01.04.2020, 11:27
(01.04.2020, 10:37)Gast schrieb: Diese Behauptung stellt niemand auf. Ich versuche nur mir zu erklären, warum so viel Kritik im Stillen geübt wird, ohne Konsequenzen für sich selbst zu ziehen. Mir viel die Entscheidung aufzuhören auch nicht leicht, was dadurch erschwert wurde, dass viele Leute versuchten auf mich einzuwirken : du kannst doch nicht einfach hinschmeissen etc.
Ich habe mich mit den Problemen an den Personaldezernenten gewendet, der mir vorwarf, meine Erfahrung und Kritik in einer Email formuliert und dadurch fixiert zu haben "haben sie überhaupt darüber nachgedacht, welchen Einfluss das auf ihre Karriere haben kann". Das war mein Hilferuf, der seitens der Verwaltung völlig ignoriert wurde. Danach sagte ich offen, dass ich aufzuhören gedenke. Seine Worte: die von ihnen bearbeiteten Akten waren nicht schlecht, gefallen mir sogar teilweise richtig gut. Wieder wurde von meiner Kritik an den Umständen auf mein "Versagen" geschlossen oder dieses versucht damit zu rechtfertigen. Meine Person war gar nicht Gegenstand meiner Kritik, warum wird plötzlich an meiner fachlichen Befähigung gezweifelt!?
Wisst ihr, ich war gerne Richter, aber konnte in der Arbeitszeit (höchstens 10 Stunden am Tag, danach macht mein Kopf dicht) den hinter den Akten stehenden Menschen nicht gerecht werden, weshalb ich aufgehört habe.
Deswegen wird es tatsächlich so sein, dass Menschen mit Ansprüchen an sich und ihre Arbeit und wirklich Gerechtigkeit im Sinne einer möglichst "richtigen Entscheidung" - und dies streitwertunabhangig - suchen, langfristig unzufriedene Richter sind als solche, die einfach akten abarbeiten.
Recht und Gerechtigkeit sind zwei unterschiedliche Kategorien - die "richtige" Entscheidung kann im Einzelfall "ungerecht" und u.U. auch dem eigenen subjektiven Empfinden des Richters nicht entsprechen. Damit habe ich auch schon gehadert - denn der Richter hat eine immense Verantwortung für die ihm anvertrauten Rechtssuchenden...
Allerdings kann man - selbst bei idealen Bedingungen, die bei weitem nicht alle haben - nur versuchen, die richtige Entscheidung zu treffen und diese so gut es geht zu verantworten und dabei dem Rechtssuchenden und den sonstigen Beteiligten mit Respekt zu begegnen.
Einem Proberichter, der nach der "richtigen" Entscheidung sucht, den sollte man mE darin bestärken. Einen Proberichter, der nach der "gerechten" Entscheidung sucht, den sollte man nmM darin unterstützen, seine Rolle besser zu finden.
Das geht sicher nicht mit einem Hinweis auf "die Karriere", sondern nur mit dem Vermitteln der Rolle des Richters im Justiz- und Gesamtgefüge. Dazu gehört v.a. die Akzeptanz, dass wir nach der prozessualen Wahrheit suchen (wird gerade in der Boulevardpresse oft vergessen) und dass der Angeklagte bzw. die Partei eben ein Rechtssubjekt ist und ein Recht auf einen einseitigen, ggf. sperrigen und "nervigen" Interessensvertreter hat. In diesem Bereich als Richter zu agieren braucht neben umfassenden Kenntnissen des materiellen und prozessualen Rechts vor allem auch Erfahrung -und die kann ein Proberichter noch nicht haben. Deswegen muss er/sie sich erproben, zweifeln, "falsch abbiegen", fragen und seine Rolle in Ruhe finden dürfen.
Im Extremfall kann am Ende der dazu notwendigen Probezeit auch stehen, dass nicht jede/r diese Rolle erfüllend oder akzeptabel findet. Aber auch diese Erkenntnis bzw. Einschätzung kann man respektvoll vermitteln. Jemand, der als Richter nicht passt bzw. sich nicht passend fühlt, verfügt sicher über andere Qualitäten, die ihn/sie in einer anderen Rolle glänzen lassen können.
01.04.2020, 11:40
Gut gesagt.
Ob die Mehrzahl der Leute den Beruf ausüben, weil sie finanziell keine andere Wahl haben, bezweifel ich. Mit dem Eintritt in die Justiz begibt man sich sicherlich nicht allen Qualifikationen, die nicht auch in der Privatwirtschaft noch lukrativ unterzubringen sind. Das sich eine gewisse Zahl an Leuten nicht traut, mag sein.
Solange die Landesgesetzgeber nicht flächendeckend ein Pendant zum Altersgeld schaffen, würde ich ohnehin jedem, der es für sich vorstellen könnte, zunächst Berufserfahrung als Anwalt zu sammeln
Ob die Mehrzahl der Leute den Beruf ausüben, weil sie finanziell keine andere Wahl haben, bezweifel ich. Mit dem Eintritt in die Justiz begibt man sich sicherlich nicht allen Qualifikationen, die nicht auch in der Privatwirtschaft noch lukrativ unterzubringen sind. Das sich eine gewisse Zahl an Leuten nicht traut, mag sein.
Solange die Landesgesetzgeber nicht flächendeckend ein Pendant zum Altersgeld schaffen, würde ich ohnehin jedem, der es für sich vorstellen könnte, zunächst Berufserfahrung als Anwalt zu sammeln
01.04.2020, 11:55
Offen bleibt auch, wieso Richter Narzissten sind, Anwälte aber nicht. Grade unter Anwälten gehört Egogehabe doch (teilweise) zum guten Ton. Letztlich ist halt nicht immer der erste Job der richtige, das ist doch in jeder Fachrichtung so.
In den Aussagen hier steckt sicher ein wahrer Kern - in der Justiz sind alle irgendwie Einzelkämpfer, was auch das Selbstbild prägt. Darüber hinaus halte ich das aber für Jusitz-Bashing. Da kann ich genau so gut sagen, Anwälte fabrizieren nur Müll (aussichtslose Klagen, rechtlich alles halbgar) und sind ansonsten nur drauf aus, ihren Mandanten möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen oder Unternehmensjuristen langweilen sich den ganzen Tag und kriechen dann in der Mittagspause dem Chef in den Arsch, weil es für Karriere dort nur darauf ankommt. Auch hier wohl überall ein Fünckchen Wahrheit, aber mehr auch nicht.
In den Aussagen hier steckt sicher ein wahrer Kern - in der Justiz sind alle irgendwie Einzelkämpfer, was auch das Selbstbild prägt. Darüber hinaus halte ich das aber für Jusitz-Bashing. Da kann ich genau so gut sagen, Anwälte fabrizieren nur Müll (aussichtslose Klagen, rechtlich alles halbgar) und sind ansonsten nur drauf aus, ihren Mandanten möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen oder Unternehmensjuristen langweilen sich den ganzen Tag und kriechen dann in der Mittagspause dem Chef in den Arsch, weil es für Karriere dort nur darauf ankommt. Auch hier wohl überall ein Fünckchen Wahrheit, aber mehr auch nicht.
01.04.2020, 12:04
(01.04.2020, 10:55)Gast schrieb: "Deswegen wird es tatsächlich so sein, dass Menschen mit Ansprüchen an sich und ihre Arbeit und wirklich Gerechtigkeit im Sinne einer möglichst "richtigen Entscheidung" - und dies streitwertunabhangig - suchen, langfristig unzufriedene Richter sind als solche, die einfach akten abarbeiten."
Dem kann ich 100%ig zustimmen. Man muss einfach um langfristig glücklich zu werden den Anspruch aufgeben (oder darf ihn gar nicht erst entwickeln) für die "Gerechtigkeit" zuständig zu sein. Das sind Juristen nicht und das wurde zumindest mir auch schon recht früh im Studium klar gemacht. Der Job des Richters ist letztlich auch nur ein Rad im System, dem Beamten nicht unähnlich. Man muss halt seine Akten in einem Maße vertretbar erledigen, dass bei den Betroffenen nicht das Gefühl von Beliebigkeit besteht. Das ist alles. Wer für Gerechtigkeit sorgen will sollte zu einer NGO oder meinetwegen in die Politik gehen. In der Justiz ist man da schlicht falsch.
Man muss sich als Richter allerdings auch klar machen, dass eben nicht jedes Verfahren gleich viel "wert" ist und ein 300€ Mietrechtsstreit nicht zu 110% mit jeder Abzweigung korrekt gelöst werden muss, solange das Ergebnis stimmt und Rechtsfrieden herrscht. Was für den überwiegenden Großteil der Parteien, insbesondere in den Eingangsinstanzen, zählt, sind der Tenor und ggf. noch der Tatbestand (Stichwort: mir hört mal einer zu). Die rechtlichen Erwägungen in den Entscheidungsgründen sind regelmäßig uninteressant, sofern sie das Ergebnis halbwegs tragen. Daran geht im Übrigen auch der Rechtsstaat nicht zugrunde. In Frankreich ist es bspw. traditionell so, dass Entscheidungen kaum begründet werden. Es funktioniert dort trotzdem noch alles. Wenn man sich davon aber nicht frei machen kann, ist der Weg in die Verbitterung aber natürlich nicht weit.
01.04.2020, 12:29
(01.04.2020, 12:04)Gast schrieb:(01.04.2020, 10:55)Gast schrieb: "Deswegen wird es tatsächlich so sein, dass Menschen mit Ansprüchen an sich und ihre Arbeit und wirklich Gerechtigkeit im Sinne einer möglichst "richtigen Entscheidung" - und dies streitwertunabhangig - suchen, langfristig unzufriedene Richter sind als solche, die einfach akten abarbeiten."
Dem kann ich 100%ig zustimmen. Man muss einfach um langfristig glücklich zu werden den Anspruch aufgeben (oder darf ihn gar nicht erst entwickeln) für die "Gerechtigkeit" zuständig zu sein. Das sind Juristen nicht und das wurde zumindest mir auch schon recht früh im Studium klar gemacht. Der Job des Richters ist letztlich auch nur ein Rad im System, dem Beamten nicht unähnlich. Man muss halt seine Akten in einem Maße vertretbar erledigen, dass bei den Betroffenen nicht das Gefühl von Beliebigkeit besteht. Das ist alles. Wer für Gerechtigkeit sorgen will sollte zu einer NGO oder meinetwegen in die Politik gehen. In der Justiz ist man da schlicht falsch.
Man muss sich als Richter allerdings auch klar machen, dass eben nicht jedes Verfahren gleich viel "wert" ist und ein 300€ Mietrechtsstreit nicht zu 110% mit jeder Abzweigung korrekt gelöst werden muss, solange das Ergebnis stimmt und Rechtsfrieden herrscht. Was für den überwiegenden Großteil der Parteien, insbesondere in den Eingangsinstanzen, zählt, sind der Tenor und ggf. noch der Tatbestand (Stichwort: mir hört mal einer zu). Die rechtlichen Erwägungen in den Entscheidungsgründen sind regelmäßig uninteressant, sofern sie das Ergebnis halbwegs tragen. Daran geht im Übrigen auch der Rechtsstaat nicht zugrunde. In Frankreich ist es bspw. traditionell so, dass Entscheidungen kaum begründet werden. Es funktioniert dort trotzdem noch alles. Wenn man sich davon aber nicht frei machen kann, ist der Weg in die Verbitterung aber natürlich nicht weit.
Ich war in einer Berufungs- und Beschwerdekammer und habe einige Entscheidungen gelesen, bei denen das "Ergebnis" nicht stimmte, sondern schlicht entscheidungserhebliche Tatsachen außer Acht gelassen wurden. Der Gerichtsaal ist kein Therapieraum, in dem die Richter lediglich die Aufgabe haben, Menschen ihr Ohr zu leihen - was übrigens eine Selbstverständlichkeit darstellen sollte!, sondern ein Ort, an dem Recht auf Grundlage des Tatsachenvortrags gesprochen werden sollte. Und wenn nicht genug Zeit zur Verfügung steht eine Akte sorgfältig zu lesen (Ich hatte Akten von 2006 mit einem Umfang von bis zu 2600 Seiten, die so nebenher liefen) und somit den relevanten Sachverhalt zu erarbeiten, jap, dann ist der Rechtsstaat und insbesondere auch der Rechtsfriede gefährdet! Dar Ergebnis kann in einem solchen Fall gar nicht stimmen, wenn nur noch darauf geschaut wird, die überjährigen Verfahren iwie abzuschließen. Wenn Richter Urlaub nehmen müssen, um derartige Verfahren abzuschließen oder in ihrer "Freizeit" Aktenberge bewältigen, dann stimmt was auch nicht.
In der mehrfach angesprochenen Doku wird sinngemäß von einem Richter gesagt: Der Rechtsuchende kann in Deutschland nicht mit der erforderlichen Selbstverständlichkeit damit rechnen, dass seine Akte gelesen bzw. gründlich gelesen wird. Das ist ein Armutszeugnis...
Und niemand behauptet, dass Rechtsanwälte unter Umständen weniger narzisstisch seien als Richter, davon war nie die Sprache. Das Buch, auf das Bezug genommen wird, heißt übrigens "die narzisstische Gesellschaft" und nicht die narzisstische Richterschaft:)
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass das Argument "viele arbeiten als Richter und quittieren nicht den Dienst" nicht taugt die Behauptung zu entkräften, dass an manchen deutschen Gerichten bzw Dezernaten unmögliche Zustände herrschen.
01.04.2020, 12:44
Ich stehe derzeit am Ende meines Referendariats und warte darauf, zur Prüfung antreten zu dürfen. Die "gewonnene Zeit" möchte ich gerne nutzen, hier meine Erfahrungen zu schildern:
Ich habe iRm Referendariats (freiwillig) sehr viel Zeit bei Gerichten und Behörden verbracht. Bei wirklich jeder einzelnen Station bin ich auf Leute getroffen, die viel gearbeitet haben (sich also nicht auf ihrer Beamtenposition ausgeruht haben), respektvoll mit den Verfahrensbeteiligten umgegangen sind und emotionalen Situationen (bspw. in Betreuungssachen, Familiensachen, Strafsachen) bei Wahrung der erforderlichen Distanz nicht teilnahmslos gegenüberstanden. Natürlich gibt es überall negative Ausnahmen, aber ich möchte behaupten, dass man idR mit seinen Anliegen bei der Justiz und den Behörden trotz der dortigen mangelhaften Ressourcen (zu wenig Stellen, alte Gesetze, Kommentare, IT-Infrastruktur, Fortbildungsmöglichkeiten) gut aufgehoben ist. Da es ein "Geschmäckle" hat, wenn man dies derart lobend vor seinen Ausbildern und Ausbilderinnen mitteilt, nutze ich hier mal die Gelegenheit und sage : Danke für Eure /Ihre gute Arbeit! :-)
Ich habe iRm Referendariats (freiwillig) sehr viel Zeit bei Gerichten und Behörden verbracht. Bei wirklich jeder einzelnen Station bin ich auf Leute getroffen, die viel gearbeitet haben (sich also nicht auf ihrer Beamtenposition ausgeruht haben), respektvoll mit den Verfahrensbeteiligten umgegangen sind und emotionalen Situationen (bspw. in Betreuungssachen, Familiensachen, Strafsachen) bei Wahrung der erforderlichen Distanz nicht teilnahmslos gegenüberstanden. Natürlich gibt es überall negative Ausnahmen, aber ich möchte behaupten, dass man idR mit seinen Anliegen bei der Justiz und den Behörden trotz der dortigen mangelhaften Ressourcen (zu wenig Stellen, alte Gesetze, Kommentare, IT-Infrastruktur, Fortbildungsmöglichkeiten) gut aufgehoben ist. Da es ein "Geschmäckle" hat, wenn man dies derart lobend vor seinen Ausbildern und Ausbilderinnen mitteilt, nutze ich hier mal die Gelegenheit und sage : Danke für Eure /Ihre gute Arbeit! :-)
01.04.2020, 12:51
(01.04.2020, 12:44)EinEindruck schrieb: Ich stehe derzeit am Ende meines Referendariats und warte darauf, zur Prüfung antreten zu dürfen. Die "gewonnene Zeit" möchte ich gerne nutzen, hier meine Erfahrungen zu schildern:
Ich habe iRm Referendariats (freiwillig) sehr viel Zeit bei Gerichten und Behörden verbracht. Bei wirklich jeder einzelnen Station bin ich auf Leute getroffen, die viel gearbeitet haben (sich also nicht auf ihrer Beamtenposition ausgeruht haben), respektvoll mit den Verfahrensbeteiligten umgegangen sind und emotionalen Situationen (bspw. in Betreuungssachen, Familiensachen, Strafsachen) bei Wahrung der erforderlichen Distanz nicht teilnahmslos gegenüberstanden. Natürlich gibt es überall negative Ausnahmen, aber ich möchte behaupten, dass man idR mit seinen Anliegen bei der Justiz und den Behörden trotz der dortigen mangelhaften Ressourcen (zu wenig Stellen, alte Gesetze, Kommentare, IT-Infrastruktur, Fortbildungsmöglichkeiten) gut aufgehoben ist. Da es ein "Geschmäckle" hat, wenn man dies derart lobend vor seinen Ausbildern und Ausbilderinnen mitteilt, nutze ich hier mal die Gelegenheit und sage : Danke für Eure /Ihre gute Arbeit! :-)
By the way: auch ich war nach dem ref noch oder gerade deshalb überzeugt, dass die Justiz für mich das richtige ist. Im ref befindet man sich allerdings auf einer Insel der Glückseligen im Vergleich zum späteren Alltag. Einen richtigen Einblick hinter die Kulissen bekommst du mE dort nur bedingt
01.04.2020, 13:16
(01.04.2020, 12:29)Gast schrieb: [quote pid='39115' dateline='1585735468']
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass das Argument "viele arbeiten als Richter und quittieren nicht den Dienst" nicht taugt die Behauptung zu entkräften, dass an manchen deutschen Gerichten bzw Dezernaten unmögliche Zustände herrschen.
[/quote]
Das bestreitet auch keiner. Genauso solltest du allerdings auch akzeptieren, dass es Leute gibt, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur und/oder ihrer Arbeitsweise nicht für den Justizdienst geeignet sind. Es ist bei der Diskussion hier nun mal bezeichnend, dass du die "Schuld" allein bei dem System Justiz und bei einzelnen ehemaligen Kollegen suchst, hier aber nicht mit einem Wort angesprochen hast, was dein Beitrag zu deiner damaligen Situation gewesen sein könnte.
01.04.2020, 13:21
(01.04.2020, 12:51)Exit BW schrieb:(01.04.2020, 12:44)EinEindruck schrieb: Ich stehe derzeit am Ende meines Referendariats und warte darauf, zur Prüfung antreten zu dürfen. Die "gewonnene Zeit" möchte ich gerne nutzen, hier meine Erfahrungen zu schildern:
Ich habe iRm Referendariats (freiwillig) sehr viel Zeit bei Gerichten und Behörden verbracht. Bei wirklich jeder einzelnen Station bin ich auf Leute getroffen, die viel gearbeitet haben (sich also nicht auf ihrer Beamtenposition ausgeruht haben), respektvoll mit den Verfahrensbeteiligten umgegangen sind und emotionalen Situationen (bspw. in Betreuungssachen, Familiensachen, Strafsachen) bei Wahrung der erforderlichen Distanz nicht teilnahmslos gegenüberstanden. Natürlich gibt es überall negative Ausnahmen, aber ich möchte behaupten, dass man idR mit seinen Anliegen bei der Justiz und den Behörden trotz der dortigen mangelhaften Ressourcen (zu wenig Stellen, alte Gesetze, Kommentare, IT-Infrastruktur, Fortbildungsmöglichkeiten) gut aufgehoben ist. Da es ein "Geschmäckle" hat, wenn man dies derart lobend vor seinen Ausbildern und Ausbilderinnen mitteilt, nutze ich hier mal die Gelegenheit und sage : Danke für Eure /Ihre gute Arbeit! :-)
By the way: auch ich war nach dem ref noch oder gerade deshalb überzeugt, dass die Justiz für mich das richtige ist. Im ref befindet man sich allerdings auf einer Insel der Glückseligen im Vergleich zum späteren Alltag. Einen richtigen Einblick hinter die Kulissen bekommst du mE dort nur bedingt
Den vollumfänglichen Eindruck bekommt man im Ref sicherlich nicht und es gibt sicher auch noch einmal wesentliche Unterschiede in den unterschiedlichen Gerichtsbezirken und Bundesländern.
Der "Schlag Mensch", den ich in den Stationen kennengelernt habe, hat mich dennoch sehr positiv überrascht.
Anders gesagt: Wem es nur ums "Geld" geht und darum, sich etwas dadurch zu beweisen, im Maßanzug im Glaseckbüro zu sitzen, der wird wohl nicht in die Justiz oder den öffentlichen Dienst gehen.
01.04.2020, 13:23
(01.04.2020, 13:16)Gast schrieb:(01.04.2020, 12:29)Gast schrieb: [quote pid='39115' dateline='1585735468']
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass das Argument "viele arbeiten als Richter und quittieren nicht den Dienst" nicht taugt die Behauptung zu entkräften, dass an manchen deutschen Gerichten bzw Dezernaten unmögliche Zustände herrschen.
Das bestreitet auch keiner. Genauso solltest du allerdings auch akzeptieren, dass es Leute gibt, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur und/oder ihrer Arbeitsweise nicht für den Justizdienst geeignet sind. Es ist bei der Diskussion hier nun mal bezeichnend, dass du die "Schuld" allein bei dem System Justiz und bei einzelnen ehemaligen Kollegen suchst, hier aber nicht mit einem Wort angesprochen hast, was dein Beitrag zu deiner damaligen Situation gewesen sein könnte.
[/quote]
Wie in jedem x-beliebigen Verkehrsunfall: Schuld war immer der andere ;)