13.09.2021, 15:22
Hallo,
wie ihr es dem Betreff entnehmen könnt, bin ich ProbeRi (LG) und bin alles andere als zufrieden mit dem Job.
Ich bin an einem Standort gelandet, mit dem ich zwar leben kann - aber dafür in einem Rechtsgebiet, mit dem ich wirklich absolut gar nicht leben kann.
Die Arbeitsweise finde ich zudem relativ erdrückend. Wenig Kontakt zu Kollegen, abgesehen von der Pause, sonst nur zu der Kammer in den Beratungen. Teamarbeit kann man das aber nicht nennen, da der Vorsitzende in aller Regel das letzte Wort hat. Man sitzt also dauerhaft in seinem Kabuff und kämpft mit den Akten.
Die Arbeitsbelastung ist recht hoch, was aber zum einem an meinem anspruchsvollen Vorsitzenden und dem miesen Rechtsgebiet liegen kann. Das Gehalt steht da wirklich in keinem Verhältnis.
Wertschätzung sucht man vergebens. Ich fühle mich eher wie ein besser bezahlter Referendar.
Insgesamt habe ich es mir einfach anders vorgestellt - spannender, abwechslungsreicher. So ist das Ganze leider sehr desillusionierend und ich spiele mit dem Gedanken, wie lange ich mir das noch antun soll.
Ich finde ja nicht alles doof, die Verhandlungen an sich machen mir Spaß. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das mein Leben lang zu machen. Vor allem vor dem Hintergrund der Gefahr, örtlich bzw. in Sachen Rechtsgebiet nie am gewünschten Ort anzukommen.
Geht/ging es da jemandem ähnlich? Wie seid ihr das weiter angegangen? Augen zu und durch oder den Exit gesucht?
wie ihr es dem Betreff entnehmen könnt, bin ich ProbeRi (LG) und bin alles andere als zufrieden mit dem Job.
Ich bin an einem Standort gelandet, mit dem ich zwar leben kann - aber dafür in einem Rechtsgebiet, mit dem ich wirklich absolut gar nicht leben kann.
Die Arbeitsweise finde ich zudem relativ erdrückend. Wenig Kontakt zu Kollegen, abgesehen von der Pause, sonst nur zu der Kammer in den Beratungen. Teamarbeit kann man das aber nicht nennen, da der Vorsitzende in aller Regel das letzte Wort hat. Man sitzt also dauerhaft in seinem Kabuff und kämpft mit den Akten.
Die Arbeitsbelastung ist recht hoch, was aber zum einem an meinem anspruchsvollen Vorsitzenden und dem miesen Rechtsgebiet liegen kann. Das Gehalt steht da wirklich in keinem Verhältnis.
Wertschätzung sucht man vergebens. Ich fühle mich eher wie ein besser bezahlter Referendar.
Insgesamt habe ich es mir einfach anders vorgestellt - spannender, abwechslungsreicher. So ist das Ganze leider sehr desillusionierend und ich spiele mit dem Gedanken, wie lange ich mir das noch antun soll.
Ich finde ja nicht alles doof, die Verhandlungen an sich machen mir Spaß. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das mein Leben lang zu machen. Vor allem vor dem Hintergrund der Gefahr, örtlich bzw. in Sachen Rechtsgebiet nie am gewünschten Ort anzukommen.
Geht/ging es da jemandem ähnlich? Wie seid ihr das weiter angegangen? Augen zu und durch oder den Exit gesucht?
13.09.2021, 15:24
Gar nicht erst beworben
13.09.2021, 15:37
Mir ging es ähnlich und ich bin nach gut einem Jahr in die (kommunale) Verwaltung gewechselt. Beste Entscheidung meines Lebens: entspannte Arbeitszeiten/Work-Life-Balance, dabei juristisch höchst abwechslungsreich und immer "am Puls des Lebens", dennoch gemütliche Atmosphäre in der Behörde, demnächst A14 (hier üblicherweise zeitgleich mit der Lebenszeitverbeamtung) und reale Aufstiegsmöglichkeiten, wenn man das denn möchte und bereit ist, sich entsprechend einzubringen.
13.09.2021, 15:41
Wechsel in die Anwaltschaft. Da wirst Du dann wenigstens ordentlich bezahlt
13.09.2021, 15:48
(13.09.2021, 15:22)Gast schrieb: Hallo,
wie ihr es dem Betreff entnehmen könnt, bin ich ProbeRi (LG) und bin alles andere als zufrieden mit dem Job.
Ich bin an einem Standort gelandet, mit dem ich zwar leben kann - aber dafür in einem Rechtsgebiet, mit dem ich wirklich absolut gar nicht leben kann.
Die Arbeitsweise finde ich zudem relativ erdrückend. Wenig Kontakt zu Kollegen, abgesehen von der Pause, sonst nur zu der Kammer in den Beratungen. Teamarbeit kann man das aber nicht nennen, da der Vorsitzende in aller Regel das letzte Wort hat. Man sitzt also dauerhaft in seinem Kabuff und kämpft mit den Akten.
Die Arbeitsbelastung ist recht hoch, was aber zum einem an meinem anspruchsvollen Vorsitzenden und dem miesen Rechtsgebiet liegen kann. Das Gehalt steht da wirklich in keinem Verhältnis.
Wertschätzung sucht man vergebens. Ich fühle mich eher wie ein besser bezahlter Referendar.
Insgesamt habe ich es mir einfach anders vorgestellt - spannender, abwechslungsreicher. So ist das Ganze leider sehr desillusionierend und ich spiele mit dem Gedanken, wie lange ich mir das noch antun soll.
Ich finde ja nicht alles doof, die Verhandlungen an sich machen mir Spaß. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das mein Leben lang zu machen. Vor allem vor dem Hintergrund der Gefahr, örtlich bzw. in Sachen Rechtsgebiet nie am gewünschten Ort anzukommen.
Geht/ging es da jemandem ähnlich? Wie seid ihr das weiter angegangen? Augen zu und durch oder den Exit gesucht?
Moin,
ich war auch Richter auf Probe und fand auch nicht alles schlecht. Gerade die Verhandlungen haben mir ebenfalls Spaß gemacht, war mir aber im Ergebnis zu einsam. Ich hab mich letztendlich entschieden die Justiz zu verlassen. Für mich war einfach klar, dass ich entweder viel Arbeit für gutes Geld mache oder die Sicherheit der Verwaltung mit klar definierten Arbeitszeiten für das Gehalt eines Richters nehme.
Bin derzeit Anwalt und einsam ist es nicht und das Geld stimmt auch. Kann mir aber vorstellen auf lange Sicht in die Verwaltung zu wechseln. Mal 3 Wochen Urlaub ohne Handy und Freitags früh raus wäre schon nett.
13.09.2021, 16:01
(13.09.2021, 15:48)DMOWMYH schrieb:(13.09.2021, 15:22)Gast schrieb: Hallo,
wie ihr es dem Betreff entnehmen könnt, bin ich ProbeRi (LG) und bin alles andere als zufrieden mit dem Job.
Ich bin an einem Standort gelandet, mit dem ich zwar leben kann - aber dafür in einem Rechtsgebiet, mit dem ich wirklich absolut gar nicht leben kann.
Die Arbeitsweise finde ich zudem relativ erdrückend. Wenig Kontakt zu Kollegen, abgesehen von der Pause, sonst nur zu der Kammer in den Beratungen. Teamarbeit kann man das aber nicht nennen, da der Vorsitzende in aller Regel das letzte Wort hat. Man sitzt also dauerhaft in seinem Kabuff und kämpft mit den Akten.
Die Arbeitsbelastung ist recht hoch, was aber zum einem an meinem anspruchsvollen Vorsitzenden und dem miesen Rechtsgebiet liegen kann. Das Gehalt steht da wirklich in keinem Verhältnis.
Wertschätzung sucht man vergebens. Ich fühle mich eher wie ein besser bezahlter Referendar.
Insgesamt habe ich es mir einfach anders vorgestellt - spannender, abwechslungsreicher. So ist das Ganze leider sehr desillusionierend und ich spiele mit dem Gedanken, wie lange ich mir das noch antun soll.
Ich finde ja nicht alles doof, die Verhandlungen an sich machen mir Spaß. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das mein Leben lang zu machen. Vor allem vor dem Hintergrund der Gefahr, örtlich bzw. in Sachen Rechtsgebiet nie am gewünschten Ort anzukommen.
Geht/ging es da jemandem ähnlich? Wie seid ihr das weiter angegangen? Augen zu und durch oder den Exit gesucht?
Moin,
ich war auch Richter auf Probe und fand auch nicht alles schlecht. Gerade die Verhandlungen haben mir ebenfalls Spaß gemacht, war mir aber im Ergebnis zu einsam. Ich hab mich letztendlich entschieden die Justiz zu verlassen. Für mich war einfach klar, dass ich entweder viel Arbeit für gutes Geld mache oder die Sicherheit der Verwaltung mit klar definierten Arbeitszeiten für das Gehalt eines Richters nehme.
Bin derzeit Anwalt und einsam ist es nicht und das Geld stimmt auch. Kann mir aber vorstellen auf lange Sicht in die Verwaltung zu wechseln. Mal 3 Wochen Urlaub ohne Handy und Freitags früh raus wäre schon nett.
Wie lange warst du denn in der Justiz und in was für eine Kanzlei bist du schlussendlich gewechselt? Klingt nach GK
13.09.2021, 16:50
War knapp 2 Jahre in der Justiz. Mit dem jetzigen Wissen kann man allerdings dazu raten, so früh wie möglich auszusteigen (ALG Anspruch, Ausstieg PKV), vorausgesetzt man ist sich seiner Sache sicher.
Ich hab immer gedacht es muss irgendwann besser werden und bereue es ein bisschen nicht früher gegangen zu sein. 2 Jahre über pendeln und viel Arbeitszeit hätte ich lukrativer haben können. Naja.
Bin jetzt in einer Boutique, sind so knapp 20 Leute. Gehalt und Arbeitszeiten nicht auf GK Niveau, aber ordentlich.
Ich hab immer gedacht es muss irgendwann besser werden und bereue es ein bisschen nicht früher gegangen zu sein. 2 Jahre über pendeln und viel Arbeitszeit hätte ich lukrativer haben können. Naja.
Bin jetzt in einer Boutique, sind so knapp 20 Leute. Gehalt und Arbeitszeiten nicht auf GK Niveau, aber ordentlich.
13.09.2021, 16:51
(13.09.2021, 15:48)DMOWMYH schrieb: Bin derzeit Anwalt und einsam ist es nicht und das Geld stimmt auch. Kann mir aber vorstellen auf lange Sicht in die Verwaltung zu wechseln. Mal 3 Wochen Urlaub ohne Handy und Freitags früh raus wäre schon nett.
Dann bist Du bei uns genau richtig! Hier würde es niemandem einfallen, Dich nach Feierabend oder im Urlaub am Handy zu belästigen - und früh aufstehen musst Du dank Gleitzeit ja auch nicht zwingend. Im Gegenteil ist man eher froh über diejenigen Kollegen, die erst zu Beginn der Kernarbeitszeit kommen und dafür etwas länger bleiben, da bereits die ganzen Mütter aus familiären Gründen tendenziell früh kommen und dafür auch früh gehen.
Bei uns (süddeutsche Großstadt) sind mittlerweile sicher mehr als die Hälfte, vielleicht sogar zwei Drittel, der Nachwuchsjuristen keine Berufseinsteiger mehr. Die meisten kommen aus der Anwaltschaft, einige (wie ich) aus der Justiz, und tatsächlich gibt es sogar den Karriereweg GK -> Justiz -> Verwaltung, allerdings m.W. noch nicht Justiz -> GK -> Verwaltung...insofern wär das bei Dir dann vllt. tatsächlich eine Premiere - aber warum nicht? Die Verwaltung sieht jede Form von Berufserfahrung gerne und rechnet diese auch - soweit rechtlich möglich - für die Einstufung an.
Alle hier eint jedenfalls die Erkenntnis, dass man es in der juristischen Berufswelt eigentlich nicht viel besser treffen kann. Es sei denn, man hätte eine prinzipielle Abneigung gegen das Berufsbeamtentum oder das öffentliche Recht (wobei es zumindest in größeren Verwaltungen eigentlich auch immer Dienstposten gibt, in denen letzteres gar nicht so sehr im Mittelpunkt steht).
13.09.2021, 16:55
Hi,
ich bin ebenfalls Richterin auf Probe, wechsel aber bald in die Bundesverwaltung (Bundesministerium). Zusammenfassung meiner Tätigkeit als Proberichterin:
+ Arbeitsbelastung noch in Ordnung, was sicher an der Fachgerichtsbarkeit liegt und daran, dass ich ein aufgeräumtes Dezernat bekommen habe; andere haben da VIEL mehr Pech
+ Verhandlungen machen mir durchaus Spaß
+ Richterliche Freizeit ist nett; ich habe mich schon nach kurzer Zeit an die fachliche und zeitliche Freiheit gewöhnt
- sehr einsam; liegt sicher auch an meinem Gericht aber hier gibt es quasi keine gemeinsamen Veranstaltungen. Ab und an organisiert mal jemand ein gemeinsames Essen, wo eine Handvoll Richter teilnehmen. Bin jetzt 6 Monate hier und kenne vielleicht die Hälfte aller Richter. Viele sieht man nie, weil sie von zuhause arbeiten oder nur vormittags mal da sind. Kollegen sind wirklich alle nett und hilfsbereit, aber dieses ständige alleine im Büro sitzen ist doch etwas einsam. Man muss schon sehr proaktiv auf alle zugehen
- fühle mich als Richterin einfach nicht berufen. Job macht Spaß, aber anders als Kollegen denke ich nicht „wow, ich bin ein Teil des Rechtsstaates und nehme wichtige Aufgaben wahr“. Ich habe mich in Robe oder wenn man jemand als Richterin anspricht nie besonders gefühlt. Für mich ist es ein Job zum Geldverdienen, aber keine Berufung
- Erledigungszahlen und die Beurteilungen nerven
- Urlaub ist nicht Urlaub. Bei uns ist üblich, dass die Vertretung einfach nur weiterverfügt. Man kommt also aus dem Urlaub und hat nicht weniger Arbeit als vorher.
- Karriereaussichten schwierig bis nicht vorhanden
In der Verwaltung finde ich es gut, dass man eine feste Stundenzahl arbeitet und alles darüber hinaus abfeiern kann. Dazu ist Urlaub eben Urlaub und wenn man krank ist, ist man krank.
Die richterliche Unabhängigkeit wird mir fehlen, ansonsten glaube ich, dass ich mich in der Verwaltung deutlich wohler fühlen werde.
ich bin ebenfalls Richterin auf Probe, wechsel aber bald in die Bundesverwaltung (Bundesministerium). Zusammenfassung meiner Tätigkeit als Proberichterin:
+ Arbeitsbelastung noch in Ordnung, was sicher an der Fachgerichtsbarkeit liegt und daran, dass ich ein aufgeräumtes Dezernat bekommen habe; andere haben da VIEL mehr Pech
+ Verhandlungen machen mir durchaus Spaß
+ Richterliche Freizeit ist nett; ich habe mich schon nach kurzer Zeit an die fachliche und zeitliche Freiheit gewöhnt
- sehr einsam; liegt sicher auch an meinem Gericht aber hier gibt es quasi keine gemeinsamen Veranstaltungen. Ab und an organisiert mal jemand ein gemeinsames Essen, wo eine Handvoll Richter teilnehmen. Bin jetzt 6 Monate hier und kenne vielleicht die Hälfte aller Richter. Viele sieht man nie, weil sie von zuhause arbeiten oder nur vormittags mal da sind. Kollegen sind wirklich alle nett und hilfsbereit, aber dieses ständige alleine im Büro sitzen ist doch etwas einsam. Man muss schon sehr proaktiv auf alle zugehen
- fühle mich als Richterin einfach nicht berufen. Job macht Spaß, aber anders als Kollegen denke ich nicht „wow, ich bin ein Teil des Rechtsstaates und nehme wichtige Aufgaben wahr“. Ich habe mich in Robe oder wenn man jemand als Richterin anspricht nie besonders gefühlt. Für mich ist es ein Job zum Geldverdienen, aber keine Berufung
- Erledigungszahlen und die Beurteilungen nerven
- Urlaub ist nicht Urlaub. Bei uns ist üblich, dass die Vertretung einfach nur weiterverfügt. Man kommt also aus dem Urlaub und hat nicht weniger Arbeit als vorher.
- Karriereaussichten schwierig bis nicht vorhanden
In der Verwaltung finde ich es gut, dass man eine feste Stundenzahl arbeitet und alles darüber hinaus abfeiern kann. Dazu ist Urlaub eben Urlaub und wenn man krank ist, ist man krank.
Die richterliche Unabhängigkeit wird mir fehlen, ansonsten glaube ich, dass ich mich in der Verwaltung deutlich wohler fühlen werde.
13.09.2021, 17:02
(13.09.2021, 16:50)DMOWMYH schrieb: War knapp 2 Jahre in der Justiz. Mit dem jetzigen Wissen kann man allerdings dazu raten, so früh wie möglich auszusteigen (ALG Anspruch, Ausstieg PKV), vorausgesetzt man ist sich seiner Sache sicher.
ALG1-Anspruch setzt 12 Monate sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den letzten 30 Monaten voraus. Wer also unmittelbar vor dem Eintritt in die Justiz noch SV-beschäftigt war (z.B. als angestellter Referendar), hätte folglich genau 18 Monate Zeit. Eventuelle Lücken zwischen Beschäftigungsende und Ernennung sind in Abzug zu bringen!
ALG1-Bezug führt wiederum zur Versicherungspflicht und damit Rückkehr in die GKV.
Wer kein ALG1 bekommt, braucht demgegenüber eine Beschäftigung mit Einkommen unter 64.350 Euro (2021), um in die GKV zurück zu dürfen.