24.11.2022, 17:24
(24.11.2022, 17:09)juranutzername schrieb: Hallo zusammen
Und herzlichen Dank an alle, die sich gemeldet haben. Das sind wirklich sehr hilfreiche und spannende Einblicke von Euch, sei es von "Praktiker", "Sir Wilfried Robarts", oder "Egal". Ich denke, eigentlich habe ich schon mit dem Thema abgeschlossen und eigentlich bin ich auch glücklich mit der Note. Meine Kanzlei aus der Wahlstation hat mir angeboten, bei ihnen ab Dezember anzufangen. Der Verbesserungsversuch wäre erst in einigen Wochen, aber mein regulärer Versuch ist jetzt auch schon 6 Monate her, d.h. Ich habe viel vergessen und weiß nicht, ob ich die Tagesform aus den guten Klausuren so noch einmal hinbekomme, und die schlechten Klausuren gleichzeitig besser schreiben kann als letztes Mal.
Ich habe mich wirklich nur gefragt, ob ich gerade fehlende Weitsicht walten lasse, wenn ich jetzt anfangen zu arbeiten und es "nicht einfach versuche, weil ich habe ja nichts zu verlieren", wenn ich mich doch noch später als Richter bewerben möchte.
Aber ein Blick in die Glaskugel ist ja niemandem vergönnt.
Es freut mich auch sehr für dich, Egal, dass du in einem guten Job wechseln konntest. Es ist natürlich nicht schön, 6 Monate zu suchen, aber vielleicht findet man dann am Ende einen viel besseren Job, als den ersten besten.
Ich weiß auch nicht, warum man selbst diese Verrücktheit mit den Noten und den 0 Komma hier und 0 Komma da so sehr verinnerlicht hat, aber ich wünsche mir, dass man davon los kommt, wenn man einmal im Job ist...
Das ist ein richtiger guter Thread, da es genug Leute gibt, die „nur“ 8,8 Punkte haben (im ersten oder zweiten Examen).
Ich kenne im Freundeskreis einige Personen. Und da ist es schön, wenn es am Ende egal ist, ob 8,8 oder 9,1.
24.11.2022, 20:18
Naja, grundsätzlich teile ich das alles. Vor allem in der Justiz. Aber der Unterschied zwischen 8,9 und 9,0 ist auf dem Arbeitsmarkt der Kanzleien auf jeden Fall da. Es sind halt zwei verschiedene Noten und die werden auch relativ bewusst vergeben.
Man hätte in der mündlichen Prüfung halt auch 0,1 mehr geben können - hat man aber nicht. Und das ist halt auch eine Aussage (kein Prädikatsjurist im 2.). Da ist der Unterschied zwischen 9,5 und 10,5 nach meiner Erfahrung (Großkanzlei seit 4 Jahren) weit weniger bedeutend, da es dieselbe Notenstufe ist.
Ich musste das mit 8,5 und Gehaltsabschlag am eigenen Leib erfahren (kein Bonus).
Für die Justiz dürfte das, wenn du einmal drin bist, allerdings keinen Unterschied machen,
Man hätte in der mündlichen Prüfung halt auch 0,1 mehr geben können - hat man aber nicht. Und das ist halt auch eine Aussage (kein Prädikatsjurist im 2.). Da ist der Unterschied zwischen 9,5 und 10,5 nach meiner Erfahrung (Großkanzlei seit 4 Jahren) weit weniger bedeutend, da es dieselbe Notenstufe ist.
Ich musste das mit 8,5 und Gehaltsabschlag am eigenen Leib erfahren (kein Bonus).
Für die Justiz dürfte das, wenn du einmal drin bist, allerdings keinen Unterschied machen,
24.11.2022, 20:46
(24.11.2022, 20:18)Law.NRW schrieb: Naja, grundsätzlich teile ich das alles. Vor allem in der Justiz. Aber der Unterschied zwischen 8,9 und 9,0 ist auf dem Arbeitsmarkt der Kanzleien auf jeden Fall da. Es sind halt zwei verschiedene Noten und die werden auch relativ bewusst vergeben.
Man hätte in der mündlichen Prüfung halt auch 0,1 mehr geben können - hat man aber nicht. Und das ist halt auch eine Aussage (kein Prädikatsjurist im 2.). Da ist der Unterschied zwischen 9,5 und 10,5 nach meiner Erfahrung (Großkanzlei seit 4 Jahren) weit weniger bedeutend, da es dieselbe Notenstufe ist.
Ich musste das mit 8,5 und Gehaltsabschlag am eigenen Leib erfahren (kein Bonus).
Für die Justiz dürfte das, wenn du einmal drin bist, allerdings keinen Unterschied machen,
Warum hast du den Verbesserungsversuch nicht wahrgenommen, wenn ich fragen darf?
24.11.2022, 23:04
Die Noten bleiben insoweit wichtig, als dass man im unauffälligen Bereich sein muss. Dh wer 7 Punkte hat, kann sich nach 3-4 Jahren BE den AG aussuchen, soweit der CV und die Schwerpunkte der Tätigkeit passen.
25.11.2022, 00:42
(24.11.2022, 23:04)DAS IST KEIN SPIEL schrieb: Die Noten bleiben insoweit wichtig, als dass man im unauffälligen Bereich sein muss. Dh wer 7 Punkte hat, kann sich nach 3-4 Jahren BE den AG aussuchen, soweit der CV und die Schwerpunkte der Tätigkeit passen.
+1 und das ist doch auch soweit ich das für den anwaltlichen Bereich mitbekomme - bei allem Streben nach ehrlicher Qualität - eine beruhigende Erfahrung. Es wird nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Gute Noten vereinfachen mE alles. Aber "normalere" Noten versperren wenn man drin ist mE idR nichts.
Ich finde auch: echtes Interesse macht sich egal wo in der Juristerei mittelfristig bezahlt. Das Examen ist ja auch "nur" eine Momentaufnahme.
Und übertrieben gesagt: derjenige, der sich mit 8,9 oder 7 P für das was er macht ehrlich interessiert und weiter entwickelt, kann mE zuversichtlicher in die Zukunft schauen, als derjenige, der mit 9,2 nur schaut, wer dieses Jahr am besten zahlt.
Das empfinde ich so (mit 8,x im 1. und 10,x im 2ten) und auch Leuten die da besser sind im Kreis der Bekannten und Freunde, aber auch manchen "klugen Köpfen" in diesem Kreis, die sich im Examen sicher "unter Wert" verkauft haben.
25.11.2022, 12:14
(24.11.2022, 16:31)MrJudgeBW schrieb:(24.11.2022, 13:57)Egal schrieb: Von deinen Gefilden kann ich es dir nicht sagen und finde es persönlich auch etwas lächerlich, einen Unterschied zwischen einem Bewerber mit 8,9 und 9,0 zu machen wenn der Rest passt, aber egal...
Ich habe einen größeren Patzer drin mit meinem a im 2. StEx und mir wird das 9 Jahre nach dem 2. immer noch vorgehalten und ich werde bei vielen Stellenanzeigen ausgesiebt. Nein, ich habe mich nicht in GKs beworben. Da wäre es mir auch klar. Aber selbst viele kleinere und mittlere Kanzleien wollen mich nicht. Oftmals, obwohl mein Lebenslauf perfekt auf die Stellenbeschreibung gepasst hätte. Viele Juristen sind leider so verbohrt, dass die Arbeitsjahre und damit gewonnene Berufserfahrung zwischen Staatsexamen und der vorliegenden Bewerbung nicht zählen, was m.E. unsinnig ist. Ich kann von mir ruhigen Gewissens behaupten, dass ich die Fehler, die ich damals in meinem Rechtsgebiet (war Prüfungsfach) gemacht habe, heute nicht mehr machen würde. Damals war für mich noch alles graue Theorie, heute ist es gelebte Praxis und vieles für mich selbstverständlich, wo ich damals überlegen musste.
Meine jetzige Stellensuche dieses Jahr aus einem festen Arbeitsverhältnis heraus hat rund 6 Monate gedauert. Teilweise lag es vielleicht an meinen kleinen Kindern, oftmals wurde mir aber von den Headhuntern bestätigt, dass es mit meinen Examensergebnissen schwierig wird. Ich habe eine sehr gute neue Stelle gefunden, die für mich (für manche aus dem Forum nicht) gut bezahlt ist und wo auch alle anderen Konditionen sehr gut passen. Es ist eine Stelle im Unternehmen. Meine direkte Vorgesetzte ist Volljuristin, alle anderen im Team nicht. Ist vermutlich ein Vorteil, denn hier kam keiner mit dem Vorurteil "die hat nur ein ausreichend im 2. Examen und kann nichts" auf mich zu. Stattdessen wurde ich wegen meiner bisherigen Berufserfahrung genommen.
Richtig gut, herzlichen Glückwunsch . Das Gewese um die Noten ist auch echt nur bei den Juristen so stark ausgeprägt. Und leider gibt es ganz viele, die sich extrem darüber definieren. Naja, wer's braucht. Dabei sind der Faktor "Glück" sowie die Tagesform nicht zu unterschätzen. Schon daher sind ein paar Nachkommastellen sicher nicht von ausschlaggebender Relevanz. Umso besser, dass Du in einem Arbeitsumfeld gelandet bist, in dem das keine Rolle mehr spielt.
Danke, auch an den TE :-)
26.11.2022, 13:53
(24.11.2022, 17:09)juranutzername schrieb: Hallo zusammen
Und herzlichen Dank an alle, die sich gemeldet haben. Das sind wirklich sehr hilfreiche und spannende Einblicke von Euch, sei es von "Praktiker", "Sir Wilfried Robarts", oder "Egal". Ich denke, eigentlich habe ich schon mit dem Thema abgeschlossen und eigentlich bin ich auch glücklich mit der Note. Meine Kanzlei aus der Wahlstation hat mir angeboten, bei ihnen ab Dezember anzufangen. Der Verbesserungsversuch wäre erst in einigen Wochen, aber mein regulärer Versuch ist jetzt auch schon 6 Monate her, d.h. Ich habe viel vergessen und weiß nicht, ob ich die Tagesform aus den guten Klausuren so noch einmal hinbekomme, und die schlechten Klausuren gleichzeitig besser schreiben kann als letztes Mal.
Ich habe mich wirklich nur gefragt, ob ich gerade fehlende Weitsicht walten lasse, wenn ich jetzt anfangen zu arbeiten und es "nicht einfach versuche, weil ich habe ja nichts zu verlieren", wenn ich mich doch noch später als Richter bewerben möchte.
Aber ein Blick in die Glaskugel ist ja niemandem vergönnt.
Es freut mich auch sehr für dich, Egal, dass du in einem guten Job wechseln konntest. Es ist natürlich nicht schön, 6 Monate zu suchen, aber vielleicht findet man dann am Ende einen viel besseren Job, als den ersten besten.
Ich weiß auch nicht, warum man selbst diese Verrücktheit mit den Noten und den 0 Komma hier und 0 Komma da so sehr verinnerlicht hat, aber ich wünsche mir, dass man davon los kommt, wenn man einmal im Job ist...
Noch eine Konkretisierung meines Beitrags: ob 8,9 oder 9,0 interessiert, wenn Du mal drin bist, ganz sicher niemand mehr. Mit 12 sähe es ggf. anders aus, also wenn man sich wirklich deutlich von den anderen abhebt. Wenn Du dich also nicht massiv unterbewertet fühlst, würde ich es lassen - selbst wenn Du auf 9,9 kämst, wäre das keine Notenverbesserung, die später Türen öffnen würde.
28.11.2022, 10:59
Mit 3 aus 4 (VB+, VB+, Dr., LL.M./ bzw. für den Arbeitgeber einschlägige Zusatzqualifikation wie z.B. Steuerberater, Bankausbildung etc.) wurde ich nur bei meinem ersten Arbeitgeber nach meinen Noten gefragt.
Sämtliche Wechsel danach haben sich aus beruflichen Kontakten (z.B. aus vorheriger Zusammenarbeit auf derselben oder auch der Gegenseite, persönlichen Treffen anlässlich von Fortbildungen etc.) ergeben, wobei meine bisherige berufliche Erfahrung im Fokus stand. In einem Fall habe ich sogar meine Zeugnisse erst nach dem Einstieg persönlich bei der Personalabteilung abgegeben...
Ich denke je "formaler" Einstellungsprozesse gesteuert werden, z.B. Mindestnotenanforderungen bei Justiz oder bei bestimmten Partnervorgaben, desto wichtiger kann die Note sein.
Allerdings kommt es nach meiner Erfahrung und dem, was ich im Umfeld mitbekomme, mit zunehmender Berufserfahrung nicht mehr wirklich auf Noten an. Viel wichtiger sind Erfahrungen bzw. Beurteilungen, ein tragendes Netzwerk und das Glück, im richtigen Zeitpunkt die passende Chance zu bekommen.
Sämtliche Wechsel danach haben sich aus beruflichen Kontakten (z.B. aus vorheriger Zusammenarbeit auf derselben oder auch der Gegenseite, persönlichen Treffen anlässlich von Fortbildungen etc.) ergeben, wobei meine bisherige berufliche Erfahrung im Fokus stand. In einem Fall habe ich sogar meine Zeugnisse erst nach dem Einstieg persönlich bei der Personalabteilung abgegeben...
Ich denke je "formaler" Einstellungsprozesse gesteuert werden, z.B. Mindestnotenanforderungen bei Justiz oder bei bestimmten Partnervorgaben, desto wichtiger kann die Note sein.
Allerdings kommt es nach meiner Erfahrung und dem, was ich im Umfeld mitbekomme, mit zunehmender Berufserfahrung nicht mehr wirklich auf Noten an. Viel wichtiger sind Erfahrungen bzw. Beurteilungen, ein tragendes Netzwerk und das Glück, im richtigen Zeitpunkt die passende Chance zu bekommen.
28.11.2022, 14:58
3 aus 4 muss man aber auch erstmal haben. Das sind dann die besten 5 Prozent. Bei denen machen kleine Notendifferenzen nachvollziehbar keinen Unterschied mehr.
Aber für die restlichen 95 Prozent kann das anders aussehen.
Aber für die restlichen 95 Prozent kann das anders aussehen.
28.11.2022, 16:04
(28.11.2022, 14:58)Law.NRW schrieb: 3 aus 4 muss man aber auch erstmal haben. Das sind dann die besten 5 Prozent. Bei denen machen kleine Notendifferenzen nachvollziehbar keinen Unterschied mehr.
Aber für die restlichen 95 Prozent kann das anders aussehen.
Japp, zudem dürfte es auch sehr auf den ersten Arbeitgeber ankommen. Wenn der zufällig FBD, HM oder S&C heißt und dann noch ein Dr. vorm Namen steht, erübrigt sich die Frage nach den Noten...