07.10.2021, 10:20
(06.10.2021, 21:48)Gast schrieb: Ich würde dir raten, Mitglied der JU zu werden.
Wenn es noch nicht auf dich zutrifft, solltest du zum römisch-katholischen Glauben finden und als Hobby mit der Jagt anfangen. Dann dürfte einer politischen Karriere nichts mehr im Weg stehen.
In den letzten Jahren wäre das tatsächlich der Geheimtip gewesen, wie man eines dieser berüchtigten "wird eh niemand genommen"-AC z.B. beim BMI besteht.
Ansonsten gilt:
- eine Parteimitgliedschaft muss nicht im Lebenslauf angegeben werden (und wird sie für gewöhnlich auch nicht). Ebenso darf in Vorstellungsgesprächen nicht danach gefragt, respektive auf entsprechende Fragen gelogen werden.
- Wenn die Mitgliedschaft dennoch angegeben wird oder aus anderen Gründen bekannt ist, sind zunächst mal alle Parteien des demokratischen Spektrums unproblematisch.
- In Kanzleien und Unternehmen ist eine Parteizugehörigkeit völlig egal, kann aber im Einzelfall aufgrund von Netzwerkeffekten vorteilhaft sein.
- Im öD kann es - abgesehen von selbstverständlich auch hier einschlägigen Netzwerkeffekten - passieren, dass insbesondere bei Beförderungen auf Führungspositionen unter der Hand nach parteipolitischen Kriterien selektiert wird. Dies gilt natürlich umso mehr, je politisch aufgeladener die entsprechende Stelle ist.
Unterm Strich kann man also sagen: wenn Du Dich aus persönlicher Überzeugung in einer - demokratischen - Partei Deiner Wahl engagieren willst, ist das erfreulich und lobenswert! Mach es einfach, geh damit nur vielleicht nicht ungefragt bei potenziellen AG hausieren, und mach Dir ansonsten nicht zu viele Gedanken. Wenn Du Dich in der Partei wirklich einbringst, dort Leute kennenlernst und dann aufgrund von Netzwerken z.B. in einer mittelständischen Kanzlei vor Ort unterkommst, umso besser! Das kann doch genauso gut über (Sport-)Vereine, Kirche oder andere zivilgesellschaftliche Institutionen funktionieren, warum also nicht über eine Partei?
Etwas anderes ist der "strategische Parteieintritt", nach dem auch hier im Forum immer wieder mal gefragt - und dann oft reichlich getrollt wird - wird. Dabei muss die eigentliche Selbstverständlichkeit beachtet werden, dass die heute "richtige" Partei in ein paar Jahren durchaus zur "falschen" werden kann. In Bayern mag die CSU vielleicht als sichere Bank erscheinen, in Stein gemeißelt ist aber auch das freilich nicht. Und im Zweifel gilt dann sogar der Grundsatz: besser in gar keiner Partei als in der falschen...
07.10.2021, 11:15
(06.10.2021, 20:14)Mustermann schrieb: Seit geraumer Zeit liebäugle ich mit dem Gedanken, einer parteinahen Jugendorganisation beizutreten. Allerdings bin mir noch unsicher, wie gut sich so eine Tätigkeit auf dem Lebenslauf macht.
Insbesondere stelle ich mir die Frage, inwiefern die juristischen Arbeitgeber wie Kanzleien, öff. Dienst, Justiz aber auch Unternehmen politisch eingestellt sind und welche Konsequenzen dies bezüglich einer zukünftigen Einstellung mit meinem politischen Engagement haben kann.
So könnte mir vorstellen, dass Kanzleien sowie Unternehmen eher rechts (also CDU, FDP, AfD) und Behörden sowie die Justiz eher links (also SPD, Grüne, Linke) eingestellt sind.
Da ich mir noch für die Zukunft alles offen halten will, habe ich die Sorge, mich damit bei einem zukünftigen Arbeitgeber unattraktiv zu machen.
Ps: Ich habe vor, den jungen Liberalen beizutreten.
Ich würde schätzen, dass die Justiz eher der CDU nahesteht, während Kanzleien und Unternehmen eher die FDP gut finden dürften.
07.10.2021, 11:38
Mach doch lieber ein Ehrenamt. Das wird überall honoriert und du hast keine Parteibedenken.
07.10.2021, 11:44
Als ob das irgendeinen normalen Arbeitgeber stören würden... außer man ist in einer Partei am Rand (AFD bzw. Linke) oder will zu einem Arbeitgeber, der hart parteiisch ist. Als JuLi wird man sich aber wahrscheinlich so oder so nicht bei der Verdi Geschäftsstelle bewerben.
07.10.2021, 12:11
Bei uns in der Großkanzlei war der eine oder andere in Parteien aktiv, einer der Partner war sogar früherer Bürgermeister einer Nachbarstadt. Ein Kollege war sogar in der SPD (offenbar leicht masochistisch veranlagt ). Das gab immer interessante Diskussionen in der Kaffeeküche. Aber Einfluss auf den Job hatte es nicht.
07.10.2021, 19:43
(07.10.2021, 12:11)Gast schrieb: Bei uns in der Großkanzlei war der eine oder andere in Parteien aktiv, einer der Partner war sogar früherer Bürgermeister einer Nachbarstadt. Ein Kollege war sogar in der SPD (offenbar leicht masochistisch veranlagt ). Das gab immer interessante Diskussionen in der Kaffeeküche. Aber Einfluss auf den Job hatte es nicht.
Also ich denke bei der Justiz spielt es keine Rolle, ob man bei CDU, SPD, FDP oder den Grünen ist. Die meisten würde ich aber so einschätzen,
dass sie CDU wählen. Der Staat ist aber neutral.
Bei einer Großkanzlei oder auch bei einer renommierten Bank könnte ich mir schon vorstellen, dass es gerne gesehen wird,
wenn jemand bei der FDP ist. CDU ist sicherlich auch ok. Bei der SPD wird es dann schon kritisch. Da müsste
der betreffende Rechtsanwalt schon betonen, dass er eher dem konservativen SPD-Flügel angehört. Dann wird das
sicherlich auch gut gefunden.
Aber wenn jemand bei den Grünen ist und wenn das bekannt ist, über das Internet, könnte ich mir schon vorstellen,
dass das zu Schwierigkeiten bei der Einstellung oder bei der Beförderung führt.
Aber das ist nur eine Einschätzung.
07.10.2021, 20:48
CDU? Ich vermute stark, dass bei uns in BW mehr Richter Grüne wählen als CDU. Wenn einer was politisches von sich gibt, geht das oft in diese Richtung.
30% der Wähler wähl(t)en hier grün, in Städten wie Freiburg oder Stuttgart noch viel mehr. Unter Akademikern nochmal mehr. Dürfte doch in vielen Kanzleien kein Problem sein. Eher vielleicht, wenn man politisch aktiv ist. Finden die Mandanten vielleicht nicht so toll, wenn der Anwalt online Stimmung gegen ihre Branche macht.
30% der Wähler wähl(t)en hier grün, in Städten wie Freiburg oder Stuttgart noch viel mehr. Unter Akademikern nochmal mehr. Dürfte doch in vielen Kanzleien kein Problem sein. Eher vielleicht, wenn man politisch aktiv ist. Finden die Mandanten vielleicht nicht so toll, wenn der Anwalt online Stimmung gegen ihre Branche macht.
08.10.2021, 16:21
Ich weiss von einem, der bei der JU war und jetzt politischer Koordinator in einem Ministerium.
28.01.2022, 16:23
Also ich kann dir sagen, dadurch, dass ich seit Jahren meine Zugehörigkeit zu einer Partei und deren Jugendorganisation (in der ich auch Ämter ausübe) in meinen Lebenslauf schreibe und mich dies noch nie gehindert hat einen Job zu ergreifen. Meistens wird es auch eher gerne gesehen, dass man sich politisch engagiert. Zeigt auch nochmal im besonderen dein Interesse an rechtlichen Zusammenhängen.
Also einfach machen, da legt dir niemand Steine in den Weg, solange es nicht radikale Randparteien wie AFD oder Linke sind.
Also einfach machen, da legt dir niemand Steine in den Weg, solange es nicht radikale Randparteien wie AFD oder Linke sind.
28.01.2022, 18:17
Entschuldige mal bitte, aber die Linkspartei ist doch keine radikale Randpartei. Wer die für radikal hält, der denkt auch das 12 € Mindestlohn das Ende des Marktes bedeutet. Da gibt es ganz andere Kaliber, z.B DKP, LMPD etc.