Ist erben ungerecht?

[GastG]

Das ist doch genau der Punkt. Bereits ein kleines Häusschen am Münchener Stadtrand, das sich in den 60ern ein einfacher Handwerker mit seiner Familie locker leisten konnte, macht den Enkel heute ohne jede Leistung zum Millionär. Und das kann man mit keinem Gehalt der Welt mehr aufholen, auch nicht mit einem GK Gehalt. Und dieser Effekt verstärkt sich von Generation zu Generation.

Und deshalb soll jetzt der Enkel, der womöglich sogar in dem Haus aufgewachsen ist, woanders hin ziehen, damit der zugezogene neureiche Yuppieanwalt sein Einfamilienhaus in München haben kann. 
Dass der Anwalt nur deshalb 140k verdient, weil er aus einem bildungsaffinen Elternhaus kommt und die Natur ihm die notwendigen Talente und Fähigkeiten mitgab, während der Enkel unseres Handwerkers vielleicht andere Fähigkeiten hat und wieder einfach Handwerker wurde, ist doch dann aber mindestens genauso ungerecht wie der finanzielle Aspekt?

Das hat keiner gesagt, was ist denn das für eine schlechte Argumentationsstruktur? Schreibst Du so Deine Schriftsätze? Irgendwelche Strohmänner aufstellen, die man dann bravorös erledigt? 

Und was soll das zweite Argument für ein Argument sein? Was genau adressierst du? Was ist deine Conclusio? Weil es Ungerechtigkeiten gibt, die sich nicht beeinflussen lassen (solche Dinge wie Gesundheit, Talent, das Elternhaus), müssen wir alle Ungerechtigkeiten hinnehmen? Leute ey, bei dem Argumentationsniveau hier im Forum wundert es mich echt nicht, dass man so leicht trotz fachlicher Fehler so gute Noten im Examen bekommt - wenn in Klausuren auf ähnlichem Level argumentiert wird.

Wieso so angefasst? Wie soll man denn den Satz, dass durch das Einfamilienhaus der Enkel heute ohne jede Leistung zum Millionär würde, sonst verstehen, wenn nicht als Benennung einer vermeintlichen Ungerechtigkeit, die beseitigt gehört? Dann stellt sich schon die Frage, wer aus dieser Perspektive "gerechterweise" das Haus haben sollte. Das kann dann doch nur  ein vermeintlicher "Leistungsträger" sein. 

Ob, wo und was für ein Haus man sich heute leisten kann, ist in unserer Gesellschaft nunmal eine Frage der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Und diese Leistungsfähigkeit hängt maßgeblich von Gesundheit, Talent und Bildung ab. Letzteres ist wiederum zu einem großen Teil abhängig vom sozio-ökonomischen Status des Elternhauses. Der finanzielle Aspekt des Erbes ist nur einer von vielen Treibern von Ungleichheit und eher Symptom als Ursache.

Also wenn wir von dem von mir ausgeführen Gerechtigkeitskonzept ausgehen, wäre es an sich absolut gerecht, wenn das Haus der Gesellschaft zugute kommt. Derjenige, der etwas dafür geleistet hat (Opa), hat es genutzt. Wer nichts dafür geleistet hat (Enkel) hat darauf keinen Anspruch.

Das ist aber ein Extrem, das so wenig praktikabel sein wird. Insofern spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, bei SELBSTGENUTZTEM Wohneigentum keine oder sehr geringe Steuern zu erheben. Was aber zu genau den Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt führt ist, wenn das Vermögen liquide gemacht oder gar zu Spekulationszwecken genutzt wird, ohne, dass die Gesellschaft an den Gewinnen beteiligt wird. Das ist eklatant ungerecht, weil die Gesellschaft bei durch Leistung erworbenen Einkünften (Lohn) massiv beteiligt wird. 

Der zweite Satz stimmt einfach nicht. Es ist eine Wunschvorstellung. Ob und was für ein Haus man sich leisten kann, hängt heute auch maßgeblich davon ab, ob und wieviel man erbt. Ein Haus im Hamburger Zentrum zu kaufen, kann sich heute auch ein GK Partner nicht mehr leisten, wir reden hier von Preisen von 10+ Mio. Und ja, der Erbfaktor ist ein Faktor von vielen. Aber an diesem können wir ansetzen, während wir auf Dinge wie Gesundheit und Intelligenz keinen Einfluss haben ( wohl aber auf die Bildungsfrage und darauf, ob ungebildete/bildungsferne Eltern zu haben wirklich schon quasi im Mutterleib das Aus für den sozialen Aufstieg bedeuten muss - dem ist nämlich eigentlich nicht so).

Und nur mal zur Einordnung, weil hier anscheinend so getan wird, als ob meine Argumente irgendwie "links" seien. Ich bin FDP Mitglied und Kernliberal, wenig liegt mir ferner, als links zu sein. Aber gerade als Liberaler ist unser forderstes Ziel Leistungsgerechtigkeit herzustellen, wo es nur möglich ist. Meine Argumente stammen daher auch nicht von irgendwelchen marxistischen Theoretikern, sondern von renommierten Ökonomen.