24.01.2022, 14:58
Moin,
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
24.01.2022, 18:24
(24.01.2022, 14:58)Moin! schrieb: Moin,
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
In Hamburg kenne ich außerhalb der Justizbehörde fast niemand, der in der Verwaltung arbeitet. Auch gibt es in Hamburg kaum einen Austausch zwischen Justiz und Verwaltung; weder werden Verwaltungsbeamte eine Zeit lang zu Gericht abgeordnet, noch werden Richter in die Verwaltung temporär abgeordnet.
Das Führungskräfteprogramm ist in der Verwaltung hoch angesehen; die sog. Ratten-AG (Regierungsrat-AG) wird drei Jahre lang in Softskills ausgebildet, es findet eine gemeinsame Reise in ein außereuropäisches Land für 1-2 Wochen statt, um dort die Verwaltung kennen zu lernen (so ging es vor zwei Jahren nach Japan). Auf Wünsche wird im Grundsatz sehr gut reagiert, und es ist auch sehr gut möglich während der Laufbahn die Behörde zu wechseln.
24.01.2022, 21:07
Ich habe davon noch nie gehört aber finde, das klingt richtig gut! Habe mir mal die Homepage angeguckt und anscheinend hat man ja eine super Möglichkeit, sich verschiedene Bereiche anzuschauen. Das ist ein extremer Vorteil! Denn wenn du dich als Richter in Behörde X abordnen lässt, weißt du halt nicht, wie es da ist und ob es dir gefällt.
Bei diesem speziellen Programm würde ich das machen und nicht den Weg über die Justiz gehen.
Bei diesem speziellen Programm würde ich das machen und nicht den Weg über die Justiz gehen.
24.01.2022, 22:39
Ich bin als Staatsanwältin in die BJV abgeordnet und hier sind eine Menge Richter und Staatsanwälte, auch als Führungskräfte. Es ist in Hamburg durchaus nicht unüblich, in die Verwaltung abgeordnet zu werden, auch schon während der Probezeit.
Es ist einfacher erstmal in der Justiz anzufangen und dann sich in die Verwaltung anordnen zu lassen, wenn du beides ausprobieren möchtest. Ein umgekehrter Fall ist mir in Hamburg nicht bekannt.
Es ist einfacher erstmal in der Justiz anzufangen und dann sich in die Verwaltung anordnen zu lassen, wenn du beides ausprobieren möchtest. Ein umgekehrter Fall ist mir in Hamburg nicht bekannt.
24.01.2022, 22:39
(24.01.2022, 22:39)Gast schrieb: Ich bin als Staatsanwältin in die BJV abgeordnet und hier sind eine Menge Richter und Staatsanwälte, auch als Führungskräfte. Es ist in Hamburg durchaus nicht unüblich, in die Verwaltung abgeordnet zu werden, auch schon während der Probezeit.
Es ist einfacher erstmal in der Justiz anzufangen und dann sich in die Verwaltung anordnen zu lassen, wenn du beides ausprobieren möchtest. Ein umgekehrter Fall ist mir in Hamburg nicht bekannt.
BJV = Behörde für Justiz und Verbraucherschutz
24.01.2022, 23:30
(24.01.2022, 22:39)Gast schrieb: Ich bin als Staatsanwältin in die BJV abgeordnet und hier sind eine Menge Richter und Staatsanwälte, auch als Führungskräfte. Es ist in Hamburg durchaus nicht unüblich, in die Verwaltung abgeordnet zu werden, auch schon während der Probezeit.
Es ist einfacher erstmal in der Justiz anzufangen und dann sich in die Verwaltung anordnen zu lassen, wenn du beides ausprobieren möchtest. Ein umgekehrter Fall ist mir in Hamburg nicht bekannt.
Aber halt lediglich in die BJV? Oder kennst Du irgendein Richter / Staatsanwalt in einer anderen Fachbehörde? Die einzige Person, die mir einfällt, ist die Amtsleiterin in der Sozialbehörde.
25.01.2022, 14:28
(24.01.2022, 18:24)E00 schrieb:(24.01.2022, 14:58)Moin! schrieb: Moin,
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
In Hamburg kenne ich außerhalb der Justizbehörde fast niemand, der in der Verwaltung arbeitet. Auch gibt es in Hamburg kaum einen Austausch zwischen Justiz und Verwaltung; weder werden Verwaltungsbeamte eine Zeit lang zu Gericht abgeordnet, noch werden Richter in die Verwaltung temporär abgeordnet.
Das Führungskräfteprogramm ist in der Verwaltung hoch angesehen; die sog. Ratten-AG (Regierungsrat-AG) wird drei Jahre lang in Softskills ausgebildet, es findet eine gemeinsame Reise in ein außereuropäisches Land für 1-2 Wochen statt, um dort die Verwaltung kennen zu lernen (so ging es vor zwei Jahren nach Japan). Auf Wünsche wird im Grundsatz sehr gut reagiert, und es ist auch sehr gut möglich während der Laufbahn die Behörde zu wechseln.
Das klingt alles richtig toll, aber hast Du vielleicht Einblicke in die Praxis in der Position? Bleibt es wirklich- wie auf der Website der Stadt Hamburg dargestellt- bei einer 40 Stunden Woche?
Ich habe von Freunden aus der Wahlstation schon richtige Horror-Stories gehört, dass teilweise 200 Überstunden einfach verfallen sind, weil die Leute so überlastet waren.
Außerdem frage ich mich, ob man erst eine Sachbearbeiterstelle ausüben muss, bevor man echte Führungsaufgaben wahrnehmen darf? Widerspruchsbearbeitung wäre nämlich nicht unbedingt der Traum derer, die sich durch ein Assestmentcenter gequält haben und die Ausbildung scheint ja im Rahmen des Trainee Programms vom Hörensagen echt ernstgenommen zu werden.
25.01.2022, 15:55
(25.01.2022, 14:28)Gast schrieb:(24.01.2022, 18:24)E00 schrieb:(24.01.2022, 14:58)Moin! schrieb: Moin,
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
In Hamburg kenne ich außerhalb der Justizbehörde fast niemand, der in der Verwaltung arbeitet. Auch gibt es in Hamburg kaum einen Austausch zwischen Justiz und Verwaltung; weder werden Verwaltungsbeamte eine Zeit lang zu Gericht abgeordnet, noch werden Richter in die Verwaltung temporär abgeordnet.
Das Führungskräfteprogramm ist in der Verwaltung hoch angesehen; die sog. Ratten-AG (Regierungsrat-AG) wird drei Jahre lang in Softskills ausgebildet, es findet eine gemeinsame Reise in ein außereuropäisches Land für 1-2 Wochen statt, um dort die Verwaltung kennen zu lernen (so ging es vor zwei Jahren nach Japan). Auf Wünsche wird im Grundsatz sehr gut reagiert, und es ist auch sehr gut möglich während der Laufbahn die Behörde zu wechseln.
Das klingt alles richtig toll, aber hast Du vielleicht Einblicke in die Praxis in der Position? Bleibt es wirklich- wie auf der Website der Stadt Hamburg dargestellt- bei einer 40 Stunden Woche?
Ich habe von Freunden aus der Wahlstation schon richtige Horror-Stories gehört, dass teilweise 200 Überstunden einfach verfallen sind, weil die Leute so überlastet waren.
Außerdem frage ich mich, ob man erst eine Sachbearbeiterstelle ausüben muss, bevor man echte Führungsaufgaben wahrnehmen darf? Widerspruchsbearbeitung wäre nämlich nicht unbedingt der Traum derer, die sich durch ein Assestmentcenter gequält haben und die Ausbildung scheint ja im Rahmen des Trainee Programms vom Hörensagen echt ernstgenommen zu werden.
40h gehen i.d.R. schon klar und abfeiern von Überstunden ist grundsätzlich kein Problem. Klar ist aber auch, dass mit jeder Hierarchieebene die Arbeitszeit zunimmt.
Als Einsteiger aus der Justiz bringt man natürlich wertvolle Qualifikationen mit, aber die Hamburger Verwaltung bezieht seit vielen Jahrzehnten ihre Führungskräfte zum Großteil schon aus diesem Programm, d.h. die Leute werden entsprechend ausgesucht, gefördert und schnell nach oben gebracht. Hinzu kommt ein Netzwerkeffekt, weil du im engen Kontakt mit anderen Nachwuchsführungskräften stehst, die mit dir aufsteigen, aber auch deine Führungskräfte selbst haben vor Jahren oder Jahrzehnten das Programm durchlaufen. Gegenüber Quereinsteigern ist das grundsätzlich ein erheblicher Startvorteil, gerade wenn man nicht in die Justizbehörde möchte.
Führungsaufgaben kann man schnell übernehmen, je nach Lust und Verfügbarkeit kann auch die erste Planstelle direkt eine mit Führung sein. Ansonsten muss man einige Jahre nach der ersten Planstelle ohnehin die Behörde wechseln, oft verbunden mit einem Aufstieg. Generell ist ein ständiger Wechsel zwischen den Behörden nicht nur möglich, sondern gewollt. Wenn du mit älteren Führungskräften sprichst, dann haben die gefühlt in allen Behörden mal gearbeitet. Größter Vorteil ist eben, dass du nicht auf eine Planstelle festgenagelt bist, sondern dir die gesamte Verwaltung offen steht und das ist in einem Stadtstaat wie Hamburg thematisch praktisch alles, d.h. man kann u.a. auch in den politischen oder kulturellen Bereich gehen, wenn man kein Bock mehr auf Jura hat. Ich hab seit meinen 6 Pflichtmonaten beim Bezirksamt z.B. keinen Bescheid mehr geschrieben.
Wenn man zwischen Justiz und Verwaltung schwankt, dann ist erst Justiz und dann Abordnung sicher ein guter Weg, wenn man zur Verwaltung tendiert, dann ist das Trainee-Programm besser, weil es einem ein viel breiteres Tätigkeitsfeld und schnellere Aufstiegsmöglichkeiten bietet.
28.01.2022, 22:51
Kannst du vielleicht noch etwas mehr dazu sagen, wie Beförderungen und HH gehandhabt werden? Nimmt man A14 „automatisch“ mit? Nach wie vielen Jahren kann man sich dann auf A15/B1 stellen etc. Bewerben? Sind die Beförderungsmöglichkeiten insgesamt eher gut oder schlecht?
29.01.2022, 09:15
(25.01.2022, 15:55)Gast2 schrieb:(25.01.2022, 14:28)Gast schrieb:(24.01.2022, 18:24)E00 schrieb:(24.01.2022, 14:58)Moin! schrieb: Moin,
ich bin mir nach fast (in einem Monat) 2 Jahren Anwaltserfahrung in einer Großkanzlei sicher, dass das mittel- bzw. langfristig persönlich nicht das Richtige für mich ist und will in die Justiz oder die Verwaltung (jeweils in HH) wechseln.
Ich tendiere von meinen Interessen her eher zur (Straf-)justiz, finde das Traineeprogramm in Hamburg für Juristen klingt aber auch sehr interessant (https://www.hamburg.de/juristin-jurist/).
Meine Frage ist nun: Ich habe von Freunden aus anderen Bundesländern des öfteren gehört, dass selbst wenn man in die Verwaltung wolle sei es sinnvoller zunächst als Richter zu arbeiten um dann (ggf. nach einer Abordnung in Bundes- oder Landesministerien) nach mehreren Jahren in die Verwaltung zu wechseln; da man dann dort höher einsteigen könne bzw. Beförderungen mitnehmen könne, die ansonsten verwehrt blieben.
Hat hier jemand diesbezügliche, Hamburg-spezifische Erfahrungen inwiefern ein solcher Wechsel Justiz -> Verwaltung leicht möglich und ggf. sogar vorteilhaft ggnü. einem Direkteinstieg in der Verwaltung (über das o.g. Traineeprogramm) ist?
Ich bin für jegliche Hinweise sehr dankbar!
In Hamburg kenne ich außerhalb der Justizbehörde fast niemand, der in der Verwaltung arbeitet. Auch gibt es in Hamburg kaum einen Austausch zwischen Justiz und Verwaltung; weder werden Verwaltungsbeamte eine Zeit lang zu Gericht abgeordnet, noch werden Richter in die Verwaltung temporär abgeordnet.
Das Führungskräfteprogramm ist in der Verwaltung hoch angesehen; die sog. Ratten-AG (Regierungsrat-AG) wird drei Jahre lang in Softskills ausgebildet, es findet eine gemeinsame Reise in ein außereuropäisches Land für 1-2 Wochen statt, um dort die Verwaltung kennen zu lernen (so ging es vor zwei Jahren nach Japan). Auf Wünsche wird im Grundsatz sehr gut reagiert, und es ist auch sehr gut möglich während der Laufbahn die Behörde zu wechseln.
Das klingt alles richtig toll, aber hast Du vielleicht Einblicke in die Praxis in der Position? Bleibt es wirklich- wie auf der Website der Stadt Hamburg dargestellt- bei einer 40 Stunden Woche?
Ich habe von Freunden aus der Wahlstation schon richtige Horror-Stories gehört, dass teilweise 200 Überstunden einfach verfallen sind, weil die Leute so überlastet waren.
Außerdem frage ich mich, ob man erst eine Sachbearbeiterstelle ausüben muss, bevor man echte Führungsaufgaben wahrnehmen darf? Widerspruchsbearbeitung wäre nämlich nicht unbedingt der Traum derer, die sich durch ein Assestmentcenter gequält haben und die Ausbildung scheint ja im Rahmen des Trainee Programms vom Hörensagen echt ernstgenommen zu werden.
40h gehen i.d.R. schon klar und abfeiern von Überstunden ist grundsätzlich kein Problem. Klar ist aber auch, dass mit jeder Hierarchieebene die Arbeitszeit zunimmt.
Als Einsteiger aus der Justiz bringt man natürlich wertvolle Qualifikationen mit, aber die Hamburger Verwaltung bezieht seit vielen Jahrzehnten ihre Führungskräfte zum Großteil schon aus diesem Programm, d.h. die Leute werden entsprechend ausgesucht, gefördert und schnell nach oben gebracht. Hinzu kommt ein Netzwerkeffekt, weil du im engen Kontakt mit anderen Nachwuchsführungskräften stehst, die mit dir aufsteigen, aber auch deine Führungskräfte selbst haben vor Jahren oder Jahrzehnten das Programm durchlaufen. Gegenüber Quereinsteigern ist das grundsätzlich ein erheblicher Startvorteil, gerade wenn man nicht in die Justizbehörde möchte.
Führungsaufgaben kann man schnell übernehmen, je nach Lust und Verfügbarkeit kann auch die erste Planstelle direkt eine mit Führung sein. Ansonsten muss man einige Jahre nach der ersten Planstelle ohnehin die Behörde wechseln, oft verbunden mit einem Aufstieg. Generell ist ein ständiger Wechsel zwischen den Behörden nicht nur möglich, sondern gewollt. Wenn du mit älteren Führungskräften sprichst, dann haben die gefühlt in allen Behörden mal gearbeitet. Größter Vorteil ist eben, dass du nicht auf eine Planstelle festgenagelt bist, sondern dir die gesamte Verwaltung offen steht und das ist in einem Stadtstaat wie Hamburg thematisch praktisch alles, d.h. man kann u.a. auch in den politischen oder kulturellen Bereich gehen, wenn man kein Bock mehr auf Jura hat. Ich hab seit meinen 6 Pflichtmonaten beim Bezirksamt z.B. keinen Bescheid mehr geschrieben.
Wenn man zwischen Justiz und Verwaltung schwankt, dann ist erst Justiz und dann Abordnung sicher ein guter Weg, wenn man zur Verwaltung tendiert, dann ist das Trainee-Programm besser, weil es einem ein viel breiteres Tätigkeitsfeld und schnellere Aufstiegsmöglichkeiten bietet.
Vielen Dank für die tolle und ausführliche Antwort. Super hilfreich!
Die Stimmung im Forum ist oft zynisch, aber dafür hat es sich gelohnt mal wieder reinzuschauen.
Wie läuft dieser Online-IQ-Test vor dem Interview ab? Fährt man dorthin und setzt sich an einen Computer?