05.08.2022, 21:25
Zitat:In BW sind Richter und Staatsanwälte in einer Laufbahn, sodass es keine unterschiedlichen Anforderungen an die Einstellung gibt. Es gibt also keinen Kollegen bei uns, der bei der StA ist, weil er es in das Richteramt nicht geschafft hat…
Das gilt für den Einstieg als Proberichter, gut. Aber wie sieht es bei der anschließenden Verteilung der Planstellen aus? Mag aber sein, dass es in BW anders (besser?) ist als anderswo. Davon hat man aber nicht viel, wenn man in einem der betroffnen Bundesländert lebt und auf die dortigen Verhältnisse angewiesen ist.
Zitat:In NRW sind die Notenanforderungen auch für beide gleich und meistens bewerben sich die Leute ja sowieso nur auf eines der beiden, zu sagen, es hätte als Richter nicht geklappt, finde ich ziemlich vermessen. Durch den Laufbahnwechsel habe ich Kenntnisse als Ri und als StA und in beiden Behörden sind mir Kollegen mit und ohne Doppel VB begegnet, was man aber natürlich nicht an der Arbeit merkt, sondern lediglich, weil man irgendwann mal beim Essen über die Examina spricht.
Die formalen Anforderungen sind gleich, was die Mindestpunktzahl angeht. Für die Realität sind aber noch mehr Aspekte entscheidend. Mit und ohne Doppel-VB kenne ich auch in beiden Berufen. Das sagt aber nichts über die regelmäßige Verteilung aus. Und meiner Meinung nach bemerkt man die Qualitätsunterschiede der Arbeit durchaus. In den Anklageschriften und sonstigen Anträgen sind immer wieder grobe (juristische) Schnitzer drin. Würden am Gericht (insbesondere bei unverteidigten Angeklagten vor dem Strafrichter) auch solche (und so vergleichsweise viele) Fehler begangen werden, sähen es aber übel aus. Am Gericht wird öfter die StA korrigiert als das das Gericht selbst durch das Revisionsgericht korrigiert wird.
Und mein ganz persönlicher Eindruck: Auch menschlich ist am Gericht mehr gerade und Kompetenz vorhanden als bei der StA. Am Gericht hat man alle Betroffenen (nicht nur im Strafrecht) früher oder später vor sich, muss deren gesamte Situation bedenken und eine angemessene "Lösung" finden. Im Vergleich dazu gibt es bei der StA doch schon eher weniger sozial veranlagte Schreibtischtäter, die öfter alleine in ihrem Kämmerchen verschanzt Akten durchforsten. Je nach Verwendung am Gericht sind auch Beratungen mit Schöffen, in der Kammer oder dem Senat notwendig. Bei der StA ist solche "Kollegialität" gar nicht gefragt. Akten werden zu 99% im Alleingang bearbeitet. In den übrigen 1% gilt oft: Viele Köche verderben den Brei.
Auch wenn ich keine Statistik habe, aber gefühlsmäßig: Unser LG hat eine höhere Dr-Quote als die zugehörige StA.
Alle "Top-Absolventen, die ich kenne, sind, wenn sie denn überhaupt in den Staatsdienst gegangen sind, Richter geworden. Die Alternative zum staatlichen Richteramt ist dann eher irgendein Ministeriumsjob. Das gilt selbst für strafrechtlich veranlagte Kollegen (lange Jahre WissMit am Lehrstuhl usw.). Die StA konnte in meinem persönlichen Umfeld nur in der zweiten bis dritten Reihe rekrutieren.
Zitat:- fachliche Freiheit trotz „hierarchischer“ Behörde; ein Abteilungsleiter schaut sich deine einzelnen Verfügungen - nach der sehr sinnvollen Einarbeitungszeit - nicht mehr an
- zeitlich freie Gestaltung; wir „stempeln“ nicht, sodass ich kommen und gehen kann, wie ich möchte. Es bleibt Zeit für Sport und Freunde, man kann, wenn man vertieft ist, aber auch lange dranbleiben.
- abwechslungsreich; man sitzt nicht nur (!) im Büro. Man kann jederzeit zu Durchsuchungen/ geplanten Festnahmen gehen und ist mindestens ein Tag bei Gericht. Die Verhandlungen, gerade in erster Instanz am Landgericht, sind teilweise echt spannend.
- keine Zuarbeit für irgendeinen Partner; man arbeitet frei und unterschreibt nach außen von Tag eins an verantwortlich.
Ähm? Das alles gibt es doch am Gericht auch. Dort sogar noch verstärkt: Mehr fachlicher Spielraum, mehr zeitliche Selbstbestimmung, mehr Gericht (natürlich!?), wenn nicht gerade Beisitzer auch keinen "Vorgesetzten", vor allem aber mehr Verantwortung. "Freiheit" schreibt die Verfassung dem Richteramt zu. Der StA ist sehr wohl weisungsgebunden und hat durchgehend mindestens einen Erlass zu Bedenken, und sei es nur was die Einstellungspraxis bei §§ 153, 153a angeht. Der Richter kann gedanklich die Münze werfen.
05.08.2022, 22:25
Die Laufbahn ist doch an sich identisch Die meisten an den Standorten sind „auf Wunsch“ bei der StA. Als Richter nicht gekappt, ist ja geradezu grotesk. Ist das hier ein weitere Trollthread?
05.08.2022, 22:30
Also was ich für mich persönlich als erheblichen Mehrwert empfinde, ist die Zusammenarbeit mit der Polizei, die überaus nette Zusammenarbeit mit "meinen" Geschäftsstellen und insgesamt sehr viel Kollegialität, die mich gerne jeden Tag zur StA kommen lässt. Was meines Erachtens häufig auch einfach übersehen wird, ist, dass bei der freilich bestehenden richterlichen Unabhängigkeit immer noch die StA entscheidet, was überhaupt beim Gericht landet. Für mich käme nichts anderes mehr in Betracht, ich bin mir aber auch darüber im Klaren, dass ich mit "meiner" Polizei und "meinen" Geschäftsstellen sehr viel Glück habe.
06.08.2022, 15:37
Kann es sein, dass sich viele der negativen Schilderungen hier nur die absoluten Masseabteilungen der StA im Blick haben?
Wer glaubt, dass sich bei der StA keine spannenden (Rechts-)Fragen stellen würden, verkennt, dass es ja gerade die Dezernent*innen der StA sind, die zuerst entscheiden müssen, ob ein Verhalten ein anklagewürdiges Unrecht darstellt, oder nicht.
Ihnen obliegt der Erstzugriff auf die Sache - das Gericht kann überhaupt nur bewerten, was zur Anklage gebracht wird.
Jedenfalls in größeren Behörden können befähigte und willige Kolleg*innen inzwischen bereits frühzeitig in die Spezialabteilungen wechsel. Dort herrscht häufig eine gute Arbeitsatmosphäre, eine wesentlich bessere Ausstattung und der Austausch mit den Fachkommissariaten und "spannendere" Fälle prägen den Alltag.
Und wer jemals einen versierten OK-Dezernent oder eine erfahrene KAP-Dezernentin bei Gericht erlebt hat, käme auch nicht auf Idee zu glauben, er bzw. sie seien Jurist*in zweiter Klasse oder würden von den übrigen Beteiligten als solche betrachtet.
Gerade für engagierte junge Kolleg*innen gibt es viele Chancen und - mit dem teile schon begonnenen Generationswechsel - auch sehr viele nette Kolleg*innen im selben Alter.
Wer glaubt, dass sich bei der StA keine spannenden (Rechts-)Fragen stellen würden, verkennt, dass es ja gerade die Dezernent*innen der StA sind, die zuerst entscheiden müssen, ob ein Verhalten ein anklagewürdiges Unrecht darstellt, oder nicht.
Ihnen obliegt der Erstzugriff auf die Sache - das Gericht kann überhaupt nur bewerten, was zur Anklage gebracht wird.
Jedenfalls in größeren Behörden können befähigte und willige Kolleg*innen inzwischen bereits frühzeitig in die Spezialabteilungen wechsel. Dort herrscht häufig eine gute Arbeitsatmosphäre, eine wesentlich bessere Ausstattung und der Austausch mit den Fachkommissariaten und "spannendere" Fälle prägen den Alltag.
Und wer jemals einen versierten OK-Dezernent oder eine erfahrene KAP-Dezernentin bei Gericht erlebt hat, käme auch nicht auf Idee zu glauben, er bzw. sie seien Jurist*in zweiter Klasse oder würden von den übrigen Beteiligten als solche betrachtet.
Gerade für engagierte junge Kolleg*innen gibt es viele Chancen und - mit dem teile schon begonnenen Generationswechsel - auch sehr viele nette Kolleg*innen im selben Alter.
06.08.2022, 16:45
Ist ja auch nicht wirklich ernstzunehmen, was die Leute hier mitunter absondern. Trollarmeen sind hier aber schon immer unterwegs.
06.08.2022, 16:57
Wer vom "freien" Richter schwadroniert, hat noch nie mit der Kammervorsitzenden einer Strafkammer über die Urlaubsplanung verhandelt :-)
06.08.2022, 21:49
Allein der Threadtitel deutet schon auf einen Troll hin. Das setzt voraus, dass dem tatsächlich so wäre.
07.08.2022, 10:30
Kann ich so nicht bestätigdn. Bei unserer ref gruppe sind justiz, Verwaltung und unternehmen ganz weit oben. Kaum einer möchte RA werden. Das viele im Endeffekt mangeld Alternative RA werden ist dann natürlich eine andere sache
07.08.2022, 10:53
(06.08.2022, 15:37)Berichterstatterin schrieb: Kann es sein, dass sich viele der negativen Schilderungen hier nur die absoluten Masseabteilungen der StA im Blick haben?
Wer glaubt, dass sich bei der StA keine spannenden (Rechts-)Fragen stellen würden, verkennt, dass es ja gerade die Dezernent*innen der StA sind, die zuerst entscheiden müssen, ob ein Verhalten ein anklagewürdiges Unrecht darstellt, oder nicht.
Ihnen obliegt der Erstzugriff auf die Sache - das Gericht kann überhaupt nur bewerten, was zur Anklage gebracht wird.
Jedenfalls in größeren Behörden können befähigte und willige Kolleg*innen inzwischen bereits frühzeitig in die Spezialabteilungen wechsel. Dort herrscht häufig eine gute Arbeitsatmosphäre, eine wesentlich bessere Ausstattung und der Austausch mit den Fachkommissariaten und "spannendere" Fälle prägen den Alltag.
Und wer jemals einen versierten OK-Dezernent oder eine erfahrene KAP-Dezernentin bei Gericht erlebt hat, käme auch nicht auf Idee zu glauben, er bzw. sie seien Jurist*in zweiter Klasse oder würden von den übrigen Beteiligten als solche betrachtet.
Gerade für engagierte junge Kolleg*innen gibt es viele Chancen und - mit dem teile schon begonnenen Generationswechsel - auch sehr viele nette Kolleg*innen im selben Alter.
Wenn wir schon bei dem Thema sind: Welches Dezernat wäre denn das juristisch interessanteste/anspruchsvollste bei der Staatsanwaltschaft oder auch der Generalstaatsanwaltschaft?
07.08.2022, 10:57
definiere juristisch anspruchsvoll