Problem als Anwalt Freunde zu finden

[Gast]

Sprichst du denn viel von der Arbeit? Mich als Juristin nervt es schon, wenn Juristen kein anderes Thema kennen als Jura.

Andere Gesprächsthemen sind eben schwierig, wenn man 60h/Wochen arbeitet. Da ist nichts mehr mit großen Erfahrungen außerhalb des Berufs oder Hobbies. Ich merke das selbst auch.

Um Nichtjuristen-Freunde zu finden ist hier aber sicher der falsche Ort.

Warte bis Du Kinder hast. Darüber lernst Du massig neue Leute kennen. Dann hast Du aber noch weniger Zeit für Freunde 

[Gast]

Juristen reden zu viel über ihre Arbeit/Ausbildung. Merke ich immer wieder. Die wenigsten anderen Menschen definieren sich so sehr über ihre Arbeit, und wenn doch, sind es zugegebenmaßen einfach interessantere Jobs (va Schauspieler, Musiker, Künstler …).

Versucht mal, in einem Gespräch auf einer Party solange es geht den Job außen vor zu lassen. Gute Partygesprüche enthalten übrigens meistens nicht in den ersten 2 Minuten die Frage nach dem Job (warum auch? Ist ja kein Interview). Ich kann aber auch verstehen, dass es bei der langen Ausbildung und teils auch langen Arbeitszeit einfach zentral für einen selbst ist - aber eben nicht für andere.

[HerrKules]

Ab einem gewissen Alter (ca 30) ist es absolut üblich, dass eine der ersten Fragen die nach dem Job ist. Auch bei Nichtjuristen.

Assisstenärzte reden auch nur über den Job, Werbeagenturler z.B. nie. Ärzte und Juristen haben eben auch mehr zu erzählen ;)

[Lümmel]

Der Arzt kann halt was anschauliches erzählen, unter dem sich jeder was vorstellen kann. Wenn ich erzähle, wie viele Billables ich gekloppt habe, oder welche Ansprüche ich durchgesetzt habe, kräht kein Hahn danach. Die Strafrechtler haben da bestimmt spannendere Stories im Petto.

[Gast]

Wobei bei mir immer die Frage kommt “Wieso tust du sowas? Verbrecher verteidigen?”

Ich glaube, manche Leute mögen einen dann tatsächlich nicht mehr oder finden einen unheimlich.

Oben schrieb jemand, dass man sich nach der langen Studiendauer/Arbeit mit Jura definiert und viel darüber spricht.

Heute habe ich gemerkt, dass ich das tue und zu viel darüber rede.

Das wird es vielleicht sein. Ich halte euch auf dem Laufenden, ob es besser geworden ist, wenn ich’s Maul halte :D

[Äfes]

Der Arzt kann halt was anschauliches erzählen, unter dem sich jeder was vorstellen kann. Wenn ich erzähle, wie viele Billables ich gekloppt habe, oder welche Ansprüche ich durchgesetzt habe, kräht kein Hahn danach. Die Strafrechtler haben da bestimmt spannendere Stories im Petto.

Also aus dem Erbrecht bspw. gibt's auch immer viel Interessantes und Anschauliches zu erzählen

[Egal]

Der Arzt kann halt was anschauliches erzählen, unter dem sich jeder was vorstellen kann. Wenn ich erzähle, wie viele Billables ich gekloppt habe, oder welche Ansprüche ich durchgesetzt habe, kräht kein Hahn danach. Die Strafrechtler haben da bestimmt spannendere Stories im Petto.

Also aus dem Erbrecht bspw. gibt's auch immer viel Interessantes und Anschauliches zu erzählen

Strafrecht bestimmt auch, aber ich glaube nicht, dass man sich damit sehr beliebt macht: wie vom Gast oben erwähnt: "Warum verteidigst du Verbrecher?".

Ich erinnere mich noch, wie wir damals mit der Schulklasse bei Gericht waren. Die Strafrechtsverhandlung, zu der wir eigentlich wollten, ist ausgefallen und so setzten wir uns in eine Zivilrechtsverhandlung. Inhalt: Wurde der Schornstein fachgerecht auf dem Dach angebracht? Was haben wir uns gelangweilt...die nächste Unterbrechung der Verhandlung war unsere und wir haben das Weite gesucht.
So geht es dem juristischen Laien vermutlich bei vielen Rechtsthemen.

[Praktiker]

Der Arzt kann halt was anschauliches erzählen, unter dem sich jeder was vorstellen kann. Wenn ich erzähle, wie viele Billables ich gekloppt habe, oder welche Ansprüche ich durchgesetzt habe, kräht kein Hahn danach. Die Strafrechtler haben da bestimmt spannendere Stories im Petto.

Also aus dem Erbrecht bspw. gibt's auch immer viel Interessantes und Anschauliches zu erzählen

Strafrecht bestimmt auch, aber ich glaube nicht, dass man sich damit sehr beliebt macht: wie vom Gast oben erwähnt: "Warum verteidigst du Verbrecher?".

Ich erinnere mich noch, wie wir damals mit der Schulklasse bei Gericht waren. Die Strafrechtsverhandlung, zu der wir eigentlich wollten, ist ausgefallen und so setzten wir uns in eine Zivilrechtsverhandlung. Inhalt: Wurde der Schornstein fachgerecht auf dem Dach angebracht? Was haben wir uns gelangweilt...die nächste Unterbrechung der Verhandlung war unsere und wir haben das Weite gesucht.
So geht es dem juristischen Laien vermutlich bei vielen Rechtsthemen.

Aber wenn es der eigene Schornstein ist, hängt der ganze Rechtsstaat an der Sache... schon merkwürdig...

[Gast]

Der Arzt kann halt was anschauliches erzählen, unter dem sich jeder was vorstellen kann. Wenn ich erzähle, wie viele Billables ich gekloppt habe, oder welche Ansprüche ich durchgesetzt habe, kräht kein Hahn danach. Die Strafrechtler haben da bestimmt spannendere Stories im Petto.

Also aus dem Erbrecht bspw. gibt's auch immer viel Interessantes und Anschauliches zu erzählen

Strafrecht bestimmt auch, aber ich glaube nicht, dass man sich damit sehr beliebt macht: wie vom Gast oben erwähnt: "Warum verteidigst du Verbrecher?".

Ich erinnere mich noch, wie wir damals mit der Schulklasse bei Gericht waren. Die Strafrechtsverhandlung, zu der wir eigentlich wollten, ist ausgefallen und so setzten wir uns in eine Zivilrechtsverhandlung. Inhalt: Wurde der Schornstein fachgerecht auf dem Dach angebracht? Was haben wir uns gelangweilt...die nächste Unterbrechung der Verhandlung war unsere und wir haben das Weite gesucht.
So geht es dem juristischen Laien vermutlich bei vielen Rechtsthemen.

Aber wenn es der eigene Schornstein ist, hängt der ganze Rechtsstaat an der Sache... schon merkwürdig...

Ja! So habe ich für’s Examen gelernt. Mir immer vorgestellt, dass es, in diesem Fall zum Beispiel, mein Schornstein wäre :D

[Gast]

Wobei bei mir immer die Frage kommt “Wieso tust du sowas? Verbrecher verteidigen?”

Ich glaube, manche Leute mögen einen dann tatsächlich nicht mehr oder finden einen unheimlich.

Das ist doch eine ideale Grundlage für ein interessantes Gespräch. Man stellt dar, dass man keine "Verbrecher verteidigt" - solange man nicht gerade Saul Goodman ist - sondern Menschen welchen vorgeworfen wird Verbrecher zu sein dabei unterstützt ein faires Verfahren zu haben, das nach der Verfassung jedem Menschen zusteht. Man hilft dabei den Rechtsstaat zu verteidigen, der sich im Gegensatz zu repressiven Systemen durch eine unabhängigeund starke Verteidigung auszeichnet.

Der Gegenpart kann daraufhin interessiert reagieren, dann ist alles gut. Wenn er weiter stumpfe Parolen und Wahrheiten auf Grundschul-Niveau behaupten möchte kann man sich ja immer noch entscheiden ob man das Gespräch verlässt.