24.04.2014, 12:04
hatte auch wahnsinnige Angst vor der Sitzungsvertretung.
nach dem ersten mal, habe ich mich aber dann immer gefragt: Wie oft DARF ich das noch machen ;)
An alle, die dies noch vor sich haben.
Natürlich seid ihr wahnsinnig nervös und geht im Kopf jedes Szenario durch.
Doch den meisten macht dies dann auch richtig Spaß und oft sind die Richter auch nett (zumindest in meinem LGBezirk).
Aber auch von einem ruppigen Richter darf man sich nicht einschüchtern lassen.
Ihr tretet als StA auf und habt eure Rechte und dürft an der Verhandlung teilnehmen und wenn ihr Fragen habt, fragt. Egal ob der Richter die Augen verdreht.
Ihr tragt eine riesen Verantwortung. Der Angeklagte soll doch gerecht behandelt werden und dazu gehört eine gute Aufklärung des Falles. In den meisten Fällen ist dies unproblematisch, aber in einigen muss man auch mal bisschen nachbohren.
Musste mich auch schon gegen einen Richter durchsetzen, der unbedingt einstellen wollte.
Mein Ausbilder meinte, ich habe zwar freie Hand, aber wir waren uns beide einig, dass wir nicht einstellen, sofern sich am SV nichts ändert. Das hat es auch nicht. Im Gegenteil, der Mandant, leugnete erst alles, dann fand er eine unglaubhafte Ausrede und dann legte er ein Geständnis ab, wobei er aber immer noch dem Opfer die Schuld gab (dass er ihn geschlagen hat).
Der RA wollte einstellen, der Richter gab zu erkennen, dass er auch wollte (muss dann ja kein Urteil schreiben) und ja am kleinen doofen Referendar scheiterte es dann.
Aber egal, solange man sich höflich, respektvoll gegenüber Richter UND Angeklagten gibt und fair verhandelt, kann einem nichts passieren.
Zu Not gibt's ja immer noch das Telefon, um den Ausbilder anzurufen.
Aber Sitzungsvertretung ist eine saugute Möglichkeit, sein Selbstbewusstsein zu stärken und auch mal etwas alleine zu machen. Meist das erste, was jeder Referendar alleine machen darf.
Scheut die Hürde nicht und nutzt diese Chance.
Hatte damals auch überlegt, mich lieber einem Richter zuteilen zu lassen, um dem Sitzungsdienst zu entgehen.
Im Nachhinein bin ich so froh, die Chance genutzt zu haben.
Denn da kann einem nicht viel passieren, solange man 2-3 Regeln einhält.
An meinem ersten Tag, saß eine Schulklasse hinten drinnen (14 Jahre etwa). Als die reinkamen, rutschte mir das Herz in die Hose.
Fühlte ich mich doch noch so klein und unscheinbar.
Dann dachte ich mir: Du bist doch der Staatsanwalt. Brust raus und selbstbewusst ausschauen.
Nach einer längeren Pause ging ich wieder zum Sitzungssaal und die Schüler, welche überall rumstanden grüßten mich voller Respekt und mit scheuen Blicken.
Da wurde mir erst einmal bewusst, dass ich nach außen nicht als kleiner Referendar auftratt, sondern als Staatsanwalt/Jurist.
Verstärkt wurde das auch, als der Lehrer den Schülern erklärte: So, der Staatsanwalt ist schon da, der Richter kommt gleich. Da müssen wir dann aufstehen.
Auch die 2 Buben meiner ersten Verhandlung betrachteten mich ja auch nicht als kleiner Referendar, sondern hatten Schiss vor dem Richter und mir (wir traten beide aber sehr freundlich auf und sie kamen gut weg, also das lag nur an der Situation)
Aber dieser erste wirkliche praktische Arbeitstag in meinem Juristenleben hat mir sehr viel mitgegeben und als der Richter bei meinem Ausbilder anrief und meinte, ich habe mich sehr gut geschlagen... Ich war so erleichtert und hatte sicher 50 kg mehr Selbstbewusstsein auf dem Buckel.
Trotzdem vor jeder Sitzungsvertretung war ich nervös und hatte Angst, dass etwas käme, was ich noch nie gehört habe.
Das ist auch normal und lasst euch deswegen nicht entmutigen.
Vertraut auf euer Können und seid in erster Linie einfach ein Mensch, der dem Angeklagten nicht feindlich gegenüber steht. Reicht ihm eine Hand und sorgt für einen fairen Prozess.
Vielleicht hilft es euch auch, wenn ihr mal fertige Anwälte und Staatsanwälte beobachtet. Meist sind sie in ihrem Plädoyer auch nicht so sicher und geben kein gutes Bild eines guten Redners ab.
Ist doch normal und glaubt nicht, dass ihr als Looser dasteht, nur weil ihr mal etwas mehr ablest oder nicht völlig frei reden könnt.
Traut es euch zu und schaut einfach immer mal in die Runde. Der Angeklagte wird euch ganz anders wahrnehmen, wenn ihr in anschaut und nicht nur über ihn und eine Tat redet.
Es sind Kleinigkeiten, aber damit könnt ihr groß rauskommen.
Das Wichtigste:
Seid immer so, wie ihr seid.
Versucht nicht, einen erfahrenen Staatsanwalt darzustellen oder euch als großen Schauspieler zu präsentieren.
Jeder sollte so auftreten, wie er ist.
Der ruhigere Vertreter macht keine große Show, das wirkt gespielt und nimmt euch niemand ab.
Es ist nicht schlimm, nur das Nötigste zu sagen und es kommt lächerlich an, wenn ihr künstlich Fragen stellt, nur um was zu sagen.
Jeder von euch schafft das.
nach dem ersten mal, habe ich mich aber dann immer gefragt: Wie oft DARF ich das noch machen ;)
An alle, die dies noch vor sich haben.
Natürlich seid ihr wahnsinnig nervös und geht im Kopf jedes Szenario durch.
Doch den meisten macht dies dann auch richtig Spaß und oft sind die Richter auch nett (zumindest in meinem LGBezirk).
Aber auch von einem ruppigen Richter darf man sich nicht einschüchtern lassen.
Ihr tretet als StA auf und habt eure Rechte und dürft an der Verhandlung teilnehmen und wenn ihr Fragen habt, fragt. Egal ob der Richter die Augen verdreht.
Ihr tragt eine riesen Verantwortung. Der Angeklagte soll doch gerecht behandelt werden und dazu gehört eine gute Aufklärung des Falles. In den meisten Fällen ist dies unproblematisch, aber in einigen muss man auch mal bisschen nachbohren.
Musste mich auch schon gegen einen Richter durchsetzen, der unbedingt einstellen wollte.
Mein Ausbilder meinte, ich habe zwar freie Hand, aber wir waren uns beide einig, dass wir nicht einstellen, sofern sich am SV nichts ändert. Das hat es auch nicht. Im Gegenteil, der Mandant, leugnete erst alles, dann fand er eine unglaubhafte Ausrede und dann legte er ein Geständnis ab, wobei er aber immer noch dem Opfer die Schuld gab (dass er ihn geschlagen hat).
Der RA wollte einstellen, der Richter gab zu erkennen, dass er auch wollte (muss dann ja kein Urteil schreiben) und ja am kleinen doofen Referendar scheiterte es dann.
Aber egal, solange man sich höflich, respektvoll gegenüber Richter UND Angeklagten gibt und fair verhandelt, kann einem nichts passieren.
Zu Not gibt's ja immer noch das Telefon, um den Ausbilder anzurufen.
Aber Sitzungsvertretung ist eine saugute Möglichkeit, sein Selbstbewusstsein zu stärken und auch mal etwas alleine zu machen. Meist das erste, was jeder Referendar alleine machen darf.
Scheut die Hürde nicht und nutzt diese Chance.
Hatte damals auch überlegt, mich lieber einem Richter zuteilen zu lassen, um dem Sitzungsdienst zu entgehen.
Im Nachhinein bin ich so froh, die Chance genutzt zu haben.
Denn da kann einem nicht viel passieren, solange man 2-3 Regeln einhält.
An meinem ersten Tag, saß eine Schulklasse hinten drinnen (14 Jahre etwa). Als die reinkamen, rutschte mir das Herz in die Hose.
Fühlte ich mich doch noch so klein und unscheinbar.
Dann dachte ich mir: Du bist doch der Staatsanwalt. Brust raus und selbstbewusst ausschauen.
Nach einer längeren Pause ging ich wieder zum Sitzungssaal und die Schüler, welche überall rumstanden grüßten mich voller Respekt und mit scheuen Blicken.
Da wurde mir erst einmal bewusst, dass ich nach außen nicht als kleiner Referendar auftratt, sondern als Staatsanwalt/Jurist.
Verstärkt wurde das auch, als der Lehrer den Schülern erklärte: So, der Staatsanwalt ist schon da, der Richter kommt gleich. Da müssen wir dann aufstehen.
Auch die 2 Buben meiner ersten Verhandlung betrachteten mich ja auch nicht als kleiner Referendar, sondern hatten Schiss vor dem Richter und mir (wir traten beide aber sehr freundlich auf und sie kamen gut weg, also das lag nur an der Situation)
Aber dieser erste wirkliche praktische Arbeitstag in meinem Juristenleben hat mir sehr viel mitgegeben und als der Richter bei meinem Ausbilder anrief und meinte, ich habe mich sehr gut geschlagen... Ich war so erleichtert und hatte sicher 50 kg mehr Selbstbewusstsein auf dem Buckel.
Trotzdem vor jeder Sitzungsvertretung war ich nervös und hatte Angst, dass etwas käme, was ich noch nie gehört habe.
Das ist auch normal und lasst euch deswegen nicht entmutigen.
Vertraut auf euer Können und seid in erster Linie einfach ein Mensch, der dem Angeklagten nicht feindlich gegenüber steht. Reicht ihm eine Hand und sorgt für einen fairen Prozess.
Vielleicht hilft es euch auch, wenn ihr mal fertige Anwälte und Staatsanwälte beobachtet. Meist sind sie in ihrem Plädoyer auch nicht so sicher und geben kein gutes Bild eines guten Redners ab.
Ist doch normal und glaubt nicht, dass ihr als Looser dasteht, nur weil ihr mal etwas mehr ablest oder nicht völlig frei reden könnt.
Traut es euch zu und schaut einfach immer mal in die Runde. Der Angeklagte wird euch ganz anders wahrnehmen, wenn ihr in anschaut und nicht nur über ihn und eine Tat redet.
Es sind Kleinigkeiten, aber damit könnt ihr groß rauskommen.
Das Wichtigste:
Seid immer so, wie ihr seid.
Versucht nicht, einen erfahrenen Staatsanwalt darzustellen oder euch als großen Schauspieler zu präsentieren.
Jeder sollte so auftreten, wie er ist.
Der ruhigere Vertreter macht keine große Show, das wirkt gespielt und nimmt euch niemand ab.
Es ist nicht schlimm, nur das Nötigste zu sagen und es kommt lächerlich an, wenn ihr künstlich Fragen stellt, nur um was zu sagen.
Jeder von euch schafft das.
Nachrichten in diesem Thema
Sitzungsvertretung - wie häufig muss man das machen? - von K.Pau - 01.02.2014, 17:24
RE: Sitzungsvertretung - wie häufig muss man das machen? - von Melli - 01.02.2014, 21:11
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RE: Sitzungsvertretung - wie häufig muss man das machen? - von Andy - 12.09.2016, 19:01
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