26.10.2021, 14:17
(26.10.2021, 11:24)Gast schrieb:Wenn man nicht allzu lang braucht, kann man (je nach Alter beim Abi) mit 25, 26 oder jedenfalls 27 Jahren als Volljurist in den Beruf einsteigen. Anfang 30 wird es eher, wenn man noch promoviert.(26.10.2021, 10:44)Sky schrieb:(25.10.2021, 10:44)Etbi schrieb:(25.10.2021, 10:32)Gast schrieb:(25.10.2021, 10:27)Gast schrieb: Wenn sie Bock drauf haben ja.
Wenn sie es machen wollen, weil sie sonst keinen Plan haben und denken, mit Jura kann man gut Kohle machen, verweise ich an die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät.
Mit Jura kann man doch gut Kohle machen?
Nur ein Bruchteil der Juristen macht "gut Kohle". Der Großteil schlägt sich so durch und verdient nicht mehr als man auch in anderen Berufen verdienen kann. Ob man zu den wenigen gehören wird, die gut Kohle machen, steht in den Sternen.
Freund 1 mit oberem A, normalem B - 45k Einstieg bei Lebensversi, nach 6 Monaten 50k Erhöhung
Freund 2 mit obere B (fast VB) und normalem A - E13 Stelle an seinem Wunschort (hätte such A13 sein können, gab aber nur E13 dort, doch wird wohl noch verbeamtet)
Ich: A/ VB - R1 Justiz
Bekannte aus Ref: Doppel A, 3.5k im Monat Kanzlei mit 10 Berufsträgen, macht immer um 16h Schluss und bekommt 2 FA bezahlt, dann mehr Geld
Anderer Kollege mit B/ A - 4k Brutto 2 Mann Kanzlei, dafür aber auch 50h Woche leider, macht Verkehrsrecht
Keiner aus meiner AG hat unter 3.5k brutto zu Beginn ihrer Karriere. Das ist stabil und bedenkt man den zu erwartenden Gehaltszuwachs ist das alles sehr solide.
Diese 2.5k - 3k Einstiegsangebote muss man halt ablehnen.
Aus rein finanzieller Sicht also zu empfehlen... und es macht viel Spaß natürlich.
3.500 brutto mit Anfang 30 ist nicht unbedingt ein Krachergehalt. In dem Alter hast du in vielen kaufmännischen Berufen mehr.
26.10.2021, 18:01
(26.10.2021, 14:17)Gast schrieb:(26.10.2021, 11:24)Gast schrieb:Wenn man nicht allzu lang braucht, kann man (je nach Alter beim Abi) mit 25, 26 oder jedenfalls 27 Jahren als Volljurist in den Beruf einsteigen. Anfang 30 wird es eher, wenn man noch promoviert.(26.10.2021, 10:44)Sky schrieb:(25.10.2021, 10:44)Etbi schrieb:(25.10.2021, 10:32)Gast schrieb: Mit Jura kann man doch gut Kohle machen?
Nur ein Bruchteil der Juristen macht "gut Kohle". Der Großteil schlägt sich so durch und verdient nicht mehr als man auch in anderen Berufen verdienen kann. Ob man zu den wenigen gehören wird, die gut Kohle machen, steht in den Sternen.
Freund 1 mit oberem A, normalem B - 45k Einstieg bei Lebensversi, nach 6 Monaten 50k Erhöhung
Freund 2 mit obere B (fast VB) und normalem A - E13 Stelle an seinem Wunschort (hätte such A13 sein können, gab aber nur E13 dort, doch wird wohl noch verbeamtet)
Ich: A/ VB - R1 Justiz
Bekannte aus Ref: Doppel A, 3.5k im Monat Kanzlei mit 10 Berufsträgen, macht immer um 16h Schluss und bekommt 2 FA bezahlt, dann mehr Geld
Anderer Kollege mit B/ A - 4k Brutto 2 Mann Kanzlei, dafür aber auch 50h Woche leider, macht Verkehrsrecht
Keiner aus meiner AG hat unter 3.5k brutto zu Beginn ihrer Karriere. Das ist stabil und bedenkt man den zu erwartenden Gehaltszuwachs ist das alles sehr solide.
Diese 2.5k - 3k Einstiegsangebote muss man halt ablehnen.
Aus rein finanzieller Sicht also zu empfehlen... und es macht viel Spaß natürlich.
3.500 brutto mit Anfang 30 ist nicht unbedingt ein Krachergehalt. In dem Alter hast du in vielen kaufmännischen Berufen mehr.
Oder du genießt die Studizeit
05.11.2021, 01:25
(25.10.2021, 22:22)Gast schrieb: Um mal zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: Ich würde anderen Leuten das Jurastudium nur "bedingt" empfehlen. Ich bin mittlerweile zwar keiner der Schwarzseher mehr die meinen, dass man auf gar keinen Fall anfangen sollte Jura zu studieren, weil man später eh keinen Job bekommt etc.
Fakt ist aber, dass man sich ein paar Sachen vergegenwärtigen sollte, bevor man in die Juristerei will. Das sind etwa:
- Die lange Ausbildungsdauer: Bis man komplett fertig ist, dauert es gut und gerne plus minus 8 Jahre. Das muss man sich bewusst machen, bevor man sich frohen Mutes einschreibt.
- Die Abhängigkeit von Noten: Man wird auch noch auf Jahre hinaus nach dem Referendariat an den erzielten Punkten in den beiden Examina gemessen. Insbesondere wenn man Richter werden will oder bei einer Behörde arbeiten will gelten "harte" Notengrenzen, die man auch mit dem tollsten Lebenslauf nicht umgehen kann. Ähnliches gilt bei einigen beliebten Großkanzleien.
- Es gibt keinen Fallschirm: Die gesamten erzielten Punkte im Studium sind später irrelevant für das Examen. Nur das, was man in den 6-8 Klausuren dort liefert, ist im Endeffekt maßgeblich. Das ist ganz anders als in Bachelorstudiengängen, in denen man Quasi Leistungen "ansammeln" kann. Wenn es besonders blöd läuft fällt man zweimal durch das erste Examen und ist Mitte zwanzig und hat Abitur und Führerschein.
- Hoher Stress: Jedenfalls spätestens in der Examensvorbereitung muss man richtig ackern. Dazu kommen die Probeklausuren, die man schreiben muss. Das glaubt einem außerhalb von Jura eigentlich keiner, dass man in der Examensvorbereitung wöchentlich 2 fünfstündige Klausuren runterschreibt. Sowas muss man durchziehen können, sonst wird es mit dem Examen nichts.
Insgesamt sollte man auch noch sagen, dass es keine gute Idee ist, wenn man Jura nur deshalb studieren will, weil man denkt, dass man damit später eine Menge Geld verdienen kann. Ja, man kann in Jura sehr hohe Einstiegsgehälter erzielen. Das betrifft aber nur einen kleinen Teil der Absolventen, die besonders gute Noten erreicht haben. Von vornherein darauf zu spekulieren, dass man später mal in ne Großkanzlei will, lässt sich am Anfang des studiums einfach nicht planen. Es gibt Leute, die trotz größter Anstrengungen in den Examina nur ein ausreichend oder schlechtes befriedigend erhalten haben. Dann ist Essig mit den glamourösen Karrierevorstellungen.
+1
05.11.2021, 16:03
(25.10.2021, 22:22)Gast schrieb: Um mal zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: Ich würde anderen Leuten das Jurastudium nur "bedingt" empfehlen. Ich bin mittlerweile zwar keiner der Schwarzseher mehr die meinen, dass man auf gar keinen Fall anfangen sollte Jura zu studieren, weil man später eh keinen Job bekommt etc.
Fakt ist aber, dass man sich ein paar Sachen vergegenwärtigen sollte, bevor man in die Juristerei will. Das sind etwa:
- Die lange Ausbildungsdauer: Bis man komplett fertig ist, dauert es gut und gerne plus minus 8 Jahre. Das muss man sich bewusst machen, bevor man sich frohen Mutes einschreibt.
- Die Abhängigkeit von Noten: Man wird auch noch auf Jahre hinaus nach dem Referendariat an den erzielten Punkten in den beiden Examina gemessen. Insbesondere wenn man Richter werden will oder bei einer Behörde arbeiten will gelten "harte" Notengrenzen, die man auch mit dem tollsten Lebenslauf nicht umgehen kann. Ähnliches gilt bei einigen beliebten Großkanzleien.
- Es gibt keinen Fallschirm: Die gesamten erzielten Punkte im Studium sind später irrelevant für das Examen. Nur das, was man in den 6-8 Klausuren dort liefert, ist im Endeffekt maßgeblich. Das ist ganz anders als in Bachelorstudiengängen, in denen man Quasi Leistungen "ansammeln" kann. Wenn es besonders blöd läuft fällt man zweimal durch das erste Examen und ist Mitte zwanzig und hat Abitur und Führerschein.
- Hoher Stress: Jedenfalls spätestens in der Examensvorbereitung muss man richtig ackern. Dazu kommen die Probeklausuren, die man schreiben muss. Das glaubt einem außerhalb von Jura eigentlich keiner, dass man in der Examensvorbereitung wöchentlich 2 fünfstündige Klausuren runterschreibt. Sowas muss man durchziehen können, sonst wird es mit dem Examen nichts.
Insgesamt sollte man auch noch sagen, dass es keine gute Idee ist, wenn man Jura nur deshalb studieren will, weil man denkt, dass man damit später eine Menge Geld verdienen kann. Ja, man kann in Jura sehr hohe Einstiegsgehälter erzielen. Das betrifft aber nur einen kleinen Teil der Absolventen, die besonders gute Noten erreicht haben. Von vornherein darauf zu spekulieren, dass man später mal in ne Großkanzlei will, lässt sich am Anfang des studiums einfach nicht planen. Es gibt Leute, die trotz größter Anstrengungen in den Examina nur ein ausreichend oder schlechtes befriedigend erhalten haben. Dann ist Essig mit den glamourösen Karrierevorstellungen.
Wie soll man trotz großer Anstrengungen, schlechte Noten schreiben? Klar benötigt man Glück während des Examens, allerdings betrifft dieser Aspekt von Glück lediglich einen geringen Anteil der Notenvergabe. Beispielsweise ob man 8 oder 9 Punkte erhält. Aber es gibt ganz klar einen Unterschied zwischen 4 und 9 Punkten. Man kann daher nicht sagen, dass wenn ich etwas Glück hätte, ich von 4 auf 9 Punkte gekommen wäre. Nein.
Wenn jemand 4-5 Punkte geschrieben hat, dann hat er einfach nicht genug gelernt und Punkt. Wer sich nicht stundenlang den Arsch aufreißt, und das täglich, wochenlang, monatelang, dann soll man sich nicht wundern.
05.11.2021, 16:32
Wie soll man trotz großer Anstrengungen, schlechte Noten schreiben? Klar benötigt man Glück während des Examens, allerdings betrifft dieser Aspekt von Glück lediglich einen geringen Anteil der Notenvergabe. Beispielsweise ob man 8 oder 9 Punkte erhält. Aber es gibt ganz klar einen Unterschied zwischen 4 und 9 Punkten. Man kann daher nicht sagen, dass wenn ich etwas Glück hätte, ich von 4 auf 9 Punkte gekommen wäre. Nein.
Wenn jemand 4-5 Punkte geschrieben hat, dann hat er einfach nicht genug gelernt und Punkt. Wer sich nicht stundenlang den Arsch aufreißt, und das täglich, wochenlang, monatelang, dann soll man sich nicht wundern.
Das sehe ich etwas anders; man kann mit Fleiß recht viel kompensieren. Letztendlich ist es aber auf Grund der Stoffmenge ziemlich unmöglich alles wissen zu können. Wer etwas anderes behauptet sagt die Unwahrheit. Gerade die stupiden Auswendiglerner mit ihrem vermeintlichen Hemmer Wissen schneiden am Ende nicht so dolle ab, weil Sie mit einer leichten Abwandlung nicht mehr zu recht kommen. Aber dann gibt es halt mal hin und wieder den viel gerühmten Volltreffer.
Ich stimme insofern aber zu, dass man ein gewisses Grundverständnis für die Systematik mitbringen und sauber am Gesetz arbeiten und subsumieren sollte.
Wenn jemand 4-5 Punkte geschrieben hat, dann hat er einfach nicht genug gelernt und Punkt. Wer sich nicht stundenlang den Arsch aufreißt, und das täglich, wochenlang, monatelang, dann soll man sich nicht wundern.
Das sehe ich etwas anders; man kann mit Fleiß recht viel kompensieren. Letztendlich ist es aber auf Grund der Stoffmenge ziemlich unmöglich alles wissen zu können. Wer etwas anderes behauptet sagt die Unwahrheit. Gerade die stupiden Auswendiglerner mit ihrem vermeintlichen Hemmer Wissen schneiden am Ende nicht so dolle ab, weil Sie mit einer leichten Abwandlung nicht mehr zu recht kommen. Aber dann gibt es halt mal hin und wieder den viel gerühmten Volltreffer.
Ich stimme insofern aber zu, dass man ein gewisses Grundverständnis für die Systematik mitbringen und sauber am Gesetz arbeiten und subsumieren sollte.
05.11.2021, 18:09
(05.11.2021, 16:32)Gast schrieb: Wie soll man trotz großer Anstrengungen, schlechte Noten schreiben? Klar benötigt man Glück während des Examens, allerdings betrifft dieser Aspekt von Glück lediglich einen geringen Anteil der Notenvergabe. Beispielsweise ob man 8 oder 9 Punkte erhält. Aber es gibt ganz klar einen Unterschied zwischen 4 und 9 Punkten. Man kann daher nicht sagen, dass wenn ich etwas Glück hätte, ich von 4 auf 9 Punkte gekommen wäre. Nein.
Wenn jemand 4-5 Punkte geschrieben hat, dann hat er einfach nicht genug gelernt und Punkt. Wer sich nicht stundenlang den Arsch aufreißt, und das täglich, wochenlang, monatelang, dann soll man sich nicht wundern.
Das sehe ich etwas anders; man kann mit Fleiß recht viel kompensieren. Letztendlich ist es aber auf Grund der Stoffmenge ziemlich unmöglich alles wissen zu können. Wer etwas anderes behauptet sagt die Unwahrheit. Gerade die stupiden Auswendiglerner mit ihrem vermeintlichen Hemmer Wissen schneiden am Ende nicht so dolle ab, weil Sie mit einer leichten Abwandlung nicht mehr zu recht kommen. Aber dann gibt es halt mal hin und wieder den viel gerühmten Volltreffer.
Ich stimme insofern aber zu, dass man ein gewisses Grundverständnis für die Systematik mitbringen und sauber am Gesetz arbeiten und subsumieren sollte.
Oder man hat schlicht falsch gelernt …
05.11.2021, 21:08
Naja, in der Regel haben die Leute entweder mehr Talent und weniger Fleiß oder weniger Talent und mehr Fleiß. Nur wenige verfügen über beides. Ich würde schon sagen, dass das juristische Denken eine Frage des Talents ist. Man kann durch Fleiß zwar einiges ausgleichen (was ich übrigens kritisch finde, da das dann aufgrund fehlenden Transfervermögens mittelmäßige Juristen werden), aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze. Ich fände es gut, wenn es in Jura wie in fast allen anderen Fächern ein knallhartes Grundstudium gäbe, sodass alle ohne Freude an der Materie und Talent frühzeitig einen Anreiz zum Fachwechsel hätten. So ziehen sich viel zu viele bis zum Examen und dann ist es eigentlich zu spät um aufzugeben. Überhaupt sollten Fachwechsel enttabuisiert werden.
05.11.2021, 21:36
(05.11.2021, 21:08)Gast schrieb: Naja, in der Regel haben die Leute entweder mehr Talent und weniger Fleiß oder weniger Talent und mehr Fleiß. Nur wenige verfügen über beides. Ich würde schon sagen, dass das juristische Denken eine Frage des Talents ist. Man kann durch Fleiß zwar einiges ausgleichen (was ich übrigens kritisch finde, da das dann aufgrund fehlenden Transfervermögens mittelmäßige Juristen werden), aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze. Ich fände es gut, wenn es in Jura wie in fast allen anderen Fächern ein knallhartes Grundstudium gäbe, sodass alle ohne Freude an der Materie und Talent frühzeitig einen Anreiz zum Fachwechsel hätten. So ziehen sich viel zu viele bis zum Examen und dann ist es eigentlich zu spät um aufzugeben. Überhaupt sollten Fachwechsel enttabuisiert werden.
Wie gelangt man denn zur Erkenntnis, dass die Kombination fleißig + talentiert selten vorkommt? Ich habe eher das gegenteilige Gefühl, dass talentierte Juristen idR auch viel lernen und entsprechend gut abschneiden. Underachiever kenne ich eher wenige.
06.11.2021, 00:07
Ich würde mich eher zu den Faulen zählen.
Wenn für Juristen das gleiche gilt wie für Offiziere, wäre das ja gut (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kurt_von...ein-Equord unter "Menschenbild").
Wenn für Juristen das gleiche gilt wie für Offiziere, wäre das ja gut (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kurt_von...ein-Equord unter "Menschenbild").
06.11.2021, 00:28
(06.11.2021, 00:07)Praktiker schrieb: Ich würde mich eher zu den Faulen zählen.
Wenn für Juristen das gleiche gilt wie für Offiziere, wäre das ja gut (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kurt_von...ein-Equord unter "Menschenbild").
Jein, denn ich sehen die Skala "Dummheit - Klugheit" (übrigens schwierige, weil (ab)wertende Begriffe, zumal ich glaube, dass jeder für irgendetwas ein Talent hat und somit nicht absolut "dumm" ist) eher als Kontinuum, d.h. die Menschen befinden sich nicht bei 0 und 1, sondern größtenteils dazwischen. Daher bestehen genug Personen mit Fleiß und passablen Noten, die aber Probleme mit logischem und abstraktem Denken haben. Die wissen sehr viel über Jura, können vielleicht auch juristisch arbeiten, indem sie die Argumentation zu einem gleich gelagerten Fall aus einem Kommentar oder einem Artikel übernehmen, aber sie werden sich sehr schwer damit tun, ihr Wissen auf einen unbekannten Fall zu transferieren oder sogar den Regelungsgedanken und die Rechtsprechungsgrundsätze fortzudenken.