23.11.2021, 21:29
(05.11.2021, 20:48)JuraFertigUndMeineZukunftWohlAuch schrieb: Hey ho,
2. Examen lief mal gar nicht so gut. Erst- und Zweitversuch hinter mir, Ergebnis 5,5. Kann's mir kaum erklären, dachte ich wäre (zumindest beim Zweitversuch) gut vorbereitet gewesen. In Übungsklausuren und im Probeexamen waren die Noten fluktuativ, aber auch immer mal wieder höher 2-stellig. Ist jetzt, wie es ist.
Im 1. Examen waren's ziemlich genau 9 im Staatsteil.
Ich promoviere aktuell und muss mich irgendwie finanzieren. Konto ist bald leer. Am Lehrstuhl gab's keine freie Stelle mehr.
Weiß jemand, ob und wo man mit meinen Noten eine Teilzeitstelle z.B. als WissMit bekommt?
Und bitte kein sinnloses bashing oder falsche Hoffnungen. Realistische und ehrliche Einschätzung von Leuten mit konkreten Erfahrungen würde mich freuen.
Bin nach dem Ref. mit ähnlichen Noten wie du direkt in einer GK untergekommen. Lass dich nicht unterkriegen.

02.12.2021, 17:02
So, das versprochene Update. Komme erst jetzt dazu, da ich in den letzten Tagen viel zu tun hatte. Bitte bedenken, dass es sich um einen Einzelfall handelt, der nur begrenzt verallgemeinerungsfähig ist.
Ich habe jetzt eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer GK und fange dort demnächst an. Ist sogar eine GK, die in der Tierliste relativ weit oben ist. Zu den Gründen kann ich nur mutmaßen. Es spricht aber viel dafür, dass es mit meiner starken Spezialisierung in einem bestimmten Bereich zusammenhängt, die auf die Stelle gut gepasst hat. Hinzu kommt, dass mein Lebenslauf eher atypisch ist, was dem Partner im Vorstellungsgespräch, zumindest meinem Eindruck nach, gefallen hat. Vielleicht hatte ich aber auch einfach Glück beim Timing. Abschließend weiß ich das leider nicht.
Zum Bewerbungsprozess: Ich habe diese skurrile JUVE-Tierliste von oben nach unten abgearbeitet. Nach 20 Bewerbungen habe ich eine Pause gemacht, um zu sehen was passiert. Viele GKs haben direkt abgesagt, einige haben mich zum Gespräch eingeladen und eine hat am Ende zugesagt. In den Gesprächen wurde ich (allerdings nicht immer) auf die starke Notendiskrepanz angesprochen. Auf die Frage sollte man also, so unangenehm sie auch sein mag, vorbereitet sein. Ich habe die Frage meist versucht damit zu beantworten, dass ich mir die Diskrepanz kaum erklären kann und dann versucht den Fokus auf meine ansonsten guten Leistungen und Stärken zu lenken, insbesondere meine Spezialkenntnisse. Ob das die beste Strategie war bzw. es überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hatte, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass Authentizität an der Stelle wichtig ist.
Trotz der anfangs erwähnten begrenzten Verallgemeinerungsfähigkeit, hier meine Empfehlung an Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Nach Möglichkeit eine Spezialisierung finden (Rechtsgebiet, Branche, IT-Kenntnisse, Fremdsprache etc.). Wenn bereits eine Spezialisierung vorhanden ist, diese am besten schon im CV/Anschreiben ganz deutlich hervorheben und sich primär auf Stellen bewerben, wo genau das gebraucht wird (das sollte man natürlich immer machen, aber aufgrund der Notendiskrepanz eben umso mehr). Im Vorstellungsgespräch souverän mit der Frage nach der Notendiskrepanz umgehen und eine authentische Antwort parat haben. Örtlich flexibel sein, da man dann deutlich mehr Auswahl bzw. "Chancen" hat, was Passendes zu finden.
Vieles davon klingt selbstverständlich, aber das ist der beste Ratschlag, den ich nach meinen Erfahrungen geben kann.
Ich spare mir jetzt mal Euphemismen oder leere Floskeln wie "lasst euch nicht unterkriegen". Die Situation ist frustrierend und ich will sie nicht sugarcoaten. Man muss mehr Aufwand betreiben und braucht vermutlich auch mehr Glück als Leute mit doppel-vb oder vb+b, was aber jedem in der Situation klar sein sollte.
Und bitte nicht vergessen, dass es bei mir um eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (!) ging. Bei einer Bewerbung als Anwalt sieht die Situation anders aus bzw. wurde mir das in einem Vorstellungsgespräch sogar ins Gesicht gesagt. Nämlich, "dass man mich bei einer Bewerbung als Associate nicht zum Gespräch eingeladen hätte". Diese Aussage beansprucht natürlich keine Absolutheit. Ob es am Ende auch als Anwalt in einer High-Tier Kanzlei klappen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Intuitiv würde ich aber sagen, dass das sehr schwierig wird. Vielleicht, wenn man sich extrem gut anstellt während der WissMit-Zeit und mit viel Glück. Ich will natürlich niemanden entmutigen, der das ernsthaft anstrebt. Versuchen sollte man es auf jeden Fall. Meinem Eindruck nach ist nicht alles so prädestiniert, wie man vielleicht glaubt. In Low(er)-Tier GKs sind die Chancen, insb. mit Arbeitserfahrung, Spezialisierung und/oder Titel(n), aber sicherlich deutlich realistischer. Ist aber alles eher Mutmaßung.
Grundsätzlich wünsche ich jedem, dass er die Noten erreicht, die er anstrebt. Sollte aber doch jemand in derselben Situation sein wie ich und auf diesen Thread stoßen, ist meine Erfahrung hoffentlich zumindest eine kleine Hilfestellung.
Cheerio
Ich habe jetzt eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer GK und fange dort demnächst an. Ist sogar eine GK, die in der Tierliste relativ weit oben ist. Zu den Gründen kann ich nur mutmaßen. Es spricht aber viel dafür, dass es mit meiner starken Spezialisierung in einem bestimmten Bereich zusammenhängt, die auf die Stelle gut gepasst hat. Hinzu kommt, dass mein Lebenslauf eher atypisch ist, was dem Partner im Vorstellungsgespräch, zumindest meinem Eindruck nach, gefallen hat. Vielleicht hatte ich aber auch einfach Glück beim Timing. Abschließend weiß ich das leider nicht.
Zum Bewerbungsprozess: Ich habe diese skurrile JUVE-Tierliste von oben nach unten abgearbeitet. Nach 20 Bewerbungen habe ich eine Pause gemacht, um zu sehen was passiert. Viele GKs haben direkt abgesagt, einige haben mich zum Gespräch eingeladen und eine hat am Ende zugesagt. In den Gesprächen wurde ich (allerdings nicht immer) auf die starke Notendiskrepanz angesprochen. Auf die Frage sollte man also, so unangenehm sie auch sein mag, vorbereitet sein. Ich habe die Frage meist versucht damit zu beantworten, dass ich mir die Diskrepanz kaum erklären kann und dann versucht den Fokus auf meine ansonsten guten Leistungen und Stärken zu lenken, insbesondere meine Spezialkenntnisse. Ob das die beste Strategie war bzw. es überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hatte, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass Authentizität an der Stelle wichtig ist.
Trotz der anfangs erwähnten begrenzten Verallgemeinerungsfähigkeit, hier meine Empfehlung an Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Nach Möglichkeit eine Spezialisierung finden (Rechtsgebiet, Branche, IT-Kenntnisse, Fremdsprache etc.). Wenn bereits eine Spezialisierung vorhanden ist, diese am besten schon im CV/Anschreiben ganz deutlich hervorheben und sich primär auf Stellen bewerben, wo genau das gebraucht wird (das sollte man natürlich immer machen, aber aufgrund der Notendiskrepanz eben umso mehr). Im Vorstellungsgespräch souverän mit der Frage nach der Notendiskrepanz umgehen und eine authentische Antwort parat haben. Örtlich flexibel sein, da man dann deutlich mehr Auswahl bzw. "Chancen" hat, was Passendes zu finden.
Vieles davon klingt selbstverständlich, aber das ist der beste Ratschlag, den ich nach meinen Erfahrungen geben kann.
Ich spare mir jetzt mal Euphemismen oder leere Floskeln wie "lasst euch nicht unterkriegen". Die Situation ist frustrierend und ich will sie nicht sugarcoaten. Man muss mehr Aufwand betreiben und braucht vermutlich auch mehr Glück als Leute mit doppel-vb oder vb+b, was aber jedem in der Situation klar sein sollte.
Und bitte nicht vergessen, dass es bei mir um eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (!) ging. Bei einer Bewerbung als Anwalt sieht die Situation anders aus bzw. wurde mir das in einem Vorstellungsgespräch sogar ins Gesicht gesagt. Nämlich, "dass man mich bei einer Bewerbung als Associate nicht zum Gespräch eingeladen hätte". Diese Aussage beansprucht natürlich keine Absolutheit. Ob es am Ende auch als Anwalt in einer High-Tier Kanzlei klappen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Intuitiv würde ich aber sagen, dass das sehr schwierig wird. Vielleicht, wenn man sich extrem gut anstellt während der WissMit-Zeit und mit viel Glück. Ich will natürlich niemanden entmutigen, der das ernsthaft anstrebt. Versuchen sollte man es auf jeden Fall. Meinem Eindruck nach ist nicht alles so prädestiniert, wie man vielleicht glaubt. In Low(er)-Tier GKs sind die Chancen, insb. mit Arbeitserfahrung, Spezialisierung und/oder Titel(n), aber sicherlich deutlich realistischer. Ist aber alles eher Mutmaßung.
Grundsätzlich wünsche ich jedem, dass er die Noten erreicht, die er anstrebt. Sollte aber doch jemand in derselben Situation sein wie ich und auf diesen Thread stoßen, ist meine Erfahrung hoffentlich zumindest eine kleine Hilfestellung.
Cheerio
02.12.2021, 17:39
(02.12.2021, 17:02)JuraFertigUndMeineZukunftWohlAuch schrieb: So, das versprochene Update. Komme erst jetzt dazu, da ich in den letzten Tagen viel zu tun hatte. Bitte bedenken, dass es sich um einen Einzelfall handelt, der nur begrenzt verallgemeinerungsfähig ist.
Ich habe jetzt eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer GK und fange dort demnächst an. Ist sogar eine GK, die in der Tierliste relativ weit oben ist. Zu den Gründen kann ich nur mutmaßen. Es spricht aber viel dafür, dass es mit meiner starken Spezialisierung in einem bestimmten Bereich zusammenhängt, die auf die Stelle gut gepasst hat. Hinzu kommt, dass mein Lebenslauf eher atypisch ist, was dem Partner im Vorstellungsgespräch, zumindest meinem Eindruck nach, gefallen hat. Vielleicht hatte ich aber auch einfach Glück beim Timing. Abschließend weiß ich das leider nicht.
Zum Bewerbungsprozess: Ich habe diese skurrile JUVE-Tierliste von oben nach unten abgearbeitet. Nach 20 Bewerbungen habe ich eine Pause gemacht, um zu sehen was passiert. Viele GKs haben direkt abgesagt, einige haben mich zum Gespräch eingeladen und eine hat am Ende zugesagt. In den Gesprächen wurde ich (allerdings nicht immer) auf die starke Notendiskrepanz angesprochen. Auf die Frage sollte man also, so unangenehm sie auch sein mag, vorbereitet sein. Ich habe die Frage meist versucht damit zu beantworten, dass ich mir die Diskrepanz kaum erklären kann und dann versucht den Fokus auf meine ansonsten guten Leistungen und Stärken zu lenken, insbesondere meine Spezialkenntnisse. Ob das die beste Strategie war bzw. es überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hatte, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass Authentizität an der Stelle wichtig ist.
Trotz der anfangs erwähnten begrenzten Verallgemeinerungsfähigkeit, hier meine Empfehlung an Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Nach Möglichkeit eine Spezialisierung finden (Rechtsgebiet, Branche, IT-Kenntnisse, Fremdsprache etc.). Wenn bereits eine Spezialisierung vorhanden ist, diese am besten schon im CV/Anschreiben ganz deutlich hervorheben und sich primär auf Stellen bewerben, wo genau das gebraucht wird (das sollte man natürlich immer machen, aber aufgrund der Notendiskrepanz eben umso mehr). Im Vorstellungsgespräch souverän mit der Frage nach der Notendiskrepanz umgehen und eine authentische Antwort parat haben. Örtlich flexibel sein, da man dann deutlich mehr Auswahl bzw. "Chancen" hat, was Passendes zu finden.
Vieles davon klingt selbstverständlich, aber das ist der beste Ratschlag, den ich nach meinen Erfahrungen geben kann.
Ich spare mir jetzt mal Euphemismen oder leere Floskeln wie "lasst euch nicht unterkriegen". Die Situation ist frustrierend und ich will sie nicht sugarcoaten. Man muss mehr Aufwand betreiben und braucht vermutlich auch mehr Glück als Leute mit doppel-vb oder vb+b, was aber jedem in der Situation klar sein sollte.
Und bitte nicht vergessen, dass es bei mir um eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (!) ging. Bei einer Bewerbung als Anwalt sieht die Situation anders aus bzw. wurde mir das in einem Vorstellungsgespräch sogar ins Gesicht gesagt. Nämlich, "dass man mich bei einer Bewerbung als Associate nicht zum Gespräch eingeladen hätte". Diese Aussage beansprucht natürlich keine Absolutheit. Ob es am Ende auch als Anwalt in einer High-Tier Kanzlei klappen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Intuitiv würde ich aber sagen, dass das sehr schwierig wird. Vielleicht, wenn man sich extrem gut anstellt während der WissMit-Zeit und mit viel Glück. Ich will natürlich niemanden entmutigen, der das ernsthaft anstrebt. Versuchen sollte man es auf jeden Fall. Meinem Eindruck nach ist nicht alles so prädestiniert, wie man vielleicht glaubt. In Low(er)-Tier GKs sind die Chancen, insb. mit Arbeitserfahrung, Spezialisierung und/oder Titel(n), aber sicherlich deutlich realistischer. Ist aber alles eher Mutmaßung.
Grundsätzlich wünsche ich jedem, dass er die Noten erreicht, die er anstrebt. Sollte aber doch jemand in derselben Situation sein wie ich und auf diesen Thread stoßen, ist meine Erfahrung hoffentlich zumindest eine kleine Hilfestellung.
Cheerio
Vielen Dank! :)
02.12.2021, 17:47
Und jetzt willste WissMit bleiben oder was bringt Dir die Stelle?
02.12.2021, 18:41
02.12.2021, 18:48
02.12.2021, 19:08
(02.12.2021, 18:48)Gast schrieb:(02.12.2021, 17:47)Gast schrieb: Und jetzt willste WissMit bleiben oder was bringt Dir die Stelle?
Er promoviert.
Und danach steigt man dann als Dr. jur. und bekannt und bewährt bei der Kanzlei als Associate ein. Also gut gemacht.
Wie er auch so gut ausgeführt hat, Spezialisierung ist das A und O und Gold wert, wenn man eben nicht mit zwei top Examen überzeugen kann.
02.12.2021, 19:28
(02.12.2021, 19:08)Gast Gast schrieb:(02.12.2021, 18:48)Gast schrieb:(02.12.2021, 17:47)Gast schrieb: Und jetzt willste WissMit bleiben oder was bringt Dir die Stelle?
Er promoviert.
Und danach steigt man dann als Dr. jur. und bekannt und bewährt bei der Kanzlei als Associate ein. Also gut gemacht.
Wie er auch so gut ausgeführt hat, Spezialisierung ist das A und O und Gold wert, wenn man eben nicht mit zwei top Examen überzeugen kann.
Ist so, Glückwunsch!
02.12.2021, 22:15
(02.12.2021, 17:02)JuraFertigUndMeineZukunftWohlAuch schrieb: So, das versprochene Update. Komme erst jetzt dazu, da ich in den letzten Tagen viel zu tun hatte. Bitte bedenken, dass es sich um einen Einzelfall handelt, der nur begrenzt verallgemeinerungsfähig ist.
Ich habe jetzt eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer GK und fange dort demnächst an. Ist sogar eine GK, die in der Tierliste relativ weit oben ist. Zu den Gründen kann ich nur mutmaßen. Es spricht aber viel dafür, dass es mit meiner starken Spezialisierung in einem bestimmten Bereich zusammenhängt, die auf die Stelle gut gepasst hat. Hinzu kommt, dass mein Lebenslauf eher atypisch ist, was dem Partner im Vorstellungsgespräch, zumindest meinem Eindruck nach, gefallen hat. Vielleicht hatte ich aber auch einfach Glück beim Timing. Abschließend weiß ich das leider nicht.
Zum Bewerbungsprozess: Ich habe diese skurrile JUVE-Tierliste von oben nach unten abgearbeitet. Nach 20 Bewerbungen habe ich eine Pause gemacht, um zu sehen was passiert. Viele GKs haben direkt abgesagt, einige haben mich zum Gespräch eingeladen und eine hat am Ende zugesagt. In den Gesprächen wurde ich (allerdings nicht immer) auf die starke Notendiskrepanz angesprochen. Auf die Frage sollte man also, so unangenehm sie auch sein mag, vorbereitet sein. Ich habe die Frage meist versucht damit zu beantworten, dass ich mir die Diskrepanz kaum erklären kann und dann versucht den Fokus auf meine ansonsten guten Leistungen und Stärken zu lenken, insbesondere meine Spezialkenntnisse. Ob das die beste Strategie war bzw. es überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hatte, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass Authentizität an der Stelle wichtig ist.
Trotz der anfangs erwähnten begrenzten Verallgemeinerungsfähigkeit, hier meine Empfehlung an Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Nach Möglichkeit eine Spezialisierung finden (Rechtsgebiet, Branche, IT-Kenntnisse, Fremdsprache etc.). Wenn bereits eine Spezialisierung vorhanden ist, diese am besten schon im CV/Anschreiben ganz deutlich hervorheben und sich primär auf Stellen bewerben, wo genau das gebraucht wird (das sollte man natürlich immer machen, aber aufgrund der Notendiskrepanz eben umso mehr). Im Vorstellungsgespräch souverän mit der Frage nach der Notendiskrepanz umgehen und eine authentische Antwort parat haben. Örtlich flexibel sein, da man dann deutlich mehr Auswahl bzw. "Chancen" hat, was Passendes zu finden.
Vieles davon klingt selbstverständlich, aber das ist der beste Ratschlag, den ich nach meinen Erfahrungen geben kann.
Ich spare mir jetzt mal Euphemismen oder leere Floskeln wie "lasst euch nicht unterkriegen". Die Situation ist frustrierend und ich will sie nicht sugarcoaten. Man muss mehr Aufwand betreiben und braucht vermutlich auch mehr Glück als Leute mit doppel-vb oder vb+b, was aber jedem in der Situation klar sein sollte.
Und bitte nicht vergessen, dass es bei mir um eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (!) ging. Bei einer Bewerbung als Anwalt sieht die Situation anders aus bzw. wurde mir das in einem Vorstellungsgespräch sogar ins Gesicht gesagt. Nämlich, "dass man mich bei einer Bewerbung als Associate nicht zum Gespräch eingeladen hätte". Diese Aussage beansprucht natürlich keine Absolutheit. Ob es am Ende auch als Anwalt in einer High-Tier Kanzlei klappen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Intuitiv würde ich aber sagen, dass das sehr schwierig wird. Vielleicht, wenn man sich extrem gut anstellt während der WissMit-Zeit und mit viel Glück. Ich will natürlich niemanden entmutigen, der das ernsthaft anstrebt. Versuchen sollte man es auf jeden Fall. Meinem Eindruck nach ist nicht alles so prädestiniert, wie man vielleicht glaubt. In Low(er)-Tier GKs sind die Chancen, insb. mit Arbeitserfahrung, Spezialisierung und/oder Titel(n), aber sicherlich deutlich realistischer. Ist aber alles eher Mutmaßung.
Grundsätzlich wünsche ich jedem, dass er die Noten erreicht, die er anstrebt. Sollte aber doch jemand in derselben Situation sein wie ich und auf diesen Thread stoßen, ist meine Erfahrung hoffentlich zumindest eine kleine Hilfestellung.
Cheerio
Besten Dank und viel Erfolg auf dem weiteren Weg!
03.12.2021, 10:06
Tatsächlich ist der Grund bei dem Ganzen für mich relativ simpel. Ich will nebenher Lebensunterhalt verdienen und denke mir "promotionsbegleitend bei GK gearbeitet" kann zumindest nicht schaden für meine Zukunft.
Wenn mir das am Ende wegen "bekannt und bewährt" bzw. aufgrund der Vertiefung meiner Spezialisierung die GK-Tür öffnet, wäre das natürlich super. Ich gehe aber nicht zwingend davon aus. Im Gegenteil tendiere ich nach wie vor dazu, dass eine Einstellung als "echter" Anwalt bei GKs wegen der Notendiskrepanz überwiegend nicht in Betracht kommt. Das ist zum Teil sicher auch meine persönliche Skepsis/Vorsicht. Ich will nicht bestreiten, dass es möglich ist, denn sonst würde ich meiner These ("nicht alles so prädestiniert wie man denkt") widersprechen.
Letztlich weiß man nie genau, wie das Leben verläuft. Umso wichtiger, dass man alles Positive mitnimmt, das man findet. Gerade wenn der Lebensweg, wie bei mir, eben nicht so verlaufen ist wie geplant.
Wenn mir das am Ende wegen "bekannt und bewährt" bzw. aufgrund der Vertiefung meiner Spezialisierung die GK-Tür öffnet, wäre das natürlich super. Ich gehe aber nicht zwingend davon aus. Im Gegenteil tendiere ich nach wie vor dazu, dass eine Einstellung als "echter" Anwalt bei GKs wegen der Notendiskrepanz überwiegend nicht in Betracht kommt. Das ist zum Teil sicher auch meine persönliche Skepsis/Vorsicht. Ich will nicht bestreiten, dass es möglich ist, denn sonst würde ich meiner These ("nicht alles so prädestiniert wie man denkt") widersprechen.
Letztlich weiß man nie genau, wie das Leben verläuft. Umso wichtiger, dass man alles Positive mitnimmt, das man findet. Gerade wenn der Lebensweg, wie bei mir, eben nicht so verlaufen ist wie geplant.