15.03.2022, 23:04
Guten Abend, meine Frage lautet: gewöhnt man sich irgendwann an das Anwaltsleben?
Ich bin Anwalt in einer mittelständischen Kanzlei, wir sind insgesamt acht Anwälte und ich merke zunehmend, wie das Leben an mir vorbeizieht, ich abends keine Kraft mehr habe und mich morgens zwingen muss aufzustehen. Ich schaffe einfach keine Distanz zur Arbeit nach Feierabend. Ich arbeite von 8-17 Uhr, manchmal 18 Uhr.
Was mich schlaucht ist diese ständige Abrufbereitschaft. Mandanten wollen alles sofort. Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Ich fühle mich wie in einer Massenabfertigung. Dazu diese Peinlichkeiten vor Gericht, wenn man eine Klage raushaut, die der Mandant trotz aller Hinweise und Aufklärungen will. Die Angst sich bloßzustellen.
Aber alles in allem macht mich dieser Erwartungsdruck und die Fülle an Mandaten einfach fertig. Dazu habe ich das Gefühl, dass die Erwartungshaltung der Mandanten immer zunimmt. Einen Schriftsatz erledige ich meist bis zum nächsten Tag. Es ist nie schnell genug. Der Mandant beschwert sich man setze sich nicht genug ein, wenn der Sachverständige vom Gericht das Gutachten nicht innerhalb einer Woche liefert und man ihm sagt, er müsse das eben abwarten.
Ich weiß, dass Mandanten einem nicht sagen sollten wie man seine Zeit einteilt. Aber dann ist da auch noch die Masse, die Gerichtstermine.
Wenn ich mir vorstelle, dies noch zig Jahre zu machen (bin 36J)…ich habe das Gefühl, dass mir die Arbeit die Freude an allem nimmt.
Wächst man da rein?
Ich bin Anwalt in einer mittelständischen Kanzlei, wir sind insgesamt acht Anwälte und ich merke zunehmend, wie das Leben an mir vorbeizieht, ich abends keine Kraft mehr habe und mich morgens zwingen muss aufzustehen. Ich schaffe einfach keine Distanz zur Arbeit nach Feierabend. Ich arbeite von 8-17 Uhr, manchmal 18 Uhr.
Was mich schlaucht ist diese ständige Abrufbereitschaft. Mandanten wollen alles sofort. Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Ich fühle mich wie in einer Massenabfertigung. Dazu diese Peinlichkeiten vor Gericht, wenn man eine Klage raushaut, die der Mandant trotz aller Hinweise und Aufklärungen will. Die Angst sich bloßzustellen.
Aber alles in allem macht mich dieser Erwartungsdruck und die Fülle an Mandaten einfach fertig. Dazu habe ich das Gefühl, dass die Erwartungshaltung der Mandanten immer zunimmt. Einen Schriftsatz erledige ich meist bis zum nächsten Tag. Es ist nie schnell genug. Der Mandant beschwert sich man setze sich nicht genug ein, wenn der Sachverständige vom Gericht das Gutachten nicht innerhalb einer Woche liefert und man ihm sagt, er müsse das eben abwarten.
Ich weiß, dass Mandanten einem nicht sagen sollten wie man seine Zeit einteilt. Aber dann ist da auch noch die Masse, die Gerichtstermine.
Wenn ich mir vorstelle, dies noch zig Jahre zu machen (bin 36J)…ich habe das Gefühl, dass mir die Arbeit die Freude an allem nimmt.
Wächst man da rein?
16.03.2022, 00:42
Egal was kommt, du scheinst ein hart arbeitender stabiler Typ zu sein. Ich bin mir sicher, dass du das alles meistern wirst.
Übung macht den Meister.
Übung macht den Meister.
16.03.2022, 01:13
Kannst du dir nicht einen regelmäßigen Termin in den Kalender stellen, sodass du dann nicht unterbrochen werden kannst?
16.03.2022, 08:22
Hast du Chefs/Kollegen, die diese Probleme (in diesem Umfang) nicht haben? Dann sprich mit Ihnen und erfrag, wie sie ihre Mandanten "managen", um solche Themen und Ansprüche klein zu halten.
16.03.2022, 22:36
Mandanten muss man auch ein Stück weit erziehen. Aber der Job ist allgemein sehr scheiße und undankbar
16.03.2022, 22:51
Denk in einem Urlaub vielleicht mal lange und vertieft darüber nach, ob das Vollzeitarbeitsleben mit all den Entbehrungen das richtige Lebensmodell ist. Nur weil es alle so machen... usw.
Du bist noch jung genug um das richtige Lebensmodell auch für dich zu finden. Das Anwaltsleben ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht.
Du bist noch jung genug um das richtige Lebensmodell auch für dich zu finden. Das Anwaltsleben ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht.
17.03.2022, 00:51
(15.03.2022, 23:04)Gastanwalt schrieb: Guten Abend, meine Frage lautet: gewöhnt man sich irgendwann an das Anwaltsleben?
Ich bin Anwalt in einer mittelständischen Kanzlei, wir sind insgesamt acht Anwälte und ich merke zunehmend, wie das Leben an mir vorbeizieht, ich abends keine Kraft mehr habe und mich morgens zwingen muss aufzustehen. Ich schaffe einfach keine Distanz zur Arbeit nach Feierabend. Ich arbeite von 8-17 Uhr, manchmal 18 Uhr.
Was mich schlaucht ist diese ständige Abrufbereitschaft. Mandanten wollen alles sofort. Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Ich fühle mich wie in einer Massenabfertigung. Dazu diese Peinlichkeiten vor Gericht, wenn man eine Klage raushaut, die der Mandant trotz aller Hinweise und Aufklärungen will. Die Angst sich bloßzustellen.
Aber alles in allem macht mich dieser Erwartungsdruck und die Fülle an Mandaten einfach fertig. Dazu habe ich das Gefühl, dass die Erwartungshaltung der Mandanten immer zunimmt. Einen Schriftsatz erledige ich meist bis zum nächsten Tag. Es ist nie schnell genug. Der Mandant beschwert sich man setze sich nicht genug ein, wenn der Sachverständige vom Gericht das Gutachten nicht innerhalb einer Woche liefert und man ihm sagt, er müsse das eben abwarten.
Ich weiß, dass Mandanten einem nicht sagen sollten wie man seine Zeit einteilt. Aber dann ist da auch noch die Masse, die Gerichtstermine.
Wenn ich mir vorstelle, dies noch zig Jahre zu machen (bin 36J)…ich habe das Gefühl, dass mir die Arbeit die Freude an allem nimmt.
Wächst man da rein?
Mir scheint, du lässt dir von den Mandanten zu sehr auf der Nase herumtanzen. Ich kenne das in dem Ausmaß nicht. Manche brauchen frühzeitig ne entsprechende Ansage.
Hier ist es eher so, dass manche Mandanten am Telefon zu den Damen am Empfang und Sekretariat frech sind, beim Anwalt aber lammfromm.
17.03.2022, 01:01
(15.03.2022, 23:04)Gastanwalt schrieb: Guten Abend, meine Frage lautet: gewöhnt man sich irgendwann an das Anwaltsleben?
Ich bin Anwalt in einer mittelständischen Kanzlei, wir sind insgesamt acht Anwälte und ich merke zunehmend, wie das Leben an mir vorbeizieht, ich abends keine Kraft mehr habe und mich morgens zwingen muss aufzustehen. Ich schaffe einfach keine Distanz zur Arbeit nach Feierabend. Ich arbeite von 8-17 Uhr, manchmal 18 Uhr.
Was mich schlaucht ist diese ständige Abrufbereitschaft. Mandanten wollen alles sofort. Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Ich fühle mich wie in einer Massenabfertigung. Dazu diese Peinlichkeiten vor Gericht, wenn man eine Klage raushaut, die der Mandant trotz aller Hinweise und Aufklärungen will. Die Angst sich bloßzustellen.
Aber alles in allem macht mich dieser Erwartungsdruck und die Fülle an Mandaten einfach fertig. Dazu habe ich das Gefühl, dass die Erwartungshaltung der Mandanten immer zunimmt. Einen Schriftsatz erledige ich meist bis zum nächsten Tag. Es ist nie schnell genug. Der Mandant beschwert sich man setze sich nicht genug ein, wenn der Sachverständige vom Gericht das Gutachten nicht innerhalb einer Woche liefert und man ihm sagt, er müsse das eben abwarten.
Ich weiß, dass Mandanten einem nicht sagen sollten wie man seine Zeit einteilt. Aber dann ist da auch noch die Masse, die Gerichtstermine.
Wenn ich mir vorstelle, dies noch zig Jahre zu machen (bin 36J)…ich habe das Gefühl, dass mir die Arbeit die Freude an allem nimmt.
Wächst man da rein?
In vielen Bereichen ist es aber auch genau das. Dem Mandanten vorgaukeln, dass er bestmögliche Rechtsberatung für gesetzliche Gebühren bekommt (was ja eben nicht geht), und dann das Mini-Max-Prinzip bestmöglich kaschieren... und Umsatz durch Masse generieren. Auf mittelfristige Sicht wirst du dir bezüglich der Mandanten wirklich eine andere Haltung zulegen müssen. Schrifsatz bis zum nächsten Tag xD, äh no.
An die in vielen Bereichen des RA-Daseins schlechte Work-Life-Balance stundenmässig hab ich mich jedenfalls nicht gewöhnen können, wobei 8-17 ja noch "harmlos" ist.
17.03.2022, 01:08
Stundenhonorare sind auch eine gute Möglichkeit, den Mandanten von unnötigem Generve abzubringen und auch ein gewisses Maß an Wertschätzung für die Arbeitsleistung zu erzeugen.
17.03.2022, 11:06
Die Schilderung des TE deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung zu fast 100% - nur die Arbeitszeiten waren noch etwas ausgedehnter.
Mittel- und langfristig bleiben Dir nach meiner Wahrnehmung nur zwei Möglichkeiten: abstumpfen und ein Stück weit die Ansprüche an Dich selbst zurückschrauben - und das auch einigermaßen kompromisslos ggü. der Mandantschaft so vertreten/umsetzen.
Wenn Dir das nicht gelingt bzw. Du dich damit nicht identifizieren kannst, bleibt nur der Exit aus der Anwaltschaft, weil sich da strukturell nichts ändern wird, also das Unbehagen mit der Zeit nur wächst.
Anhand der Beschreibung würde ich an Deiner Stelle zu der zweiten Option tendieren. Aber das musst Du natürlcih selbst entscheiden.
Mittel- und langfristig bleiben Dir nach meiner Wahrnehmung nur zwei Möglichkeiten: abstumpfen und ein Stück weit die Ansprüche an Dich selbst zurückschrauben - und das auch einigermaßen kompromisslos ggü. der Mandantschaft so vertreten/umsetzen.
Wenn Dir das nicht gelingt bzw. Du dich damit nicht identifizieren kannst, bleibt nur der Exit aus der Anwaltschaft, weil sich da strukturell nichts ändern wird, also das Unbehagen mit der Zeit nur wächst.
Anhand der Beschreibung würde ich an Deiner Stelle zu der zweiten Option tendieren. Aber das musst Du natürlcih selbst entscheiden.