23.02.2022, 19:15
Hallo liebe Mitstreiter,
ich bin seit Jahresbeginn im Ref (Zivilstation als erstes) und werde das Gefühl der Überforderung nicht los.
Vor allem mit meinem Einzelausbilder ist es schwierig. In der ersten Woche gab er mir schon ein riesiges Gutachten mit umfangreichem Parteivorbringen, umfangreicher Beweisstation und gleichermaßen umfangreicher Klage und Widerklage. War ja alles neu für mich und insofern viel Arbeit... Seither nicht wirklich weniger.
Ich bin ziemlich durch. Ich sitze mindestens zwei Tage die Woche an dem Kram für den Einzelausbilder, v.a. wenn man Sitzungstag und Akten-Lesen-Tag (dafür muss ich separat ins Gericht) hinzurechnet. Dann noch einmal die Woche AG, gelegentlich Klausur, Aktenvortrag, eigentlich lernen... etc... ihr kennt das Spiel (eigentlich bin ich parallel auch in den Endzügen meiner Promotion hahaha oh Mann)...
Legt sich das Gefühl der Überforderung nach und nach - wie sind da Eure Erfahrungen?
Habe vorher von einigen gehört, Ref sei so "entspannt" - kommt das noch??? :D Mir war schon klar, dass es keine Vergnügungsfahrt ist, aber dass ich erstmal auf dem Zahnfleisch gehe, damit hab ich nicht gerechnet.
Macht mir bitte Mut
Liebe Grüße, Eure Rubinya
ich bin seit Jahresbeginn im Ref (Zivilstation als erstes) und werde das Gefühl der Überforderung nicht los.
Vor allem mit meinem Einzelausbilder ist es schwierig. In der ersten Woche gab er mir schon ein riesiges Gutachten mit umfangreichem Parteivorbringen, umfangreicher Beweisstation und gleichermaßen umfangreicher Klage und Widerklage. War ja alles neu für mich und insofern viel Arbeit... Seither nicht wirklich weniger.
Ich bin ziemlich durch. Ich sitze mindestens zwei Tage die Woche an dem Kram für den Einzelausbilder, v.a. wenn man Sitzungstag und Akten-Lesen-Tag (dafür muss ich separat ins Gericht) hinzurechnet. Dann noch einmal die Woche AG, gelegentlich Klausur, Aktenvortrag, eigentlich lernen... etc... ihr kennt das Spiel (eigentlich bin ich parallel auch in den Endzügen meiner Promotion hahaha oh Mann)...
Legt sich das Gefühl der Überforderung nach und nach - wie sind da Eure Erfahrungen?
Habe vorher von einigen gehört, Ref sei so "entspannt" - kommt das noch??? :D Mir war schon klar, dass es keine Vergnügungsfahrt ist, aber dass ich erstmal auf dem Zahnfleisch gehe, damit hab ich nicht gerechnet.
Macht mir bitte Mut
Liebe Grüße, Eure Rubinya
23.02.2022, 19:25
Mir ging es anfangs ähnlich wie dir und nun stehe ich unmittelbar vor dem Examen und kann sagen: es wurde von Monat zu Monat schlimmer. Der Druck steigt einfach, weil das Examen näher rückt und die Stationen einen so gar nicht auf die Klausuren vorbereiten. Damit muss man klarkommen und versuchen einen Mittelweg zu finden. Wenn du magst, kannst Du mir ne PN schreiben und ich kann dir mal meine Vorgehensweise schildern..
LG
LG
23.02.2022, 21:17
Hi, ging / geht mir genauso?
23.02.2022, 23:46
Nein, überfordert war ich nie. Hab mich auch nie überarbeitet.
Eines kann ich aber nachvollziehen: man kommt zu nichts so richtig. Die Stationen sind kurz, jeder flow wird immer durch irgendwas (AG, Klausur,...) durchbrochen und zack ist man in der nächsten Station.
Eines kann ich aber nachvollziehen: man kommt zu nichts so richtig. Die Stationen sind kurz, jeder flow wird immer durch irgendwas (AG, Klausur,...) durchbrochen und zack ist man in der nächsten Station.
24.02.2022, 08:03
Mir gings im ersten und zweiten Monat vom Ref auch so. Man muss auch erstmal in die praktische Arbeit reinkommen. Ist ja schon was ganz anderes. Dann wurde es aber besser. Man bekommt dann ja normalerweise schon etwas mehr Durchblick.
24.02.2022, 18:02
Im Gegensatz zu deinem Ausbilder hat mir meine Ausbilderin zu Beginn des Referendariats eine einfache Akte zur Bearbeitung gegeben. Mit der Zeit wurden die Akten dann immer dicker, damit ich mich einarbeiten konnte. Ich würde eher behaupten, deine Ausbilder sind schlecht oder für Referendare nicht geeignet. Manchmal werden auch Referendare zu Ausbildern geschickt, die viel zu schwere Sachgebiete haben.
Ich habe mich in der Anwaltsstation komplett überfordert gefühlt. Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Akte erinnern. Ohne wirkliches Vorgespräch habe ich direkt eine dicke Baurechtsakte bekommen und sollte ein Replik schreiben. Habe zwei Tage dran gesessen und mir größte Mühe gegeben, auf alle Mängel einzugehen. Nachdem sich mein Ausbilder den Schriftsatz durchgelesen hat, kam er sofort in mein Büro und sagte mir wortwörtlich, ob ich ihn verarschen wolle und sowas liest er sich nicht durch. Ich bin aus allen Wolke gefallen und habe fast angefangen zu weinen, weil es mir echt schwer fiel. Er hat danach nicht mehr wirklich mit mir geredet, habe mich aber auch nicht mehr getraut ihn anzusprechen. Ging danach irgendwie nur noch stillschweigen weiter. Danach wurde es auch nicht besser. Zwischendurch habe ich auch noch eine Auseinandersetzung zwischen meinem Ausbilder und einem anderen Anwalt mitbekommen, woraufhin der andere die Kanzlei verlassen hat. Zum Glück konnte ich im letzten Monat noch Akten von anderen Anwälten bearbeiten, die wenigsten teilweise zu gebrauchen waren. Ich war wirklich fertig mit den Nerven und so froh da raus gewesen zu sein.
Ich verwerfe mir auch vor, dass ich nicht rechtzeitig Hilfe eingefordert habe. Wir sind alle Berufsanfänger. Daher kann ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, frage deine Ausbilder nach Unterstützung und schildere deine Probleme. Nur so kann dir auch geholfen werden.
Ich habe mich in der Anwaltsstation komplett überfordert gefühlt. Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Akte erinnern. Ohne wirkliches Vorgespräch habe ich direkt eine dicke Baurechtsakte bekommen und sollte ein Replik schreiben. Habe zwei Tage dran gesessen und mir größte Mühe gegeben, auf alle Mängel einzugehen. Nachdem sich mein Ausbilder den Schriftsatz durchgelesen hat, kam er sofort in mein Büro und sagte mir wortwörtlich, ob ich ihn verarschen wolle und sowas liest er sich nicht durch. Ich bin aus allen Wolke gefallen und habe fast angefangen zu weinen, weil es mir echt schwer fiel. Er hat danach nicht mehr wirklich mit mir geredet, habe mich aber auch nicht mehr getraut ihn anzusprechen. Ging danach irgendwie nur noch stillschweigen weiter. Danach wurde es auch nicht besser. Zwischendurch habe ich auch noch eine Auseinandersetzung zwischen meinem Ausbilder und einem anderen Anwalt mitbekommen, woraufhin der andere die Kanzlei verlassen hat. Zum Glück konnte ich im letzten Monat noch Akten von anderen Anwälten bearbeiten, die wenigsten teilweise zu gebrauchen waren. Ich war wirklich fertig mit den Nerven und so froh da raus gewesen zu sein.
Ich verwerfe mir auch vor, dass ich nicht rechtzeitig Hilfe eingefordert habe. Wir sind alle Berufsanfänger. Daher kann ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, frage deine Ausbilder nach Unterstützung und schildere deine Probleme. Nur so kann dir auch geholfen werden.
25.02.2022, 00:30
Hatte jedenfalls das Gefühl zu nichts richtig zu kommen. Man kann sich weder auf Station noch auf das Lernen richtig einlassen. Hatte daher immerzu schlechtes Gewissen, dazu kam auch der Stress des näher kommenden Examens.
Irgendwann hab ich mich dann fürs lernen entschieden und in Station auf Sparflamme.
Ich fand das Ref insgesamt eine beschissene Zeit. Man ist der Depp vom Dienst
Irgendwann hab ich mich dann fürs lernen entschieden und in Station auf Sparflamme.
Ich fand das Ref insgesamt eine beschissene Zeit. Man ist der Depp vom Dienst
27.02.2022, 19:06
Hey, bei mir war es ähnlich. Nach den ersten Wochen habe ich erstmal gedacht ich schmeiße alles hin. Es war unfassbar viel. Urteil schreiben, AG nach- und vorbereiten, lernen, Klausur schreiben, Akten lesen, Verhandlungen... und den Alltag irgendwie bewältigen. Es wurde aber tatsächlich nach 1,5 Monaten besser. Dann war ich auch viel routinierter mit den Urteilen und saß nicht mehr 4 Tage dran.
Ich habe mit meinem Ausbilder immer offen kommuniziert und ihm gesagt, dass es alles unfassbar viel sei.... er hat zwar nicht wirklich was ändern können aber die Ehrlichkeit hat ihm gefallen.
Ich finde es falsch immer ein Pokerface aufzulegen und so zu tun als wäre alles super. Es ist OK sich so zu fühlen!
Das Ref ist nicht easy aber es geht vorbei.... und alle die hier labern "Nö alles gut, nicht überfordert, nicht zu viel" ... Herzlichen Glückwunsch, kauft euch einen Keks von... will keiner hören... Viele leiden unter dem Druck und dem immensen Aufwand. Da will man nicht noch hören, wie einfach es anderen fällt, wenn man eh schon das Gefühl hat man ist am abloosen...
Bleib dran und zieh durch
Ich habe mit meinem Ausbilder immer offen kommuniziert und ihm gesagt, dass es alles unfassbar viel sei.... er hat zwar nicht wirklich was ändern können aber die Ehrlichkeit hat ihm gefallen.
Ich finde es falsch immer ein Pokerface aufzulegen und so zu tun als wäre alles super. Es ist OK sich so zu fühlen!
Das Ref ist nicht easy aber es geht vorbei.... und alle die hier labern "Nö alles gut, nicht überfordert, nicht zu viel" ... Herzlichen Glückwunsch, kauft euch einen Keks von... will keiner hören... Viele leiden unter dem Druck und dem immensen Aufwand. Da will man nicht noch hören, wie einfach es anderen fällt, wenn man eh schon das Gefühl hat man ist am abloosen...
Bleib dran und zieh durch
27.02.2022, 19:16
(27.02.2022, 19:06)Gast schrieb: Hey, bei mir war es ähnlich. Nach den ersten Wochen habe ich erstmal gedacht ich schmeiße alles hin. Es war unfassbar viel. Urteil schreiben, AG nach- und vorbereiten, lernen, Klausur schreiben, Akten lesen, Verhandlungen... und den Alltag irgendwie bewältigen. Es wurde aber tatsächlich nach 1,5 Monaten besser. Dann war ich auch viel routinierter mit den Urteilen und saß nicht mehr 4 Tage dran.
Ich habe mit meinem Ausbilder immer offen kommuniziert und ihm gesagt, dass es alles unfassbar viel sei.... er hat zwar nicht wirklich was ändern können aber die Ehrlichkeit hat ihm gefallen.
Ich finde es falsch immer ein Pokerface aufzulegen und so zu tun als wäre alles super. Es ist OK sich so zu fühlen!
Das Ref ist nicht easy aber es geht vorbei.... und alle die hier labern "Nö alles gut, nicht überfordert, nicht zu viel" ... Herzlichen Glückwunsch, kauft euch einen Keks von... will keiner hören... Viele leiden unter dem Druck und dem immensen Aufwand. Da will man nicht noch hören, wie einfach es anderen fällt, wenn man eh schon das Gefühl hat man ist am abloosen...
Bleib dran und zieh durch
Ich stimme dir absolut zu, wenn du sags, dass es absolut okay ist, sich überfordert zu fühlen und dass die subjektive Belastung immens sein kann.
Aber in einem Thread in, in dem explizit nach den Erfahrungen anderer gefragt wird, muss es auch okay sein, sich weniger überfordert zu fühlen?!
Das Gefühl, die Stoffmenge gut bewältigen zu können, ist ebenso berechtigt, wie das Gefühl überfordert/überwältigt von der Stoffmenge zu sein. Da muss sich keiner einen Keks holen, nur weil die höhere Stressresistenz anderer dir unangenehm ist
28.02.2022, 00:15
Spreche für mich selbst und für eine gute Hand voll Bekannter aus dem Freundeskreis (anderes Bundesland, dementsprechend auch andere AG) und auch für AG-Kollegen:
Ging mir absolut genau so. Ist für viele Referendare wohl auch genau so normal (klar, nicht für alle. Kommt immer auf das Bundesland, die eigenen Fähigkeiten und den konkreten Ausbilder an).
Gerade wenn man ehrgeizig ist und (z.B. nach der Promotion) im Ref endlich wieder "voll durchziehen" will, erleidet man schnell nen Praxisschock: In der AG mitzukommen und gleichzeitig verünftige Arbeitsergebnisse beim Einzelausbilder abzuliefern kostet einfach extrem viel Zeit, Kraft und Nerven. Alles ist anders als noch im 1. Examen und ab Tag 1 tickt die Examens-Uhr. Man kann quasi nichts und lernt das, was in die Urteile/Voten soll (im besten Fall) gerade eben so parallel (oft lernt man es erst 4 Wochen - oder 18 Monate - ;) später). Zusätzlich merkt man, dass das, was einen richtig gute Praxis-Urteile schreiben lässt, nicht das ist, was einen richtig gute Klausuren schreiben lässt.
Es wurde bei mir aber mit der Zeit besser. Zivilstation ist halt am härtesten, weil man im Grunde die ganzen prozessualen Basics lernt und damit den Grundstein für sämtliche Urteilsklausuren und die Anwaltsklausuren legt.
So richtig richtig entspannt wird es zwar dauerhaft nicht, aber man gewöhnt sich dran und wenn die Basics erst einmal durchgekaut wurden, fühlt man sich auch schon ein bisschen sicherer. Außerdem merkt man, dass quasi alle ständig überfordert sind und ist deshalb entspannter als noch zu Beginn.
Bei mir wurde es jede Station ein bisschen besser vom Arbeitsaufwand her. Ab Anfang/Mitte Anwaltsstation kommt dann der Examensdruck dazu - aber der ist auch überlebbar.
Ging mir absolut genau so. Ist für viele Referendare wohl auch genau so normal (klar, nicht für alle. Kommt immer auf das Bundesland, die eigenen Fähigkeiten und den konkreten Ausbilder an).
Gerade wenn man ehrgeizig ist und (z.B. nach der Promotion) im Ref endlich wieder "voll durchziehen" will, erleidet man schnell nen Praxisschock: In der AG mitzukommen und gleichzeitig verünftige Arbeitsergebnisse beim Einzelausbilder abzuliefern kostet einfach extrem viel Zeit, Kraft und Nerven. Alles ist anders als noch im 1. Examen und ab Tag 1 tickt die Examens-Uhr. Man kann quasi nichts und lernt das, was in die Urteile/Voten soll (im besten Fall) gerade eben so parallel (oft lernt man es erst 4 Wochen - oder 18 Monate - ;) später). Zusätzlich merkt man, dass das, was einen richtig gute Praxis-Urteile schreiben lässt, nicht das ist, was einen richtig gute Klausuren schreiben lässt.
Es wurde bei mir aber mit der Zeit besser. Zivilstation ist halt am härtesten, weil man im Grunde die ganzen prozessualen Basics lernt und damit den Grundstein für sämtliche Urteilsklausuren und die Anwaltsklausuren legt.
So richtig richtig entspannt wird es zwar dauerhaft nicht, aber man gewöhnt sich dran und wenn die Basics erst einmal durchgekaut wurden, fühlt man sich auch schon ein bisschen sicherer. Außerdem merkt man, dass quasi alle ständig überfordert sind und ist deshalb entspannter als noch zu Beginn.
Bei mir wurde es jede Station ein bisschen besser vom Arbeitsaufwand her. Ab Anfang/Mitte Anwaltsstation kommt dann der Examensdruck dazu - aber der ist auch überlebbar.