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  5. Justiz wieder verlassen
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Justiz wieder verlassen
Gast
Unregistered
 
#1
02.03.2021, 21:07
Hallo,

mich würde interessieren ob hier Leute sind, die in der Justiz angefangen, diese aber nach X Monaten oder Jahren wieder verlassen haben? Was war der Grund und wie habt ihr es kommuniziert? Wo seid ihr dann hin?
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Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
 
Gast
Unregistered
 
#2
02.03.2021, 22:13
(02.03.2021, 21:07)Gast schrieb:  Hallo,

mich würde interessieren ob hier Leute sind, die in der Justiz angefangen, diese aber nach X Monaten oder Jahren wieder verlassen haben? Was war der Grund und wie habt ihr es kommuniziert? Wo seid ihr dann hin?

Hier war der Grund: völlige Überlastung. Wechsel in die GK. Kommuniziert gegenüber dem Ministerium und dem LG Präsidenten. Kündigung eingereicht, nachdem keine der vorgenannten Stellen Abhilfe schaffen wollte.
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Gast
Unregistered
 
#3
02.03.2021, 22:15
Die Firma verlässt man nicht.
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Justiz
Unregistered
 
#4
02.03.2021, 22:39
(02.03.2021, 22:13)Gast schrieb:  
(02.03.2021, 21:07)Gast schrieb:  Hallo,

mich würde interessieren ob hier Leute sind, die in der Justiz angefangen, diese aber nach X Monaten oder Jahren wieder verlassen haben? Was war der Grund und wie habt ihr es kommuniziert? Wo seid ihr dann hin?

Hier war der Grund: völlige Überlastung. Wechsel in die GK. Kommuniziert gegenüber dem Ministerium und dem LG Präsidenten. Kündigung eingereicht, nachdem keine der vorgenannten Stellen Abhilfe schaffen wollte.

Kann ich gut verstehen. Bin auch maßlos überlastet aber ich versuche durchzuhalten. Es ist aber ne Frechheit. So viel Arbeit für vergleichsweise wenig Asche.
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Gast
Unregistered
 
#5
02.03.2021, 22:47
Richter flieht von der Justiz zur GK wegen Überlastung und ist froh über die GK Belastung.

Alter das kannst keinem erzählen. Wie kann die Justiz ihr Personal so hart verheizen?!
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Gast
Unregistered
 
#6
02.03.2021, 22:47
Ich habe sie noch nicht verlassen, spiele aber ernsthaft mit dem Gedanken, den Schritt im Verlaufe des Jahres zu wagen.

Nach 1,5 Jahren Strafrecht an einem LG mit durchaus annehmbaren Arbeitszeiten bin ich nunmehr seit etwas mehr als einem halben Jahr in einer Zivilkammer am LG und habe das Gefühl, dem Aktenansturm nicht Herr werden zu können. Zwischen 1 bis 3 Voten pro Woche, wobei ein Großteil der Zeit schon auf das Lesen und Zusammenfassen der Akte draufgeht - für eine ausführliche Rechtsrecherche bleibt da leider wenig Zeit oder man arbeitet eben abends länger...

Die Ausstattung ist zum Teil erheblich verbesserungswürdig. Okay, ich habe einen Dienstlaptop für die E-Akte und einen Dienstrechner vor Ort mit zwei Monitoren. Aber man kann froh wenn sein, wenn's überhaupt funktioniert. Entweder funkioniert die E-Akte nicht, das Kartenlesegerät wird nicht erkannt oder man sich eventuell gar nicht erst anmelden. Oder aber die übrigen Basics versagen: etwa wenn die Heizung bei Außentemperaturen von -10 Grad im gesamten Gebäude für eine Woche ausfällt... 

Alles in allem merkt man irgendwie, dass überall gespart wird. Hat man ein technisches Problem, kann man eventuell Stunden auf Abhilfe warten. Die Fristen verwaltet man am besten selbst, da die Geschäftsstelle ebenfalls (generell, wegen Urlaub, wegen Vertretung oder aus sonstigen Gründen) überlastet ist und nicht dazu kommt, die Fristen (rechtzeitig) herauszusuchen und einem die Akte vorzulegen. Wenn man die Fristen nicht selbst kontrolliert, hat man eben Akten auch schonmal ein bis zwei Monate nach Ablauf der Wiedervorlagefrist erst wieder auf dem Tisch liegen.

Und so spannende Masseverfahren wie Diesel und Darlehenswiderruf verschaffen einem dann den besonders spannenden Arbeitsalltag...

Ich glaube schlicht, dass ich auf Dauer frustiert sein werde, zumal man an den Arbeitsbedingungen nicht viel ändern kann. Und dann hat man eventuell noch das Pech, möglicherweise nie im favorisierten Rechtsgebiet arbeiten zu können. Gut, das nimmt man gewissermaßen bei der Bewerbung in Kauf. Zugegebenermaßen habe ich wider Erwaten erst jetzt festgestellt, dass es für mich doch ernüchternd ist, immer in fremden und unliebsamen Rechtsgebiten unterwegs zu sein - ursprünglich dachte ich noch, das wäre abwechslungsreich und spannend. Aber da wusste ich noch nicht, dass man kaum die Zeit findet, sich vernünftig einzulesen...

Ungeachtet dessen kommt bei mir noch hinzu, dass ich inzwischen auch gemerkt habe, dass mir die Vielfältigkeit des Anwaltsberufs fehlt (E-Mail an Mandanten schreiben, mit Mandant telefonieren, Schriftsatz an das Gericht, Vertrag entwerfen, außergerichtliche Korrespondenz, Besprechungen etc.). Als Richter sitzt man doch eher sehr allein in seinem Zimmerchen und kämpft gegen den Aktenberg an. Muss man wohl der Typ dafür sein; ich bin's anscheinend irgendwie nicht, dabei sagt mir es im Grunde zu, die in der Sache richtige Entscheidung zu treffen und nicht für den Mandanten die Tatsachen "passend drehen zu müssen".

Auf der anderen Seite muss man jedoch klar sagen, dass die Justiz meine Vorstellungen betreffend Flexibilität der Arbeitseinteilung durchweg erfüllt hat - im Grunde kann man arbeiten, wo und wann man will. Wenn man später kommt oder früher geht, guckt einen niemand komisch an. Man muss nur sicherstellen, dass man notfalls für die Kollegen erreichbar ist, seine Sachen erledigt und die wichten Dinge entsprechend priorisiert. Diese Flexibilität wird mir wahrscheinlich bei einem etwaigen Weggang doch sehr fehlen.
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Richter
Unregistered
 
#7
02.03.2021, 22:55
(02.03.2021, 22:47)Gast schrieb:  Ich habe sie noch nicht verlassen, spiele aber ernsthaft mit dem Gedanken, den Schritt im Verlaufe des Jahres zu wagen.

Nach 1,5 Jahren Strafrecht an einem LG mit durchaus annehmbaren Arbeitszeiten bin ich nunmehr seit etwas mehr als einem halben Jahr in einer Zivilkammer am LG und habe das Gefühl, dem Aktenansturm nicht Herr werden zu können. Zwischen 1 bis 3 Voten pro Woche, wobei ein Großteil der Zeit schon auf das Lesen und Zusammenfassen der Akte draufgeht - für eine ausführliche Rechtsrecherche bleibt da leider wenig Zeit oder man arbeitet eben abends länger...

Die Ausstattung ist zum Teil erheblich verbesserungswürdig. Okay, ich habe einen Dienstlaptop für die E-Akte und einen Dienstrechner vor Ort mit zwei Monitoren. Aber man kann froh wenn sein, wenn's überhaupt funktioniert. Entweder funkioniert die E-Akte nicht, das Kartenlesegerät wird nicht erkannt oder man sich eventuell gar nicht erst anmelden. Oder aber die übrigen Basics versagen: etwa wenn die Heizung bei Außentemperaturen von -10 Grad im gesamten Gebäude für eine Woche ausfällt... 

Alles in allem merkt man irgendwie, dass überall gespart wird. Hat man ein technisches Problem, kann man eventuell Stunden auf Abhilfe warten. Die Fristen verwaltet man am besten selbst, da die Geschäftsstelle ebenfalls (generell, wegen Urlaub, wegen Vertretung oder aus sonstigen Gründen) überlastet ist und nicht dazu kommt, die Fristen (rechtzeitig) herauszusuchen und einem die Akte vorzulegen. Wenn man die Fristen nicht selbst kontrolliert, hat man eben Akten auch schonmal ein bis zwei Monate nach Ablauf der Wiedervorlagefrist erst wieder auf dem Tisch liegen.

Und so spannende Masseverfahren wie Diesel und Darlehenswiderruf verschaffen einem dann den besonders spannenden Arbeitsalltag...

Ich glaube schlicht, dass ich auf Dauer frustiert sein werde, zumal man an den Arbeitsbedingungen nicht viel ändern kann. Und dann hat man eventuell noch das Pech, möglicherweise nie im favorisierten Rechtsgebiet arbeiten zu können. Gut, das nimmt man gewissermaßen bei der Bewerbung in Kauf. Zugegebenermaßen habe ich wider Erwaten erst jetzt festgestellt, dass es für mich doch ernüchternd ist, immer in fremden und unliebsamen Rechtsgebiten unterwegs zu sein - ursprünglich dachte ich noch, das wäre abwechslungsreich und spannend. Aber da wusste ich noch nicht, dass man kaum die Zeit findet, sich vernünftig einzulesen...

Ungeachtet dessen kommt bei mir noch hinzu, dass ich inzwischen auch gemerkt habe, dass mir die Vielfältigkeit des Anwaltsberufs fehlt (E-Mail an Mandanten schreiben, mit Mandant telefonieren, Schriftsatz an das Gericht, Vertrag entwerfen, außergerichtliche Korrespondenz, Besprechungen etc.). Als Richter sitzt man doch eher sehr allein in seinem Zimmerchen und kämpft gegen den Aktenberg an. Muss man wohl der Typ dafür sein; ich bin's anscheinend irgendwie nicht, dabei sagt mir es im Grunde zu, die in der Sache richtige Entscheidung zu treffen und nicht für den Mandanten die Tatsachen "passend drehen zu müssen".

Auf der anderen Seite muss man jedoch klar sagen, dass die Justiz meine Vorstellungen betreffend Flexibilität der Arbeitseinteilung durchweg erfüllt hat - im Grunde kann man arbeiten, wo und wann man will. Wenn man später kommt oder früher geht, guckt einen niemand komisch an. Man muss nur sicherstellen, dass man notfalls für die Kollegen erreichbar ist, seine Sachen erledigt und die wichten Dinge entsprechend priorisiert. Diese Flexibilität wird mir wahrscheinlich bei einem etwaigen Weggang doch sehr fehlen.
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Richter
Unregistered
 
#8
02.03.2021, 22:59
(02.03.2021, 22:47)Gast schrieb:  Ich habe sie noch nicht verlassen, spiele aber ernsthaft mit dem Gedanken, den Schritt im Verlaufe des Jahres zu wagen.

Nach 1,5 Jahren Strafrecht an einem LG mit durchaus annehmbaren Arbeitszeiten bin ich nunmehr seit etwas mehr als einem halben Jahr in einer Zivilkammer am LG und habe das Gefühl, dem Aktenansturm nicht Herr werden zu können. Zwischen 1 bis 3 Voten pro Woche, wobei ein Großteil der Zeit schon auf das Lesen und Zusammenfassen der Akte draufgeht - für eine ausführliche Rechtsrecherche bleibt da leider wenig Zeit oder man arbeitet eben abends länger...

Die Ausstattung ist zum Teil erheblich verbesserungswürdig. Okay, ich habe einen Dienstlaptop für die E-Akte und einen Dienstrechner vor Ort mit zwei Monitoren. Aber man kann froh wenn sein, wenn's überhaupt funktioniert. Entweder funkioniert die E-Akte nicht, das Kartenlesegerät wird nicht erkannt oder man sich eventuell gar nicht erst anmelden. Oder aber die übrigen Basics versagen: etwa wenn die Heizung bei Außentemperaturen von -10 Grad im gesamten Gebäude für eine Woche ausfällt... 

Alles in allem merkt man irgendwie, dass überall gespart wird. Hat man ein technisches Problem, kann man eventuell Stunden auf Abhilfe warten. Die Fristen verwaltet man am besten selbst, da die Geschäftsstelle ebenfalls (generell, wegen Urlaub, wegen Vertretung oder aus sonstigen Gründen) überlastet ist und nicht dazu kommt, die Fristen (rechtzeitig) herauszusuchen und einem die Akte vorzulegen. Wenn man die Fristen nicht selbst kontrolliert, hat man eben Akten auch schonmal ein bis zwei Monate nach Ablauf der Wiedervorlagefrist erst wieder auf dem Tisch liegen.

Und so spannende Masseverfahren wie Diesel und Darlehenswiderruf verschaffen einem dann den besonders spannenden Arbeitsalltag...

Ich glaube schlicht, dass ich auf Dauer frustiert sein werde, zumal man an den Arbeitsbedingungen nicht viel ändern kann. Und dann hat man eventuell noch das Pech, möglicherweise nie im favorisierten Rechtsgebiet arbeiten zu können. Gut, das nimmt man gewissermaßen bei der Bewerbung in Kauf. Zugegebenermaßen habe ich wider Erwaten erst jetzt festgestellt, dass es für mich doch ernüchternd ist, immer in fremden und unliebsamen Rechtsgebiten unterwegs zu sein - ursprünglich dachte ich noch, das wäre abwechslungsreich und spannend. Aber da wusste ich noch nicht, dass man kaum die Zeit findet, sich vernünftig einzulesen...

Ungeachtet dessen kommt bei mir noch hinzu, dass ich inzwischen auch gemerkt habe, dass mir die Vielfältigkeit des Anwaltsberufs fehlt (E-Mail an Mandanten schreiben, mit Mandant telefonieren, Schriftsatz an das Gericht, Vertrag entwerfen, außergerichtliche Korrespondenz, Besprechungen etc.). Als Richter sitzt man doch eher sehr allein in seinem Zimmerchen und kämpft gegen den Aktenberg an. Muss man wohl der Typ dafür sein; ich bin's anscheinend irgendwie nicht, dabei sagt mir es im Grunde zu, die in der Sache richtige Entscheidung zu treffen und nicht für den Mandanten die Tatsachen "passend drehen zu müssen".

Auf der anderen Seite muss man jedoch klar sagen, dass die Justiz meine Vorstellungen betreffend Flexibilität der Arbeitseinteilung durchweg erfüllt hat - im Grunde kann man arbeiten, wo und wann man will. Wenn man später kommt oder früher geht, guckt einen niemand komisch an. Man muss nur sicherstellen, dass man notfalls für die Kollegen erreichbar ist, seine Sachen erledigt und die wichten Dinge entsprechend priorisiert. Diese Flexibilität wird mir wahrscheinlich bei einem etwaigen Weggang doch sehr fehlen.

Ich kann mich gut in deine Lage hineinversetzen. Zivilrecht am LG - Horror. Ich war zu Beginn meiner Tätigkeit in einer Baukammer. Die reine Katastrophe. Jetzt mache ich Strafrecht und empfinde es als viel angenehmer. Jetzt hab ich auch überwiegend die WE frei. Beim LG in Zivilsachen innerhalb von einem Jahr vllt mal 5-7 mal WE komplett frei, sonst min. 1 Tag am WE geackert.
Die Freiheit auch mal später zu kommen schätze ich auch sehr. Auch insgesamt. Die Bedingungen ansonsten sind ne Katastrophe. Zumindest hast du schon die e-Akte. Ich muss noch 4 Jahre warten...
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Gast
Unregistered
 
#9
02.03.2021, 22:59
(02.03.2021, 22:47)Gast schrieb:  Ich habe sie noch nicht verlassen, spiele aber ernsthaft mit dem Gedanken, den Schritt im Verlaufe des Jahres zu wagen.

Nach 1,5 Jahren Strafrecht an einem LG mit durchaus annehmbaren Arbeitszeiten bin ich nunmehr seit etwas mehr als einem halben Jahr in einer Zivilkammer am LG und habe das Gefühl, dem Aktenansturm nicht Herr werden zu können. Zwischen 1 bis 3 Voten pro Woche, wobei ein Großteil der Zeit schon auf das Lesen und Zusammenfassen der Akte draufgeht - für eine ausführliche Rechtsrecherche bleibt da leider wenig Zeit oder man arbeitet eben abends länger...

Die Ausstattung ist zum Teil erheblich verbesserungswürdig. Okay, ich habe einen Dienstlaptop für die E-Akte und einen Dienstrechner vor Ort mit zwei Monitoren. Aber man kann froh wenn sein, wenn's überhaupt funktioniert. Entweder funkioniert die E-Akte nicht, das Kartenlesegerät wird nicht erkannt oder man sich eventuell gar nicht erst anmelden. Oder aber die übrigen Basics versagen: etwa wenn die Heizung bei Außentemperaturen von -10 Grad im gesamten Gebäude für eine Woche ausfällt... 

Alles in allem merkt man irgendwie, dass überall gespart wird. Hat man ein technisches Problem, kann man eventuell Stunden auf Abhilfe warten. Die Fristen verwaltet man am besten selbst, da die Geschäftsstelle ebenfalls (generell, wegen Urlaub, wegen Vertretung oder aus sonstigen Gründen) überlastet ist und nicht dazu kommt, die Fristen (rechtzeitig) herauszusuchen und einem die Akte vorzulegen. Wenn man die Fristen nicht selbst kontrolliert, hat man eben Akten auch schonmal ein bis zwei Monate nach Ablauf der Wiedervorlagefrist erst wieder auf dem Tisch liegen.

Und so spannende Masseverfahren wie Diesel und Darlehenswiderruf verschaffen einem dann den besonders spannenden Arbeitsalltag...

Ich glaube schlicht, dass ich auf Dauer frustiert sein werde, zumal man an den Arbeitsbedingungen nicht viel ändern kann. Und dann hat man eventuell noch das Pech, möglicherweise nie im favorisierten Rechtsgebiet arbeiten zu können. Gut, das nimmt man gewissermaßen bei der Bewerbung in Kauf. Zugegebenermaßen habe ich wider Erwaten erst jetzt festgestellt, dass es für mich doch ernüchternd ist, immer in fremden und unliebsamen Rechtsgebiten unterwegs zu sein - ursprünglich dachte ich noch, das wäre abwechslungsreich und spannend. Aber da wusste ich noch nicht, dass man kaum die Zeit findet, sich vernünftig einzulesen...

Ungeachtet dessen kommt bei mir noch hinzu, dass ich inzwischen auch gemerkt habe, dass mir die Vielfältigkeit des Anwaltsberufs fehlt (E-Mail an Mandanten schreiben, mit Mandant telefonieren, Schriftsatz an das Gericht, Vertrag entwerfen, außergerichtliche Korrespondenz, Besprechungen etc.). Als Richter sitzt man doch eher sehr allein in seinem Zimmerchen und kämpft gegen den Aktenberg an. Muss man wohl der Typ dafür sein; ich bin's anscheinend irgendwie nicht, dabei sagt mir es im Grunde zu, die in der Sache richtige Entscheidung zu treffen und nicht für den Mandanten die Tatsachen "passend drehen zu müssen".

Auf der anderen Seite muss man jedoch klar sagen, dass die Justiz meine Vorstellungen betreffend Flexibilität der Arbeitseinteilung durchweg erfüllt hat - im Grunde kann man arbeiten, wo und wann man will. Wenn man später kommt oder früher geht, guckt einen niemand komisch an. Man muss nur sicherstellen, dass man notfalls für die Kollegen erreichbar ist, seine Sachen erledigt und die wichten Dinge entsprechend priorisiert. Diese Flexibilität wird mir wahrscheinlich bei einem etwaigen Weggang doch sehr fehlen.

Bin der, der in die GK gewechselt ist. Kann deinen Ausführungen voll zustimmen, mir ging es im Prinzip genauso. Es ist sehr frustrierend, wie die Justiz ausgestattet ist. Und das bei der Masse an Verfahren.
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Gast
Unregistered
 
#10
02.03.2021, 23:01
(02.03.2021, 22:13)Gast schrieb:  
(02.03.2021, 21:07)Gast schrieb:  Hallo,

mich würde interessieren ob hier Leute sind, die in der Justiz angefangen, diese aber nach X Monaten oder Jahren wieder verlassen haben? Was war der Grund und wie habt ihr es kommuniziert? Wo seid ihr dann hin?

Hier war der Grund: völlige Überlastung. Wechsel in die GK. Kommuniziert gegenüber dem Ministerium und dem LG Präsidenten. Kündigung eingereicht, nachdem keine der vorgenannten Stellen Abhilfe schaffen wollte.

Wer die Rechtsauffassung vertritt, ein Richter könne "kündigen" ist natürlich völlig überlastet, wenn es um die Bearbeitung juristischer Fragestellungen geht.
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