07.12.2022, 00:04
Hallo liebe Mitglieder,
derzeit ringe ich etwas mit mir. Ich bin Rechtsanwalt in einer Kanzlei mit fünf Anwälten in Bayern, inklusive mir. Es ist mein erster Job nach dem Examen, dort bin ich seit fast vier Jahren.
Ich komme langsam an meine Grenzen.
Wir betreuen vier Standorte zu fünft, dh also auch die Umkreise. Wir arbeiten selbstständig, die Partnerin an meinem Standort steht für Fragen zur Verfügung. Nun ist es aber so, dass ich bei einer normalerweise 40h Woche etwa mit 2.700€ monatlich rauskomme. Es bleibt nur nie bei den Stunden.
Es geht mir nicht um das Geld, sondern ich möchte die Bedingungen erklären.
Ich betreue alleine über 400 laufende Mandate. Von kleinen Fällen bis komplizierten Klagen. Das sind keine Abrechnungsmandate sondern wirklich laufende Akten, die täglich bearbeitet werden müssen. Telefonate, Emails, Gerichtstermine, Fristen. Das Komplettpaket.
Es ist bei uns so, dass laufend neue Anwälte kündigen. Dann muss der Rest die Mehrarbeit wieder auffangen.
Jetzt bin ich an dem Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr kann und es nach Hause zu meiner Frau und meinem Kind mitnehme. Ich habe das Gefühl ich bin wie in einem Hamsterrad. Von mir würde ich behaupten, dass ich nicht langsam arbeite. Etwa 60 Akten schaffe ich täglich zu bearbeiten, seien es Rückfragen der Mandanten oder Schriftsätze. Nur das Problem ist, dass alles umso schneller wieder kommt. Wenn ich einen Tag bei Gericht bin graust es mir vor dem, was auf mich wartet. Manchmal habe ich regelrecht Angst vor dem nächsten Tag.
Ich habe oft überlegt zu einer Versicherung zu wechseln, da mir der Anwaltsberuf keinen Spaß mehr macht. Ich habe aber „Angst“, dass es woanders auch nicht besser oder schlechter ist.
Denn ich habe ja keine Vergleiche, da es meine erste Anstellung ist. Wie gesagt mache ich das bereits etwa vier Jahre und bin laufend gestresst.
Mit der Partnerin an meinem Standort habe ich mehrfach gesprochen. Hilfreich war das nicht. Ich muss alle Mandate nehmen die mir zugeteilt werden. Bei den anderen sieht es kaum besser aus.
Ist das Anwaltsleben einfach so? Ist das normal und ich muss mir dessen einfach klarwerden?
Ich würde mich über Erfahrungen bzw. Vergleiche freuen
derzeit ringe ich etwas mit mir. Ich bin Rechtsanwalt in einer Kanzlei mit fünf Anwälten in Bayern, inklusive mir. Es ist mein erster Job nach dem Examen, dort bin ich seit fast vier Jahren.
Ich komme langsam an meine Grenzen.
Wir betreuen vier Standorte zu fünft, dh also auch die Umkreise. Wir arbeiten selbstständig, die Partnerin an meinem Standort steht für Fragen zur Verfügung. Nun ist es aber so, dass ich bei einer normalerweise 40h Woche etwa mit 2.700€ monatlich rauskomme. Es bleibt nur nie bei den Stunden.
Es geht mir nicht um das Geld, sondern ich möchte die Bedingungen erklären.
Ich betreue alleine über 400 laufende Mandate. Von kleinen Fällen bis komplizierten Klagen. Das sind keine Abrechnungsmandate sondern wirklich laufende Akten, die täglich bearbeitet werden müssen. Telefonate, Emails, Gerichtstermine, Fristen. Das Komplettpaket.
Es ist bei uns so, dass laufend neue Anwälte kündigen. Dann muss der Rest die Mehrarbeit wieder auffangen.
Jetzt bin ich an dem Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr kann und es nach Hause zu meiner Frau und meinem Kind mitnehme. Ich habe das Gefühl ich bin wie in einem Hamsterrad. Von mir würde ich behaupten, dass ich nicht langsam arbeite. Etwa 60 Akten schaffe ich täglich zu bearbeiten, seien es Rückfragen der Mandanten oder Schriftsätze. Nur das Problem ist, dass alles umso schneller wieder kommt. Wenn ich einen Tag bei Gericht bin graust es mir vor dem, was auf mich wartet. Manchmal habe ich regelrecht Angst vor dem nächsten Tag.
Ich habe oft überlegt zu einer Versicherung zu wechseln, da mir der Anwaltsberuf keinen Spaß mehr macht. Ich habe aber „Angst“, dass es woanders auch nicht besser oder schlechter ist.
Denn ich habe ja keine Vergleiche, da es meine erste Anstellung ist. Wie gesagt mache ich das bereits etwa vier Jahre und bin laufend gestresst.
Mit der Partnerin an meinem Standort habe ich mehrfach gesprochen. Hilfreich war das nicht. Ich muss alle Mandate nehmen die mir zugeteilt werden. Bei den anderen sieht es kaum besser aus.
Ist das Anwaltsleben einfach so? Ist das normal und ich muss mir dessen einfach klarwerden?
Ich würde mich über Erfahrungen bzw. Vergleiche freuen
07.12.2022, 00:16
Du bearbeitest 60 Akten pro Tag? Respekt!
Das sind 7,5 Akten pro Stunde an einem 8-Stunden-Tag oder 6 bei 10 Stunden, also mindestens alle 10 Minuten ein Fall.
Deswegen kann ich die Frage nicht so ganz glauben, zumal es vor kurzem einen ähnlichen Thread gab.
Falls die Geschichte wahr sein sollte: Lauf so schnell du kannst, denn das ist alles andere als normal.
Das sind 7,5 Akten pro Stunde an einem 8-Stunden-Tag oder 6 bei 10 Stunden, also mindestens alle 10 Minuten ein Fall.
Deswegen kann ich die Frage nicht so ganz glauben, zumal es vor kurzem einen ähnlichen Thread gab.
Falls die Geschichte wahr sein sollte: Lauf so schnell du kannst, denn das ist alles andere als normal.
07.12.2022, 08:07
Zuerst: Respekt für diese übermenschliche Leistung.
Ganz ehrlich: Für solche Arbeitsbedingungen zu solchem Lohn hat man nicht 7 Jahre studiert/gelernt. Du brauchst einen neuen Job!
Ganz ehrlich: Für solche Arbeitsbedingungen zu solchem Lohn hat man nicht 7 Jahre studiert/gelernt. Du brauchst einen neuen Job!
07.12.2022, 09:27
(07.12.2022, 00:16)Egal schrieb: Du bearbeitest 60 Akten pro Tag? Respekt!
Das sind 7,5 Akten pro Stunde an einem 8-Stunden-Tag oder 6 bei 10 Stunden, also mindestens alle 10 Minuten ein Fall.
Deswegen kann ich die Frage nicht so ganz glauben, zumal es vor kurzem einen ähnlichen Thread gab.
Falls die Geschichte wahr sein sollte: Lauf so schnell du kannst, denn das ist alles andere als normal.
Ja durch die vollkommen unrealistische Anzahl bin ich ausgestiegen.
Ansonsten, wechseln so schnell es geht
07.12.2022, 09:50
Danke für eure Antworten. Es ist ist wirklich wahr. In manchen der Akten gibt es natürlich mal mehr mal weniger zu tun. Mal ist es eine Klage, mal ein kurzes Schreiben an die Gegenseite oder Beantwortung einer Email/Beratung. Aber es ist trotzdem die Anzahl der Akten.
Und natürlich mache ich das nicht in der regulären vorgesehenen Zeit, da ich keden Tag Überstunden mache und auch mal am We arbeite, da es anders nicht schaffbar ist. Ich fühle mich wie ein Sklave der Mandanten.
Ich finde es eher erschreckend, dass man mir nicht glaubt (kein Vorwurf). Aber das heißt für mich im Umkehrschluss eher nur, dass das nicht normal ist.
Ich habe schlicht einfach keinen Vergleich, da ich sonst keine Freunde habe die den Anwaltsberuf gewählt haben. Denn es hieß ja immer, Anwalt sein ist stressig. Ich wollte nur nicht auf hohem Niveau jammern, sondern mir Hilfe bei der Entscheidung suchen
Und natürlich mache ich das nicht in der regulären vorgesehenen Zeit, da ich keden Tag Überstunden mache und auch mal am We arbeite, da es anders nicht schaffbar ist. Ich fühle mich wie ein Sklave der Mandanten.
Ich finde es eher erschreckend, dass man mir nicht glaubt (kein Vorwurf). Aber das heißt für mich im Umkehrschluss eher nur, dass das nicht normal ist.
Ich habe schlicht einfach keinen Vergleich, da ich sonst keine Freunde habe die den Anwaltsberuf gewählt haben. Denn es hieß ja immer, Anwalt sein ist stressig. Ich wollte nur nicht auf hohem Niveau jammern, sondern mir Hilfe bei der Entscheidung suchen
07.12.2022, 10:16
(07.12.2022, 09:50)Jurist1992 schrieb: Danke für eure Antworten. Es ist ist wirklich wahr. In manchen der Akten gibt es natürlich mal mehr mal weniger zu tun. Mal ist es eine Klage, mal ein kurzes Schreiben an die Gegenseite oder Beantwortung einer Email/Beratung. Aber es ist trotzdem die Anzahl der Akten.
Und natürlich mache ich das nicht in der regulären vorgesehenen Zeit, da ich keden Tag Überstunden mache und auch mal am We arbeite, da es anders nicht schaffbar ist. Ich fühle mich wie ein Sklave der Mandanten.
Ich finde es eher erschreckend, dass man mir nicht glaubt (kein Vorwurf). Aber das heißt für mich im Umkehrschluss eher nur, dass das nicht normal ist.
Ich habe schlicht einfach keinen Vergleich, da ich sonst keine Freunde habe die den Anwaltsberuf gewählt haben. Denn es hieß ja immer, Anwalt sein ist stressig. Ich wollte nur nicht auf hohem Niveau jammern, sondern mir Hilfe bei der Entscheidung suchen
Streck doch einfach mal deine Fühler aus und schau mal, welche Jobalternative für dich in Frage kommt. 2.700 netto? Mir scheint, da gäbe es auf jeden Fall Jobs mit einem besseren Gesamtpaket. Bewirb dich doch ruhig dann mal bei einer Versicherung. Auch wenn die tägliche Aktenmenge mir ein bisschen hoch gegriffen scheint bringt es deinen Punkt rüber.
07.12.2022, 10:33
(07.12.2022, 09:50)Jurist1992 schrieb: Danke für eure Antworten. Es ist ist wirklich wahr. In manchen der Akten gibt es natürlich mal mehr mal weniger zu tun. Mal ist es eine Klage, mal ein kurzes Schreiben an die Gegenseite oder Beantwortung einer Email/Beratung. Aber es ist trotzdem die Anzahl der Akten.
Und natürlich mache ich das nicht in der regulären vorgesehenen Zeit, da ich keden Tag Überstunden mache und auch mal am We arbeite, da es anders nicht schaffbar ist. Ich fühle mich wie ein Sklave der Mandanten.
Ich finde es eher erschreckend, dass man mir nicht glaubt (kein Vorwurf). Aber das heißt für mich im Umkehrschluss eher nur, dass das nicht normal ist.
Ich habe schlicht einfach keinen Vergleich, da ich sonst keine Freunde habe die den Anwaltsberuf gewählt haben. Denn es hieß ja immer, Anwalt sein ist stressig. Ich wollte nur nicht auf hohem Niveau jammern, sondern mir Hilfe bei der Entscheidung suchen
Ist definitiv nicht normal. Auch, dass ständig neue Anwälte kündigen, ist nicht normal und eher ein Warnsignal. Schau dich um, nach anderen Kanzleien, auch das Gehalt empfinde ich als viel zu niedrig nach vier Jahren. Ich habe mit 4,x und 6,x in BW zum Einstieg 45k bekommen, nach 6 Monaten ~55 und ein Jahr später 60. Und ich bin mit dem Gehalt auch noch nicht ganz zufrieden, habe aber humane Arbeitszeiten.
07.12.2022, 19:30
(07.12.2022, 09:50)Jurist1992 schrieb: Danke für eure Antworten. Es ist ist wirklich wahr. In manchen der Akten gibt es natürlich mal mehr mal weniger zu tun. Mal ist es eine Klage, mal ein kurzes Schreiben an die Gegenseite oder Beantwortung einer Email/Beratung. Aber es ist trotzdem die Anzahl der Akten.
Und natürlich mache ich das nicht in der regulären vorgesehenen Zeit, da ich keden Tag Überstunden mache und auch mal am We arbeite, da es anders nicht schaffbar ist. Ich fühle mich wie ein Sklave der Mandanten.
Ich finde es eher erschreckend, dass man mir nicht glaubt (kein Vorwurf). Aber das heißt für mich im Umkehrschluss eher nur, dass das nicht normal ist.
Ich habe schlicht einfach keinen Vergleich, da ich sonst keine Freunde habe die den Anwaltsberuf gewählt haben. Denn es hieß ja immer, Anwalt sein ist stressig. Ich wollte nur nicht auf hohem Niveau jammern, sondern mir Hilfe bei der Entscheidung suchen
Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es ist nur einfach eine Zahl, die schon bei rationaler Betrachtung nicht zu schaffen ist.
In meiner ersten Kanzlei war die Fluktuationsrate ebenfalls sehr hoch. Das kommt nicht von ungefähr und zeigt, dass definitiv etwas falsch läuft.
Also nein, diese hohen Schlagzahlen sind nicht normal und sollten es auch nicht sein. Der Anwaltsberuf kann sehr viel Spaß machen. Er ist auch nicht per se stressiger als jeder andere Beruf, wenn man das nicht möchte. Du solltest daher definitiv die Kanzlei wechseln. Wenn dir die Arbeitszeiten wichtig sind, scheue dich nicht, in den kommenden Bewerbungsgesprächen danach zu fragen.
07.12.2022, 20:36
Auf wieviele Wochenstunden kommst du denn so?
07.12.2022, 21:50