12.11.2024, 15:23
(12.11.2024, 15:16)Homer S. schrieb:(12.11.2024, 12:06)ReffiNRW75 schrieb: Bei der StA geht es vermehrt um Schnelligkeit und Effizienz. Ich habe sowieso noch nie verstanden, weshalb dort so hohe Notenanforderungen gelten. Juristisch anspruchsvoll ist es dort weit überwiegend jedenfalls nicht.
Damit bereit das Examen doch eigentlich perfekt auf den Beruf des StA vor, unter Zeitdruck eine halbwegs brauchbare Lösung zu produzieren.
Im Übrigen ist es unter anderem wegen der Kompetenz ggf. zur Nachtzeit bei Vorliegen der Vss. grundsätzlich dem Richtervorbehalt unterliegende Ermittlungsmaßnahmen genehmigen zu können, durchaus begrüßenswert, dass durchaus ein Mindestmaß an juristischer Kompetenz bei den StAs vorhanden ist, insbesondere bei der von Homer angeführten Entscheidung unter Zeitdruck. Schließlich handelt es sich bei solchen Maßnahmen zumeist um für den Bürger und seine Rechte äußerst invasive sowohl in zeitlicher als auch sachlicher Hinsicht.
12.11.2024, 15:41
Ich finde man muss sich auch klar machen, dass man sich gerade im unteren Notenbereich durch die mündliche Prüfung noch immens verbessern kann.
Es ist durchaus realistisch, dass jemand mit 5-5,5 Punkten durch eine gute mündliche Prüfung - ggf. auch wohlwollende Prüfer - noch die 6,5 Punkte Hürde überspringt. Das zeigt, dass man da schon teilweise wirklich im unteren (Punkte-)Drittel der Absolventen fischt...
Weiterhin denke ich, dass es Absolventen mit Top-Noten eher demotiviert, zur StA zu gehen. Wenn die "gefühlt eh jeden nehmen", geht man vielleicht doch lieber zu einer Boutique, MK oder GK, weil die die (eigene) Examensnote dann eben doch mehr honorieren (im Sinne von höherer Bezahlung und im Sinne dessen nur damit überhaupt rein zu kommen)
Es ist durchaus realistisch, dass jemand mit 5-5,5 Punkten durch eine gute mündliche Prüfung - ggf. auch wohlwollende Prüfer - noch die 6,5 Punkte Hürde überspringt. Das zeigt, dass man da schon teilweise wirklich im unteren (Punkte-)Drittel der Absolventen fischt...
Weiterhin denke ich, dass es Absolventen mit Top-Noten eher demotiviert, zur StA zu gehen. Wenn die "gefühlt eh jeden nehmen", geht man vielleicht doch lieber zu einer Boutique, MK oder GK, weil die die (eigene) Examensnote dann eben doch mehr honorieren (im Sinne von höherer Bezahlung und im Sinne dessen nur damit überhaupt rein zu kommen)
12.11.2024, 16:18
(12.11.2024, 15:41)Seehund schrieb: Ich finde man muss sich auch klar machen, dass man sich gerade im unteren Notenbereich durch die mündliche Prüfung noch immens verbessern kann.
Es ist durchaus realistisch, dass jemand mit 5-5,5 Punkten durch eine gute mündliche Prüfung - ggf. auch wohlwollende Prüfer - noch die 6,5 Punkte Hürde überspringt. Das zeigt, dass man da schon teilweise wirklich im unteren (Punkte-)Drittel der Absolventen fischt...
Weiterhin denke ich, dass es Absolventen mit Top-Noten eher demotiviert, zur StA zu gehen. Wenn die "gefühlt eh jeden nehmen", geht man vielleicht doch lieber zu einer Boutique, MK oder GK, weil die die (eigene) Examensnote dann eben doch mehr honorieren (im Sinne von höherer Bezahlung und im Sinne dessen nur damit überhaupt rein zu kommen)
Dafür spricht ja auch die Statistik der Ergebnisse vom 2. Examen aus den letzten Jahren, teilweise bis zu 30% VB-Quote im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von etwa 20%. Ist in Berlin natürlich auch dem geschuldet, dass die Gewichtung von schriftlich zu mündlich bei 60:40 liegt und nicht, wie in vielen anderen Bundesländern üblich, 70:30. Man kann sich das gerne einreden, dass mit der Notenabsenkung nicht im unteren Drittel gefischt wird, die Realität dürfte eine andere sein.
12.11.2024, 16:32
(12.11.2024, 16:18)AußerKonkurrenz schrieb:(12.11.2024, 15:41)Seehund schrieb: Ich finde man muss sich auch klar machen, dass man sich gerade im unteren Notenbereich durch die mündliche Prüfung noch immens verbessern kann.
Es ist durchaus realistisch, dass jemand mit 5-5,5 Punkten durch eine gute mündliche Prüfung - ggf. auch wohlwollende Prüfer - noch die 6,5 Punkte Hürde überspringt. Das zeigt, dass man da schon teilweise wirklich im unteren (Punkte-)Drittel der Absolventen fischt...
Weiterhin denke ich, dass es Absolventen mit Top-Noten eher demotiviert, zur StA zu gehen. Wenn die "gefühlt eh jeden nehmen", geht man vielleicht doch lieber zu einer Boutique, MK oder GK, weil die die (eigene) Examensnote dann eben doch mehr honorieren (im Sinne von höherer Bezahlung und im Sinne dessen nur damit überhaupt rein zu kommen)
Dafür spricht ja auch die Statistik der Ergebnisse vom 2. Examen aus den letzten Jahren, teilweise bis zu 30% VB-Quote im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von etwa 20%. Ist in Berlin natürlich auch dem geschuldet, dass die Gewichtung von schriftlich zu mündlich bei 60:40 liegt und nicht, wie in vielen anderen Bundesländern üblich, 70:30. Man kann sich das gerne einreden, dass mit der Notenabsenkung nicht im unteren Drittel gefischt wird, die Realität dürfte eine andere sein.
60/40 und 70/30 ist ungefähr gleich viel vertreten in D.
70/30 (8 Länder):
HH, HB, SH, BW, BY, Meck-Pom, RLP, Saarland
dazwischen (2 Länder):
Sachsen (2 Drittel/Ein Drittel), Thüringen (65/35)
60/40 (6 Länder)
NRW, Nds, Hessen, B, BB, LSA
Im Übrigen ist allein durch die Einstellung natürlich nichts zur Verwendung gesagt. So wird in der Regel derjenige der knapp am ausreichend vorbeigekommen ist geringere Aussichten auf attraktive Verwendungen haben und eher in der allg. Abteilung mit den Masseverfahren verwesen als die Kollegen.
12.11.2024, 17:18
Beruhigend ist bei der Diskussion, dass Berlin zum Glück keine Stadt ist, die ein Kriminalitätsproblem hat
12.11.2024, 17:31
Ich hab ehrlich gesagt nichts dagegen, dass in StA und von mir aus auch Richterschaft Menschen mit knapp befriedigenden Examen eingestellt werden. Gerade in dem Bereich zwischen 6 und 9 Punkten, in dem sich die allermeisten Leute tummeln dürften, ist die Aussagekraft der Examensnote m.E. am geringsten. Man landet halt irgendwo dort, wenn einer der beiden Prüfungsteile suboptimal läuft. Laufen beide suboptimal, landet man im ausreichend oder fällt durch. Laufen beide Teile gut, ist man dann bei 9 + Punkten. Und gerade die mündliche Prüfung ist wirklich sehr anfällig für Ausrutscher. Ob man da die Grenze jetzt bei 6,5 oder - wie in den meisten Ländern - bei 8 Punkten zieht, ist egal.
Mir scheint viel wichtiger, dass die Probezeit dann auch wirklich als solche genutzt wird, die Neueinsteiger noch einmal richtig zu testen und dann auch wieder zu entlassen, wenn absehbar ist, dass die Leistungen nicht ausreichen werden. Aktuell scheint es mir eher so zu sein, dass Proberichter und auch Staatsanwälte notfalls so lange in der Geschäftsverteilung rumgereicht werden, bis sie einen Beurteilenden gefunden haben, der die Leute für geeignet hält. Fälle in denen wirklich mal von Seiten des Staates gesagt wurde, dass es nicht reicht, sind mir nur aus entfernten Erzählungen bekannt.
Ich sehe zwar durchaus das Argument, dass es sinnvoller wäre, die Besoldung zu erhöhen und darüber für mehr Nachfrage zu sorgen. Das wird jedoch angesichts der sowieso schon krassen Verteilungskämpfe um die begrenzt vorhandenen Mittel in den Haushalten absehbar nicht passieren. Beamte und Richter haben einfach den Nachteil, dass sie weder streiken dürfen, noch dass sie realistisch die Möglichkeit haben zu kündigen. Zumindest nicht mehr nach dem 40.-45. Lebensjahr. Es gibt also überhaupt keinen Grund für den Staat mehr zu bezahlen, als er unbedingt muss. Die, die schon da sind, müssen bleiben. Und für neue Leute gibt es immer noch genug Nachfrage, wenn auch vielleicht nicht mit dem erwünschten Leistungsprofil.
Von daher muss man aus der Situation das Beste machen und im Zweifel einfach (fast) jedem die Chance geben, es mal als Staatsanwalt oder Richter zu versuchen. Und dann eben dafür sorgen, dass man in den 3-5 Jahren Probezeit diejenigen findet, die sich im Examen unter Wert verkauft haben. Und alle anderen wieder entlassen.
Mir scheint viel wichtiger, dass die Probezeit dann auch wirklich als solche genutzt wird, die Neueinsteiger noch einmal richtig zu testen und dann auch wieder zu entlassen, wenn absehbar ist, dass die Leistungen nicht ausreichen werden. Aktuell scheint es mir eher so zu sein, dass Proberichter und auch Staatsanwälte notfalls so lange in der Geschäftsverteilung rumgereicht werden, bis sie einen Beurteilenden gefunden haben, der die Leute für geeignet hält. Fälle in denen wirklich mal von Seiten des Staates gesagt wurde, dass es nicht reicht, sind mir nur aus entfernten Erzählungen bekannt.
Ich sehe zwar durchaus das Argument, dass es sinnvoller wäre, die Besoldung zu erhöhen und darüber für mehr Nachfrage zu sorgen. Das wird jedoch angesichts der sowieso schon krassen Verteilungskämpfe um die begrenzt vorhandenen Mittel in den Haushalten absehbar nicht passieren. Beamte und Richter haben einfach den Nachteil, dass sie weder streiken dürfen, noch dass sie realistisch die Möglichkeit haben zu kündigen. Zumindest nicht mehr nach dem 40.-45. Lebensjahr. Es gibt also überhaupt keinen Grund für den Staat mehr zu bezahlen, als er unbedingt muss. Die, die schon da sind, müssen bleiben. Und für neue Leute gibt es immer noch genug Nachfrage, wenn auch vielleicht nicht mit dem erwünschten Leistungsprofil.
Von daher muss man aus der Situation das Beste machen und im Zweifel einfach (fast) jedem die Chance geben, es mal als Staatsanwalt oder Richter zu versuchen. Und dann eben dafür sorgen, dass man in den 3-5 Jahren Probezeit diejenigen findet, die sich im Examen unter Wert verkauft haben. Und alle anderen wieder entlassen.
12.11.2024, 17:58
(12.11.2024, 14:31)Timwise schrieb:(12.11.2024, 14:16)Dagobert schrieb: “Wenig Verständnis zeigt trotz der schwierigen Rahmenbedingungen Stefan Schifferdecker, Vorsitzender des Richterbunds Berlin. Schon bei der vorangegangenen Notenabsenkung hatte er kritisiert, Berlin suche nur noch "Mittelmaß". Jetzt befürchtet er, dass neben guten Absolventen viel "Drittelmaß" nach Berlin kommt – sprich: unteres Drittel. "Wir suchen ja nicht Sachbearbeiter, die gesagt bekommen, wann sie welche Akte umzublättern haben", moniert Schifferdecker.”
Wow 😂
Das ist doch mein ein ausgesprochen sympathischer Kollege, u.a. mit dem gehörigen Respekt für Sachbearbeiter!
„Hier sollen offenbar Unterhemden zu Oberhemden befördert werden.“ Das hätte er noch ergänzen können.
12.11.2024, 18:03
(12.11.2024, 12:06)ReffiNRW75 schrieb: Bei der StA geht es vermehrt um Schnelligkeit und Effizienz. Ich habe sowieso noch nie verstanden, weshalb dort so hohe Notenanforderungen gelten. Juristisch anspruchsvoll ist es dort weit überwiegend jedenfalls nicht.
Schon, aber stimmt das auch in einem Land wie Berlin, wo es eine Amtsanwaltschaft gibt, die (vermutlich) viel von dem ganzen "Kleinkram" weghaut, der in anderen Ländern ohne Amtsanwälte die StA belasten?
12.11.2024, 19:09
(12.11.2024, 16:18)AußerKonkurrenz schrieb:(12.11.2024, 15:41)Seehund schrieb: Ich finde man muss sich auch klar machen, dass man sich gerade im unteren Notenbereich durch die mündliche Prüfung noch immens verbessern kann.
Es ist durchaus realistisch, dass jemand mit 5-5,5 Punkten durch eine gute mündliche Prüfung - ggf. auch wohlwollende Prüfer - noch die 6,5 Punkte Hürde überspringt. Das zeigt, dass man da schon teilweise wirklich im unteren (Punkte-)Drittel der Absolventen fischt...
Weiterhin denke ich, dass es Absolventen mit Top-Noten eher demotiviert, zur StA zu gehen. Wenn die "gefühlt eh jeden nehmen", geht man vielleicht doch lieber zu einer Boutique, MK oder GK, weil die die (eigene) Examensnote dann eben doch mehr honorieren (im Sinne von höherer Bezahlung und im Sinne dessen nur damit überhaupt rein zu kommen)
Dafür spricht ja auch die Statistik der Ergebnisse vom 2. Examen aus den letzten Jahren, teilweise bis zu 30% VB-Quote im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von etwa 20%. Ist in Berlin natürlich auch dem geschuldet, dass die Gewichtung von schriftlich zu mündlich bei 60:40 liegt und nicht, wie in vielen anderen Bundesländern üblich, 70:30. Man kann sich das gerne einreden, dass mit der Notenabsenkung nicht im unteren Drittel gefischt wird, die Realität dürfte eine andere sein.
Das ist nicht der Grund, sondern die Vorauswahl aus dem 1. Examen, die in Berlin das Referendariat beginnen. Und das aus dem ganzen Bundesgebiet. Fast die Hälfte mit Dr. in der Ref AG ist schlicht keine Seltenheit. Mindestens 20% werden schon über die Leistungsliste eingestellt, und die Wartezeit sind ansonsten lang.
Brandenburger Referendare erzielen in denselben Durchgängen beim GJPA - ohne dass die Prüfer es erkennen können - unter 15% VB Quote.
Toll ist die Absenkung natürlich nicht. Aber man kann die geplanten hohen Neueinstellungen auch nicht lange aufschieben. Das heißt ja auch nicht, dass plötzlich nur noch Leute mit 6,5 Punkten eingestellt werden. Ich habe selbst bei Bekannten erlebt, die mit 2 x 9+ fürs Richteramt nach dem Auswahlgespräch NICHT genommen wurden. Das ist kein Selbstläufer, sondern ein wenig wie ein AC im Kleinformat. Man hat eben zu wenige Bewerber auf x Stellen, ob das jetzt 10 oder 20% zu wenig sind ist egal. Man erweitert den Pool. Das ist eben die Bürde, nachdem - insbesondere in Berlin - 20 Jahre viel zu wenig eingestellt wurde. Hätte man - gilt bundesweit - Bedarfsgerecht und für eine gesunde Altersstruktur eingestellt, wären die Notenanforderungen vmtl. beinahe nirgends vorher durchweg sehr hoch gewesen.
Bei der StA hat man die engste Überwachung in der Probezeit - da muss man dann eben auch wirklich hinterher sein und nicht vorschnell eine erste "geeignet" Bewertung entsteht.
12.11.2024, 21:30
Was ist eine "geeignet" Bewertung?