05.02.2024, 18:27
Also ich will mal die neuste Entwicklung schildern. Mein Entwurf für mein 2. Dienstzeugnis habe ich bekommen und habe auch schon mit dem Präsidenten gesprochen. Jetzt will man mir tatsächlich ein noch nicht geeignet bescheinigen. Begründung sind vor allem zweifelhafte Eignung, was die Quantität anbelangt. Hier habe ich nach der Statistik zwar sogar trotz meiner Krankheitsphasen mehr erledigt als im ersten halben Jahr, aber anscheinend spricht alleine eine Krankheit dafür, dass man nicht so leistungsfähig ist. O-Ton: ein Richter, der krank ist, ist nicht so leistungsfähig. Ich habe darauf verwiesen, dass ich dennoch im Durchschnitt sogar mehr erledigt habe und der Anstieg der offenen Verfahren auch wieder runter gegangen ist. Gegen Ende des Gesprächs wurde mir nahe gelegt mich zu hinterfragen, ob der Job was für mich ist. Es ist offenbar so, dass sie etwas konstruieren wollen, um mich loszuwerden. Bin gerade ziemlich verzweifelt.
05.02.2024, 20:24
(05.02.2024, 18:27)Kaslimon schrieb: Also ich will mal die neuste Entwicklung schildern. Mein Entwurf für mein 2. Dienstzeugnis habe ich bekommen und habe auch schon mit dem Präsidenten gesprochen. Jetzt will man mir tatsächlich ein noch nicht geeignet bescheinigen. Begründung sind vor allem zweifelhafte Eignung, was die Quantität anbelangt. Hier habe ich nach der Statistik zwar sogar trotz meiner Krankheitsphasen mehr erledigt als im ersten halben Jahr, aber anscheinend spricht alleine eine Krankheit dafür, dass man nicht so leistungsfähig ist. O-Ton: ein Richter, der krank ist, ist nicht so leistungsfähig. Ich habe darauf verwiesen, dass ich dennoch im Durchschnitt sogar mehr erledigt habe und der Anstieg der offenen Verfahren auch wieder runter gegangen ist. Gegen Ende des Gesprächs wurde mir nahe gelegt mich zu hinterfragen, ob der Job was für mich ist. Es ist offenbar so, dass sie etwas konstruieren wollen, um mich loszuwerden. Bin gerade ziemlich verzweifelt.
Das tut mir echt leid. Ich kann leider nichts dazu sagen, da ich keine Erfahrung in der Justiz habe, aber ich frage mich, ob es ausschließlich um Quantität und nicht um Qualität geht? Also Hauptsache so viel wie möglich erledigen oder wird auch bewertet, wie oft man in der nächsten Instanz aufgehoben wird?
05.02.2024, 21:07
(05.02.2024, 20:24)Hans123 schrieb:(05.02.2024, 18:27)Kaslimon schrieb: Also ich will mal die neuste Entwicklung schildern. Mein Entwurf für mein 2. Dienstzeugnis habe ich bekommen und habe auch schon mit dem Präsidenten gesprochen. Jetzt will man mir tatsächlich ein noch nicht geeignet bescheinigen. Begründung sind vor allem zweifelhafte Eignung, was die Quantität anbelangt. Hier habe ich nach der Statistik zwar sogar trotz meiner Krankheitsphasen mehr erledigt als im ersten halben Jahr, aber anscheinend spricht alleine eine Krankheit dafür, dass man nicht so leistungsfähig ist. O-Ton: ein Richter, der krank ist, ist nicht so leistungsfähig. Ich habe darauf verwiesen, dass ich dennoch im Durchschnitt sogar mehr erledigt habe und der Anstieg der offenen Verfahren auch wieder runter gegangen ist. Gegen Ende des Gesprächs wurde mir nahe gelegt mich zu hinterfragen, ob der Job was für mich ist. Es ist offenbar so, dass sie etwas konstruieren wollen, um mich loszuwerden. Bin gerade ziemlich verzweifelt.
Das tut mir echt leid. Ich kann leider nichts dazu sagen, da ich keine Erfahrung in der Justiz habe, aber ich frage mich, ob es ausschließlich um Quantität und nicht um Qualität geht? Also Hauptsache so viel wie möglich erledigen oder wird auch bewertet, wie oft man in der nächsten Instanz aufgehoben wird?
Quantität ist, solange sie im vertretbaren Rahmen bleibt nur ein Faktor von vielen, die Beurteilungsmaßstäbe sind kein Geheimnis. Natürlich sind Erledigungen (oder deren Ausbleiben) ein Indikator, dass es insgesamt nicht rund läuft (zu wenig mündliche Verhandlungen, nicht entscheidungsfreudig genug z.B.). Sie können es jedenfalls sein.
Ausgang im Rechtsmittelverfahren spielt keine Rolle, ich wüsste nicht mal, dass das statistisch erfasst wird. Da wir kein Präzedenzfall-System haben und Rechtsmittel aus äußerst vielen Gründen Erfolg haben oder nicht (auf die man als 1. Instanz häufig garkeinen Einfluss hat), ist es bis auf Ausreißer (zig erfolgreiche RM wegen Verletzung rechtlichen Gehörs zb) kein Thema. Dafür müssten ja die Akten alle genau studiert werden. Davon abgesehen dauert es auch idr länger als die Länge einer ProRi station, bis ein RM Gericht mit dem Fall überhaupt durch ist.
An den OP: sieh dir den Entwurf genau an, wenn du grundsätzlich Richter bleiben willst und dir 100% sicher bist, dass man allenfalls Spielchen mit dir spielt an dem Gericht. Wenn du ausschließen kannst, dass mehr hinter den Krankheitsfällen steckte, und du tatsächlich grundlegende Probleme hast - beiß dich fest. Wird an eurem Gericht keinerlei Statistik rumgeschickt? Kannst du nicht sehen was die Kammerkollegen so erledigen?
05.02.2024, 21:23
Also es geht sicher um beides, ich will auch nicht verneinen, dass mir kleinere Fehler passiert sind :
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
05.02.2024, 21:41
Also an den zwei Leerzeichenfehlern wird es sicher nicht liegen. An den restlichen Fehlern hingegen schon nachvollziehbar

05.02.2024, 21:49
(05.02.2024, 21:23)Kaslimon schrieb: Also es geht sicher um beides, ich will auch nicht verneinen, dass mir kleinere Fehler passiert sind :
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
Willst du denn weiterhin als Richter arbeiten? Also gefällt dir der Job abgesehen von den jetzigen Problemen?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
05.02.2024, 23:07
(05.02.2024, 21:49)Hans123 schrieb:Ja eigentlich gefällt es mir sehr gut, Zivilrecht ist mein Ding und ich mag den Kontakt mit Anwälten und Parteien.(05.02.2024, 21:23)Kaslimon schrieb: Also es geht sicher um beides, ich will auch nicht verneinen, dass mir kleinere Fehler passiert sind :
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
Willst du denn weiterhin als Richter arbeiten? Also gefällt dir der Job abgesehen von den jetzigen Problemen?
05.02.2024, 23:08
(05.02.2024, 23:07)Kaslimon schrieb:(05.02.2024, 21:49)Hans123 schrieb:Ja eigentlich gefällt es mir sehr gut, Zivilrecht ist mein Ding und ich mag den Kontakt mit Anwälten und Parteien. Wobei ich auch mit dem Gedanken gespielt habe in die Verwaltung zu gehen. Mir ist Work Life Balance sehr wichtig. Im Moment arbeite ich da eher zu viel für meinen Geschmack (45-50 Stunden)(05.02.2024, 21:23)Kaslimon schrieb: Also es geht sicher um beides, ich will auch nicht verneinen, dass mir kleinere Fehler passiert sind :
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
Willst du denn weiterhin als Richter arbeiten? Also gefällt dir der Job abgesehen von den jetzigen Problemen?
05.02.2024, 23:40
(05.02.2024, 21:23)Kaslimon schrieb: Also es geht sicher um beides, ich will auch nicht verneinen, dass mir kleinere Fehler passiert sind :
-zwei Termine versäumt, da in Vertretung Termin verlegt und ich habe das nicht gesehen.
-einmal 3 Monatsfrist verstrichen bei Entscheidung im schriftlichen Verfahren
-zwei Rechtschreibfehler, Leerzeichen vergessen bei den Anträgen im Tatbestand
Das ganze wird halt nur sehr generalisierend aufgeplustert: ZPO nicht eingehalten, Flüchtigkeitsfehler in den Entscheidungen, Termine nicht eingehalten.
Auch wirft man mir vor, immer mal wieder Verkündungstermine verlegt zu haben und dabei der Geschäftsstelle eine Mehrarbeit verursacht zu haben.
Ich gebe ja zu, dass bei der großen Masse auch mal Fehler passieren, komischerweise werden die mir jetzt alle seit meiner Krankheit vorgehalten. Und da wird offen zugegeben, dass das eben auch berücksichtigt wird bei einem Proberichter, also dass man über Entlassung nachdenkt, wenn dieser zu oft krank ist.
Als Richter einen Termin zu versäumen (und das dann sogar noch ein zweites Mal zu machen) macht schon einen sehr merkwürdigen Eindruck. "Wurde in meiner Vertretung verlegt" ist da kein Gegenargument, sondern verschlimmert das Ganze eher noch (Stichwort "ownership").
06.02.2024, 00:49
Das ist aus der Ferne alles schwer zu beurteilen.
Schon die Termine: ich kenne es so, dass die Geschäftsstelle Tagesordnung und Akten vorlegt, da kann man sie schlecht übersehen. Wie ist das bei Euch?
Termine verlegen wenn prozessordnungskonform ist schwer zu beanstanden.
Die gesundheitliche Eignung ist eine ganz andere Baustelle als die Erledigungen.
Alles in allem: hast Du jemanden in der Nähe, der Dir ein ehrliches Bild rückspiegeln kann? Kann sein, dass sie dich ohne sachlichen Grund schlechtmachen, kann aber auch sein dass Du unreflektiert und uneinsichtig bist - das kann hier aus der Ferne niemand beurteilen. "Noch nicht" ist aber auch nicht "ungeeignet", so oder so kannst Du kämpfen, wenn Du willst. Und so oder so ist es eine sehr unschöne Situation, tut mir sehr leid!
Schon die Termine: ich kenne es so, dass die Geschäftsstelle Tagesordnung und Akten vorlegt, da kann man sie schlecht übersehen. Wie ist das bei Euch?
Termine verlegen wenn prozessordnungskonform ist schwer zu beanstanden.
Die gesundheitliche Eignung ist eine ganz andere Baustelle als die Erledigungen.
Alles in allem: hast Du jemanden in der Nähe, der Dir ein ehrliches Bild rückspiegeln kann? Kann sein, dass sie dich ohne sachlichen Grund schlechtmachen, kann aber auch sein dass Du unreflektiert und uneinsichtig bist - das kann hier aus der Ferne niemand beurteilen. "Noch nicht" ist aber auch nicht "ungeeignet", so oder so kannst Du kämpfen, wenn Du willst. Und so oder so ist es eine sehr unschöne Situation, tut mir sehr leid!