26.10.2022, 16:28
Hi,
Ich habe diesen Sommer den Schluss gefasst, dass ich nach dem Studium im Ausland arbeiten will. Hat man mit einem abgeschlossenen Jura Studium (und ggf. Zusatzqualifikationen wie LLM) realistische Aussichten auf eine Einstellung außerhalb von Deutschland, etwa als Legal Counsel in einem internationalen Unternehmen etc.
oder ist das eher unwahrscheinlich und es würde mehr Sinn machen, mir einen anderen Studiengang zu suchen? (Bin im 3. Semester)
Ich habe diesen Sommer den Schluss gefasst, dass ich nach dem Studium im Ausland arbeiten will. Hat man mit einem abgeschlossenen Jura Studium (und ggf. Zusatzqualifikationen wie LLM) realistische Aussichten auf eine Einstellung außerhalb von Deutschland, etwa als Legal Counsel in einem internationalen Unternehmen etc.
oder ist das eher unwahrscheinlich und es würde mehr Sinn machen, mir einen anderen Studiengang zu suchen? (Bin im 3. Semester)
26.10.2022, 20:15
Ganz ehrlich: du willst vielleicht jetzt gern im Ausland arbeiten, aber ob du das in 5 Jahren immer noch willst?
Für nen Volljuristen ist es im Ausland schwer. Wir sind halt fürs deutsche Recht ausgebildet. Was ggf geht:
- in einer deutschen GK anfangen und dann an einen Standort ins Ausland wechseln
- internationale Organisationen / NGOs
- LLM in den USA, dort das bar Examen machen, dann auf nen Job hoffen (Problem: Visum)
Unternehmen geht vielleicht, aber auch nicht super realistisch.
Du bist im 3. Semester. Mach erstmal das Examen und das Ref.
Für nen Volljuristen ist es im Ausland schwer. Wir sind halt fürs deutsche Recht ausgebildet. Was ggf geht:
- in einer deutschen GK anfangen und dann an einen Standort ins Ausland wechseln
- internationale Organisationen / NGOs
- LLM in den USA, dort das bar Examen machen, dann auf nen Job hoffen (Problem: Visum)
Unternehmen geht vielleicht, aber auch nicht super realistisch.
Du bist im 3. Semester. Mach erstmal das Examen und das Ref.
26.10.2022, 20:37
(26.10.2022, 16:28)DanielRiffert schrieb: Hi,
Ich habe diesen Sommer den Schluss gefasst, dass ich nach dem Studium im Ausland arbeiten will. Hat man mit einem abgeschlossenen Jura Studium (und ggf. Zusatzqualifikationen wie LLM) realistische Aussichten auf eine Einstellung außerhalb von Deutschland, etwa als Legal Counsel in einem internationalen Unternehmen etc.
oder ist das eher unwahrscheinlich und es würde mehr Sinn machen, mir einen anderen Studiengang zu suchen? (Bin im 3. Semester)
Macht ehrlich gesagt deutlich mehr Sinn, einen anderen Studiengang zu suchen, etwas universelleres. Gerade Jura ist nun mal in jedem Land lokal. 3. Semester ist ja noch nicht so weit. Wenn du eh vorhast zu performen wäre sogar bwl die bessere Wahl und dann schauen dass du Praktika Richtung AM, PE usw machst..
26.10.2022, 21:06
Im Grunde ist Jura der deutscheste Studiengang, den es gibt. Jemand, der Latein auf Lehramt studiert,
hat wahrscheinlich mehr Möglichkeiten ins Ausland zu gehen.
Mit Jura kann man sicherlich auch irgendwie ins Ausland ,etwa USA, gehen, muss aber dann im Grunde
noch einmal neu lernen. Vielleicht bietet sich Frankreich an, da die Franzosen von der Struktur
ein ähnliches Rechtssystem haben. Außerdem sollen die Franzosen ebenfalls ein gewisses
Faible für Bürokratie haben.
hat wahrscheinlich mehr Möglichkeiten ins Ausland zu gehen.
Mit Jura kann man sicherlich auch irgendwie ins Ausland ,etwa USA, gehen, muss aber dann im Grunde
noch einmal neu lernen. Vielleicht bietet sich Frankreich an, da die Franzosen von der Struktur
ein ähnliches Rechtssystem haben. Außerdem sollen die Franzosen ebenfalls ein gewisses
Faible für Bürokratie haben.
26.10.2022, 21:23
Würde auch sagen, dass ein anderes Studienfach bei der Zielsetzung mehr Sinn macht.
26.10.2022, 21:25
Ist durchaus möglich, Beispiele:
- Als Anwalt für Kanzleien in Brüssel arbeiten (Kartellrecht, Europarecht)
- Ebenfalls in Brüssel für Europäische Behörden (z.B. EU-Kommission)
- Organisationen wie die GIZ (hier auch Einsätze im außereuropäischen Ausland möglich) oder NGOs
- LLM + Barexam in USA, anschließend für eine US-amerikanische Kanzlei arbeiten
- Diplomat für das Auswärtige Amt
- selbstständig machen und für Kanzleien / Unternehmen / Privatpersonen Dienstleistungen erbringen, für die du nicht vor Ort sein musst (sprich kein Litigation, da vieles mittlerweile Digital läuft, in Zukunft wird sich dieser Trend auch verstärken)
- Online-Repetitor und Klausurenkorrektor als freier Mitarbeiter (mittlerweile haben viele Universitäten reine Online-Klausurenkurse, bei denen man bei routinierter Arbeit 20-30€ die Stunde verdienen kann)
- Auslandshandelskammern mit eigener Rechtsabteilung (z.B. in Kolumbien und Brasilien sind deutsche Volljuristen tätig).
Mittlerweile bieten zudem einige Kanzleien / Unternehmen an bis zu 3 Monate aus dem europäischen Ausland zu arbeiten. Hinzu kommt auch, dass es möglich ist vollständig aus dem Ausland zu arbeiten, wenn das Unternehmen in dem Wunschland einen Sitz hat. (Du bist dann quasi in diesem Land angestellt, erbringst aber deine Arbeit für den Unternehmenszweig im deutschen Inland).
Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren zunehmend verstärken. Die Leute wollen nicht mehr ortsabhängig arbeiten. Gerade Volljuristen können mit Ausnahme von Prozessvertretung vollständig digital arbeiten, was m.E. ein riesen Vorteil ist und es daher nur eine Frage der Zeit ist, bis man vollständig aus dem Ausland aus arbeiten werden kann.
Da du realistischerweise erst in 6 Jahren Volljurist bist, werden bis dahin die Möglichkeiten ausgereifter sein. Vor 3 Jahren war es für viele Kanzleien auch undenkbar, 100% Homeoffice anzubieten. Mittlerweile ist dies möglich.
Daher würde ich dir nicht abraten Jura abzubrechen, solange du Gefallen daran findest.
- Als Anwalt für Kanzleien in Brüssel arbeiten (Kartellrecht, Europarecht)
- Ebenfalls in Brüssel für Europäische Behörden (z.B. EU-Kommission)
- Organisationen wie die GIZ (hier auch Einsätze im außereuropäischen Ausland möglich) oder NGOs
- LLM + Barexam in USA, anschließend für eine US-amerikanische Kanzlei arbeiten
- Diplomat für das Auswärtige Amt
- selbstständig machen und für Kanzleien / Unternehmen / Privatpersonen Dienstleistungen erbringen, für die du nicht vor Ort sein musst (sprich kein Litigation, da vieles mittlerweile Digital läuft, in Zukunft wird sich dieser Trend auch verstärken)
- Online-Repetitor und Klausurenkorrektor als freier Mitarbeiter (mittlerweile haben viele Universitäten reine Online-Klausurenkurse, bei denen man bei routinierter Arbeit 20-30€ die Stunde verdienen kann)
- Auslandshandelskammern mit eigener Rechtsabteilung (z.B. in Kolumbien und Brasilien sind deutsche Volljuristen tätig).
Mittlerweile bieten zudem einige Kanzleien / Unternehmen an bis zu 3 Monate aus dem europäischen Ausland zu arbeiten. Hinzu kommt auch, dass es möglich ist vollständig aus dem Ausland zu arbeiten, wenn das Unternehmen in dem Wunschland einen Sitz hat. (Du bist dann quasi in diesem Land angestellt, erbringst aber deine Arbeit für den Unternehmenszweig im deutschen Inland).
Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren zunehmend verstärken. Die Leute wollen nicht mehr ortsabhängig arbeiten. Gerade Volljuristen können mit Ausnahme von Prozessvertretung vollständig digital arbeiten, was m.E. ein riesen Vorteil ist und es daher nur eine Frage der Zeit ist, bis man vollständig aus dem Ausland aus arbeiten werden kann.
Da du realistischerweise erst in 6 Jahren Volljurist bist, werden bis dahin die Möglichkeiten ausgereifter sein. Vor 3 Jahren war es für viele Kanzleien auch undenkbar, 100% Homeoffice anzubieten. Mittlerweile ist dies möglich.
Daher würde ich dir nicht abraten Jura abzubrechen, solange du Gefallen daran findest.
26.10.2022, 23:04
EU Kommission, GIZ und AA sind halt krass unrealistisch, außer man hat das entsprechende Profil und die Sprachkenntnisse.
27.10.2022, 00:12
(26.10.2022, 23:04)Gast schrieb: EU Kommission, GIZ und AA sind halt krass unrealistisch, außer man hat das entsprechende Profil und die Sprachkenntnisse.
TE ist im dritten Semester und möchte gerne im Ausland arbeiten. Da ist noch viel Zeit sich ein entsprechendes Profil und Sprachkenntnisse anzulegen. Außerdem ist GIZ und EU Kommission nicht unrealistisch. AA wohl schon eher.
27.10.2022, 08:33
Ich hatte bei der Vereidigung (= Zulassung zur Rechtsanwaltschaft) einen Kollegen dabei, der bei Freshfields in Brüssel gearbeitet hat.
Mittlerweile arbeitet er seit vielen Jahren in einem international tätigen Unternehmen, wohnt in Schweden und ist für die EMEA Staaten zuständig.
Es geht also wohl durchaus, aber man muss sein Profil von Anfang an international auslegen. Wenn dir spontan nach dem 2. Staatsexamen einfällt, dass du ins Ausland möchtest, du aber vorher noch nie Auslandsberührung hattest, wird es sicherlich schwer. Wie die anderen schon geschrieben haben, ist Jura ein sehr deutscher Studiengang, denn du lernst, mit ein paar Ausnahmen, dass deutsche Rechtssystem kennen. Wenn du aber die Vorlesung IPR nicht schwänzt und dich insgesamt rechtsvergleichend und international aufstellst, dürfte das funktionieren. Schau, dass du schon eins der Pflichtpraktika und später einen Teil des Referendariats im Ausland verbringst.
Mittlerweile arbeitet er seit vielen Jahren in einem international tätigen Unternehmen, wohnt in Schweden und ist für die EMEA Staaten zuständig.
Es geht also wohl durchaus, aber man muss sein Profil von Anfang an international auslegen. Wenn dir spontan nach dem 2. Staatsexamen einfällt, dass du ins Ausland möchtest, du aber vorher noch nie Auslandsberührung hattest, wird es sicherlich schwer. Wie die anderen schon geschrieben haben, ist Jura ein sehr deutscher Studiengang, denn du lernst, mit ein paar Ausnahmen, dass deutsche Rechtssystem kennen. Wenn du aber die Vorlesung IPR nicht schwänzt und dich insgesamt rechtsvergleichend und international aufstellst, dürfte das funktionieren. Schau, dass du schon eins der Pflichtpraktika und später einen Teil des Referendariats im Ausland verbringst.
27.10.2022, 14:26
Ich war im Ref in einer Kanzlei im Ausland, die praktisch nur deutsche Unternehmen in diesem Land beraten und vertreten hat. Die Unternehmen hatten dann häufig untereinander die Anwendung deutschen Rechts vereinbart, sodass ich dort auch nur mit deutschem Recht gearbeitet habe. Natürlich waren dort auch Anwälte aus dem Land selbst angestellt, für die anderen Dinge. Aber grundsätzlich geht das, wobei der Markt wohl überschaubar sein dürfte.
Oder du gehst nach Malle, wo die Deutschen leben und machst für die die Testamente und Erbrecht, wenn deren Verwandte in Deutschland sterben.
Oder du gehst nach Malle, wo die Deutschen leben und machst für die die Testamente und Erbrecht, wenn deren Verwandte in Deutschland sterben.