16.02.2024, 09:16
(16.02.2024, 03:56)GPAKandidat2023 schrieb:(15.02.2024, 08:51)KonBerlin schrieb:(15.02.2024, 02:39)GPAKandidat2023 schrieb:(15.02.2024, 01:45)KonBerlin schrieb:(16.02.2023, 22:41)Gast111 schrieb: Hallo Leute
Ich weiß echt nicht mehr, was ich sagen soll. Ich habe das 2. Staatsexamen leider nicht bestanden. Ich bin im ersten Versuch durchgefallen, weil ich unvorbereitet war. Im zweiten Versuch habe ich die erforderlichen Klausuren für Zulassung zur mündlichen Prüfung bestanden. Ich habe 3 Klausuren bestanden. Jedoch hatte ich nicht den erforderlichen Schnitt von 3,50. Mir fehlte nur ein Punkt aus irgendeinen der 8 Klausuren. Gegen den Bescheid habe ich dann durch meine Rechtsanwälte Widerspruch eingelegt. Ich habe alle 8 Klausuren angegriffen in der Hoffnung irgendwo einen Punkt rauszuholen. Leider vergeblich. Ich ging dann in den Gnadenversuch. Im dritten Versuch hatte ich 4 Klausuren bestanden gehabt. Jedoch fehlte mir auch hier wieder 1 Punkt für den erforderlichen Durchschnitt von 3,50 . Auch dagegen habe ich durch meine Rechtsanwälte Widerspruch eingelegt. Und auch hier war der Widerspruch nicht erfolgreich. Keiner der Prüfer hat im überdenkungsverfahren die Note um einen Punkt angehoben. Ich habe zweimal das Pech gehabt, dass mir nur 1 Punkt fehlte. Insgesamt hat mich das Widerspruchsverfahren knapp 10.000 Euro gekostet. Ich habe nunmehr Klage gegen beide Widerspruchsbescheide eingelegt, in der Hoffnung doch noch irgendwie einen einzigen Punkt aus einen der 16 Klausuren zu bekommen. Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich glaube keinem ist das passiert, was mir gerade passiert. Meine Zukunft hängt von einem Punkt ab. Und dann heißt es immer, die justiz wäre unterbesetzt......
Ich bin schockiert und sprachlos von den Kommentarien, Leute sagt das euren Kindern oder Verwandten, wenn sie durchfallen, vielleicht bekommt ihr dadurch mehr Selbstbestätigung?!
Ekelhaft.
Ich hoffe Du hast den Gerichtsweg in Anspruchgenommen, nach allem was du durchgemacht hast, bist du wahrscheinlich ein besserer Jurist als viele von diesen Kollegen , und übrigens die Praxis zählt und nicht was man wie ein Roboter an den Definitionen gelernt hat. Egal was kommt, kämpf weiter - Österreich, Frankreich, kA was noch.
Das System ist veraltet und nicht mehr lebensfähig, vieles muss angepasst werden.
Hab den 4-Punkte-Juristen gefunden.
Ich habe VB im 1. und hoffe auf ein ähnliches Ergebnis im 2., wenn das für dich eine Rolle spielt. Jetzt solltest du mich scheinbar vergöttern.
Im ersten Examen hat doch praktisch jeder, der mal fünf Minuten in sein Studium investiert hat, mindestens ein VB? Das ist jetzt nicht wirklich etwas besonderes. Mit weniger als einem Gut angeben zu wollen, ist schon traurig und ganz sicher nichts, was dazu führt, von irgendwem vergöttert zu werden. Zumal selbst dein VB offensichtlich unverdient ist, wenn man sich mal deinen Beitrag anschaut. Wie ein Roboter Definitionen lernen? Das ist deine Vorstellung von der juristischen Ausbildung? Und du glaubst ernsthaft, dass ein 3-facher Durchfaller ein besserer Jurist ist als andere, weil er Rechtsanwälte beauftragt hat, um zu schaffen, was er nicht konnte? Das klingt für mich alles nach jemandem, der ohne Alpmann, Hemmer und Kaiser allenfalls gerade so bestanden hätte und im echten Leben sofort bei jedem Fall, der nicht schon von jemand anderem entschieden wurde, scheitern würde, weil er lieber billige Karteikarten auswendig gelernt hat, anstatt juristisches Denken zu üben.
Ja stell dir das vor. Es tut mir Leid, dass meine Leistungen dich nicht überzeugen, ich werde mich verbessern.
Aber in der Praxis wird meine Note sehr wohl geschätzt? Bist du derjenige mit 70 Klausuren? Das ist zu wenig, du hast dein VB offensichtlich nicht verdient.
Genau, du hast den Punkt getroffen - Jura ist ein Handwerkzeug, die Sachverhalte wiederholen sich, je mehr ein Prüfling übt (nicht liest, nicht denkt), desto besser läuft es, insbesondere im Lichte des 2.
Nur weil die ersten im Thread (einigermaßen) bestanden haben, erlauben sie sich solche Kommentare, darum ging es mir. Ungefähr so wie du übrigens ? jetzt zähl mal meine Fehler
16.02.2024, 09:56
Der Bruder hat ausweislich seiner Beitragshistorie gerade erst die Klausuren des zweiten Examens geschrieben und wartet auf die Ergebnisse. Solche Posts können gewaltig nach hinten losgehen - Karma regelt
16.02.2024, 10:07
(16.02.2024, 03:56)GPAKandidat2023 schrieb:(15.02.2024, 08:51)KonBerlin schrieb:(15.02.2024, 02:39)GPAKandidat2023 schrieb:(15.02.2024, 01:45)KonBerlin schrieb:(16.02.2023, 22:41)Gast111 schrieb: Hallo Leute
Ich weiß echt nicht mehr, was ich sagen soll. Ich habe das 2. Staatsexamen leider nicht bestanden. Ich bin im ersten Versuch durchgefallen, weil ich unvorbereitet war. Im zweiten Versuch habe ich die erforderlichen Klausuren für Zulassung zur mündlichen Prüfung bestanden. Ich habe 3 Klausuren bestanden. Jedoch hatte ich nicht den erforderlichen Schnitt von 3,50. Mir fehlte nur ein Punkt aus irgendeinen der 8 Klausuren. Gegen den Bescheid habe ich dann durch meine Rechtsanwälte Widerspruch eingelegt. Ich habe alle 8 Klausuren angegriffen in der Hoffnung irgendwo einen Punkt rauszuholen. Leider vergeblich. Ich ging dann in den Gnadenversuch. Im dritten Versuch hatte ich 4 Klausuren bestanden gehabt. Jedoch fehlte mir auch hier wieder 1 Punkt für den erforderlichen Durchschnitt von 3,50 . Auch dagegen habe ich durch meine Rechtsanwälte Widerspruch eingelegt. Und auch hier war der Widerspruch nicht erfolgreich. Keiner der Prüfer hat im überdenkungsverfahren die Note um einen Punkt angehoben. Ich habe zweimal das Pech gehabt, dass mir nur 1 Punkt fehlte. Insgesamt hat mich das Widerspruchsverfahren knapp 10.000 Euro gekostet. Ich habe nunmehr Klage gegen beide Widerspruchsbescheide eingelegt, in der Hoffnung doch noch irgendwie einen einzigen Punkt aus einen der 16 Klausuren zu bekommen. Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich glaube keinem ist das passiert, was mir gerade passiert. Meine Zukunft hängt von einem Punkt ab. Und dann heißt es immer, die justiz wäre unterbesetzt......
Ich bin schockiert und sprachlos von den Kommentarien, Leute sagt das euren Kindern oder Verwandten, wenn sie durchfallen, vielleicht bekommt ihr dadurch mehr Selbstbestätigung?!
Ekelhaft.
Ich hoffe Du hast den Gerichtsweg in Anspruchgenommen, nach allem was du durchgemacht hast, bist du wahrscheinlich ein besserer Jurist als viele von diesen Kollegen , und übrigens die Praxis zählt und nicht was man wie ein Roboter an den Definitionen gelernt hat. Egal was kommt, kämpf weiter - Österreich, Frankreich, kA was noch.
Das System ist veraltet und nicht mehr lebensfähig, vieles muss angepasst werden.
Hab den 4-Punkte-Juristen gefunden.
Ich habe VB im 1. und hoffe auf ein ähnliches Ergebnis im 2., wenn das für dich eine Rolle spielt. Jetzt solltest du mich scheinbar vergöttern.
Im ersten Examen hat doch praktisch jeder, der mal fünf Minuten in sein Studium investiert hat, mindestens ein VB? Das ist jetzt nicht wirklich etwas besonderes. Mit weniger als einem Gut angeben zu wollen, ist schon traurig und ganz sicher nichts, was dazu führt, von irgendwem vergöttert zu werden. Zumal selbst dein VB offensichtlich unverdient ist, wenn man sich mal deinen Beitrag anschaut. Wie ein Roboter Definitionen lernen? Das ist deine Vorstellung von der juristischen Ausbildung? Und du glaubst ernsthaft, dass ein 3-facher Durchfaller ein besserer Jurist ist als andere, weil er Rechtsanwälte beauftragt hat, um zu schaffen, was er nicht konnte? Das klingt für mich alles nach jemandem, der ohne Alpmann, Hemmer und Kaiser allenfalls gerade so bestanden hätte und im echten Leben sofort bei jedem Fall, der nicht schon von jemand anderem entschieden wurde, scheitern würde, weil er lieber billige Karteikarten auswendig gelernt hat, anstatt juristisches Denken zu üben.
Manchmal komme ich nur für die menschliche Wärme hierher. <3
16.02.2024, 10:14
(16.02.2024, 09:56)Unheilig schrieb: Der Bruder hat ausweislich seiner Beitragshistorie gerade erst die Klausuren des zweiten Examens geschrieben und wartet auf die Ergebnisse. Solche Posts können gewaltig nach hinten losgehen - Karma regelt
Karma existiert nicht. Das sollte man als gebildeter Mensch eigentlich wissen.
Abgesehen davon gehe ich allerdings durchaus davon aus, dass das zweite Examen bei weitem nicht so gut lief wie das erste. Aber das wäre dann eben so und läge vor allem an mir und nicht am bösen, ungerechten System.
16.02.2024, 10:40
16.02.2024, 15:01
Ach du Schande, was ist denn aus dem Thread geworden. Natürlich kann jeder VB bekommen, es kann auch jeder Einkommensmillionär werden, das faule Pack soll sich mal anstrengen:)
Ich hoffe sehr, dass das (nebst Beweihräucherung der eigenen herausragenden Leistung) ein kläglicher Versuch zu Trollen sein soll. Bedauerlicherweise halte ich es aufgrund bisheriger Erfahrungen für durchaus realistisch, dass manche tatsächlich von Obigem überzeugt sind. Warum manch eine Person trotz herausragender juristischer Fähigkeiten nicht imstande ist, ein Vollzitat zu kürzen und stattdessen seitenlange Schachtelzitate einbaut, ist schwer verständlich. Da scheint Jura eine Inselbegabung darzustellen, wenn überhaupt.
Die Frage, ob das Jurastudium emotional Unterentwickelte anzieht oder solche erst erschafft, bleibt unbeantwortet.
Über ein Update des TE würde ich mich freuen, verstehe aber, dass er das nicht will.
Ich hoffe sehr, dass das (nebst Beweihräucherung der eigenen herausragenden Leistung) ein kläglicher Versuch zu Trollen sein soll. Bedauerlicherweise halte ich es aufgrund bisheriger Erfahrungen für durchaus realistisch, dass manche tatsächlich von Obigem überzeugt sind. Warum manch eine Person trotz herausragender juristischer Fähigkeiten nicht imstande ist, ein Vollzitat zu kürzen und stattdessen seitenlange Schachtelzitate einbaut, ist schwer verständlich. Da scheint Jura eine Inselbegabung darzustellen, wenn überhaupt.
Die Frage, ob das Jurastudium emotional Unterentwickelte anzieht oder solche erst erschafft, bleibt unbeantwortet.
Über ein Update des TE würde ich mich freuen, verstehe aber, dass er das nicht will.
28.02.2024, 13:52
13.05.2024, 09:44
Ich dachte, ich poste meinen Beitrag, den ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, auch hier rein in der Hoffnung, den Betroffenen ein wenig Mut zu machen.
Auch ich habe den 3. Versuch / Gnadenversuch im Dezember in NRW geschrieben, die Schriftlichen mit knapp 7 Punkten bestanden und bin jetzt Volljuristin. Es ist möglich und liegt nicht daran, dass man zu dumm ist o.ä., also lasst den Gedanken gar nicht erst zu, sondern überlegt euch, was ihr anders machen müsst als die 2 Male davor. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit den Kaiserskripten verbracht und durchaus Klausuren geschrieben habe, mit Letzteren habe ich mich insgesamt aber zu wenig beschäftigt.
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Je nach OLG sind dafür auch schon entsprechende Formulare online. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
Auch ich habe den 3. Versuch / Gnadenversuch im Dezember in NRW geschrieben, die Schriftlichen mit knapp 7 Punkten bestanden und bin jetzt Volljuristin. Es ist möglich und liegt nicht daran, dass man zu dumm ist o.ä., also lasst den Gedanken gar nicht erst zu, sondern überlegt euch, was ihr anders machen müsst als die 2 Male davor. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit den Kaiserskripten verbracht und durchaus Klausuren geschrieben habe, mit Letzteren habe ich mich insgesamt aber zu wenig beschäftigt.
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Je nach OLG sind dafür auch schon entsprechende Formulare online. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
13.05.2024, 23:43
(13.05.2024, 09:44)3. Versuch schrieb: Ich dachte, ich poste meinen Beitrag, den ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, auch hier rein in der Hoffnung, den Betroffenen ein wenig Mut zu machen.
Auch ich habe den 3. Versuch / Gnadenversuch im Dezember in NRW geschrieben, die Schriftlichen mit knapp 7 Punkten bestanden und bin jetzt Volljuristin. Es ist möglich und liegt nicht daran, dass man zu dumm ist o.ä., also lasst den Gedanken gar nicht erst zu, sondern überlegt euch, was ihr anders machen müsst als die 2 Male davor. Bei mir war es so, dass ich viel Zeit mit den Kaiserskripten verbracht und durchaus Klausuren geschrieben habe, mit Letzteren habe ich mich insgesamt aber zu wenig beschäftigt.
Also habe ich es diesmal anders gemacht. Hier deshalb meine Tipps zum weiteren Vorgehen für diejenigen, deren Vorbereitung ähnlich abgelaufen ist und die die eigene Prüfungsnummer ein 2. Mal auf der Liste auffinden mussten:
1. Durchatmen + Infos beim OLG einholen + arbeitslos melden
Nehmt euch 1-2 Tage zum Durchatmen und fangt dann an, da die Zeit läuft. Ihr habt in NRW idR 4 Monate Zeit, um euch auf den 3. Versuch vorzubereiten. Ruft bei der zuständigen Stelle an und sagt bereits jetzt, dass ihr den Gnadenversuch wahrnehmen wollt und fragt, bis wann ihr spätestens den Antrag stellen müsst. Es gab in meinem OLG Bezirk keinen Antrag, der nicht genehmigt wurde. Je nach OLG sind dafür auch schon entsprechende Formulare online. Für diejenigen, die das Ref nach der neuen Prüfungsordnung begonnen haben, gilt, dass man im 2. Versuch eine Mindestpunktzahl erreicht haben muss, um ein 3. Mal zugelassen zu werden. Hier hilft ein Blick in die Prüfungsordnung oder ein Anruf beim OLG. Des Weiteren müsst ihr euch arbeitslos melden. Wenn ihr Glück habt und sagt, dass ihr in 3-4 Monaten den Gnadenversuch schreibt, werdet ihr weitestgehend in Ruhe gelassen. Wenn es geht, würde ich an eurer Stelle nicht nebenbei arbeiten, sondern den vollen Fokus auf die Examensvorbereitung legen.
2. Klausuren zur Einsicht anfordern
Notiert euch die Fehler und fragt ggf auch mal einen Richter aus dem EVD, ob dieser einen Blick auf einzelne Klausuren werfen kann. Wenn ihr jemanden kennt, der in demselben Durchgang ebenfalls geschrieben hat und euch einen Blick in die eigenen Klausuren gewährt, wäre das toll, weil man so sieht, an welchen Stellen man zu viel Zeit verbracht hat und wie man es hätte eigentlich machen sollen. Seid realistisch und ehrlich mit euch selbst. Es blauäugig "einfach nochmal zu versuchen" ist ggf. nicht der Weg zum Erfolg - deshalb ist die Fehleranalyse wichtig.
3. Überblick verschaffen + Lernplan erstellen
Ich habe mir einen Lernplan erstellt, in dem ich die skizzierten / geschriebenen Klausuren und die jeweiligen Themen notiert habe, die ich an dem jeweiligen Lerntag wiederholen möchte. Im besten Fall verknüpft ihr die Fälle mit der passenden Theorie. Eure Zeit ist begrenzt - plant diese klug ein und verbringt diese mit den Rechtsgebieten, die häufig drankommen.
4. Lernort so wählen, dass der Lernplan eingehalten wird
Ich habe die gesamten 4 Monate in der Bibliothek gelernt. Das war für mich die beste Entscheidung, weil man hier A) die Sorgen und Versagensängste gut beiseite schieben kann und B) nicht alleine ist und C) einen geregelten Tagesablauf hat (kein Lernen bis in die Nacht) und sich ggf die Zeit fürs Kochen dank der Mensa sparen kann.
5. Viele Klausuren skizzieren + Lösungen lesen (bei mir waren es ca. 70) und mind. 1 pro Woche ausformulieren (lieber 4,5h nehmen statt 5). Wie die Übungsklausur ausfällt, sagt im Zweifel nichts darüber aus, wie es in eurem Examen läuft. D.h. nehmt jede mit als Learning. Je mehr Klausuren ihr skizziert und lest, desto schneller werdet ihr mit der Sachverhaltserfassung, Skizze, Rubrum / Standard-Zweckmäßigkeitserwägungen etc. Schreibt immer wieder das Rubrum oder typische Formulierungen aus dem Tatbestand runter, damit diese sitzen und ihr im Ernstfall nicht mehr lange überlegen müsst. Ich habe den Tatbestand am Ende der Klausur geschrieben und mir hierfür ca. 30min Zeit gelassen.
6. Nehmt euch Zeit für Sport / Ausgleich
Ich habe von 9 bis ca. 20 Uhr in der Bibliothek gelernt und war ca. 2x die Woche abends beim Sport. Sonntage habe ich bis auf die letzten Wochen vor den Klausuren komplett frei gemacht. Verbringt die Zeit mit den Dingen, die euch gut tun und euch die nötige Energie geben, um durchzuhalten. Es ist okay, in der Zeit auch mal egoistisch zu sein und nur auf sich selbst zu achten. Auch wenn es oft schwierig ist, solltet ihr versuchen, den 3. Versuch irgendwie als Chance zu sehen.
7. Trust the process
Je mehr Wochen vergehen, desto besser werdet ihr im Umgang mit den Klausuren etc. Es ist völlig normal, dass man auch mal schlechte (Lern-)Tage hat und es einem nicht gut geht. Der 3. Versuch ist eine Ausnahmesituation. Auch nach den Schriftlichen war ich mir nicht sicher, ob es diesmal gereicht hat, bis ich den Notenbescheid in den Händen hielt. Bleibt unbedingt dran und schiebt eure Selbstzweifel beiseite. Macht euch klar, dass das Leben, auch wenn es mit dem Examen nicht klappen sollte, nicht vorbei ist. Ich hatte mich kurz vor der Liste nach Stellen umgeschaut, für die man das 2. Examen nicht braucht. Es gibt immer wieder Ausschreibungen für Stellen als juristische Fachkraft, bei denen man nicht nur bei A9 startet, sondern höher. Teilweise muss man für eine Stelle als Legal Counsel in Unternehmen nur das 1. Examen mitbringen. Dass man bei 40k landet, entspricht auch nicht mehr der Realität. Klar, man muss einige Stellen rausfiltern, aber es gibt sie. Das hat hoffentlich den von mir bezweckten Effekt, dass man das alles nicht so absolut sieht.
Behaltet das Ziel im Blick und vertraut auf euer Wissen. Auch während der Schriftlichen wird im Zweifel nicht alles optimal laufen. Dann gilt: neuer Tag und damit eine neue Chance, um die nötigen Punkte zu holen. Ich wünsche jedem, der da durch muss, viel Durchhaltevermögen.
Starker Beitrag!
Wenn die Kommunikation hier im Forum doch immer so hilfreich wären.
Die Tipps die du gibst, sind auch größtenteils so, wie man das Examen bestenfalls schon im ersten Versuch angehen sollte und ich kann deine Herangehensweise mittelbar aus eigener Erfahrung (-die Versagensängste hat man auch im ersten Versuch-) bestätigen.
Ich drücke allen die so eine Situation durchmachen müssen die Daumen.
Und wer zweimal mit nur einem Punkt durchfällt, der ist mit Sicherheit nicht ungeeignet als Rechtsanwalt oder Jurist.
In der Praxis können manchmal auch 5-Punkte-Absolventen besser arbeiten als vielleicht ein Überflieger, da kommt es oft nicht auf das juristische Hochreck an, sondern den Biss, das Selbstvertrauen und die Motivation. Teamfähigkeit hilft auch.
Vielleicht hat der jeweilige Kandidat einfach zweimal Pech mit den Korrektoren gehabt und in seinen soliden Klausuren dann nur 5 statt 7-8 Punkte bekommen, so dass der eine Punkt gefehlt hat.
Und wer viele Klausurkorrekturen gelesen hat, der weiß, dass die Schere in dem Bereich 5 bis 8 Punkte oft willkürlich wirkt.