14.09.2021, 08:11
(14.09.2021, 08:09)Gast schrieb:(13.09.2021, 23:32)Gast678 schrieb:(13.09.2021, 23:10)Gast schrieb:(13.09.2021, 22:53)Gast678 schrieb: Ergänzend noch:
Ich bin von manchen Threads bzw Beiträgen darin teilweise etwas schockiert, weil ich wenig Verständnis habe, wie man so schnell die Flinte ins Korn werfen kann. Klar, wenn man merkt, dass es wirklich SO GAR NICHTS für einen ist, dann sollte man natürlich was anderes suchen.
Aber ich frage mich dann zum einen, ob diejenigen sich mit der konkreten Arbeit überhaupt nicht beschäftigt haben und ob denjenigen zum anderen denn dann völlig klar ist, ob beispielsweise Anwaltschaft denn dann das richtige ist. Denn dann hätte man ja auch gleich dort anfangen können.
Und außerdem, ob man nach sehr kurzer Zeit überhaupt schon in der Lage ist, beurteilen zu können, wie die Arbeit sich denn mit kommender Routine so gestaltet. Aber vielleicht sind manchmal auch einfach die Erwartungen wenig realitätsnah.
Ich finde es im Gegenteil genau richtig, wenn man den Stecker zieht, wenn es nicht passt. Da sollte man auf sein Gefühl hören.
Es gibt echt genügend Richter, die vor Jahren innerlich gekündigt haben und nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Es braucht echt nicht noch mehr davon.
Ich meine ja auch nicht, dass man irgendwo versauern soll, wo es einem nicht gefällt. Aber ich habe häufig den Eindruck, dass eventuell etwas vorschnell geurteilt wird.
Und machen wir uns nichts vor, diejenigen, die frustriert sind und eigtl keinen Bock haben, könnten sich genauso was anderes suchen. Und zwar auch noch nach 10 Jahren.
Nach 10 Jahren verlässt kein Staatsdiener mehr die Komfortzone des Beamtentums.
Diejenigen hätten das aber auch nach einem halben Jahr nicht gemacht...
14.09.2021, 08:16
(14.09.2021, 08:11)Freund und Helfer schrieb:(14.09.2021, 08:09)Gast schrieb:(13.09.2021, 23:32)Gast678 schrieb:(13.09.2021, 23:10)Gast schrieb:(13.09.2021, 22:53)Gast678 schrieb: Ergänzend noch:
Ich bin von manchen Threads bzw Beiträgen darin teilweise etwas schockiert, weil ich wenig Verständnis habe, wie man so schnell die Flinte ins Korn werfen kann. Klar, wenn man merkt, dass es wirklich SO GAR NICHTS für einen ist, dann sollte man natürlich was anderes suchen.
Aber ich frage mich dann zum einen, ob diejenigen sich mit der konkreten Arbeit überhaupt nicht beschäftigt haben und ob denjenigen zum anderen denn dann völlig klar ist, ob beispielsweise Anwaltschaft denn dann das richtige ist. Denn dann hätte man ja auch gleich dort anfangen können.
Und außerdem, ob man nach sehr kurzer Zeit überhaupt schon in der Lage ist, beurteilen zu können, wie die Arbeit sich denn mit kommender Routine so gestaltet. Aber vielleicht sind manchmal auch einfach die Erwartungen wenig realitätsnah.
Ich finde es im Gegenteil genau richtig, wenn man den Stecker zieht, wenn es nicht passt. Da sollte man auf sein Gefühl hören.
Es gibt echt genügend Richter, die vor Jahren innerlich gekündigt haben und nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Es braucht echt nicht noch mehr davon.
Ich meine ja auch nicht, dass man irgendwo versauern soll, wo es einem nicht gefällt. Aber ich habe häufig den Eindruck, dass eventuell etwas vorschnell geurteilt wird.
Und machen wir uns nichts vor, diejenigen, die frustriert sind und eigtl keinen Bock haben, könnten sich genauso was anderes suchen. Und zwar auch noch nach 10 Jahren.
Nach 10 Jahren verlässt kein Staatsdiener mehr die Komfortzone des Beamtentums.
Diejenigen hätten das aber auch nach einem halben Jahr nicht gemacht...
Das ist doch gerade der Punkt: entweder ist es schlimm, dann geht man, oder es ist halt tatsächlich doch nicht so schlimm. Man könnte ja auch bleiben, aber das Präsidium um ein anderes Dezernat bitten. Das passiert aber selten, weil oft es an der Flexibilität fehlt, sich auf was Neues einzulassen. Ich habe große Hochachtung vor einer Kollegin, die nach zehn Jahren Baukammer gesagt hat: es reicht, ich gehe jetzt zum AG. Aber die (im Übrigen: sehr wenigen), die viel jammern, wollen ja gar nichts ändern.
Kaum ein Arbeitgeber hat so unterschiedliche Stellen im Angebot wie die Justiz, das muss man halt auch nutzen.
14.09.2021, 09:10
ist das wie bei Lehrern? Die jammern auch immer obwohl sie paradiesische Zustände haben. Kennen halt nur Schule und Uni. Die Richter die vorher Anwälte waren wirken auf mich viel zufriedener. Die wissen wie Scheiße es als Anwalt ist
14.09.2021, 09:21
(14.09.2021, 09:10)Gast schrieb: ist das wie bei Lehrern? Die jammern auch immer obwohl sie paradiesische Zustände haben. Kennen halt nur Schule und Uni. Die Richter die vorher Anwälte waren wirken auf mich viel zufriedener. Die wissen wie Scheiße es als Anwalt ist
wenn man sich eine scheiß kanzlei aussucht dann ist das auch kein wunder.
14.09.2021, 09:28
(13.09.2021, 22:53)Gast678 schrieb: Ergänzend noch:
Ich bin von manchen Threads bzw Beiträgen darin teilweise etwas schockiert, weil ich wenig Verständnis habe, wie man so schnell die Flinte ins Korn werfen kann. Klar, wenn man merkt, dass es wirklich SO GAR NICHTS für einen ist, dann sollte man natürlich was anderes suchen.
Aber ich frage mich dann zum einen, ob diejenigen sich mit der konkreten Arbeit überhaupt nicht beschäftigt haben und ob denjenigen zum anderen denn dann völlig klar ist, ob beispielsweise Anwaltschaft denn dann das richtige ist. Denn dann hätte man ja auch gleich dort anfangen können.
Und außerdem, ob man nach sehr kurzer Zeit überhaupt schon in der Lage ist, beurteilen zu können, wie die Arbeit sich denn mit kommender Routine so gestaltet. Aber vielleicht sind manchmal auch einfach die Erwartungen wenig realitätsnah.
Ich bin der Ersteller des Threads "Ein halbes Jahr Proberichter - vollkommen ernüchtert".
Ich glaube, meine Erwartungen waren schon sehr realitätsnah. War auch vorher Anwalt, weiß daher auch, dass das Gras drüben auch nicht grüner ist (aber anders).
Die Arbeitsbedingungen in der Justiz sind zT einfach unschön, auch wenn das von Gericht zu Gericht differieren mag.
Mag sein, dass ich auch etwas blauäugig in den Job hineingegangen bin- Richter werden war mein zumindest mittelfristiges Ziel, da ich einfach einen "wichtigen" Job ausüben wollte, mit dem man was bewegen kann.
Aber ich glaube, das größte Problem, was ich habe, ist gerade letzteres - dass es für mich ein Job ist, ein Mittel um Geld zu verdienen. Und, dass man aufgrund des Erledigungsdrucks auch wirklich gar nichts bewegen kann, abgesehen vom schönen Gefühl, wenn man tief zerstrittene Parteien zu einer gütlichen Lösung geführt hat.
Ich glaube, um in der Justiz wirklich zufrieden zu sein und damit die vielen Nachteile (neben den natürlich auch vielen Vorteilen) aufgewogen werden, muss man sich wirklich dazu berufen fühlen, Teil des Rechtsstaats zu sein. Man darf das Ganze nicht "nur" als Geldbeschaffungsmaßnahme ansehen. Ganz so schlimm ist es bei mir zwar nicht, aber ich merke einfach, dass ich für das Gehalt nicht gewillt bin, in Rechtsgebieten zu arbeiten, die ich nicht mag, veralterte hierarchische Strukturen zu leben, hohen Erledigungsdruck zu haben und einfach nicht wertgeschätzt zu werden. Das sehe ich bei Kollegen anders, die kloppen wirklich massiv Stunden, um die Akten angemessen zu bearbeiten (LG) und haben dadurch einen wirklich miesen Stundenlohn. Die machen das aber einfach gerne.
Und ich glaube, wenn man so eine Erkenntnis hat, dann bringt es auch wenig, sich damit durchzuschleppen. Die Frustration dürfte da glaube ich eher mit der Zeit größer werden.
Klar, könnte man auch ans AG gehen. Da muss man aber fairerweise sagen, dass der Karriereweg dann sehr begrenzt ist. Wer wirklich nach oben kommen will, muss schon am LG landen (Ausnahmen gibt es natürlich).
Insgesamt eine missliche Lage, ich finde es auch super schade, weil ich wirklich gerne Verhandlungen führe. Aber die negativen punkte wiegen halt doch mehr, als mir das zZ der Bewerbung bewusst war.
14.09.2021, 10:52
So erlebe ich das auch!
Ein Freund von mir ist Proberichter am LG, arbeitet von morgens bis abends und regelmäßig auch am Wochenende - weil es ihm Spaß macht und er in dem Beruf aufgeht. Sicher will er langfristig nicht so viel arbeiten, aber er sagt halt sein Job ist wichtig, er will es richtig und gut machen und gibt dafür eben 120%. Für ihn ist es aber auch etwas besonderes, Teil des Rechtsstaates zu sein, er fühlt sich toll wenn er die Robe anzieht und von den Parteien als „Herr Vorsitzender“ angesprochen wird.
Ich sehe zwar auch die Menschen und ihre Schicksale und freue mich, wenn ich in der Verhandlung einen guten Vergleich für alle vorschlagen konnte - aber ansonsten sehe ich mich einfach als erste Instanz. Ich mache meine Arbeit, ich entscheide wie ich es für richtig halte, aber ich weiß auch, dass es den Beteiligten frei steht, meine Entscheidung nochmal überprüfen zu lassen. Ich bin nur ein Mini Zahnrad, völlig ersetzbar und fühle mich überhaupt nicht berufen oder besonders.
Und wenn einem der Job zwar Spaß macht, aber er keine Berufung ist, dann sitzt man da auch nicht jede Woche 60 Stunden und am Wochenende für 3500€ netto und ne schlechte Ausstattung - nach 10 Jahren Ausbildung und Diss.
Und ja, ich wusste schon vorher dass es mit der Karriere schwer wird, aber das merkt man dann, wenn man drin ist, nochmal mehr. Und die Frage ist ja dann auch, ob es so ein toller Karriereschritt ist, nach X Jahren Probezeit, Beurteilungen und Erprobung dann in die nächste Instanz zu kommen…
Um noch eine Lanze für die Justiz zu brechen: man hat viele Möglichkeiten, sich abseits des Jobs auszuleben (zB als Prüfer, AG-Leiter, Autor) und es gibt auch viele Möglichkeiten abseits der klassischen Pfade (Abordnung Ministerien zB) - nur muss man sich um all das auch aktiv selbst bemühen.
Ein Freund von mir ist Proberichter am LG, arbeitet von morgens bis abends und regelmäßig auch am Wochenende - weil es ihm Spaß macht und er in dem Beruf aufgeht. Sicher will er langfristig nicht so viel arbeiten, aber er sagt halt sein Job ist wichtig, er will es richtig und gut machen und gibt dafür eben 120%. Für ihn ist es aber auch etwas besonderes, Teil des Rechtsstaates zu sein, er fühlt sich toll wenn er die Robe anzieht und von den Parteien als „Herr Vorsitzender“ angesprochen wird.
Ich sehe zwar auch die Menschen und ihre Schicksale und freue mich, wenn ich in der Verhandlung einen guten Vergleich für alle vorschlagen konnte - aber ansonsten sehe ich mich einfach als erste Instanz. Ich mache meine Arbeit, ich entscheide wie ich es für richtig halte, aber ich weiß auch, dass es den Beteiligten frei steht, meine Entscheidung nochmal überprüfen zu lassen. Ich bin nur ein Mini Zahnrad, völlig ersetzbar und fühle mich überhaupt nicht berufen oder besonders.
Und wenn einem der Job zwar Spaß macht, aber er keine Berufung ist, dann sitzt man da auch nicht jede Woche 60 Stunden und am Wochenende für 3500€ netto und ne schlechte Ausstattung - nach 10 Jahren Ausbildung und Diss.
Und ja, ich wusste schon vorher dass es mit der Karriere schwer wird, aber das merkt man dann, wenn man drin ist, nochmal mehr. Und die Frage ist ja dann auch, ob es so ein toller Karriereschritt ist, nach X Jahren Probezeit, Beurteilungen und Erprobung dann in die nächste Instanz zu kommen…
Um noch eine Lanze für die Justiz zu brechen: man hat viele Möglichkeiten, sich abseits des Jobs auszuleben (zB als Prüfer, AG-Leiter, Autor) und es gibt auch viele Möglichkeiten abseits der klassischen Pfade (Abordnung Ministerien zB) - nur muss man sich um all das auch aktiv selbst bemühen.
14.09.2021, 11:30
Moin,
ich bereue die Berufswahl überhaupt nicht. Ich habe vorher in einer Behörde und bei einem öffentlichen Arbeitgeber gearbeitet und bin nach knapp 5 Jahren in die Justiz gewechselt. Dort bin ich nun seit fast 4 Jahren und bereue es überhaupt nicht.
Ich habe als Assessor die Staatsanwaltschaft, das Landgericht und das Amtsgericht durchlaufen. Und am Ende habe ich mich am Landgericht verplanen lassen.
Ich bin sehr glücklich mit der Kammer und meinem Dezernat. Auch gehe ich in der Frühstückspause und in der Mittagspause regelmäßig mit anderen Kollegen weg. So habe ich viele Kontakte für den fachlichen und privaten Austausch. Die Akten bearbeitet man regelmäßig alleine, aber das finde ich angenehm und nicht störend. Ist sicherlich auch eine Frage des Typs, ob einem das gefällt.
Verbesserungswürdig ist sicherlich die IT und die Büroausstattung. Bei beidem ist viel Luft nach oben. Aber beides sind Punkte die mich persönlich nicht stören.
ich bereue die Berufswahl überhaupt nicht. Ich habe vorher in einer Behörde und bei einem öffentlichen Arbeitgeber gearbeitet und bin nach knapp 5 Jahren in die Justiz gewechselt. Dort bin ich nun seit fast 4 Jahren und bereue es überhaupt nicht.
Ich habe als Assessor die Staatsanwaltschaft, das Landgericht und das Amtsgericht durchlaufen. Und am Ende habe ich mich am Landgericht verplanen lassen.
Ich bin sehr glücklich mit der Kammer und meinem Dezernat. Auch gehe ich in der Frühstückspause und in der Mittagspause regelmäßig mit anderen Kollegen weg. So habe ich viele Kontakte für den fachlichen und privaten Austausch. Die Akten bearbeitet man regelmäßig alleine, aber das finde ich angenehm und nicht störend. Ist sicherlich auch eine Frage des Typs, ob einem das gefällt.
Verbesserungswürdig ist sicherlich die IT und die Büroausstattung. Bei beidem ist viel Luft nach oben. Aber beides sind Punkte die mich persönlich nicht stören.
14.09.2021, 13:50
Ich bin am SG und finde es wirklich okay. Die ersten 3 Monate hab ich sehr viel gearbeitet, jetzt so, dass die Kammer nicht absäuft und kann das Allermeiste unstreitig und sogar ohne viel Sitzungsbetrieb erledigen. Als Einzelrichter kann ich zeitlich wie inhaltlich sehr flexibel arbeiten und nutze das auch. Das Klima ist gerichtbarkeitsübergreifend bekannt super, kollegial im allerbesten Sinne und das nicht so formalisiert wie im Spruchkörper. Ich war bewusst auf der Suche nach einem Umfeld, in dem Karriere keine wirkliche Rolle spielt und freue mich auf Abordnungen und Nebentätigkeiten schlicht aus Interesse. So kann man mit diesem Job eigentlich happy werden, hoffe ich.
14.09.2021, 16:20
(14.09.2021, 13:50)Gast schrieb: Ich bin am SG und finde es wirklich okay. Die ersten 3 Monate hab ich sehr viel gearbeitet, jetzt so, dass die Kammer nicht absäuft und kann das Allermeiste unstreitig und sogar ohne viel Sitzungsbetrieb erledigen. Als Einzelrichter kann ich zeitlich wie inhaltlich sehr flexibel arbeiten und nutze das auch. Das Klima ist gerichtbarkeitsübergreifend bekannt super, kollegial im allerbesten Sinne und das nicht so formalisiert wie im Spruchkörper. Ich war bewusst auf der Suche nach einem Umfeld, in dem Karriere keine wirkliche Rolle spielt und freue mich auf Abordnungen und Nebentätigkeiten schlicht aus Interesse. So kann man mit diesem Job eigentlich happy werden, hoffe ich.
Meinst du die ersten 3 Monaten, in denen man eine Art Mentor zur Seite gestellt bekommt?
Ich habe von sehr überlasteten ProbRi am SG gehört, aber dein Beitrag macht ja Mut! Was würdest du sagen wie viel Wochenstunden du machst?
14.09.2021, 22:44
Diese drei Monate „Schonzeit“ gab es hier nicht. Ich bin netto 35-40 Stunden dabei.