05.03.2025, 10:59
kein Unternehmen/Kanzlei ist gezwungen Personalvermittler einzuschalten. Wenn ich das als AG tue, dann ist es eine sehr bewusste Entscheidung und ich bin mir über die (finanziellen) Konsequenzen bewusst. Ich werde es als AG nur tun, wenn ich glaube, dass ich ansonsten keine/nicht ausreichend qualifizierte Bewerber in kurzer Zeit bekomme. Neben dem Dienstleister kann ich aber auch gleichzeitig selbst suchen. Da gibt es inzwischen ja auch interessante Möglichkeiten um z.B. selbst active sourcing zu betreiben. Ein hochprofessionelles Recruiting zu haben ist enorm wichtig. Gerade die GK sind da in meinen Augen auch wirklich gut. Wir haben uns als Unternehmen gerade neu aufgestellt und haben den Eingang an Bewerbungen trotz sehr vernünftiger Absprunghöhe um 75% steigern können und die Anzahl der A+ Bewerber um 50%. Headhunter nutzen wir daher z.B. deutlich weniger als früher
Trotzdem noch mal zum Verstärken: ein Bewerber hat keinen negativen Touch, nur weil er über einen Headhunter kommt. Es ist Teil des Deals für beide Seiten. Aber eines ist auch klar: wenn ich zwei gleichwertige Bewerber habe, wird das Preisschild eine Rolle spielen
Trotzdem noch mal zum Verstärken: ein Bewerber hat keinen negativen Touch, nur weil er über einen Headhunter kommt. Es ist Teil des Deals für beide Seiten. Aber eines ist auch klar: wenn ich zwei gleichwertige Bewerber habe, wird das Preisschild eine Rolle spielen
05.03.2025, 11:15
bekommt denn der Partner mit, ob man über eine Personalvermittlung kommt?
05.03.2025, 11:50
keine Ahnung wie die es in der GK machen, aber bei uns im Haus bekommst du es als Führungskraft sicher mit, wenn es über einen Dienstleister läuft
05.03.2025, 11:54
(05.03.2025, 10:59)AdvocatusDiaboli schrieb:(05.03.2025, 10:40)Patenter Gast schrieb: PS: Personalvermittler machen genau in einer Situation Sinn, wenn ich als Arbeitgeber einen neuen Angestellten suche und dafür einen Headhunter beauftrage.Aber genau das machen Arbeitgeber, wenn sie ihre Stellen über Legalhead und Talent Rocket schalten. Gleichzeitig suchen sie selbstständig über LinkedIn und co.
Habe das Gefühl, dass eher Bewerbungsgespräche zustandekommen über eine Vermittlung, weil die dann aktiv nachhaken. Bei der Einstellung sind diese dann jedoch aufgrund der deutlich höheren Kosten zurückhaltender. Gleiches gilt wohl für die Probezeit. Wenn ein AN nur zu 80% überzeugt hat, wird man nicht bereit sein, auch noch 30% zusätzlich zum Gehalt zu zahlen.
Ich sehe Legalhead und Talentrock nicht als aktive Headhunter. Die bieten eben eine Plattform und leiten einem Bewerbungen zu. Als große Kanzlei musst du da schlicht mitspielen, weil viele Bewerber es aus Gemütlichkeit nutzen und man ansonsten von diesen Bewerber abgeschnitten wäre.
Ein richtiger Headhunter ist für mich jemand, den ich kontaktiere, weil ich eine Position habe für bspw. 4-6 Jahre BE, Schwerpunkt Steuerrecht, transfer pricing, Frankfurt. Der sucht dann aktiv und holt Kandidaten aus bestehenden Anstellung, die ggf. gar nicht darüber nachgedacht haben, die Stelle zu wechseln. Dafür zahle ich gerne.
Aber diese Personalvermittler, die einem total generisch irgendwelche Berufseinsteiger anbieten, nerven. Die investieren auch maximal 30 Minuten in den gesamten Prozess mit einem - drei Emails (Email 1: hab Kandidat, Interesse?, Email 2: Hier CV von Kandidat, Email 3: Hier Kontaktdaten von Kandidat, viel Spaß beim Vorstellungsgespräch) und dann kommt eine Rechnung.
05.03.2025, 12:09
Hallo Freidenker, bist du in einem größeren Haus?
Für die Kenntnis des Partners spricht, dass es sich um eine wirtschaftlich relevante Position handelt.
Dagegen spricht, dass es in Relation zum Gesamtumsatz der Kanzlei doch ein geringer Betrag ist und der Partner ohnehin viel beschäftigt sein dürfte, sodass er aus Zeitgründen kein Interesse an der konkreten Abwicklung hat.
Was meint ihr?
Für die Kenntnis des Partners spricht, dass es sich um eine wirtschaftlich relevante Position handelt.
Dagegen spricht, dass es in Relation zum Gesamtumsatz der Kanzlei doch ein geringer Betrag ist und der Partner ohnehin viel beschäftigt sein dürfte, sodass er aus Zeitgründen kein Interesse an der konkreten Abwicklung hat.
Was meint ihr?
05.03.2025, 12:53
100% kriegt der das mit, wenn der da 30.000 € zahlen darf für keinerlei Mehrwert.
05.03.2025, 13:07
(05.03.2025, 12:09)Juraprinz schrieb: Hallo Freidenker, bist du in einem größeren Haus?
Für die Kenntnis des Partners spricht, dass es sich um eine wirtschaftlich relevante Position handelt.
Dagegen spricht, dass es in Relation zum Gesamtumsatz der Kanzlei doch ein geringer Betrag ist und der Partner ohnehin viel beschäftigt sein dürfte, sodass er aus Zeitgründen kein Interesse an der konkreten Abwicklung hat.
Was meint ihr?
ich bin inzwischen Head of HR eines Konzerns mit mehr als 10000 MA.
Du erkennst den Weg der Kandidat:innen in der Regel schon an der äußeren Form. Wenn ich im System die Bewerbungsunterlagen anschaue (und das tue ich spätestens vor einem Bewerbungsgespräch an dem ich teilnehme) da sieht eine LinkedIn Bewerbung anders, als eine Initiativbewerbung und eine die über einen Dienstleister kommt.
05.03.2025, 15:04
also ich habe bei HR nachgefragt: Er sagt, Legalhead würde den Vertragsschluss ohnehin mitbekommen, da sie im Nachgang penetrant bei den Kanzleien nachfragen würden. Ich hoffe, das stimmt :)
05.03.2025, 17:38
(05.03.2025, 10:40)Patenter Gast schrieb:(05.03.2025, 10:20)Juraprinz schrieb: Lieber Galater, ich finde deinen Beitrag sehr wertvoll und gut analysiert. Warum dürfte es denn für GK völlig egal sein? Diesen Punkt verstehe ich nicht...
+1 In Bezug auf die GK: Die haben sowieso so hohe und durchlaufende Kosten, dass es für den einzelnen Partner auch egal ist, ob nun ein Associate über einen Personalvermittler kommt oder nicht. Der Associate wird sofort auf die Sachen geschmissen, soll >1.500 Stunden abrechnen und dann rentiert sich das schon. Bei einer MK oder kleineren Kanzlei, die die Associates nicht sofort verheizt und generell einen niedrigeren Kosten-Overhead hat, fallen 30.000 Euro "Handgeld" bei einer Neueinstellung hingegen schon mehr ins Gewicht.
+1
Bzgl. des Headhunter: Wenn ich ein ganz gezieltes Profil suche, mag das sinnvoll sein. Die Realität ist aber eher, dass man von Headhuntern - auch ohne diese als Arbeitgeber zu beauftragen - angeschrieben wird. Und in diesem Falle wird man häufig mit Kandidaten "zugespammt", die teils die geforderten Kriterien nicht erfüllen.
Und das Legalhead häufiger "nachhakt" stimmt. Allerdings vor allem bei Kand., die ebenfalls eigentlich nicht passen. Das ist aus meiner Sicht kein Mehrwert, sondern eher nervig und abschreckend. Wenn Kand. passt, sollte Kanzlei sich ohnehin von selbst bemühen. Kriegt sie das schon nicht auf die Reihe, mag das ein erstes Indiz gegen die Kanzlei sein.
06.03.2025, 12:11
Ich kann von mir aus Bewerbersicht berichten, dass nur die allerwenigsten Kontakte mit Headhuntern überhaupt irgendwie zielführend waren. Deswegen habe ich vor Kurzem auch die Erwartungshaltung einer früheren Kommilitonin gebremst, die sich nach etlichen Jahren in ein und derselben Kanzlei mithilfe eines Headhunters umsehen wollte. Vielleicht wird es besser, wenn SIE den Headhunter beauftragt, aber ich glaube es nicht.
Man merkt bei den meisten, dass sie sehr wahllos Bewerber anschreiben, in der Hoffnung, die könnten auf eine ihrer Stellen passen. Durch dieses Gießkannenprinzip ist der Output allerdings sehr gering und ich kann verstehen, wenn es für die Unternehmen/Kanzleien ebenso nervig ist, wie für mich als potenziellen Bewerber.
Dass die Headhunter wenig Zeit in die Bewerbung stecken, ist für die Kanzlei sicher nervig. Für mich als Bewerber aufgrund des angewendeten Gießkannenprinzips dann aber doch wieder ok, weil ich nicht so viel Zeit für eine qualitativ sowieso schlechte Bewerbung investieren will. Genau genommen beißt sich die Katze da aber in den Schwanz, denn wenn der HH für mich eine schlechte Bewerbung rausschickt, kann ich es auch gleich lassen und mich selbst bewerben.
Deswegen halte ich die meisten HH für überflüssig und würde jeder Kanzlei und jedem Unternehmen raten, die Stellen selbst auszuschreiben. Wer dies auf den gängigen Plattformen der macht, dürfte seine Zielgruppe auch ohne HH erreichen.
Dass die Bewerbung anders aussieht, als eine normale Bewerbung, glaube ich sofort, liegt aber in der Natur der Sache. Wer selbst die Kanzlei oder das Unternehmen anschreibt, wird die Bewerbung anders formulieren als jemand, der über einen HH geworben wurde. Manche Headhunter stellen die Kandidaten dem Arbeitgeber auch erst anonymisiert vor.
Vor- oder Nachteile? Mir hat eine Headhunterin, die selber eine juristische Ausbildung hatte, mal erzählt, dass die Kanzleien darauf achten, was die Einstellung des Bewerbers kostet. Bei schlechten Noten hat sie daher empfohlen, sich lieber ohne Headhunter zu bewerben. Wer gute Noten hat und daher begehrt ist, wird sicher trotz der hohen Kosten keine Probleme haben.
Legalhead sehe ich aber ebenfalls nicht als Headhunter. Es wird keine aktive Vermittlung betrieben, sondern nur die Möglichkeit geschaffen, Kanzlei und Bewerber durch einstellen eines Profils zusammenzuführen.
Wer sich dort anmeldet, tut dies bewusst und in Kenntnis der Kosten, die auf ihn zukommen.
Eine kleine Auswahl meiner Headhunter-Erlebnisse:
- HH hält den Termin für das vereinbarte Telefonat nicht ein, gibt mir vorher aber auch nicht Bescheid, dass sich der Termin verschiebt. Ich warte zunächst das akademische Viertel, widme mich dann aber wieder meiner Arbeit. Das Telefonat führte ich dann eine Stunde später im Auto, als ich nach Hause fuhr
- gleiche Headhunterin und ihre Chefin führen mit mit ein paar Tage später ein Telefonat via Teams. Sie sitzen im Großraumbüro und als ihre Kollegen nach Hause gehen, durfte ich den Umarmungen mit mehreren Kollegen beiwohnen
- mehrmals passiert: HH schickt mir eine Stelle, die mindestens 100km von meinem Wohnort entfernt liegt, das weiteste waren ca. 400km
- (vermutlich kinderloser) junger HH vereinbart mit mir einen Telefontermin, dann noch einmal am Tag darauf und wiederum den Tag darauf rief er mich erneut an. Alle drei Anrufe jeweils gegen 17 Uhr, die für jemanden, der Kinder hat, etwas ungünstig liegen, und organisatorischen Aufwand verursachen
- mehrfach völlig unpassende Stellenangebote wie das Angebot für eine kleine Kanzlei 100km entfernt Hartz 4 Bescheide zu bearbeiten, weil ich als jahrelange Arbeitsrechterin auf Arbeitgeberseite in meinem Lebenslauf angegeben hatte, einen kleinen Teil Sozialrecht mitzumachen
Mir fällt bestimmt noch mehr ein, wenn ich länger darüber nachdenke. Vielleicht wundert sich der ein oder andere hier mitlesende Referendar, warum mich diese Erlebnisse nerven, aber das werdet ihr noch merken, wenn ihr selber fest im Berufsleben steht. Zeit ist ein knappes Gut und zu wertvoll, als dass man sie mit Dingen verschwendet, die zu nichts führen. Deswegen erwarte ich von einem guten(!) Headhunter, dass er mein Profil gelesen hat, mich nicht mit unpassenden Stellenangeboten nervt und nicht ewig meine Zeit beansprucht wenn daraus sowieso nichts wird. Diese Zeit habe ich in meinem Alltag einfach nicht und sie fehlt mir, um meine Arbeit zu erbringen oder mich um meine Familie zu kümmern.
Bisher war ich immer freundlich, aber manchmal fällt es schwer, nicht genervt zu reagieren.
Man merkt bei den meisten, dass sie sehr wahllos Bewerber anschreiben, in der Hoffnung, die könnten auf eine ihrer Stellen passen. Durch dieses Gießkannenprinzip ist der Output allerdings sehr gering und ich kann verstehen, wenn es für die Unternehmen/Kanzleien ebenso nervig ist, wie für mich als potenziellen Bewerber.
Dass die Headhunter wenig Zeit in die Bewerbung stecken, ist für die Kanzlei sicher nervig. Für mich als Bewerber aufgrund des angewendeten Gießkannenprinzips dann aber doch wieder ok, weil ich nicht so viel Zeit für eine qualitativ sowieso schlechte Bewerbung investieren will. Genau genommen beißt sich die Katze da aber in den Schwanz, denn wenn der HH für mich eine schlechte Bewerbung rausschickt, kann ich es auch gleich lassen und mich selbst bewerben.
Deswegen halte ich die meisten HH für überflüssig und würde jeder Kanzlei und jedem Unternehmen raten, die Stellen selbst auszuschreiben. Wer dies auf den gängigen Plattformen der macht, dürfte seine Zielgruppe auch ohne HH erreichen.
Dass die Bewerbung anders aussieht, als eine normale Bewerbung, glaube ich sofort, liegt aber in der Natur der Sache. Wer selbst die Kanzlei oder das Unternehmen anschreibt, wird die Bewerbung anders formulieren als jemand, der über einen HH geworben wurde. Manche Headhunter stellen die Kandidaten dem Arbeitgeber auch erst anonymisiert vor.
Vor- oder Nachteile? Mir hat eine Headhunterin, die selber eine juristische Ausbildung hatte, mal erzählt, dass die Kanzleien darauf achten, was die Einstellung des Bewerbers kostet. Bei schlechten Noten hat sie daher empfohlen, sich lieber ohne Headhunter zu bewerben. Wer gute Noten hat und daher begehrt ist, wird sicher trotz der hohen Kosten keine Probleme haben.
Legalhead sehe ich aber ebenfalls nicht als Headhunter. Es wird keine aktive Vermittlung betrieben, sondern nur die Möglichkeit geschaffen, Kanzlei und Bewerber durch einstellen eines Profils zusammenzuführen.
Wer sich dort anmeldet, tut dies bewusst und in Kenntnis der Kosten, die auf ihn zukommen.
Eine kleine Auswahl meiner Headhunter-Erlebnisse:
- HH hält den Termin für das vereinbarte Telefonat nicht ein, gibt mir vorher aber auch nicht Bescheid, dass sich der Termin verschiebt. Ich warte zunächst das akademische Viertel, widme mich dann aber wieder meiner Arbeit. Das Telefonat führte ich dann eine Stunde später im Auto, als ich nach Hause fuhr
- gleiche Headhunterin und ihre Chefin führen mit mit ein paar Tage später ein Telefonat via Teams. Sie sitzen im Großraumbüro und als ihre Kollegen nach Hause gehen, durfte ich den Umarmungen mit mehreren Kollegen beiwohnen
- mehrmals passiert: HH schickt mir eine Stelle, die mindestens 100km von meinem Wohnort entfernt liegt, das weiteste waren ca. 400km
- (vermutlich kinderloser) junger HH vereinbart mit mir einen Telefontermin, dann noch einmal am Tag darauf und wiederum den Tag darauf rief er mich erneut an. Alle drei Anrufe jeweils gegen 17 Uhr, die für jemanden, der Kinder hat, etwas ungünstig liegen, und organisatorischen Aufwand verursachen
- mehrfach völlig unpassende Stellenangebote wie das Angebot für eine kleine Kanzlei 100km entfernt Hartz 4 Bescheide zu bearbeiten, weil ich als jahrelange Arbeitsrechterin auf Arbeitgeberseite in meinem Lebenslauf angegeben hatte, einen kleinen Teil Sozialrecht mitzumachen
Mir fällt bestimmt noch mehr ein, wenn ich länger darüber nachdenke. Vielleicht wundert sich der ein oder andere hier mitlesende Referendar, warum mich diese Erlebnisse nerven, aber das werdet ihr noch merken, wenn ihr selber fest im Berufsleben steht. Zeit ist ein knappes Gut und zu wertvoll, als dass man sie mit Dingen verschwendet, die zu nichts führen. Deswegen erwarte ich von einem guten(!) Headhunter, dass er mein Profil gelesen hat, mich nicht mit unpassenden Stellenangeboten nervt und nicht ewig meine Zeit beansprucht wenn daraus sowieso nichts wird. Diese Zeit habe ich in meinem Alltag einfach nicht und sie fehlt mir, um meine Arbeit zu erbringen oder mich um meine Familie zu kümmern.
Bisher war ich immer freundlich, aber manchmal fällt es schwer, nicht genervt zu reagieren.