17.03.2022, 20:12
Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht richtig, mit welchem Ziel ich diesen Beitrag schreibe. Vermutlich, weil ich nicht weiß, was ich tun soll.
Eckdaten: 28, Frau, 1. Examen: 8,6 2. Examen: 6,3, A13, hD in Landesbehörde. Seit einem Jahr verbeamtet auf Probe, ledig.
Der Verbesserungsversuch im 2. Examen ist ohne Erfolg geblieben, wenigstens habe ich alles versucht. :)
Einige werden sich fragen: Wie schafft man es mit einem ausreichendem Examen in den hD in einer Landesbehörde? Das geht, weil einige Behörden 13P in der Gesamtsumme verlangen und ich mich anscheinend gut verkauft habe.
Leider hat mich mein Dienstherr in einen Bereich gesteckt, der wirklich gar nichts mit Jura zu tun hat. Das tut mir weh, weil ich mich jeden Tag frage, warum ich mir 8 Jahre Jura gegeben habe? Das macht doch keinen Sinn. Klar bin ich keine Juristin erster Güte, sonst hätte ich zwei VB. Aber mich total fachfremd laufen zu lassen, erschließt sich mir nicht.
Was macht mich unzufrieden an meiner Situation?
Ich gehe nie gern zur Arbeit, wirklich nie. Ich bin ziemlich deprimiert. Ich kann mir nicht vorstellen, noch einige Zeit so auszuharren.
Was könnte ich tun?
Gerne würde ich einen LL.M. machen. Auch einige Zeit als WissMit (Uni, Kanzlei) zu arbeiten, könnte ich mir vorstellen. Es gibt durchaus Bereiche, die mich interessieren. Anwaltschaft käme auch in Betracht. Immerhin muss ich nur mich durchfüttern, habe keine Kinder oder sonstige Verpflichtungen. Mein Freund verdient genug, um sich selbst zu finanzieren.
Ich mache mir Sorgen, dass ich außerhalb des öD keinen Fuß mehr in die Tür kriege. Dass es so aussieht, als hätte ich eine miese Beurteilung kassiert und nun abhauen würde (Was nicht so ist, man ist eigentlich ganz zufrieden mit mir). Vielleicht traut man mir juristisch auf dem freien Markt nichts mehr zu? Wie erklärt man so einen Exit ggü. neuen Arbeitgebern?
Zwei Absagen auf Bewerbungen habe ich bereits bekommen, mit unterschiedlichen Begründungen: Zu viele Bewerber und Stelle bereits weg.
Auch müsste ich ein Entlassungsgesuch stellen und man müsste mich ziehen lassen, wenn ich meinen Beamtenhut nehmen würde – die Entlassung kann auch hinausgeschoben werden.
Mein Chef würde vermutlich durchdrehen, wenn ich gehe, weil wir sowieso schon so wenige Leute haben.
Ich fühle mich ziemlich lost gerade und denke viel nach, sorry für den Roman.
Bin für so ziemlich alle Gedanken sehr dankbar.
Viele Grüße
ich weiß gar nicht richtig, mit welchem Ziel ich diesen Beitrag schreibe. Vermutlich, weil ich nicht weiß, was ich tun soll.
Eckdaten: 28, Frau, 1. Examen: 8,6 2. Examen: 6,3, A13, hD in Landesbehörde. Seit einem Jahr verbeamtet auf Probe, ledig.
Der Verbesserungsversuch im 2. Examen ist ohne Erfolg geblieben, wenigstens habe ich alles versucht. :)
Einige werden sich fragen: Wie schafft man es mit einem ausreichendem Examen in den hD in einer Landesbehörde? Das geht, weil einige Behörden 13P in der Gesamtsumme verlangen und ich mich anscheinend gut verkauft habe.
Leider hat mich mein Dienstherr in einen Bereich gesteckt, der wirklich gar nichts mit Jura zu tun hat. Das tut mir weh, weil ich mich jeden Tag frage, warum ich mir 8 Jahre Jura gegeben habe? Das macht doch keinen Sinn. Klar bin ich keine Juristin erster Güte, sonst hätte ich zwei VB. Aber mich total fachfremd laufen zu lassen, erschließt sich mir nicht.
Was macht mich unzufrieden an meiner Situation?
- Mein Tätigkeitsgebiet ist sehr technisch, schwierig und unjuristisch
- Ich verstehe nach einem Jahr immer noch nicht alles, es erklärt einem auch keiner was (Es gibt auch keine Literatur oder so)
- Eklatanter Personalmangel (Ich warte auf die erste Person aus dem, die krank wird, weil zu viel zu tun ist)
- Wir erzielen nur langsam Ergebnisse und drehen uns oft im Kreis
- Vieles läuft hier chaotisch, z.B. werden oft Zuständigkeiten verändert
- 40h stehen eigentlich nur auf dem Papier, realistisch sind so 50
- Ich möchte eigentlich gar kein ganzes Referat alleine führen, vor allem nicht unter diesen Bedingungen
Ich gehe nie gern zur Arbeit, wirklich nie. Ich bin ziemlich deprimiert. Ich kann mir nicht vorstellen, noch einige Zeit so auszuharren.
Was könnte ich tun?
- Ich könnte meinen Dienstherrn wechseln. Das wird bei uns häufig unterbunden, bzw. es werden einem Steine in den Weg gelegt. Außerdem fordern viele andere Behörden zwei befriedigende Examina und die habe ich nicht.
- Ich könnte innerhalb meiner Behörde wechseln. Es wird seit Monaten nichts ausgeschrieben, was nicht wieder irgendwie technisch wäre und ich habe das Gefühl, dass man mich ungern ziehen lassen würde, weil in meinem Bereich so viel Mangel herrscht.
- Ich könnte einfach hinschmeißen. Darauf hätte ich am meisten Lust.
Gerne würde ich einen LL.M. machen. Auch einige Zeit als WissMit (Uni, Kanzlei) zu arbeiten, könnte ich mir vorstellen. Es gibt durchaus Bereiche, die mich interessieren. Anwaltschaft käme auch in Betracht. Immerhin muss ich nur mich durchfüttern, habe keine Kinder oder sonstige Verpflichtungen. Mein Freund verdient genug, um sich selbst zu finanzieren.
Ich mache mir Sorgen, dass ich außerhalb des öD keinen Fuß mehr in die Tür kriege. Dass es so aussieht, als hätte ich eine miese Beurteilung kassiert und nun abhauen würde (Was nicht so ist, man ist eigentlich ganz zufrieden mit mir). Vielleicht traut man mir juristisch auf dem freien Markt nichts mehr zu? Wie erklärt man so einen Exit ggü. neuen Arbeitgebern?
Zwei Absagen auf Bewerbungen habe ich bereits bekommen, mit unterschiedlichen Begründungen: Zu viele Bewerber und Stelle bereits weg.
Auch müsste ich ein Entlassungsgesuch stellen und man müsste mich ziehen lassen, wenn ich meinen Beamtenhut nehmen würde – die Entlassung kann auch hinausgeschoben werden.
Mein Chef würde vermutlich durchdrehen, wenn ich gehe, weil wir sowieso schon so wenige Leute haben.
Ich fühle mich ziemlich lost gerade und denke viel nach, sorry für den Roman.
Bin für so ziemlich alle Gedanken sehr dankbar.
Viele Grüße
17.03.2022, 20:50
Zitat:Mein Tätigkeitsgebiet ist sehr technisch, schwierig und unjuristisch
Fachfremd zu arbeiten, ist im hD nicht unüblich. Das hätte dir vorher klar sein müssen.
Zitat:Ich verstehe nach einem Jahr immer noch nicht alles, es erklärt einem auch keiner was (Es gibt auch keine Literatur oder so)
Wenn dir niemand etwas erklärt, musst du dir die Erklärungen selbst holen. Geh zu Kollegen und erfrag was du wissen willst, wenn es keine anderen Quellen gibt. Dies wird von (angehende) Führungskräften erwartet.
Zitat:Eklatanter Personalmangel (Ich warte auf die erste Person aus dem, die krank wird, weil zu viel zu tun ist)
Personalmangel ist im öD weit verbreitet. Eine ausreichende Personaldecke ist eher die Ausnahme. Warum überrascht dich das? Und was stört dich daran? Du arbeitest deine 40 Stunden und schaffst eben was du schaffst - fertig. Wenn das Personal nicht reicht, um die Arbeit zu erledigen, ist das nicht dein Problem.
Zitat:Wir erzielen nur langsam Ergebnisse und drehen uns oft im Kreis
Dann sprich die Probleme an und nimm Einfluss auf die Entscheidungsfindung, um dies zu ändern.
Zitat:Vieles läuft hier chaotisch, z.B. werden oft Zuständigkeiten verändert
Soweit dies fachlich in deinem/eurem Einflussbereich liegt: Nimm Einfluss und sprich es an.
Soweit dies von "oben" kommt: Nicht änderbar und kommt im öD leider immer wieder vor. Nimm die Situation an und mach das Beste draus anstatt dich darüber aufzuregen.
Zitat:40h stehen eigentlich nur auf dem Papier, realistisch sind so 50
Durch die Zeiterfassung kannst du jede Überstunde abbummeln. Wo ist das Problem?
Zitat:Ich möchte eigentlich gar kein ganzes Referat alleine führen, vor allem nicht unter diesen Bedingungen
Dann bist du im höheren Dienst falsch.
Mich überraschen und irritieren deine ganzen Einwände und Probleme. Dies sind Umstände, die völlig typisch für den öD und im Speziellen den höheren Dienst sind. Wenn es also nicht nur an blöden Kollegen liegt, solltest du die Episode öD aus meiner Sicht schnell wieder beenden.
Bei neuen Arbeitgebern tischst du natürlich nicht deine obige Depri-Story auf. Du bist aus dem öD geflüchtet, weil du frisch, innovativ und voller Ideen bist - und das dort nicht gefragt war. Du bist vor lauter Amtsschimmel und Ausbremsern beinahe krank geworden. Du willst nun unbdedingt in die freie Wirtschaft, um richtig loszulegen und deine Kreativität entfesseln zu können.
17.03.2022, 21:41
Den Exit aus dem öD wirst du in der freien Wirtschaft leicht erklären können. Wir alle bekommen ja mit wie bei euch gearbeitet wird, wenn wir dann mal mit den Ämtern zusammen arbeiten müssen. Und das was du beschreibst ist das Paradebsp dafür.
Eins hast du aber übersehen. Es herrscht absoluter Personalmangel bei euch und man kann es sich nicht leisten dich zu verlieren. Du kannst deine Probleme also selbstbewusst beim Dienstherrn ansprechen. Verändern muss sich etwas. Und es läuft auch nicht in jeder Behörde so..
Eins hast du aber übersehen. Es herrscht absoluter Personalmangel bei euch und man kann es sich nicht leisten dich zu verlieren. Du kannst deine Probleme also selbstbewusst beim Dienstherrn ansprechen. Verändern muss sich etwas. Und es läuft auch nicht in jeder Behörde so..
17.03.2022, 22:04
Mit deiner Note im zweiten in den ÖD gekommen zu sein, ist schon selten. Ich würde diese Chance nicht so einfach abgeben. Denn als Alternative bleibt ja eigentlich nur ne Kanzlei und dort ist bestimmt nichts einfacher, stressfreier oder leichter.
Wenn du im ÖD erstmal drin bist, ist das gut. Ich würde weiter aktiv versuchen, innerhalb der Behörde den Bereich zu wechseln. Außerdem kann man sich im ÖD gut vernetzen. Und du kannst dich aus deiner Position heraus ja durchaus auch auf andere Behördenstellen bewerben. Vielleicht gibts ja doch ne Stelle, wo auch 6,3 im zweiten reichen. Dann kannst du wechseln.
Das mit der perspektivischen Verbeamtung ist schon ziemlich gut. Ich würde das nicht so einfach wegwerfen.
Wenn du im ÖD erstmal drin bist, ist das gut. Ich würde weiter aktiv versuchen, innerhalb der Behörde den Bereich zu wechseln. Außerdem kann man sich im ÖD gut vernetzen. Und du kannst dich aus deiner Position heraus ja durchaus auch auf andere Behördenstellen bewerben. Vielleicht gibts ja doch ne Stelle, wo auch 6,3 im zweiten reichen. Dann kannst du wechseln.
Das mit der perspektivischen Verbeamtung ist schon ziemlich gut. Ich würde das nicht so einfach wegwerfen.
17.03.2022, 22:14
Alternative wäre auch ein Unternehmen.
18.03.2022, 18:00
Ich kann deinen Frust sehr gut nachvollziehen. Ich bin nun seit knapp 2 Jahre in einer nachgeordneten Landesbehörde und habe mich für den Exit zum 01.05.2022 entschlossen. Zwar ist meine Stelle mit A15 bewertet, allerdings habe ich vom gesamten Verwaltungssektor die Nase voll. Der Job an sich macht sehr viel Spaß, aber die strikten Hierarchien und die ständige Unterforderung haben mich langsam zum „low-Performer“ werden lassen. Es wird ständig gemeckert, dass zu wenig Personal da ist. Andererseits wird dermaßen ineffizient und ineffektiv gearbeitet. Verbesserungsvorschläge müssen monatelang mit der Fachaufsicht abgestimmt werden, Videokonferenzen dauern Stunden (obwohl in wenigen Minuten erledigt sein könnten) und die Arbeitsmoral älterer Kollegen lassen einen verzweifeln. Ich kann dir nur sagen, falls du wirklich unzufrieden bist, solltest du nach Alternativen suchen. Ich bin mit der Kombi a/vb relativ zügig in einer Kanzlei untergekommen und freue mich auf den Wechsel. Hab Mut!
18.03.2022, 18:05
Bremen ist auch ein hartes Pflaster, das kann man kaum mit anderen Bundesländern vergleichen.
20.03.2022, 23:06
Girl! Alles was ich Dir gerne sagen möchte ist:
Dein Roman zeigt, dass Du eine reflektierte Juristin bist, die momentan und auf lange Sicht dort unglücklich ist/sein wird.
Nimm Deinen Mut zusammen, such dir eine coole mittelständige Kanzlei, arbeite als Anwältin in Teilzeit und mach Deinen LLM.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Besser wird es dort vermutlich nicht mehr also hör auf Dein Herz und mach Dich selbstständig glücklich.
Dein Roman zeigt, dass Du eine reflektierte Juristin bist, die momentan und auf lange Sicht dort unglücklich ist/sein wird.
Nimm Deinen Mut zusammen, such dir eine coole mittelständige Kanzlei, arbeite als Anwältin in Teilzeit und mach Deinen LLM.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Besser wird es dort vermutlich nicht mehr also hör auf Dein Herz und mach Dich selbstständig glücklich.
20.03.2022, 23:16
Das ist doch ein Grundproblem in der Verwaltung und Justiz. Hab mich aus diesem Grund aus dem Staatsdienst (Richter auf Probe) verabschiedet. Sehr viel Arbeit für sehr wenig Geld. Ich bin jetzt als Anwalt tätig. Anfangs hatte ich auch lange im Büro gesessen. Seit dem ich mich ein Jahr eingearbeitet habe, komme ich mit 40h/Woche (meist sogar weniger) super zurecht und verdiene trotzdem mehr als in der Justiz. Ich bin selbständiger Einzelanwalt. Zu meinen Mandanten zählen überwiegend „normale“ Mandate.
Für mich war es das Beste, was ich machen konnte.
Für mich war es das Beste, was ich machen konnte.
21.03.2022, 01:45
(17.03.2022, 21:41)Gast schrieb: Eins hast du aber übersehen. Es herrscht absoluter Personalmangel bei euch und man kann es sich nicht leisten dich zu verlieren. Du kannst deine Probleme also selbstbewusst beim Dienstherrn ansprechen. Verändern muss sich etwas. Und es läuft auch nicht in jeder Behörde so..
Das war auch mein Gedanke: im öD hat man ja praktischerweise Vorgesetzte, die für alles zuständig sind. Dort klar in Aussicht stellen, dass sich etwas ändern muss und Du sonst gehst.