06.11.2021, 12:34
Ich bin 25 Jahre alt und habe vor 5 Jahren mit Jura angefangen, nachdem ich davor 2 Semester BWL studiert hatte. Allerdings habe ich von Anfang an eher wenig dafür getan (hatte da aber trotzdem noch ganz gute Noten) und nach dem 3. Semester dann wirklich gar nichts mehr. Erst letztes Semester habe ich dann wieder eine Klausur geschrieben.
Der Grund für diese "Pause" waren psychische Probleme, die ich jetzt anscheinend ausreichend im Griff habe.
Ich würde Jura schon gerne weitermachen und traue mir das mittlerweile auch wieder zu.
Nun frage ich mich, ob es für mich überhaupt noch sinnvoll wäre, Jura "weiter" zu studieren und quasi so zu tun, als wäre nichts gewesen. Ich müsste natürlich mit dem Stoff so gut wie komplett von vorne anfangen und würde jetzt im 4. Semester wieder einsteigen.
Dann bräuchte ich mindestens 3 Jahre bis zum 1. Staatsexamen.
Es geht mir bei der Frage hier nur um den Lebenslauf-Aspekt. Im juristischen Bereich ist es ja immer noch so, dass Alter, Lebenslauf etc nicht so wichtig sind, wenn am Ende die Noten stimmen. Aber gilt das auch noch, wenn a) man zB 17 Semester fürs 1. Staatsexamen gebraucht hat und b) der Grund dafür psychische Probleme waren?
Irgendwie muss man diese Pause ja erklären und ich weiß nicht, wie man die wahre Ursache da verschweigen könnte. Andererseits ist es für viele sicher ein KO-Kriterium, wenn jemand schon mal 4 Jahre wegen psychischen Problemen ausgefallen ist. Ich habe während dieser Zeit auch etwas über 2 Jahre lang 20 Stunden pro Woche gearbeitet, aber das ist wohl irrelevant.
Der Grund für diese "Pause" waren psychische Probleme, die ich jetzt anscheinend ausreichend im Griff habe.
Ich würde Jura schon gerne weitermachen und traue mir das mittlerweile auch wieder zu.
Nun frage ich mich, ob es für mich überhaupt noch sinnvoll wäre, Jura "weiter" zu studieren und quasi so zu tun, als wäre nichts gewesen. Ich müsste natürlich mit dem Stoff so gut wie komplett von vorne anfangen und würde jetzt im 4. Semester wieder einsteigen.
Dann bräuchte ich mindestens 3 Jahre bis zum 1. Staatsexamen.
Es geht mir bei der Frage hier nur um den Lebenslauf-Aspekt. Im juristischen Bereich ist es ja immer noch so, dass Alter, Lebenslauf etc nicht so wichtig sind, wenn am Ende die Noten stimmen. Aber gilt das auch noch, wenn a) man zB 17 Semester fürs 1. Staatsexamen gebraucht hat und b) der Grund dafür psychische Probleme waren?
Irgendwie muss man diese Pause ja erklären und ich weiß nicht, wie man die wahre Ursache da verschweigen könnte. Andererseits ist es für viele sicher ein KO-Kriterium, wenn jemand schon mal 4 Jahre wegen psychischen Problemen ausgefallen ist. Ich habe während dieser Zeit auch etwas über 2 Jahre lang 20 Stunden pro Woche gearbeitet, aber das ist wohl irrelevant.
06.11.2021, 12:40
Wenn du jetzt motiviert loslegen kannst, dann mach!
Sollte es finanziell möglich sein, vielleicht ein Rep nebenbei. Ich habe auch lange gebraucht und war erst mit 29 im Ref. Und damit genau im Durchschnitt.
Wenn du allerdings nicht wirklich motiviert bist, dann geh vielleicht nochmal in dich und überlege ob es wirklich das Richtige ist.
Was das Thema „von neu loslegen“ angeht: das Grundstudium machen die meisten irgendwie und wenig bleibt hängen. Richtig los gehts meist erst mit der Examensvorbereitung.
Sollte es finanziell möglich sein, vielleicht ein Rep nebenbei. Ich habe auch lange gebraucht und war erst mit 29 im Ref. Und damit genau im Durchschnitt.
Wenn du allerdings nicht wirklich motiviert bist, dann geh vielleicht nochmal in dich und überlege ob es wirklich das Richtige ist.
Was das Thema „von neu loslegen“ angeht: das Grundstudium machen die meisten irgendwie und wenig bleibt hängen. Richtig los gehts meist erst mit der Examensvorbereitung.
06.11.2021, 13:04
Studiendauer interessiert niemanden, solange die Noten stimmen. Habe selber 17 Semester studiert (keine Erkrankung, nur Faulheit und Drogen) und wurde nie darauf angesprochen und überall eingeladen, wo ich mich beworben habe.
06.11.2021, 13:06
Ich kann auch nur sagen, dass wenn du tatsächlich Lust auf Jura hast und die Motivation dazu, dann solltest du es durchziehen. Ich selbst hab 16 Semester studiert wegen Auslandsjahr und privater Probleme. Nach der längeren Studienzeit wurde ich aber genau von einer Kanzlei gefragt, alle anderen hatte das nicht mal interessiert. Und selbst wenn nachgefragt wird, reicht es ja aus, dass du bspw. private oder familiäre Probleme nennst. Sofern du deine psychischen Probleme verarbeitet hast und gut damit zurechtkommst und ein gutes Studium ablieferst, dürfte sich kaum mehr jemand für deine Studienzeit interessieren.
Im Ref war ich nebenbei mit 30 Jahren nicht mal der Älteste. Insofern lass dich nicht von der Studienzeit entmutigen :)
Im Ref war ich nebenbei mit 30 Jahren nicht mal der Älteste. Insofern lass dich nicht von der Studienzeit entmutigen :)
06.11.2021, 13:14
Ich habe mit 29 mein Examen gemacht und mit 30 das Ref angefangen, 17/18 Semester Jura Studium, wie bei dir dank einer Unterbrechung nach der ich eigentlich wieder bei Null angefangen habe. Ich gehöre im Ref damit allerdings nicht mal zu den Ältesten und wurde einmal bei einer T1 GK darauf angesprochen, habe den Job aber trotzdem bekommen.
Am Ende zählen immer nur die Noten. Häng dich rein, mach dir keinen Kopf, ich habe zwar auch immer die Angst, dass ich viel zu alt bin, am Ende interessiert es aber doch niemanden. Und nehm dir am Besten am Ende lieber noch ein halbes Jahr mehr als “gerade so“ durchs Examen zu kommen - lang studieren UND schlechte Noten sind nämlich nicht so prickelnd.
Wie sich psychische Erkrankungen auswirken weiß ich leider nicht, da könnte ich mir vorstellen, dass das bei Juristen, die doch oft leider sehr konservativ sind, nicht so gut ankommt. Allerdings musst du das ja auch nicht an die hohe Glocke hängen sondern kannst das ja mit privaten oder gesundheitlichen Problemen umschreiben.
Am Ende zählen immer nur die Noten. Häng dich rein, mach dir keinen Kopf, ich habe zwar auch immer die Angst, dass ich viel zu alt bin, am Ende interessiert es aber doch niemanden. Und nehm dir am Besten am Ende lieber noch ein halbes Jahr mehr als “gerade so“ durchs Examen zu kommen - lang studieren UND schlechte Noten sind nämlich nicht so prickelnd.
Wie sich psychische Erkrankungen auswirken weiß ich leider nicht, da könnte ich mir vorstellen, dass das bei Juristen, die doch oft leider sehr konservativ sind, nicht so gut ankommt. Allerdings musst du das ja auch nicht an die hohe Glocke hängen sondern kannst das ja mit privaten oder gesundheitlichen Problemen umschreiben.
06.11.2021, 16:16
Gesundheitliche Probleme, insbesondere abgeschlossene, erwähnt man nicht in Vorstellungsgesprächen. Außer sie sind absolut unübersehbar und ausschlaggebend für die Beschäftigung.
06.11.2021, 23:20
Ich hab wegen psychischen Problemen auch erst einmal eine Pause eingelegt und dann komplett bei Null angefangen für die Examensvorbereitung. War dann auch erst nach dem 16. Semester fertig. Kaum einer hat bei Vorstellungsgesprächen angefangen und wenn mal die Frage aufgetaucht ist, habe ich das mit der Finanzierung des Studiums erklärt. Hatte zwei kleine Nebenjobs, sodass das auch glaubwürdig war. Die psychischen Probleme habe ich nie als Grund genannt, da man wahrscheinlich direkt eine Absage erhält, denn psychische Krankheiten werden leider immer noch belächelt und man wird als schwach und nicht leistungsfähig abgestempelt.
07.11.2021, 21:42
Gilt auch für mich:
Ich bin mit 35 in den Beruf gestartet, nachdem ich ewig fürs Studium gebraucht habe.. Bin in einer Großkanzlei gelandet. Mittlerweile Syndikus im Konzernumfeld.
Ich würde mir keine Gedanken über das Alter machen: In unserer Branche ist das weitgehend irrelevant. Nur eines steht fest: Die Noten müssen jetzt stimmen. Und bekanntermaßen ist die Performance deines Gehirns nach ein paar Jahren Lernpause und ein paar Jahren auf dem Buckel nicht mehr die, eines 18-jährigen, der direkt nach dem Abi weitermacht als sei nichts gewesen.
Ich bin mit 35 in den Beruf gestartet, nachdem ich ewig fürs Studium gebraucht habe.. Bin in einer Großkanzlei gelandet. Mittlerweile Syndikus im Konzernumfeld.
Ich würde mir keine Gedanken über das Alter machen: In unserer Branche ist das weitgehend irrelevant. Nur eines steht fest: Die Noten müssen jetzt stimmen. Und bekanntermaßen ist die Performance deines Gehirns nach ein paar Jahren Lernpause und ein paar Jahren auf dem Buckel nicht mehr die, eines 18-jährigen, der direkt nach dem Abi weitermacht als sei nichts gewesen.
07.11.2021, 21:49
Angesichts deiner Vergangenheit würde ich dir raten einen anderen Weg zu sehen. Überleg dir doch mal, was deine Interessen sind und versuche deinen weiteren Weg damit zu kombinieren. Unabhängig davon, wie du dich entscheidest, wünsche ich dir alles Gute und hoffe, dass du am Ende glücklich wirst.
08.11.2021, 11:32
Ist die Studiendauer (und der Lebenslauf) auch für Jobs beim Staat eher unwichtig?