23.06.2023, 10:35
(23.06.2023, 10:05)Patenter Gast schrieb:(22.06.2023, 22:09)Hodler schrieb: Hallo,
ja Nettoumsatz heißt ohne Ust. Umsatz natürlich nicht gleich Gewinn - schön wärs :) Wie gesagt keine besonderen Rechtsgebiete. Arbeitsrecht, bisschen Verkehrsrecht und ab und zu Strafsachen mache ich Momentan noch. Am Anfang habe ich fast alles aus dem Zivilrecht gemacht, aber ist nicht gut wenn man meint alles machen zu müssen/können. Sicherlich kann und muss man am Anfang einiges ausprobieren. Habe am Anfang z. B. auch einge Familiensachen gemacht, was ich jetzt tunlichst meide (und weiterleite), denn man kann ein Mandat einfach ablehnen, dass bring dann nichts oder man empfiehlt eine/n Kolleg/in weiter und bekommt dann im Gegenzug was zurück. Aber Cashcow Nr. 1 ist Arbeitsrecht, mit 1-2Kschklagen / Woche geht des schon, dann noch paar Verkehrsunfälle. Geht sicherlich in vielen anderen Rechtsgebieten noch mehr.
Der Clou sind halt die niedrigen Fixkosten von 20%.
Ansonsten sind 300k Umsatz kein Betrag, der unmöglich ist. Bei 230 Arbeitstagen sind das 1.300 Euro Umsatz am Tag. Bei 5 Stunden abrechenbarer Arbeit am Tag sprechen wir dann von einem Stundensatz von ca. 250-260 Euro. Bei mehr abrechenbarer Arbeit am Tag kann der Stundensatz sogar niedriger sein.
Das einzige "Problem" was man als Einzelanwalt hat, ist, dass man genügend vernünftige Mandate bekommen muss. Hier empfiehlt sich die Nische und Spezialisierung. Gerade Sprachkenntnisse oder sonstiger Zugang zu einer bestimmten Gruppe an Mandanten ist da extrem hilfreich. Dadurch erlangt man genug Mandate und durch die Spezialisierung kann man den einzelnen Fall schnell erledigen, was einem bei RVG-Abrechnung den gedachten Stundensatz hoch treibt.
Ja, 20% sind schon sehr wenig. Im Schnitt liegt die Quote bei 40 bis 50%.
Zumal er sogar ne Halbtagskraft hat. Darf man fragen, was du der zahlst? Und was kostet das Büro im Monat?
23.06.2023, 16:11
(23.06.2023, 10:35)TheEagle schrieb:(23.06.2023, 10:05)Patenter Gast schrieb:(22.06.2023, 22:09)Hodler schrieb: Hallo,
ja Nettoumsatz heißt ohne Ust. Umsatz natürlich nicht gleich Gewinn - schön wärs :) Wie gesagt keine besonderen Rechtsgebiete. Arbeitsrecht, bisschen Verkehrsrecht und ab und zu Strafsachen mache ich Momentan noch. Am Anfang habe ich fast alles aus dem Zivilrecht gemacht, aber ist nicht gut wenn man meint alles machen zu müssen/können. Sicherlich kann und muss man am Anfang einiges ausprobieren. Habe am Anfang z. B. auch einge Familiensachen gemacht, was ich jetzt tunlichst meide (und weiterleite), denn man kann ein Mandat einfach ablehnen, dass bring dann nichts oder man empfiehlt eine/n Kolleg/in weiter und bekommt dann im Gegenzug was zurück. Aber Cashcow Nr. 1 ist Arbeitsrecht, mit 1-2Kschklagen / Woche geht des schon, dann noch paar Verkehrsunfälle. Geht sicherlich in vielen anderen Rechtsgebieten noch mehr.
Der Clou sind halt die niedrigen Fixkosten von 20%.
Ansonsten sind 300k Umsatz kein Betrag, der unmöglich ist. Bei 230 Arbeitstagen sind das 1.300 Euro Umsatz am Tag. Bei 5 Stunden abrechenbarer Arbeit am Tag sprechen wir dann von einem Stundensatz von ca. 250-260 Euro. Bei mehr abrechenbarer Arbeit am Tag kann der Stundensatz sogar niedriger sein.
Das einzige "Problem" was man als Einzelanwalt hat, ist, dass man genügend vernünftige Mandate bekommen muss. Hier empfiehlt sich die Nische und Spezialisierung. Gerade Sprachkenntnisse oder sonstiger Zugang zu einer bestimmten Gruppe an Mandanten ist da extrem hilfreich. Dadurch erlangt man genug Mandate und durch die Spezialisierung kann man den einzelnen Fall schnell erledigen, was einem bei RVG-Abrechnung den gedachten Stundensatz hoch treibt.
Ja, 20% sind schon sehr wenig. Im Schnitt liegt die Quote bei 40 bis 50%.
Zumal er sogar ne Halbtagskraft hat. Darf man fragen, was du der zahlst? Und was kostet das Büro im Monat?
Das würde mich auch sehr interessieren. Ich kenne es aus meinem Umfeld leider nur anders, also da wird viel gejammert und arm gerechnet , was auf Studenten/Referendare eher abschreckend gewirkt hat damals, als ich im Ref war. Der Gedanke eine eigene Kanzlei zu gründen ist glaube ich für viele als "Notlösung" stigmatisiert. Aber die Beschreibungen vom Hodler machen ja durchaus Mut
23.06.2023, 18:39
Hi,
also ich zahle 17 €/Std. Mitarbeiterkosten sind ca. 2,5k (darin Arbeitgeberbeiträge enthalten) im Monat Büro ist bei 1,9k netto Rest variiert so zwischen 300-1000 € je nach Monat und Anzahl der Auswärtstermine die - dank Videoverhandlungen - immer seltener werden :) Büro werde ich aber wohl bald wechseln da es zu groß ist dann gehen die Kosten etwas runter. Habe nen Kumpel (auch RA) der ist bei nem StB in Untermiete der hat vielleicht ne Kostenquote von ca. 10 % (nur Minijobberin und zahlt gerade mal 400 € Miete).
also ich zahle 17 €/Std. Mitarbeiterkosten sind ca. 2,5k (darin Arbeitgeberbeiträge enthalten) im Monat Büro ist bei 1,9k netto Rest variiert so zwischen 300-1000 € je nach Monat und Anzahl der Auswärtstermine die - dank Videoverhandlungen - immer seltener werden :) Büro werde ich aber wohl bald wechseln da es zu groß ist dann gehen die Kosten etwas runter. Habe nen Kumpel (auch RA) der ist bei nem StB in Untermiete der hat vielleicht ne Kostenquote von ca. 10 % (nur Minijobberin und zahlt gerade mal 400 € Miete).
23.06.2023, 21:20
(23.06.2023, 18:39)Hodler schrieb: Hi,
also ich zahle 17 €/Std. Mitarbeiterkosten sind ca. 2,5k (darin Arbeitgeberbeiträge enthalten) im Monat Büro ist bei 1,9k netto Rest variiert so zwischen 300-1000 € je nach Monat und Anzahl der Auswärtstermine die - dank Videoverhandlungen - immer seltener werden :) Büro werde ich aber wohl bald wechseln da es zu groß ist dann gehen die Kosten etwas runter. Habe nen Kumpel (auch RA) der ist bei nem StB in Untermiete der hat vielleicht ne Kostenquote von ca. 10 % (nur Minijobberin und zahlt gerade mal 400 € Miete).
Für den Rest nur noch teilweise 300 Euro? Das kommt mir arg wenig vor? Was ist mit Marketing, Steuerberater, Kanzleisoftware, Fortbildungen usw?
23.06.2023, 21:47
Mittelwert zwischen 300-1000 sind 600das sind nochmal 7k im Jahr StB kostet 200€ netto im Monat und nochmal 1K Jahresabschluss. Fortbildungen mache ich doch nicht jeden Monat, 15 Stunden Onlinekurse sind ca 700 netto. Software habe ich keine (habe ich mir schon paar mal überlegt, aber bisher habe ich noch keine Notwendigkeiten gesehen) Word und Excel sowie Outlook reichen meiner Meinung nach aus. Kann man sicherlich anders sehen, aber ich habe mich daran gewöhnt. Berufshaftpflciht bei der R+V ist sehr günstig, Kammerbeitrag geht auch. Was ich jetzt aber nicht mitgerechnet habe sind kosten für Telefon, Inet beA und eine Zeitschrift im ArbR die ich mir gönne, wenn man da großzügiger ansetzt dann lass es halt 10k sein :)
24.06.2023, 07:11
(23.06.2023, 21:47)Hodler schrieb: Mittelwert zwischen 300-1000 sind 600das sind nochmal 7k im Jahr StB kostet 200€ netto im Monat und nochmal 1K Jahresabschluss. Fortbildungen mache ich doch nicht jeden Monat, 15 Stunden Onlinekurse sind ca 700 netto. Software habe ich keine (habe ich mir schon paar mal überlegt, aber bisher habe ich noch keine Notwendigkeiten gesehen) Word und Excel sowie Outlook reichen meiner Meinung nach aus. Kann man sicherlich anders sehen, aber ich habe mich daran gewöhnt. Berufshaftpflciht bei der R+V ist sehr günstig, Kammerbeitrag geht auch. Was ich jetzt aber nicht mitgerechnet habe sind kosten für Telefon, Inet beA und eine Zeitschrift im ArbR die ich mir gönne, wenn man da großzügiger ansetzt dann lass es halt 10k sein :)
Wow... und solche Umsätze ohne einen Euro für Werbung.
24.06.2023, 16:48
(21.06.2023, 08:07)Hodler schrieb: Hallo liebe Kollegen,
[...]
Finde ich wirklich interessant, danke!
Einen Fachanwalt hast du bisher nicht, so wie ich das verstehe? Denkst du das würde nochmal spürbar mehr bringen? Ich spiele auch mit dem Gedanken in den nächsten Jahren in die Selbstständigkeit zu gehen, aber spezialisiert auf 1-2 Rechtsgebiete. Scheue mich aber mangels Fachanwalt noch davor. Den darf ich erst nächstes Jahr führen.
18.09.2023, 10:46
.
27.09.2023, 18:39
Ich bin zwar noch im Referendariat, kann aber von dem Anwalt, bei dem ich aktuell bin, berichten und das, was mein Vorredner/meine Vorrednerin sagte, nur bestätigen. In der Stadt, in der ich lebe, finden die Kanzleien (mein Anwalt inkludiert) überhaupt keine Fachkräfte mehr. Das gilt selbst für renommierte Kanzleien, die alt eingesessen sind. Die suchen seit Monaten verzweifelt (auch via Facebook). Die bieten deutlich mehr als Mindestlohn und bekommen trotzdem keine Bewerbungen. Ich denke also, dass man da schon etwas mehr einplanen muss.
15.03.2024, 14:16
(27.09.2023, 18:39)lexspecialis schrieb: Ich bin zwar noch im Referendariat, kann aber von dem Anwalt, bei dem ich aktuell bin, berichten und das, was mein Vorredner/meine Vorrednerin sagte, nur bestätigen. In der Stadt, in der ich lebe, finden die Kanzleien (mein Anwalt inkludiert) überhaupt keine Fachkräfte mehr. Das gilt selbst für renommierte Kanzleien, die alt eingesessen sind. Die suchen seit Monaten verzweifelt (auch via Facebook). Die bieten deutlich mehr als Mindestlohn und bekommen trotzdem keine Bewerbungen. Ich denke also, dass man da schon etwas mehr einplanen muss.
So ist es auch bei uns (mittelgroße Stadt ~100000 EW, BW). Wir sind gemischt, etwa halb/halb Zivil- u Strafrecht. Sobald Zivilrechtler dabei sind, gehen die Personalkosten relativ gesehen hoch, da man mehr und geeignetes Personal braucht, was schwierig zu finden ist.
Kann aber pi mal Daumen sagen, komme als Salary Partner mit ca 200k Umsatz auf grob 130 - 140k eigenen Anteil, verhandle das grade aber nach, da ich als Strafverteidiger ja meist nur kurze Schriftsätze habe und viel vor Gericht oder in JVAen. Bin aber insgesamt recht zufrieden. Mehr geht immer, hab aber ein angenehmes Arbeitsklima. Das ist auch viel wert.
Perspektivisch ist realistisch denke ich Umsatz nochmal bissl hoch, hoffentlich so Richtung 250k, was bei 60k Kosten ja auch schon gut ist (finde ich). Muss davon aber noch Versorgungswerk, KV und Fahrzeug plus bissl Kleinvieh bezahlen, so dass bei 200k Umsatz grob 5500-6000 oder so netto bleiben.
Hab den Eindruck, dass das Verhandlungsgeschick da sehr viel ausmacht. Kenne Leute, die seit Jahren 50 % an die Partner abdrücken zu deren Freude.
Als Einzelanwalt wäre mir das tatsächlich bisschen zu nervig, weil sich bei 5, 6, 7 etc Berufsträgern die Kosten halt schön aufteilen und man da nie richtig Umsatzdruck hat, wenn man mal ein schlechtes Jahr hat, weil es einem zB nicht gut geht etc.
Hofft ja keiner sowas, aber als Einzelkämpfer natürlich anders stressig wie mit mehreren Mitstreitern/-innen.