29.10.2021, 17:10
Mir wurde eine Stelle am Amtsgericht geboten, bei der man nach einer Einarbeitungsphase voraussichtlich auch zu einem großen Teil Bereitschaftsdienst machen wird. Also nicht nur sporadisch, sondern, wie ich es verstanden habe, eben sehr regelmäßig und für den ganzen LG-Bezirk.
Kann mir jemand sagen, was ich mir darunter vorzustellen habe? Was für Fälle und Rechtsgebiete betrifft das? Wie sieht dann der Arbeitsalltag aus? Hab ich da z.B. 50% eines normalen Referats und mach das an drei Tagen die Woche und die anderen 50% richten sich nach einem Zeitplan, wann ich nachts und am Wochenende erreichbar sein muss? Und dann sitze ich da (zu Hause, im Gericht?), um eilige Dinge zu entscheiden?
Ich stelle mir vor, dass da echt interessante Dinge dabei sind, aber für einen Proberichter ohne Erfahrung in diesen Bereichen stelle ich mir das auch echt schwierig vor.
Kann mir jemand sagen, was ich mir darunter vorzustellen habe? Was für Fälle und Rechtsgebiete betrifft das? Wie sieht dann der Arbeitsalltag aus? Hab ich da z.B. 50% eines normalen Referats und mach das an drei Tagen die Woche und die anderen 50% richten sich nach einem Zeitplan, wann ich nachts und am Wochenende erreichbar sein muss? Und dann sitze ich da (zu Hause, im Gericht?), um eilige Dinge zu entscheiden?
Ich stelle mir vor, dass da echt interessante Dinge dabei sind, aber für einen Proberichter ohne Erfahrung in diesen Bereichen stelle ich mir das auch echt schwierig vor.
29.10.2021, 17:28
Als Proberichter erste Stelle kann das eigentlich nicht sein, weil darunter insbesondere auch Betreuung fällt.
Ansonsten ist es eher umgekehrt so, dass altgediente Kollegen oft so spezialisiert sind, dass sie sich den Bereitschaftsdienst nicht zutrauen, während Jüngere oft breiter aufgestellt oder zumindest ahnungsloser ob der rechtlichen Probleme sind.
In der Tat ist aber ein solcher stehender Bereitschaftsdienst eine tolle Sache, weil die Qualität natürlich viel höher ist und man sich auch wohler fühlt, wenn man mit den Dingen regelmäßig und nicht nur einmal im Jahr reihum befasst ist.
Kommen kann alles von Abschiebungshaft, Polizeigewahrsam über Ermittlungsrichter bis zu Betreuung, konkret kommt es auf den Zuschnitt des Bezirks an, was da so los ist (psychiatrische Klinik vorhanden?).
Wie man das mit dem anderen AKA vereinbart, hängt etwas an der Vertretung und ist ansonsten variabel. Man kann sich also entweder im Bereitschaftsdienst den Tagesdienst sparen, öfters mal eine Woche Ausgleich nehmen oder einfach jeden Tag etwas früher heim.
Ich fand das lehrreich und abwechslungsreich, die Belastung ist aber nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn mit vielen Haft- oder Betreuungssachen zu rechnen ist, die nicht per Telefon zu erledigen sind. Wichtig ist auch noch, wie das Team drauf ist und ob kurzfristiger Tausch des BDs möglich ist oder in Diskussionen ausartet.
Magst Du andeuten, um welchen Bezirk es geht?
Ansonsten ist es eher umgekehrt so, dass altgediente Kollegen oft so spezialisiert sind, dass sie sich den Bereitschaftsdienst nicht zutrauen, während Jüngere oft breiter aufgestellt oder zumindest ahnungsloser ob der rechtlichen Probleme sind.
In der Tat ist aber ein solcher stehender Bereitschaftsdienst eine tolle Sache, weil die Qualität natürlich viel höher ist und man sich auch wohler fühlt, wenn man mit den Dingen regelmäßig und nicht nur einmal im Jahr reihum befasst ist.
Kommen kann alles von Abschiebungshaft, Polizeigewahrsam über Ermittlungsrichter bis zu Betreuung, konkret kommt es auf den Zuschnitt des Bezirks an, was da so los ist (psychiatrische Klinik vorhanden?).
Wie man das mit dem anderen AKA vereinbart, hängt etwas an der Vertretung und ist ansonsten variabel. Man kann sich also entweder im Bereitschaftsdienst den Tagesdienst sparen, öfters mal eine Woche Ausgleich nehmen oder einfach jeden Tag etwas früher heim.
Ich fand das lehrreich und abwechslungsreich, die Belastung ist aber nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn mit vielen Haft- oder Betreuungssachen zu rechnen ist, die nicht per Telefon zu erledigen sind. Wichtig ist auch noch, wie das Team drauf ist und ob kurzfristiger Tausch des BDs möglich ist oder in Diskussionen ausartet.
Magst Du andeuten, um welchen Bezirk es geht?
30.10.2021, 14:19
Aus der Erfahrung in meinem LG-Bezirk kann ich sagen, dass es weit überwiegend Betreuungssachen sind und dann noch Polizeigewahrsam, die im Bereitschaftsdienst anlaufen. Das geht mit viel Fahrerei einher, weil man die Betroffenen persönlich anhören muss. Haftsachen können vorkommen, sind aber seltener. Im Wesentlichen muss man da nur das Festnahmezeitfenster Freitagnachmitag–Samstag abdecken, weil alles andere der geschäftsplanmäßige Haftrichter (Zuführung spätestens am Tag nach der Festnahme) machen kann.
30.10.2021, 18:09
(30.10.2021, 14:19)Gast schrieb: Aus der Erfahrung in meinem LG-Bezirk kann ich sagen, dass es weit überwiegend Betreuungssachen sind und dann noch Polizeigewahrsam, die im Bereitschaftsdienst anlaufen. Das geht mit viel Fahrerei einher, weil man die Betroffenen persönlich anhören muss. Haftsachen können vorkommen, sind aber seltener. Im Wesentlichen muss man da nur das Festnahmezeitfenster Freitagnachmitag–Samstag abdecken, weil alles andere der geschäftsplanmäßige Haftrichter (Zuführung spätestens am Tag nach der Festnahme) machen kann.
Wie ist das eigentlich mit der Fahrerei? Wird da der Dienstwagen gestellt/genutzt oder der private PKW und dann die Kilometer abgerechnet?
31.10.2021, 13:10
(30.10.2021, 18:09)Gast schrieb:(30.10.2021, 14:19)Gast schrieb: Aus der Erfahrung in meinem LG-Bezirk kann ich sagen, dass es weit überwiegend Betreuungssachen sind und dann noch Polizeigewahrsam, die im Bereitschaftsdienst anlaufen. Das geht mit viel Fahrerei einher, weil man die Betroffenen persönlich anhören muss. Haftsachen können vorkommen, sind aber seltener. Im Wesentlichen muss man da nur das Festnahmezeitfenster Freitagnachmitag–Samstag abdecken, weil alles andere der geschäftsplanmäßige Haftrichter (Zuführung spätestens am Tag nach der Festnahme) machen kann.
Wie ist das eigentlich mit der Fahrerei? Wird da der Dienstwagen gestellt/genutzt oder der private PKW und dann die Kilometer abgerechnet?
In NRW ist es derzeit so, dass lediglich die Strecke Gericht - Einsatzort (Psychiatrie, Gewahrsam etc.) bezahlt wird. Wenn man also etwas weiter weg wohnt, ist es finanziell nicht lukrativ.
Im Übrigen kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Großteil des Eildienstes Gewahrsamssachen (schnell erledigt), PsychKG-Angelegenheiten und Gs-Sachen (75% Durchsuchungen) ausmachen. In der Regel kommt im Eildienst etwa eine Haftsache pro Woche vor (was natürlich stark je nach Bezirk variiert). Abschiebesachen kommen ganz selten vor. Gelegentlich kommen noch Unterbringungen nach 1631b BGB (Minderjährige) hinzu. Was natürlich auch dazu gehört, sind allgemeine Rechtsfragen der Polizei

03.11.2021, 10:58
Danke für eure Antworten. Ich habe inzwischen auch in Erfahrung gebracht, dass das sowieso für das erste Jahr kein Thema sein kann. Gleichzeitig bin ich auch zu dem Schluss gekommen, dass das eigentlich eine ganz interessante Sache ist. Mal schauen, vielleicht ergibt es sich ja später mal.