2x ein hohes VB in den Examinas, weiß aber nicht wohin mit mir. Meine Vorlieben liegen im Zivilrecht, ich liebe es juristisch zu arbeiten, zu argumentieren und Recht anzuwenden. Quasi wie im Examen. Wo geht das am besten?
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
Auch wenn Du das jetzt ausgeschlossen hast - das mit den "Zivilrechtskanzleien" und dem niedrigen Gehalt geht ja nicht gezwungenermaßen miteinander einher. Zweitens bist Du noch am Berufsanfang und kannst bzw. wirst Dich noch steigern. Gerade in kleinen und mittelständischen Kanzleien sind die Einstiegsgehälter nicht immer prall, aber dafür kann man oft schneller gehaltstechnisch aufsteigen (manchmal schon nach 2-3 Jahren Beteiligung an der Kanzlei etc.) und wenn das nicht so sein sollte, kann man immer noch woanders hin gehen. Wenn es Dich inhaltlich eher dahin zieht, würde ich persönlich gar nicht so sehr auf die Einstiegsgehälter in solchen Kanzleien gucken, sondern eher auf die Gehaltsentwicklung in der Kanzlei/Rechtsgebiet. Würden GKen Einstiegsgehälter wie kleine Kanzleien berechnen, wären diese Einstiegsgehälter auch bei Weitem nicht so hoch (dafür steigen die aber auch potentiell grundsätzlich nicht mehr so rasant).
16.01.2023, 19:03
Wenn Dir besonders wichtig ist, "juristisch zu arbeiten" (ich verstehe, du meinst damit: gründliches, analytisches, methodisches Arbeiten), weiß ich nicht, ob da eine FWW-Kanzlei, wo du um 9 erstmal zur Verhandlung fährst und dann den Rest des Tages Akten zu Verkehrsunfällen, sonst fahrlässigen Delikten (Sportverletzung, keine Schneeräumung, ...) und Mietrecht abarbeitest, das Richtige für Dich ist.
Angesichts der in diesen Fällen überschaubaren Streitwerte (oder Honorare) wirst du da keine Schönschreiberei bei der rechtlichen Würdigung betreiben können, sondern musst v.a. zeiteffizient, aber dennoch zielgerichtet arbeiten, um sich mit strengem Blick dann dem Erbstreit mit 500k Erbmasse widmen zu können.
Vielleicht klassische Litigation in einer Großkanzlei? Das dürfte aufgrund des hohen Anspruchs dieser Kanzleien deinem gewünschten Arbeitsstil durchaus entgegenkommen. Und du sammelst auch noch relevante Vorerfahrung, um nach einiger Zeit ins Unternehmen zu wechseln.
Angesichts der in diesen Fällen überschaubaren Streitwerte (oder Honorare) wirst du da keine Schönschreiberei bei der rechtlichen Würdigung betreiben können, sondern musst v.a. zeiteffizient, aber dennoch zielgerichtet arbeiten, um sich mit strengem Blick dann dem Erbstreit mit 500k Erbmasse widmen zu können.
Vielleicht klassische Litigation in einer Großkanzlei? Das dürfte aufgrund des hohen Anspruchs dieser Kanzleien deinem gewünschten Arbeitsstil durchaus entgegenkommen. Und du sammelst auch noch relevante Vorerfahrung, um nach einiger Zeit ins Unternehmen zu wechseln.
16.01.2023, 19:16
(16.01.2023, 12:13)LivingArt schrieb: Heyho in die Runde, ich war bisweilen immer eine stille Leserin hier. Da ich aber seit letzter Woche Volljuristin bin, muss ich mir jetzt Gedanken über den Berufseinstieg machen. Leichter gesagt, als getan. Ich habe 2x ein hohes VB in den Examinas, weiß aber nicht wohin mit mir. Meine Vorlieben liegen im Zivilrecht, ich liebe es juristisch zu arbeiten, zu argumentieren und Recht anzuwenden. Quasi wie im Examen. Wo geht das am besten?
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
warum nicht Unternehmen? Also wir stellen durchaus auch "Frischlinge" ein. Ich leite z.B. eine Arbeitsrechteinheit mit derzeit 6 Juristen und davon waren die meisten Neueinsteiger. Daher nur Mut!
Meine Lieblingsanekdote aus diesem Bereich ist eine ehemalige Kollegin. Erstes Examen einmal durchgefallen und dann knapp über dem Strich. Zweites Examen auch nur 4 gewinnt. War bei uns ganz kurz Aushilfe (keine 3 Monate) und hat dann eine Stelle bei Siemens im Compliancebereich erhalten. War ausgeschrieben für Topjurist mit Berufserfahrung. Trotzdem hat sie die Stelle bekommen, da sie spanisch konnte und das wohl eben viel wichtiger war. Daher bitte nicht von Ausschreibungen abschrecken lassen. Das ist der Superidealkandidat, den man nur in den seltensten Fällen bekommt
16.01.2023, 19:23
(16.01.2023, 19:16)Freidenkender schrieb:Ich habe das dem Grunde nach ausgeschlossen, da die meisten Stellenausschreibungen eben an erfahrene Leute gerichtet sind. Aber wenn du sagst, dass durchaus auch Anfänger genommn werden.. Auf welches Gehalt kann man sich dann einstellen, kannst du das grob sagen? Und wie sieht die Tätigkeit dann genau aus? Es wird vermutlich sehr viel Arbeitsrecht sein, oder?(16.01.2023, 12:13)LivingArt schrieb: Heyho in die Runde, ich war bisweilen immer eine stille Leserin hier. Da ich aber seit letzter Woche Volljuristin bin, muss ich mir jetzt Gedanken über den Berufseinstieg machen. Leichter gesagt, als getan. Ich habe 2x ein hohes VB in den Examinas, weiß aber nicht wohin mit mir. Meine Vorlieben liegen im Zivilrecht, ich liebe es juristisch zu arbeiten, zu argumentieren und Recht anzuwenden. Quasi wie im Examen. Wo geht das am besten?
Unternehmen kommt nicht in Betracht, da keinerlei Berufserfahrung. Verwaltung stelle ich mir auf Dauer zu langweilig vor- ist das die richtige Annahme? Kanzlei wäre noch in Betracht zu ziehen, allerdings schreckt mich dort das niedrige Gehalt in Zivilrechtskanzleien ab, die sich eben mit Examensstoff beschäftigen(habe keine Lust auf GK, Wirtschaftskram oder so n Gedöns).
Bleibt also letztlich nur die Justiz? Dort ist es allerdings so, dass die Arbeitszeit auch irgendwie in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt steht, oder? Und richtig jursitisch arbeitet man am AG ja sicherlich auch nicht?
Ich wäre über Hilfe echt dankbar... Vllt. fällt jmanden noch etwas ein
LG Nina
warum nicht Unternehmen? Also wir stellen durchaus auch "Frischlinge" ein. Ich leite z.B. eine Arbeitsrechteinheit mit derzeit 6 Juristen und davon waren die meisten Neueinsteiger. Daher nur Mut!
Meine Lieblingsanekdote aus diesem Bereich ist eine ehemalige Kollegin. Erstes Examen einmal durchgefallen und dann knapp über dem Strich. Zweites Examen auch nur 4 gewinnt. War bei uns ganz kurz Aushilfe (keine 3 Monate) und hat dann eine Stelle bei Siemens im Compliancebereich erhalten. War ausgeschrieben für Topjurist mit Berufserfahrung. Trotzdem hat sie die Stelle bekommen, da sie spanisch konnte und das wohl eben viel wichtiger war. Daher bitte nicht von Ausschreibungen abschrecken lassen. Das ist der Superidealkandidat, den man nur in den seltensten Fällen bekommt
LG
17.01.2023, 01:10
in meiner Truppe ist es Arbeitsrecht mit einem sehr starken Bezug zum kollektiven Arbeitsrecht. Aber das kann man erlernen und man muss eben ein wenig in die neuen Kollegen investieren. Am Anfang eher die Businesspartner im Individualarbeitsrecht unterstützen, dann erste Prüfungen im kollektiven Arbeitsrecht. Danach erste kleinere Themen mit den Arbeitnehmergremien verhandeln, Projekte frühzeitig begleiten, damit die personalrechtlichen und -wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt werden. Auch mal einer Kanzlei bei einer DD auf den Füßen stehen, Verfahren vor Gericht begleiten etc. Das kann man schön aufbauen. Es ist sehr abwechslungsreich und nicht nur juristisch, da viel auch unternehmerische Themen im Auge behalten werden müssen.
Die Kollegen im Bereich Recht und Compliance sind aber ähnlich unterwegs. Auch die haben schon einige Neulinge eingestellt und an die Themen herangeführt
Die Kollegen im Bereich Recht und Compliance sind aber ähnlich unterwegs. Auch die haben schon einige Neulinge eingestellt und an die Themen herangeführt