08.09.2021, 16:58
Hallo alle,
ich stehe gerade vor meiner ersten Bewerbung als Associate für Großkanzleien im IP Recht. Da ich nach einer ersten Suche im Forum und auch bei Google nicht wirklich schlau wurde, hoffe ich das ihr mir etwas helfen könnt.
Ich bin mir der Unterscheidung von soft IP und gewerblichen Rechtsschutzes durchaus bewusst. Ich finde mittlerweile aber neben den Begriffen des Markenschutzes und gewerblichen Rechtsschutzes auch die Begriffe des IP Rechts als solches, patent litigation und vor allem IP/IT Recht. Was steckt nun hinter den jeweiligen Begriffen? Ist IP/IT Recht einfach nur IT Recht mit einem Schwerpunkt auf IP Recht und patent litigation IP Recht im Prozessverfahren?
Ansonsten würde es mich interessieren wie ein "typischer" Arbeitsablauf beim gewerblichen Rechtsschutz aussieht und ob es neben den bekannten GKen empfehlenswerte (Arbeitsatmosphäre, Ruf) Boutiquen in Düsseldorf und Hamburg gibt, die man sich als Berufseinsteiger besonders anschauen sollte?
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe :)
ich stehe gerade vor meiner ersten Bewerbung als Associate für Großkanzleien im IP Recht. Da ich nach einer ersten Suche im Forum und auch bei Google nicht wirklich schlau wurde, hoffe ich das ihr mir etwas helfen könnt.
Ich bin mir der Unterscheidung von soft IP und gewerblichen Rechtsschutzes durchaus bewusst. Ich finde mittlerweile aber neben den Begriffen des Markenschutzes und gewerblichen Rechtsschutzes auch die Begriffe des IP Rechts als solches, patent litigation und vor allem IP/IT Recht. Was steckt nun hinter den jeweiligen Begriffen? Ist IP/IT Recht einfach nur IT Recht mit einem Schwerpunkt auf IP Recht und patent litigation IP Recht im Prozessverfahren?
Ansonsten würde es mich interessieren wie ein "typischer" Arbeitsablauf beim gewerblichen Rechtsschutz aussieht und ob es neben den bekannten GKen empfehlenswerte (Arbeitsatmosphäre, Ruf) Boutiquen in Düsseldorf und Hamburg gibt, die man sich als Berufseinsteiger besonders anschauen sollte?
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe :)
08.09.2021, 17:10
Zu Boutiquen in Düsseldorf hier mein Beitrag:
Hoyng Rokh Monegier (forum-zur-letzten-instanz.de)
Ansonsten ist alles ein großer Misch-Masch bei den Bezeichnungen. Eigentlich kannst du nur abgrenzen zwischen Patent (hard IP) und dem soft IP (Markenrecht, UrheberR, UWG, Design) sowie noch IT Recht (teils Datenschutz, Software Lizenzverträge und sowas).
IP umfasst erstmal alles, gewerblicher Rechtsschutz auch. Die Kanzleien grenzen da nicht knallhart ab. Wer also sagt, er macht IP, kann auch IT machen. Wer sagt, er macht gewerblichen Rechtsschutz, kann trotzdem so gut wie keinen Patentfall machen.
Schau dir auf jeden Fall die Boutiquen in Düsseldorf an, wenn du Patentrecht machen willst.
Hoyng Rokh Monegier (forum-zur-letzten-instanz.de)
Ansonsten ist alles ein großer Misch-Masch bei den Bezeichnungen. Eigentlich kannst du nur abgrenzen zwischen Patent (hard IP) und dem soft IP (Markenrecht, UrheberR, UWG, Design) sowie noch IT Recht (teils Datenschutz, Software Lizenzverträge und sowas).
IP umfasst erstmal alles, gewerblicher Rechtsschutz auch. Die Kanzleien grenzen da nicht knallhart ab. Wer also sagt, er macht IP, kann auch IT machen. Wer sagt, er macht gewerblichen Rechtsschutz, kann trotzdem so gut wie keinen Patentfall machen.
Schau dir auf jeden Fall die Boutiquen in Düsseldorf an, wenn du Patentrecht machen willst.
08.09.2021, 17:27
Super, vielen Dank schon mal.
Muss man insofern jede Stelle untersuchen nach Patentrecht, wenn man nur Hard IP machen will?
Und wie sieht es mit den Voraussetzungen bei den genannten Boutiquen vom anderen Thread aus, gerade wegen dem Bezug auf T1/2/... Sieht man da Land mit knapp 18p ohne Titel oder geht das eher in die Richtung T1 Kanzleien, die sich mehr herausnehmen bei der Wahl ihrer Kandidaten? Ich weiß "einfach versuchen" ist die Antwort, aber würde trotzdem gerne vorab meine eigenen Chancen einschätzen können.
Muss man insofern jede Stelle untersuchen nach Patentrecht, wenn man nur Hard IP machen will?
Und wie sieht es mit den Voraussetzungen bei den genannten Boutiquen vom anderen Thread aus, gerade wegen dem Bezug auf T1/2/... Sieht man da Land mit knapp 18p ohne Titel oder geht das eher in die Richtung T1 Kanzleien, die sich mehr herausnehmen bei der Wahl ihrer Kandidaten? Ich weiß "einfach versuchen" ist die Antwort, aber würde trotzdem gerne vorab meine eigenen Chancen einschätzen können.
08.09.2021, 17:47
(08.09.2021, 17:27)Bewerber1 schrieb: Super, vielen Dank schon mal.
Muss man insofern jede Stelle untersuchen nach Patentrecht, wenn man nur Hard IP machen will?
Und wie sieht es mit den Voraussetzungen bei den genannten Boutiquen vom anderen Thread aus, gerade wegen dem Bezug auf T1/2/... Sieht man da Land mit knapp 18p ohne Titel oder geht das eher in die Richtung T1 Kanzleien, die sich mehr herausnehmen bei der Wahl ihrer Kandidaten? Ich weiß "einfach versuchen" ist die Antwort, aber würde trotzdem gerne vorab meine eigenen Chancen einschätzen können.
Ja, wobei die meisten IP-Kanzleien (Boutique und GK) sich über jeden Patentrechtler freuen... nur wenn du da zur dritten Reihe gehst, kann es in der GK sein, dass du viel IP in DDs/M&A machen darfst, weil die kaum Patent Litigation haben.
Die Boutiquen sind oft weniger Noten fixiert als GKs, schauen sich dafür aber den Kandidaten genau an. Du bist mit 8 P nicht raus, aber mit 12 P auch nicht sicher drin ;-) daher bewerben und anschauen. Boutiquen zahlen dir in der Regel aber weniger Einstiegsgehalt. Es ist so, wenn du 2-3 Jahre Anwalt und danach Richter sein willst. Dann geh in die GK, lohnt sich mehr. Wenn du langfristig Anwalt im IP sein willst, lohnt sich oft eine Boutique, da die Leute dort langfristig bleiben und die Gehälter nach ein paar Jahren gut anziehen und sich oft auf GK Niveau bewegen.
08.09.2021, 18:10
(08.09.2021, 17:47)Patenter Gast schrieb:(08.09.2021, 17:27)Bewerber1 schrieb: Super, vielen Dank schon mal.
Muss man insofern jede Stelle untersuchen nach Patentrecht, wenn man nur Hard IP machen will?
Und wie sieht es mit den Voraussetzungen bei den genannten Boutiquen vom anderen Thread aus, gerade wegen dem Bezug auf T1/2/... Sieht man da Land mit knapp 18p ohne Titel oder geht das eher in die Richtung T1 Kanzleien, die sich mehr herausnehmen bei der Wahl ihrer Kandidaten? Ich weiß "einfach versuchen" ist die Antwort, aber würde trotzdem gerne vorab meine eigenen Chancen einschätzen können.
Ja, wobei die meisten IP-Kanzleien (Boutique und GK) sich über jeden Patentrechtler freuen... nur wenn du da zur dritten Reihe gehst, kann es in der GK sein, dass du viel IP in DDs/M&A machen darfst, weil die kaum Patent Litigation haben.
Die Boutiquen sind oft weniger Noten fixiert als GKs, schauen sich dafür aber den Kandidaten genau an. Du bist mit 8 P nicht raus, aber mit 12 P auch nicht sicher drin ;-) daher bewerben und anschauen. Boutiquen zahlen dir in der Regel aber weniger Einstiegsgehalt. Es ist so, wenn du 2-3 Jahre Anwalt und danach Richter sein willst. Dann geh in die GK, lohnt sich mehr. Wenn du langfristig Anwalt im IP sein willst, lohnt sich oft eine Boutique, da die Leute dort langfristig bleiben und die Gehälter nach ein paar Jahren gut anziehen und sich oft auf GK Niveau bewegen.
Das ist echt hilfreich, vielen Dank nochmal :)
Gibt es einen Grund weshalb sich speziell über Patentrechtler gefreut wird? Und kann man es irgendwie im Bewerbungsgespräch/der Stellenanzeige herausfinden ob man nachher nur in M&A und Due Diligence verbraten wird? Darauf hätte ich nämlich eher weniger Lust ;)
Wirklich die letzte Frage noch: Ist Patent Litigation speziell auf die Prozessführung ausgerichtet oder eher so zu verstehen, dass nur Patentrecht gemacht wird, dafür dann aber vom ersten Schriftsatz bis zum Prozess alles?
08.09.2021, 18:32
Es gibt wenig Anwälte/Bewerber, die Patentrecht machen wollen, aber der Markt boomt. Daher sind Bewerber gerne gesehen. Im Endeffekt solltest du in die Juve Rankings schauen und dort die Tier 1/2 Kanzleien machen primär Patent Litigation. Wenn du hingegen in einer GK nur einen Partner im IP hast, wird der auch viel bei DDs unterstützen "dürfen" in der Regel. Bei Boutiquen sind solche Sachen direkt ausgeschlossen.
Patentrecht ist für Rechtsanwälte eigentlich immer Prozessführung. Dazu gehört natürlich auch vorgerichtliche Beratung des Mandanten aber es ist sehr (!) prozesslastig. Mal ein Lizenzvertrag, aber ich kenne keine top Kanzlei in Düsseldorf, die im Patentrecht nicht prozesslastig ist.
Patentrecht ist für Rechtsanwälte eigentlich immer Prozessführung. Dazu gehört natürlich auch vorgerichtliche Beratung des Mandanten aber es ist sehr (!) prozesslastig. Mal ein Lizenzvertrag, aber ich kenne keine top Kanzlei in Düsseldorf, die im Patentrecht nicht prozesslastig ist.
08.09.2021, 18:53
Ok, so langsam bekomme ich einen Durchblick :)
Da du es gerade etwas angeschnitten hast, könntest du vielleicht noch etwas dazu sagen wie ein Arbeitstag im Patentrecht so aussieht, bzw. ob es Materie/Arbeitsschritte gibt, die regelmäßig wiederkehren?
Da du es gerade etwas angeschnitten hast, könntest du vielleicht noch etwas dazu sagen wie ein Arbeitstag im Patentrecht so aussieht, bzw. ob es Materie/Arbeitsschritte gibt, die regelmäßig wiederkehren?
08.09.2021, 19:20
(08.09.2021, 18:53)Bewerber1 schrieb: Ok, so langsam bekomme ich einen Durchblick :)
Da du es gerade etwas angeschnitten hast, könntest du vielleicht noch etwas dazu sagen wie ein Arbeitstag im Patentrecht so aussieht, bzw. ob es Materie/Arbeitsschritte gibt, die regelmäßig wiederkehren?
Lässt sich schwer beantworten, da das vom Bereich/Team und deiner Seniorität abhängt. Was sicherlich immer wieder/täglich vorkommt: Patente lesen, Schriftsätze schreiben und lesen, Calls mit Kollegen und Mandanten haben. Aber es ist halt am Ende eine Schreibtischarbeit wie bei allen Rechtsanwälten. Ich sitze genauso 9-10 Stunden am Tag vor dem PC wie Kollegen aus dem Arbeitsrecht oder Steuerrecht.
08.09.2021, 19:40
(08.09.2021, 19:20)Patenter Gast schrieb:(08.09.2021, 18:53)Bewerber1 schrieb: Ok, so langsam bekomme ich einen Durchblick :)
Da du es gerade etwas angeschnitten hast, könntest du vielleicht noch etwas dazu sagen wie ein Arbeitstag im Patentrecht so aussieht, bzw. ob es Materie/Arbeitsschritte gibt, die regelmäßig wiederkehren?
Lässt sich schwer beantworten, da das vom Bereich/Team und deiner Seniorität abhängt. Was sicherlich immer wieder/täglich vorkommt: Patente lesen, Schriftsätze schreiben und lesen, Calls mit Kollegen und Mandanten haben. Aber es ist halt am Ende eine Schreibtischarbeit wie bei allen Rechtsanwälten. Ich sitze genauso 9-10 Stunden am Tag vor dem PC wie Kollegen aus dem Arbeitsrecht oder Steuerrecht.
Alles klar, trotzdem Danke. Diese und die anderen Antworten waren eine große Hilfe :)
10.09.2021, 19:00
Hat jemand eine Lektüre-Empfehlung für den Einstieg in Patentrecht (Litigation) für Anfänger ohne Vorkenntnisse? Ein gutes Lehrbuch (egal ob theoretisch oder praxisorientiert) oder eine Aufsatzreihe oder sowas? Einfach etwas um schnell kompetent zu werden und zu wissen, worum es geht oder welche Hintergründe das alles hat.